Individuelle Pilzwanderung bei Jülchendorf
Um die wichtigsten Speise- und Giftpilze ging es auch auf der heutigen, Individuellen Pilzwanderung im ehemaligen Staatsforst Turloff bei Jülchendorf.
Am Sonnabend, dem 30. August 2014, war ich wieder mit Wismarer Pilzfreunden zu einer individuellen Wanderung verabredet. Vom Parkplatz gegenbüber dem Zeughaus brachen wir gegen 10.00 Uhr in Richtung Jülchendorf auf. Ich hatte ein etwas moosiges und lichteres Mischwaldgebiet auf sandigen Böden ausgesucht, da es hier zur Zeit am sinnvolsten ist, nach Pilzen zu schauen. Ob wir tatsächlich fündig wurden, werden uns die folgenden Bilder veraten.
Voller Optimismus ging es auf dem alten Kolonenweg in den Wald hinein.
Bald waren auch schon die ersten ansehlichen Pilze entdeckt. Links ein rötender Safran - Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) und rechts ein Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera). Die Hüte beider Arten sind sehr schmackhaft.
Sehr schmackhaft, sogar roh, ist auch der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca). Markant ist bei dieser Art der meist helle Hutrand. Die fleischfarbene Huthaut reicht nicht bis zum Rand heran.
Es dauerte nicht lange und bald tauchten zahlreiche Röhrlinge auf. Am häufigsten waren die Marone (Xerocomus badius), links, mit ihren gelbgrünlichen Röhren, die auf Druck oft blaufleckig werden und die mit leuchtend gelben Röhrenmüdungen versehene Ziegenlippe, rechts im Bild, die auf Druck und im Schnitt nicht blaut.
Während sich die Leute über zahlreiche Maronen, Ziegenlippen und Goldröhrlinge freuten, begeisterte mich diese Röhrlingsart am meisten. Der Hasenröhrling (Gyroporus castaneus) ist nicht sonderlich oft zu finden und zählt dadurch zu unseren selteneren Röhrlingen. Im Volksmund und in älteren Büchern wird er auch Hasensteinpilz genannt, obwohl er mit Steinpilzen allenfalls entfernt verwandt ist, den er steht zusammen mit dem Kornblumen - Röhrling in einer ganz anderen Gattung. Essbar, aber lieber schonen!
Unter Kiefern ist der Braune Ledertäubling (Russula integra) zu hause. Hier mußte auch ich des öfteren zur Sicherheit eine Kostproben der Lamellen nehmen, denn am Standort war auch der sehr ähnliche und äußerst scharf schmeckende Zedernholz - Täubling vertreten. Der Braune Leder - Täubling zählt, genau wie seine Verwandten, zu den guten Speisepilzen.
Große Freude, zumindest bei mir, über diese wunderschönen Pilze. Leider finden wir sie nicht auf jeder Pilzwanderung, denn keine Art verdient es mehr auf einer Lehrwanderung vorgestellt zu werden. Der Grüne Knollenbätterpilz (Amanita phalloides) gilt als unser gefährlichster und tödlichster Giftpilz. Mehr oder weniger grüner, auch weißer Hut, weiße Lamellen, weißliche, hängende Manschette, grünlich genatterter Stiel und eine deutliche, mit Hautlappen, den Resten einer früheren "Eihülle" versehenen Knolle, sowie ein angenehmer Honiggeruch kennzeichnen ihn sehr gut. Er lebt mit Eichen, Buchen, Fichten und Linden in Symbiose und wächst von Ende Juni bis Anfang November. Die Stielknolle kann beim herausnehmen leicht im Boden stecken bleiben, so wie auf dem linken, liegenden Exemplar zu sehen ist.
Zur gleichen Gattung gehört auch dieser Knollenblätterpilz, der Porphyrbraune Wulstling. Er enthält aber nur das Krötengift Bufotenin, das über den Verdauungstrakt gar nicht zum Tragen kommen soll. Dennoch ist er wie der Gelbe Knollenblätterpilz zu meiden, da nicht schmackhaft und eine große Verwechslungsgefahr zu den stark giftigen Arten besteht.
Zwischendurch haben sich jung und älter auch mal eine kleine Verschnaufpause verdient. Das Pilzesuchen kann manchmal ganz schön anstregend sein.
Aber keine Müdigkeit vorschützen, es warten noch viele Pilze darauf, von uns entdeckt zu werden.
So wie diese sehr schmackhafte und würzige Krause Glucke (Sparassis crispa). Sie war noch sehr jung und schob sich gerade am Fuß einer alten Kiefer durch das Erdreich. Dadurch war sie besonders sandig und durfte stehen bleiben.
Oder dieser sehr farbenfrohe Flockenstielige Hexen - Röhrling (Boletus luridiformis). Einer der ergiebigsten und schmackhaftesten Speisepilze, die unsere heimischen Wälder zu bieten haben. Er sollte aber gut durchgegart werden!
Wir kamen nun an einem Lärchenbestand vorbei und zahlreiche Gold - Röhrlinge (Suillus grevillei) säumten den Waldweg. Auch sie trugen mit dazu bei, dass sich die Körbe der meisten Pilzsucher allmählich der Kapazitätsgrenze näherten.
Der Rotbraune Milchling (Lactarius rufus) wird aufgrund seiner scharfen Milch auch Paprikapilz genannt. Wer ihn speisetauglich machen möchte, muss ihn einer aufwendigen Prozedur unterziehen mit wässern und abkochen.
Zum Schluß waren die Körbe nicht nur bei diesen drei glücklichen Pilzsuchern randvoll und alle waren sehr zufrieden.
Da nun alle hungrig waren und fleißig gesammelt hatten, gab es in gemütlicher Runde am Waldrand noch ein kleinen Imbis.
Das Wetter hielt durch, denn es war Regen angesagt, die Körbe waren voll und die Stimmung war gut. Eine erfolgreiche Pilzwanderung lag hinter uns und es wird bestimmt früher oder stäter wieder eine Neuauflage geben, denn wir waren nicht das erste mal unterwegs. 30. August 2014 im Wald bei Jülchendorf.
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.