Pilzwandern und Pilzebraten bei Ritzerau
Auch in diesem Jahr folgten wieder viele Pilzfreunde der Einladung des BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg zu Pilzwanderungen und anschließender Verköstigung der gesammelten Werke.
Am Sonntag, dem 21. September 2014, war es wieder soweit. Zum wiederholten male ludt die Kreisgruppe des BUND im Herzogtum Lauenburg in den Lübschen Forst Ritzerau zu Pilzwanderungen mit anschließender Verköstigung ein. Gegen 10.00 Uhr begrüßte Hans – Heinrich Stamer alle angereisten Gäste und die hinzugezogenen Pilzberater gaben ebenfalls einige einführende Worte zum Besten.
Hans - Heinrich Stamer (Mitte in grüner Oberbekleidung) bei seinen Begrüßungsworten.
Auch der Revierförster richtete einige einleitende Worte an alle Beteiligten und bat darum, einige gekennzeichnete Waldbereiche nicht zu betreten, da bei einer solchen Menge an Pilzsuchern das Wild auch eine Rückzugsfläche haben muß und nicht unnötig beunruhigt werden soll.
Der Andrang war wieder hoch, so dass wieder verschiedene Wandergruppen gebildet wurden, die in unterschiedliche Bereiche des Forstes auf die Suche nach Speisepilzen gingen. Aber im Fokus einer pilzkundlichen Lehrwanderung steht natürlich nicht nur der kulinarsche Aspekt, sondern, wie soll es auch anders sein bei einer Veranstaltung des BUND, soll auch auf die große Bedeutung der Pilze in unserer Umwelt hingewiesen werden und die Vielfalt der Arten etwas näher kennen gelernt und ihre Lebensweise erläutert werden. Hier einige Bilder von meiner Exkursionsgruppe:
Kaum hatten wir die ersten Schritte hinter uns, gleich die ersten, kleinen Pilzfunde. Hier sehen wir oben den Violettlichen Schwindling (Marasmius wynnei) und unten den Wolliggestiefelten Schirmpilz (Lepiota clypeolaria). Beide Arten sind für Speisezwecke ohne Bedeutung.
Röhrlinge gab es heute nur wenige. Selbst die sonst so häufigen Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) waren nur in wenigen Einzelstücken auffindbar. Essbar.
Der Finder dieser an einem Laubholzast sitzenden Steifen Koralle (Ramaria stricta) vermutete zunächst das Anfangsstadium einer Krausen Glucke. Diese wäre auch jung schon stark blattartig gekräuselt. Die Koralle ist leider minderwertig.
Der zunächst unscheinbare Gelbmilchende Helmling (Mycena crocata) besticht beim Sammeln durch die intensiv orange gefärbte, milchige Flüßigkeit, die an verletzten Stellen reichlich austritt. Ohne Bedeutung für den Kochtopf, da viel zu klein.
Die Graukappe (Clitocybe nebularis) ist als Speisepilz weiterhin äußerst umstritten. An ihr scheiden sich die Geister, insbesondere auch das zusätzlich zum aufdringlichen Aroma, dass nicht jedem zusagt, auch noch Substanzen in ihr gefunden wurden, die im Verdacht stehen, die Entstehung von Krebszellen zu begünstigen oder gar auszulösen.
Der Schwefelritterling (Tricholoma sulphureus) besticht im wahrsten Sinne der Wortes durch seinen stechenden Geruch nach Leuchtgas. Bei ihm würde nun wirklich kaum noch jemand auf die Idee kommen, ihn zu verspeisen. Er ist komplett ungenießbar und möglicherweise auch leicht giftig.
Gewaltige Teile des Riesenporlings (Meripilus giganteus) sorgten wie immer für Erstaunen. Um so mehr, wenn man erfährt, dass der Pilz ganz jung und zart sogar essbar ist. Diese waren aber bereits zu strähnig und festfaserig, so dass sie stehen bleiben konnten.
Von einer Gruppe Netzstieliger Hexen - Röhrlinge (Boletus luridus) waren nur diese beiden noch jung und zum Essen geeignet, der Rest war überständig. Gut durchgaren, da er roh giftig ist!
Der Waldboden ist mit weißen Pilzen übersät.
Es handelt sich um stark giftige Bleiweiße Trichterlinge (Clitocybe phyllophila). Reibt man mit den Fingern über ihre Huthaut, so kann man den firnissartigen Reif, mit dem sie bedeckt sind, abwischen.
Der meist büschelig wachsende Knopfstielige Rübling (Collybia confluens) ist ein Hexenringbildner. Sein oft bereifter Stiel, die dicht stehenden Lamellen und ein Druckknöpfchen, dass zurück bleibt, zieht man den Hut von Stiel ab, sind seine wesentlichsten, makroskopischen Kennzeichen.
Eingedrückte Hutmitte, entfernt stehende, dickliche Lamellen und die bei feuchtem Wetter tief violette Färbung, die bei Trockenheit in blaßlilabläulich ausblaßt und die relativ zähe Konsistenz grenzen den Violetten Lacktrichterling (Laccaria ametystea) deutlich von ähnlichen, leicht giftigen Rettich - Helmlingen ab. Essbar.
Ebenfalls durch seine blaugrüne Farbe und den schleimgen Überzug auf der Huthaut sehr auffallend ist der Grünspan - Träuschling (Stropharia aeruginosa). Die Huthaut läßt sich leicht wie eine Badekappe abziehen und als Mischpilz kann er in den Sammelkorb gelegt werden.
Sehr gefreut habe ich mich über diese drei von oben eher unscheinbaren, kleinen Blätterpilze am Wegesrand. Ich hatte schon einen Verdacht, der beim umdrehen des ersten Pilzes sogleich bestätigt wurde. Die dunkel blut- bis weinroten Lamellen bieten einen überraschenden Kontrast zum eher unscheinbaren graugelben Hut. Es handelt sich um den recht seltenen Blutblättrigen Zwergschirmling (Melanophyllum haematospermum). Ungenießbar.
Zu den selteneren Pilzen, die in diesem Jahr anscheinend etwas häufiger zu finden sind, zählt auch der Hasen - Röhrling (Gyroporus castaneus). Zimtbräunlicher Hut und Stiel, gelbweißliche Röhren, die sich bei Verletzung und Druck nicht verfärben und weißliches Fleisch, das im Stiel zellighohle Zwischenräume bildet, kennzeichen diesen markanten Röhrling recht gut. Essbar.
Mit bis zu drei Zentimeter breiten Hüten ist der Kastanienbraune Schirmpilz (Lepiota castanea) eher ein Winzling und dürfte wohl kaum in den Körben der Pilzsucher landen. Das wäre auch wirklich nicht sehr sinnvoll, da er zumindest im Verdacht steht, sehr giftig zu sein!
Mit bis zu 15 cm Hutdurchmesser landet der Kegelschuppige Schirmpilz (Lepiota aspera) schon eher und des öfteren in den Sammelkörben. Seine pyramidenförmig abstehenden, kleinen Hutschüppchen, unterscheiden sich deutlich von den breitgeschuppten Hüten der Riesenschirmpilze. Auch er ist kein Speisepilz, wenn auch nicht giftig. Sein stechender Geruch lädt nicht zum Verpeisen ein.
Der Kegelschuppige Schirmpilz (Lepiota aspera) in der Gruppe.
Der große und massige Erdschieber oder Wollige Milchling (Lactarius vellereus) sondert einen weißen, brennend scharfen Milchsaft ab und ist auf unsere herkömmliche zubereitungsart ungenießbar. Speziell behandelt und zubereitet zählt er in Osteuropa und in Sibieren zu den Speisepilzen.
An den spinnwebartigen Schleierresten am Stiel verfangen sich bei zahlreichen Schleierlingen die braunen Sporen, was die charakteristische Struktur am Stiel entstehen läßt. Hier sehen wir den ungenießbaren Buchen - Klumpfuß (Cortinarius amoenolens).
Die grauweißlich, filigran unregelmäßig gestaltete Herbstlorchel (Helvella crispa) bevölkert im Herbst zahlreiche Waldwegränder unserer Laubwälder. Etwas zäh, aber dennoch essbar. Gut durchgaren, da alle Lorcheln im Verdacht stehen, roh giftig zu sein.
Sehr farbenfroh und kontrastreich stellt sich der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomposis rutilans) dar. Seine leuchtend gelben Lamellen und der purporrote Hut und teils auch Stiel, stehen in einem auffälligen Kontrast. Essbar, aber nicht empfehlenswert, da er dumpfig schmecken soll.
Der Goldgelbe Lärchenröhrling (Suillus grevillei) gehört der Gattung der Schmierröhrlinge an. Wir finden ihn ausschließlich unter Lärchen. Seine gelben Röhren bekommen auf Druck bräunliche Flecken und auch sein Fleisch läuft etwas bräunlich an. Guter Speisepilz.
Der Widerliche Ritterling (Tricholoma lascivum) ist ein häufiger Herbstpilz des Buchenwaldes. Sein unangenehmer Geruch und Geschmack lassen eine Verwertung als Speisepilz nicht zu.
Diese, an modrigen Laubholzstubben wachsenden Birnen - Stäublinge (Lycoperdon pyriforme) haben das Reifestadium erreicht und es entseht eine Öffnung am Scheitel des Fruchtkörpers, um die Sporen auf mechanischem Reiz hin frei geben zu können. Prasseln hier z. B. Regentropfen drauf, werden die Sporen in die Luft geschleudert.
Nach zwei bis drei Stunden fanden sich alle wieder an der Köhlerhütte ein, wo die BUND – Köche Jürgen Zeh und Felix Riffel bereits eine herzhafte Pilzpfanne durch zuvor eingekaufte Edelpilze vorbereitet hatten. Wer möchte, und darum wurde ausdrücklich gebeten, konnte die Pilzpfanne mit den frisch gefundenen Waldpilzen bereichern, nätürlich erst nach nochmaliger Begutachtung und Freigabe durch die anwesenden Pilzsachverständigen.
Die Pilze werden zunächst auf den Sortiertisch gelegt, wo ungenießbare und giftige Arten ausgesondert werden.
Auf dem nächsten Tisch landen dann die Esspilze und werden gesäubert und klein geschnitten.
Die nächste bunte Mischung ist fertig und darf in die große Pilzpfanne zu den eingekauften Edelpilzen.
Immer mehr Pilze werden am Sortiertisch angeliefert.
Auch einige Raritäten waren darin versteckt, so wie diese Dunkelvioletten Schleierlinge (Cortinarius violaceus). Rote Liste M-V Kategorie 2 = stark gefährdet!
Oder auch diese nicht ganz so seltenen und essbaren Schmarotzer - Röhrlinge (Xerocomus parasiticus), die aus giftigen Kartoffel - Bovisten heraus wachsen.
Die Graugrünen Milchlinge (Lactarius blennius) links, sind ungenießbar und müssen aussortiert werden. Die rechten Exemplare sind Dickblättrige Schwarztäublinge (Russula nigricans). Sie können in der Mischpilzpfanne Platz finden.
Dann durfte zugelangt werden.
Auch selbstgebackener Kuchen war im Angebot. Sogar ein grünstieliger Fliegenpilzkuchen!
Das Wetter war sonnig und eine frisch zubereitete und würzige Pilzpfanne an sauberer Waldluft schmeckt gleich doppelt so gut.
Als Fachleute waren außer Irena Dombrowa und Reinhold Krakow auch Barbara Denker und Ingo Hartung dabei. Gegen 16.00 Uhr wurde abgebaut und auch gleich der Termin für das nächstes Jahr festgelegt: Sonntag, der 20. September 2015.
Um Anmeldungen können unter folgender E- Mail Adresse erfolgen: info@umweltingenieurbau.de
Weitere Informationen auch unter: www.bund-herzogtum-lauenburg.de
Mit diesem Stimmungsfoto vom Eispilz oder auch Gallertartigem Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum) möchte ich meine Bilderserie und diesen Bericht beenden. Der Pilz wird als Salat zum Essen empfohlen.
Wer Lust auf diese pilzkundliche Waldveranstaltung im nächsten Jahr bekommen hat, ist sehr herzlich eingeladen. Rechtzeitiges Anmelden nicht vergessen, denn es gibt eine Mindestgrenze der Teilnehmerzahl!