Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch die Trechower Holzung bei Bützow
Buchenwälder und Fichtenforste mit eingestreuten Erlenbrüchen wechseln in der Trechower Holzung immer wieder.
Am Sonnabend, dem 06. September 2014, ludt die Wismarer Pilzberatungsstelle „Der Steinpilz“ zu bester Pilzzeit wieder zu einer geführten Lehrwanderung ein. Treff war gegen 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am Wismarer Busbahnhof, in der Wasserstraße. Nach einer kurzen Begrüßung starteten wir mit den vorhandenen Autos in Richtung Bützow. Dabei fuhren wir zunächst durch Neukloster und dann weiter auf der L 14. Im dritten Waldgebiet, dem Schlemminer Forst, bogen wir links nach Schlemmin ab. Wir fuhren durch den Ort hindurch und erreichten alsbald eine Straßenkreuzung. Hier bogen wir rechts in Richtung Kurzen Trechow ab und hatten nach einigen hundert Metern unseren Zielwald erreicht. Hier erwarteten uns weitere Pilzfreunde und Klaus Warning, der Pilzberater aus Bützow. Bevor es aber losgehen konnte, mußten einige Fahrzeug noch zum Endpunkt unserer Wanderung, zur Landstraße 14, gefahren werden, denn wir wanderten heute mal wieder von A nach B. Es hatten sich mit 27 Teilnehmern recht viele wissbegierige Pilz- und Naturfreunde eingefunden und nach dem die Autos umgesetzt waren, starteten wir zu unserer Wanderung durch dieses große Laub- und Nadelwaldgebiet, das ist mit dem Schlemminer Forst verbunden ist und in einem weiten Bogen um gleichnamigen Ort herum reicht. Das Gebiet zählt zu den artenreichtsten und interessantesten Waldgesellschaften Mecklenburgs. Wir haben schon des öfteren Teilbereiche dieses großen Wald- und Forstrevieres durchwandert, aber dieser Abschnitt war für uns eine Prämiere. Wir durften gespannt sein, was uns hier im pilz- und artenreichsten Monat des Jahres erwartet. Und das war allerhand. Insgesamt hätte es für September zwar duchaus etwas besser sein können, aber für eine Lehrwanderung war es allemal ausreichend. Hier wie immer einige Bilder:
Eingangs der Wanderung demonstrierte ich anhand einiger giftiger Karbol - Champignons, die uns Klaus Warning mitgebracht hatte, den sogenannten Reibetest, den man bei verdächtigen Champignons stets machen sollte. Man reibe etwas an der Huthaut b.z.w. an der Stielbasis, und bei den Karbol - Champignons setzt innerhalb weniger Sekunden eine deutlich chromgelbe Verfärbung ein. Besonders an der Reibefläche ist dann meist auch der unangenehme Karbol - Geruch wahrzunehmen.
Auch bei den meist im Fichtenwald wachsenden Safran - Schirmpilzen (Macrolepiota rhacodes) setzt bei Verletzung eine Verfäbung ein. Diese ist karottenrötlich, während die echten Riesenschirmpilze sich nicht verfärben. Standortfoto. Hüte essbar und gut.
Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) zählen zu den edelsten und schmackhaftesten Speisepilzen, die wir in unseren Wäldern finden können. Man achte stets auf die kleinen, bräunlichen Schüppchen am Stiel!
Neben dem tödlich giftigen Nadelholz - Häubling können Stockschwämmchen auch mit den oft in großen Mengen in Nadelwäldern vorkommenden Geflecktblättrigen Flämmlingen (Gymnopilus penetrans) verwechselt werden. Sie sind zwar nicht giftig, schmecken dafür aber gallebitter!
Der schöne Rosa - Helmling (Mycena rosea) wird in den nächsten Wochen viele Waldwege säumen. Er gehört zu den leicht giftigen Rettich - Helmlingen. Das obere Exemplar ist ein Wurzel - Schleimrübling (Xerula radicata), der oftmals eine lange Pfahlwurzel besitzt und häufig neben Buchenstubben heraus kommt. Die Hüte des geringwertigen Pilzes können im Mischgericht Verwendung finden.
Die obere Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) und das untere Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) gehören der Gattung der Filzröhrlinge an und sind essbar.
Die Hüte des Langstieligen Knoblauch - Schwindlings (Marasmius alliaceus) können als Würze eine Pilzsuppe bereichern. Ihr intensiver Knoblauchgeruch ist beeindruckend.
Klaus Warning (rechts) erläutert einer Gruppe Pilzfreunde weitere Funde.
Im dunklen Fichtenwald leuchten oft schon von weitem große Trupps dieses weißlichen und stattlichen Blätterpilzes. Es handelt sich um den sehr bitter schmeckenden und somit ungenießbaren Gefleckten Rübling (Collybia maculata). Seine dicht stehenden Lamellen, die später, wie der gesamte Fruchtkörper auch, rotbraunfleckig werden, sind neben der Bitterkeit ein weiteres, markantes Merkmal.
Etwas überrascht waren wir, als wir schon ansehnliche Büschel von Hallimasch (Armillaria polymyces) fanden. Ist er in der Regel doch erst ab Ende des Monats zu erwarten. Er kann aber durchaus früher auftauchen. Die teils unterschiedlichen Hallimasch - Arten müssen gut durchgegart werden. Für empfindliche Personen empfiehlt sich ein kurzes blanchieren der Pilze und das Kochwasser weg zu schütten. Ansonsonst ist der Hallimasch ein sehr ergiebiger und schmackhafter Speisepilz, der allerdings roh giftig ist. Man verwendet nur die Hüte!
Die mitunter etwas unscheinbare Gruben - Lorchel (Hevella lacunosa) finden wir recht häufig längst der Waldwege. Sie kann als etwas zäher und knorpeliger Schlauchpilz ein Mischgericht bereichern.
Etwas seltener und meist erst ab September tritt der Buntfärbende Birkenpilz (Leccinum variicolor) auf. Wir finden ihn gern an etwas moorigen und ufernahen Standorten. Sein Hut ist rußiggrau schattiert und sein Fleisch verfärbt sich teils grünlichblau, teils rötlich, während sich das grauweißliche Fleisch des Birkenpilzes niemals verfärbt.
Während der Orangebecherling (Aleuria aurantia) eindeutig ohne Mikroskop bestimmbar ist, so ist dieses bei den braunen Becherlingen oft unerläßlich. Der Orangebecherling wächst gern an und auf Waldwegen, ist zwar essbar, aber wenig ergiebig und daher sollte er lieber als Schmuck des Waldes stehen gelassen werden.
Gleiches gilt für die umfangreiche Gattung der Rißpilze. Die meisten Vertreter dieser Giftpilzgruppe sind nur mikroskopisch bestimmbar. Eine der wenigen Ausnahmen bildet dieser Gefleckte Rißpilz (Inocybe maculata). Die ansehnliche Art wächst, wie viele weiterere Arten dieser Gattung, gern längst der Waldwege, meist bei Buche oder Eiche. Auf dem Hut finden sich silbrigweiß schimmernde Velumreste.
In alten Buchen- und Eichenwäldern fallen jetzt wieder gigantische Frucktkörper - Rosetten des Riesenporlinge (Meripilus giganteus) auf. Ganz jung und zartfleischig können sie gegessen werden, verfärben sich aber schwarz.
Auf besseren Buchenwaldstandorten ist der Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius) eine Charakterart. Die kompakten und fleischigen Fruchtkörper können zwar gegessen werden, sollen aber nicht sonderlich gut schmecken.
Almählich füllt sich so mancher Sammlerkorb.
Bunt sind schon die Wälder, könnte man bei diesem Anblick meinen. Ein einzelner Ahorn hatte schon komplett auf goldener Oktober umgestellt und ließ seine feurig roten Blätter fallen. Lange dauert es nun wirklich nicht mehr, aber noch befinden sich die meisten Laubbäume im Sommerkleid.
Der oft büschelig wachsende und stattliche Tränende Saumpilz (Lacrymaria lacrymabunda) zeichnet sie durch tränende, grauschwarze Lamellen und einen schuppigen Hut mit ebenso behangenem Rand aus. Er ist essbar.
Bewunderung löste eine größere Gruppe dieser sehr fotogenen Specht - Tintlinge (Coprinus picaceus) aus. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands, können wir diesem attraktiven Tintling in unseren kalkreichen Buchenwäldern im Herbst oft sehr zahlreich begegnen. Ungenießbar.
Da ist dieser Rötelblättrige Mürbling (Psathyrella sarcocephala) schon etwas seltener. Die recht fleischigen Fruchtkörper entwickeln sich meist büschelig um Laubholzstubben herum oder sogar am Fuße noch lebender Bäume. Im Gegensatz zum schwärzlich grauen Sporenpulver der meisten Mürblinge, streut er rotbraunes Sporenpulver ab. Essbar.
Was für uns Menschen lebensgefährlich wäre, scheint dieser großen Nacktschnecke nichts aus zu machen. Sie hat den für uns tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) schon zur Hälfte verspeist. Es ist immer noch ein weit verbreiteter Irrtum. dass Pilze die von Tieren angefressen werden oder madig sind, auch für Menschen ungefährlich seien!
Auch für uns im großen und ganzen ungefährlich ist der obige Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina). Er enthält das Krötengift Bufotenin, das über den Verdauungstrakt im Körper nicht aktiv werden kann. Tödlich kann hingegen schon ein einziger Fruchtkörper des unteren Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides) sein. Seine Toxine schädigen oder zerstören lebenswichtige Organe, vor allem die Leber!
Landen diese bitteren Gallen - Röhrlinge (Tylopilus felleus) in der Speise, so ist das nicht weiter tragisch, nur ägerlich. Der Pilz hat schon so manche liebevoll zubereitete Steinpilz - Mahlzeit zu einer ungenießbaren Speise gemacht. Hingegen riechen und schmecken die meisten unserer lebensgefährlichen Giftpilze sehr gut!
Steinpilze (Boletus edulis) waren heute zwar Mangelware, aber ein Pilzfreund konnte dennoch eine Stelle von ihnen entdecken, wußte aber nicht, dass er Steinpilze gefunden hatte. Es sollen noch weitere dort gestanden haben, aber da gerade kein Pilzexperte greifbar war, hat er die restlichen stehen gelassen. Auch gut, sie dürfen ihrer natürlichen Bestimmung nachkommen.
Es war ein sonniger und warmer Spätsommertag und eine urige Sitzgruppe ludt zum verweilen ein. Hier konnten zugleich nochmals die Fundstücke erläutert und vorgestellt werden.
So wie dieser ältere Fruchtkörper des Glänzenden Lackporlings (Ganoderma lucidum). Ein hochbegehrter Pilz in der ostasiatischen Naturheilkunde.
Oder diese wunderbar jungen und frischen Rotfuß - Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) aus dem Fichtenwald.
Hier weiß man auf dem ersten Blick wirklich nicht, ob es sich um ein Stück Leber oder um einen Pilz handelt. Tatsächlich ist es aber der Leberpilz (Fistulina hepatica), den unser Vereinsmitglied Egon aus Berlin ganz zum Schluß noch fand. Da er an Eiche wächst, sollte der Pilz, falls man ihn denn essen möchte, vor dem Verzehr einige Zeit gewässert werden, um die Gerbstoffe zu mildern, die den säuerlichen Geschmack sonst zu herb machen würden. Für Egon war es der erste Leberpilz überhaupt, den er allerdings für die Ausstellung spendierte.
Zu unserem Abschlußfoto waren zwar nicht mehr alle dabei, aber dennoch ist ersichtlich, dass wir heute eine ansehnliche Truppe waren. Das Wetter war ebenfalls bestens, Pilze gabe es recht ordentlich und ich hoffe, es hat allen wieder viel Spaß gemacht. 06. September 2014 in der Trechower Holzung.
Ein besonderes Dankeschön gilt Klaus Warning und dem Eigentümer dieses Privatwaldes, der auf Klaus seine Anfrage hin für uns die Schranke am Straßenrand des Waldes öffnete, damit wir die zahlreichen Autos dort Parken konnten.
Regionalinformationen auch unter: www.buetzow.de