Öffentliche Pilzlehrwanderung
Durch die Wälder bei Wendorf/Weberin und Kritzow
Das Wetter war uns heute hold. Eigentlich waren zahlreiche Schauer angesagt. Diese hielten sich zurück und wir kamen trocken durch den Wald.
Am Sonnabend, dem 23. August 2014, war es wieder soweit. Das pilzkundliche Informationszentrum Steinpilz – Wismar lud zu einer weiteren, geführten Lehrwanderung zum Thema „Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten“ ein. Da wir vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst in der Regel alle 14 Tage zu einer Pilzwanderung aufbrechen, können Pilzfreunde, die regelmäßig teilnehmen, diesen Wandel haut- und naturnah miterleben. Die Aspektabfolge der Artenzusammensetzung beginnt sich nun, Ende August, bereits wieder deutlicher zu Wandeln. Noch sind wir im Sommer, aber es hat eigentlich schon der Pilzherbst begonnen und zu den teils sehr interessanten und wärmeliebenden Sommerpilzen gesellen sich nun und in den kommenden Wochen immer mehr Herbstpilze. Die Zeit zwischen Mitte August und Mitte Oktober ist in der Regel die Hochzeit des Pilzjahres, der Pilzherbst!. Bei günstigen Wachstumsbedingungen ist die Artenvielfalt jetzt kaum zu überblicken und auch die Körbe der Laiensammler füllen sich immer öfter mit den landläufig bekannten und volkstümlichen Arten. Aber was machen, wenn diese Mangelware sind, aber der Wald trotzdem genügend Pilze bereithält? Da ist eine Lehrwanderung genau das richtige, um seinen Horizont zu erweitern und zugleich auch die Pilze kennen zu lernen, die einem möglicherweise gefährlich werden können. In diesem Sinne waren alle Pilz-, Natur-, und Wanderfreunde, die am heutigen Sonnabend Lust hatten mit uns auf die Pilzpirsch zu gehen, wieder sehr herzlich eingeladen. Und das waren immerhin 25 an der Zahl. Das Pilzaufkommen war überschaubar, aber dennoch recht vielseitig und der Eine oder Andere konnte sogar eine frische Pilzmahlzeit mit nach hause nehmen. Hier einige Bilder:
Es war heute wirklich eine ansehnliche Truppe, die sich zu unserer Wanderung am Waldrand bei Wendorf einfanden. Das war auch kein Wunder, denn das Wetter zeigt sich schon seit geraumer Zeit recht herbstlich.
Zum Glück hatte ich bei so vielen Leuten auch Verstärkung. Jonas, der jüngste Pilzberater Mecklenburg – Vorpommerns, und Klaus Warning aus Bützow (leider nicht im Bild) standen mit Rat und Tat zur Seite.
Diese seltenen Sternstäublinge (Mycenastrum corium) hatte uns Klaus Warning zum Vorstellen mitgebracht.
Nachdem sich jeder in die Teilnehmerliste eingetragen hatte und die fünf Euro Teilnahmegebühr entrichtete, ging es endlich los.
Sogleich wurden am Wegrand die ersten Pilze entdeckt. Charakteristisch für solche Standorte ist u.a. der essbare Gelbbraune Trichterling (Clitocybe gibba).
Auch gern längst der Waldwegränder wächst das Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). Es darf als säuerlich schmeckender Speisepilz in den Sammelkorb wandern.
Insbesondere wenn Eichen in der Nähe sind, finden wir nicht selten auch das Falsche Rotfüßchen (Xerocomus porosporus). Wie nach der wissenschaftlichen Bezeichnung schon zu vermuten ist, unterscheid er sich schon durch seine Sporen unter dem Mikroskop vom echten Rotfüßchen. Aber auch am Stiel finden wir kaum Rottöne und unter der rissigen Huthaut schimmert es gelblich, statt rötlich. Für den Kochtopfmykologen spielen diese Unterschiede aber kaum eine Rolle, denn auch er ist essbar.
Hier die Draufsicht auf das Falsche Rotfüßchen (Xerocomus porosporus).
Bei diesem mehrjährigen Flachen Lackporling (Ganoderma lipsiense) ist gut die weißliche Zuwachskannte zu erkennen.
Auf der Unterseite einiger Fruchtkörper dieser Art fanden wir heute diese graulila Strukturen. Sicherlich dürfte es sich um Pilzhyphen oder Geflechte handeln, aber welche Art dafür verantwortlich zeichnet, konnten wir nicht ermitteln.
Immer wieder wird neues entdeckt. Hier steht Pilzberater Klaus Warning (rechts) Rede und Antwort.
Ein junger und gedrungener Weißer Anis – Champignon (Agaricus arvensis). Er schmeckt vorzüglich und ist an seinem Anis- oder Bittermandelgeruch gut zu erkennen. Allerdings sollten sich Mahlzeiten von ihm in Grenzen halten, da er nennenswert Schwermetalle anreichern kann.
Im saftigen Moos des Fichtenwaldes wuchsen diese jungen Ziegenlippen (Xerocomus subtomentosus). Durch olivbräunliche, wildlederartige Hutoberfläche, goldgelbe Röhrenmündungen, gelbbräunliche Stiele ohne Rotanteile und fehlender Obstgeruch lassen sich die Pilze gut von den verwandten Rotfüßchen unterscheiden. Essbar.
Aus einer alten und mächtigen Eiche wuchs dieses merkwürdige Gebilde heraus – die Ochsenzunge oder der Leberpilz (Fistulina hepatica). Tatsächlich ähnelt die Konsistenz des Fruchtkörpers an ein Stück rohes Fleisch oder Leber. Von einigen Pilzfreunden wird die herb – säuerlich schmeckende Ochsenzunge als Speisepilz geschätzt. Sie sollte aber vor dem Verzehr unbedingt einige Stunden gewässert werden.
Sehr würzig im Geschmack, aber oft schwierig zu säubern, ist die weitaus bekanntere und beliebte Krause Glucke oder Fette Hennen (Sparassis crispa). Sie wächst von Ende Juli bis in den Winter hinein meist am Grund alter Kiefern.
Immer wieder gibt es interessantes in den Körben der einzelnen Sammler zu entdecken und es ergeben sich allerlei Fachsimpelleien.
Mitten im Wald ein idyllisches Anwesen – der Forsthof.
Deutlich ist die starke Riefung an den Rändern der Fuchsigen Scheidenstreiflinge (Amanita fulva) zu erkennen. Sie dürfen zu den Speisepilzen gelegt werden.
Breitblättrige Rüblinge (Megacollybia platyphylla) sind häufig auf fast allen Pilzwanderungen zwischen Mai und November und wir haben sie schon oft vorgestellt. Dieses Büschel war heute aber besonders fotogen. Als Speisepilz nicht empfehlenswert bis giftverdächtig.
Welch ein Sammlerglück! Nochmals eine schöne Krause Glucke!
Ein sehr guter, schmackhafter Speisepilz, ist der Braune Ledertäubling (Russula integra). Wir finden ihn unter Kiefern. Hier ist aber Vorsicht geboten, denn genau dort ist auch der sehr ähnliche und äußerst scharf schmeckende Zedernholz – Täubling zu hause. Das vorherige Kosten der Lamellen ist sehr zu empfehlen. Reifere Leder – Täublinge sind aber ohne Kostprobe schon gut an ihren buttergelben bis ockerfarbenen Lamellen zu erkennen.
Wie die Hühner auf der Stange. Noch kurz vor Ende der Wanderung eine kleine Verschnaufpause.
Unser Abschlussfoto. Leider sind nicht mehr alle dabei, da sie sich zwischenzeitlich bereits verabschiedet hatten. 23. August 2014.
Regionalinformationen auch unter: www.amt-crivitz.de
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!