Wanderung mit Dargetzower Pilzfreunden
Durch das schattige Radebachtal bei Blankenberg führte heute eine individuelle Pilzwanderung.
Seit vielen Jahren in Folge unternehme ich zum Herbst hin mit Pilzfreunden aus dem Wismarer Stadtteil Dargetzow eine individuelle Pilzwanderung. Heute haben wir uns entschlossen in das artenreiche Radebachtal bei Blankenberg zu fahren. Hier einige Eindrücke:
In dem hügeligen Gelände mit den teils steilen Hangterrassen zum Radebach hin, wechseln verschiedene Bodenschichten einander ab. Kalkreiche Standorte mit lehmigen, Quellmoore mit sandigen Böden u. s. w. Das garantiert eine hohe und außergewöhnlich interessante Artenzusammensetzung. Heute waren zwar recht viele Pilze vorhanden, aber die richtige Hochzeit scheint noch bevor zu stehen, zumindest zeigten sich bereits erste Vorboten wie die sehr seltenen Blutrotfleckenden Korallen.
Auch den großen Rettich – Fälbling (Hebeloma sinapizans), mit seinen senffarbenen Hüten, findet man nicht überall. Er ist eine kalkholde Art und kann sogar auffällige Hexenringe bilden. Ungenießbar. Standortfoto.
Der Ockertäubling (Russula ochroleuca) gehört hingegen zu den gemeinsten Großpilzen überhaupt. Kaum ein Wald, wo er nicht im Herbst zum Massenpilz wird. Essbar, aber wenig schmackhaft. Standortfoto.
Das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) gehörte zu den wenigen, sehr schmackhaften Edelpilzen, die wir heute hier fanden. Standortfoto.
Da darf zugegriffen werden. Bevor die Ernte aber beginnt und auch während des Einsammelns der Stockschwämmchen ist immer der Stiel zu prüfen. Er muss mit kleinen, bräunlichen Schüppchen besetzt sein.
Das Radebachtal ist bekanntlich ein Raritäten – Kabinet. So fand eine junge Dame ganz unverhofft diesen unscheinbaren und seltenen Geschmückten Helmling (Mycena amicta). Die zierliche Art kann auch noch farbfreudiger grünlich oder bläulich gefärbt sein. Bisher erst mein zweiter Fund, aber sicher auch schon mal übersehen. Immerhin hatten wir ihn jetzt auch auf unserer Exkursion anlässlich des Vereinstreffens am Roten See.
Ein ungewöhnlich farbenfrohes Festkleid hatten heute diese Birken – Blättlinge (Lenzites betulina) angelegt. Dieser Porling besitzt auf der Unterseite keine Poren im engeren Sinne, sondern eine lamellenartige Struktur. Er wächst hier an Buchenholz und im unteren Bereich des Holzknüppels sehen wir Samtige Schichtpilze (Stereum subtomentosum). Standortfoto.
Kurze Pause und erst einmal die Sammelobjekte begutachten.
Dieses ominöse Pilzchen stand mitten auf unserem kleinen Waldweg. Was mag es nur sein? Vielleicht ein zukünftiger Erdstern, wurde vermutet. Mitnichten, so sieht ein Baby – Riesenschirmpilz aus!
Der Rotstielige Leder – Täubling (Russula olivacea) gehört an den Kalkstellen zu den Standard – Arten im Radebachtal. Der gute Speisepilz darf in den Sammelkorb gelegt werden.
Dieser prächtige Dickröhrling wird immer noch von vielen Sonntagssammlern stehen gelassen oder weggeworfen. Rote Farben am Pilz und dazu das starke blauen erscheinen verdächtig und die meisten glauben den Satans – Röhrling vor sich zu haben. Der Kenner freut sich, denn er weiß, dass der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) dem Steinpilz in keiner weise nach steht. Gut durchgaren, da roh giftig!
Der große und massige Erdschieber (Lactarius vellereus) ist mit seinem reichlichen und brennend scharfen Milchsaft für unseren Gaumen komplett ungenießbar. Anders in Osteuropa und in Sibirien. Dort zählt er zu den bekanntesten und beliebtesten Speisepilzen, nur gewusst, wie man ihn Behandeln und Zubereiten muss.
Im dunklen Douglasien/Fichtenforst kamen stellenweise ganze Nester des jung essbaren Flaschen – Stäublings aus der Streuschicht. Neben dem umgekehrt flaschenförmigen Fruchtkörper sind auch die vielen Grieskörnchen auf der Oberfläche gute Kennzeichen dieses häufigen Bauchpilzes. Standortfoto.
Der Safranrote Schüppling (Pholiota astragalina) kann leicht für einen Ziegelroten Schwefelkopf gehalten werden. Er besitzt aber ein viel intensiveres Safranrot und schmeckt zu dem sehr bitter. Außerdem ist er viel seltener an Fichtenholz zu finden. Als Unterlage dient mir hier der ebenfalls an Fichtenholz vorkommende Dunkle Hallimasch, der natürlich nicht bitter schmeckt und ein guter Speisepilz ist.
Mit den leckeren Hallimasch hat sich dieser ansehnliche Pilzkorb schon reichlich gefüllt. Zuvor aber noch schnell den ungenießbaren Heimtückischen Täubling entfernt. Der schmeckt nämlich extrem scharf.
Ich hätte schwören können, als ich diese sehr farbenfrohen Täublinge im Korb des Sammlers sah, dass es sich um den essbaren Roten Heringstäubling handeln würde. Aber kein Geruch nach Heringslake feststellbar, dafür aber die hinterhältige Schärfe des Zedernholz- oder Heimtückischen Täublings (Russula badia). Ungenießbar.
Der Fahlgelbe Rötel – Trichterling (Lepista gilva) ist sozusagen die blasse Variante des noch häufigeren Fuchsigen Rötel – Trichterlings. Auch dieser ist essbar. Standortfoto.
Der Spitzkegelige Schirmpilz (Lepiota aspera) zeichnet sich durch seinen spitzkegelschuppigen Hut, den sehr dicht stehenden, weißlichen Lamellen, den spinnwebartigen Velumresten, die zwischen Hut und Stiel gespannt sind und später als ringartige Zone am Stiel zu erkennen ist und seinem stechenden Geruch aus. Ungenießbar.
Genau wie gestern in den Jülchendorfer Buchen, gelang es uns auch heute nur einen einzigen, aber schönen und festen Steinpilz (Boletus edulis) zu finden. Steinpilze sind zur Zeit wieder Mangelware geworden, aber bald wird es mit ihnen wieder bergauf gehen. Spätestens zum Monatswechsel.
Kurz vor Schluss dann noch schnell unserer Erinnerungsfoto. Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht und wenn nichts dazwischen kommt, sehen wir uns hoffentlich im nächsten Jahr gesund und munter wieder. Bis dahin allen eine gute Zeit und weiterhin viele schöne Pilze auch ohne fachmännische Begleitung. 14. September 2014 im Radebachtal bei Blankenberg.
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit telefonisch oder per E – Mail vereinbart werden. Die Mindestteilnehmerzahl sollte aber nicht unter fünf Personen liegen.