Individuelle Wanderung im Holmer Wald
Der Holmer Wald bei Dassow war das Ziel einer individuellen Sonntagswanderung am 07. September 2014. In den moosigen Nadelwäldern versteckte sich so manche Überraschung.
Am Sonntag, dem 07. September 2014, war ich wieder zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Zusammen mit Raritätenjäger Andreas Okrent fuhr ich am Sonntag Vormittag zum vereinbarten Treffpunkt am Abzweig Flechtkrug im Holmer Wald zwischen Dassow und Grevesmühlen. Hier trafen wir uns mit der Famlie Ohlsen aus Grevesmühlen und Würzburg. Die Würzburger, Mutter, Vater und zwei Söhne im Kindesalter und die Großeltern aus Grevesmühlen hatten eine pilzkundliche Wanderung mit dem Fachmann gebucht. Der noch 9 – jährige Arne hatte sie sich zum morgigen Geburtstag gewünscht, denn er interessiert sich sehr für Pilze und wurde im Internet auf unser Angebot aufmerksam. Er hatte auch gleich zwei Pilzbücher mit gebracht und so zogen wir los auf Entdeckungstour. Eigentlich ging es gleich am Treffpunkt los, denn bereits hier gab es Pilze in unterschiedlichen Erscheinungsformen, Farben und Größen.
So wie es sich für diesen essbaren Trichterling auch gehört, wuchs er genau am Wegesrand. Ein typischer Wegrandpilz. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Arten, die vorzugsweise an Waldwegrändern zu finden sind. Es handelt sich um den Gelbbräunlichen Trichterling (Clitocybe gibba). Da die Gattung der Trichterlinge sehr umfangreich ist und auch eine Reihe teils erheblich giftiger Arten enthält, sind essbare Trichterlinge nur vom Kenner für Speisezwecke zu sammeln. Standortfoto.
Dem Flaschen - Stäubling in Form und Größe sehr änlich, aber von Jugend an schon bräunlich gefärbt, ist der meist im Fichtenwald vorkommende Bräunliche Stäubling (Lycoperdon umbrinum). Jung, druckfest und innen weiß, ist er essbar.
Rötlinge (Entoloma) streuen rötlichbraunes Sporenpulver ab, wie auf einem Hut, der teilweise unter dem Fruchtkörper eines Artgenossen stand, gut zu sehen ist. Es handelt sich um eine sehr artenreiche Gattung mit vielen, teils seltenen und schwer zu bestimmenden Arten. Es gibt nur sehr wenige Speisepilze unter ihnen, dafür aber eine ganze reihe giftiger oder zumindest giftverdächtiger Arten.
Der Maronen - Röhrling (Xerocomus badius) ist ein volkstümlich bekannter und gesuchter Speisepilz. Sein kastanienbrauner Hut, die gelbgrünlichen Röhren, die auf Druck oft blauen und der gelbbräunliche, ungenetzte Stiel, sind wichtige Merkmale dieses guten Speisepilzes.
Arne bewundert einen Kahlen Krempling, den er natürlich anhand des Buches auch gleich erkannte.
"Hände weg vom Kahlen Krempling" lautet die Überschrift eines Merkblattes, dass in den Pilzberatungsstellen Mecklenburg - Vorpommerns aus liegt und auf dem vor dem Verzehr dieses Pilzes gewarnt wird. Eingerollter Hutrand, am Stiel herunter laufende Lamellen, dunkelbraun fleckend an Druckstellen und einheitlich braune Färbung des gesamten Fruchtkörpers, lassen diesen Röhrlingsverwandten leicht erkennen.
Der Buckel - Täubling (Russula caerulea) besitzt in der Hutmitte immer einen für Täublinge eher ungewöhnlichen Buckel. Er wächst unter Kiefern und ist zwar essbar, aber minderwertig. Flach gebuckelt und ebenfalls unter Kiefern kann der Tränen - Täubling zu Verwechslungen Anlaß geben. Er ist auch an seine jung tränenden, zitronengelblichen Lamellen, die sehr scharf schmecken, zu erkennen. Zudem ist sein Stiel meist violettbläulich überlaufen.
Gerüche spielen bei der Pilzbestimmung oftmals eine große Rolle. Dieses Hexenei, welches hier gerade einer Geruchsprobe unterzogen wird, die Jungform der Stinkmorchel, riecht im Jugendzustand noch nicht unangenehm. Der aasartige Geruch entfaltet sich erst beim ausgewachsenen Fruchtkörper, um Fliegen anzulocken, die dann unfreiwillig für die Verbreitung der Sporen verantwortlich sind.
Der sehr häufige Glimmertintling (Coprinus micaceus) besiedelt altes Laubholz und wächst meist büschelig. Die meisten Hüte der Tintlinge gehen in Autolyse über, das heißt, sie lösen sich in eine schwärzliche Sporenflüßigkeit auf. Der Glimmertintling besitz besonders in der Jugend unzählige glimmerigweiße Schüppchen auf dem Hut, die aber vom Regen abgewaschen sein können. Ganz jung soll er essbar sein, aber Vorsicht bei Alkohol!
Großes Interesse löste auch dieses liegende Birken - Altholz aus. Hier waren gleich drei Porlingsarten zu finden. Der Birkenporling, der Rotrandige Baumschwamm und der Zunderschwamm. Alle tragen dazu bei, das die Birkenstämme im laufe der Zeit zu wertvollem Humus werden. Auch konnte hier der sogenannte Geotropismus beim Echten Zunderschwamm studiert werden.
Beeindruckend waren auch diese wunderschönen Rotrandigen Baumschwämme (Fomitopsis pinicola). Diese mehrjährigen Porlinge befinden sich hier gerade in einer starken Wachstumsphase und steigern durch erhöten Wasserdurchlauf die Nährstoffaufnahme. Das überflüßige Transportmittel Wasser wird durch sogenannte Gutationströpfchen wieder ausgeschieden.
Der Weißbehangene Schüppling (Pholiota alnicola) wuchs hier ebenfalls an Birkenholz. Am häufigsten treffen wir ihn aber an Erle an, wie schon der wissenschaftliche Name andeutet. Er ist ungenießbar.
Inzwischen war auch der Korb mit den Speisepilzen schon ganz gut gefüllt.
Gruppenweise, oft im dunklen Fichtenwald wachsend und dadurch recht auffällig, sind die ungenießbaren Gefleckten Rüblinge (Collybia maculata) ziemlich häufig ab Spätsommer zu finden. Sie schmecken gallebitter, sind zunächst weißlich gefärbt und bekommen mit zunehmenden Alter immer mehr rotbräunliche Flecken. Die Lamellen stehen auffallend dicht.
Die Huthaut der Riesenschirmpilze (Macrolepiota) platzt im laufe ihrer Entwicklung in grobe, bräunliche Schuppen auf. Ganz jung sind die Hüte, wie hier in der Mitte zu sehen, komplett braun gefärbt. Bei der Streckung des Hutes dehnt sich die Huthaut nicht mit aus und es entsteht die charakeristische Hutbeschuppung.
Bei den viel kleineren Amiant - Körnchenschirmlingen (Cystoderma amianthinum) sehen wir nur sehr kleine, fast kleiige Schüppchen auf Hut und Stiel. Der oft stechende Geruch der Körnchenschirmlinge lädt nicht zum Verpeisen ein. Außerdem sind sie sehr klein und unergiebig.
Der hübsche, aber unangenehm alkalisch riechende Alkalische Helmling (Mycena alcalina) ist recht häufig büschelig auf Stümpfen und Ästen zu finden. Ohne Speisewert.
Ob es sich bei diesen Täublingen um zwei verschiedene Arten handelt, ist mir nicht ganz klar. Wahrscheinlich sind es nur junge und alte Fruchtkörper, denn sie standen am selben Standort unter Kiefern, Fichten, Birken und Eichen nah beieinander. Zumindest bei den älteren, gelbbräunlich verfärbten Fruchtkörpern, dürfte es sich um den Milden Wachstäubling (Rusulla puellaris) handeln.
Vom Gemeinen Hallimasch (Armillaria polymyces) hätten wir mehrere Körbe in guter Qualität füllen können. Die verschiedenen Hallimascharten sind weißsporer und besitzen meistens zahlreiche, kleine, bräunliche oder gelbliche Schüppchen auf dem Hut. Hallimasch ist roh giftig und seifig schmeckend. Gut durchgegart verliert sich seine Giftigkeit und auch der unangenehme Geschmack, so dass er dann ein sehr schmackhafter und würziger Speisepilz ist. Menschen, die ihn auch gut durchgegart nicht vertragen, sollten ihn meiden. Standortfoto.
Gegen 13.00 Uhr endete die Tour durch den Holmer Wald mit der Familie Ohlsen. Das Wetter war gut, Pilze gab es reichlich und ich hoffe, es ist einiges im Gedächtnis haften geblieben. 07. September 2014.
Dem Geburtstagskind (3. von rechts, mit dem Korb in der Hand und dem Buch im Arm) auch weiterhin viel Spaß mit den Pilzen und alles Gute nochmals zum 10. Geburtstag aus dem Steinpilz – Wismar. Bleibe am Ball und vieleicht wird aus dir auch mal ein Pilzexperte, denn es macht viel Spaß an frischer Waldluft auf Entdeckungstour zu gehen um immer wieder neues und überraschendes aus dem Reich der Pilze zu entdecken. Den Anfang haßt du gemacht und Nachwuchs in dieser Richtung ist bitter nötig!