15. Tage der Pilze in Rehna
Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V.
In und um das altehrwürdige Gemäuer der Klosteranlage zu Rehna war Anfang Oktober wieder einiges los. Nicht nur das die evangelische Kirche ihr traditionelles Erntedankfest feierte, nein, auch der Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V. organisierte und präsentierte hier wieder unter dem Motto „Die 15.Tage der Pilze“ seine alljährliche Großpilzausstellung.
Nun sind es schon 15 Jahre in Folge, dass die mecklenburgische Kleinstadt Rehna über ihren sehr aktiven Pilzverein eine der größten und beeindruckendsten Pilzausstellungen unseres Landes präsentiert. Es hat sich im laufe der Jahre herumgesprochen, dass es hier etwas zu sehen gibt, dass bei jedem, der sich für die Natur und ganz speziell auch für die heimische Pilzwelt interessiert, bleibende Eindrücke hinterlässt. Es ist ganz gewiss keine werbewirksame Übertreibung, wenn behauptet werden kann, dass hier mit Sicherheit eine der größten und umfangreichsten Großpilzausstellungen Deutschlands gezeigt wird. Mit großem Fleiß und Engagement sind die Pilzfreunde um den Vereinsvorsitzenden Torsten Richter jedes Jahr in den umliegenden Wäldern unterwegs und was sie zusammentragen und in den kühlen Kreuzgängen der Klosteranlage präsentieren, ist einfach grandios.
Hier ein Blick in den Kreuzgang zu den Tagen der Pilze im vergangenen Jahr. In der Bildmitte sehen wir Torsten Richter bei Erläuterungen zu einzelnen Ausstellungsexponaten. Die Fragen der Besucher sind sehr vielfältig und wir (das sind nicht nur Torsten Richter, sondern auch Irena Dombrowa, Alexander Glomb und Reinhold Krakow), bemühen uns darum, diese fachkompetent und sachlich korrekt zu beantworten. Der Bartträger im Hintergrund ist übrigens Mathias Krause, eine weitere, tragende „Säule“ des hiesigen Pilzvereins.
Schon am Donnerstag und Freitag war Action angesagt. Vormittags strömten die Rehnaer Pilzfreunde und auch Schüler der dortigen Regionalschule (Torsten Richter ist der Biologie – Lehrer seiner Stadt) in die Wiesen, Parkanlagen und Wälder der Umgebung und versuchten eine möglichst große Bandbreite von unterschiedlichsten Frischpilzen zusammen zu bekommen, was ihnen natürlich auch wieder gelang.
Was mit diesem Foto zu beweisen wäre.
Irena und Jonas, von den Wismarer Pilzfreunden, waren noch schnell zum Deichelsee gefahren, um Satans – Röhrlinge für die Ausstellung zu organisieren. Schließlich sind diese Raritäten wirklich nicht überall zu finden.
Gegen Freitag Mittag trafen sich alle in der Klosteranlage zum Eintopf mit Bockwurst. Inzwischen waren auch Pilzberater Alexander Glomb und Reinhold Krakow vom Steinpilz – Wismar eingetroffen und mit vereinten Kräften und unter Führung des Vereinsvorsitzenden Torsten Richter ging es an den Aufbau der Ausstellung. Am Abend stand sie im großen und ganzen und auch Irena hatte ihren Imbissstand bereits aufgebaut. Im Vorfeld hatten schon weitere fleißige Helfer des Pilzvereins um Artur Nickel die Ausstellungsflächen aufgebaut und sorgten für weitere, stimmungsvolle Ausstaffierung des altehrwürdigen Gemäuers.
Am Sonnabend, gegen 09.45 Uhr, hatten sich wieder viele Pilzsucher und Gäste in Rehna eingefunden und um die Organisatoren vor der Klosteranlage versammelt. In verschiedenen Gruppen ging es anschließend zu pilzkundlichen Exkursionen in die Wälder der Umgebung. Foto: Roland Lebendig.
Ich fuhr traditionellerweise mit einer sehr interessierten Gruppe zur Betonspur des Woitendorfer Waldes und wir konnten viele interessante Pilze entdecken, auch wenn es im Vergleich zu anderen Jahren eher bescheiden zuging.
Hier sehen wir zwei Verwechslungspartner. Oben der giftige Rosa – Helmling (Mycena rosea) und unten der essbare Fleischrote Lacktrichterling (Laccaria laccata).
Der Geruch spielt oftmals eine wichtige Rolle und kann für manche Arten sehr charakteristisch sein. So riechen die leicht giftigen Rettich – Helmlinge, wie sollte es auch anders sein, nach Rettich!
Ein anderer Helmling besticht eher durch optische Reize. Es handelt sich um den kleinen und zierlichen Gelbmilchenden Helmling (Mycena crocata), der durch seinen reichlich fließenden, orangerötlichen Milchsaft auffällt. Ohne Speisewert.
Von großem Speisewert, nicht nur hinsichtlich der Ergiebigkeit, sind die Steinpilze. Leider waren sie heute Mangelware. Um so größer allerdings die Freude darüber, doch mal einen entdeckt zu haben.
Dem Steinpilz ebenbürtig sind auch die häufigen Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Das stark blauende Fleisch wird in der Pfanne oder im Kochtopf wieder schön appetitlich gelb.
Durch sein glänzendes röhrlingsbraun auf der Hutoberseite erregt der Brandige Ritterling (Tricholoma ustale) das Interesse vieler Pilzfreunde, die im Buchenwald auf Pilzpirsch sind. Enttäuscht stellt man dann leider fest, das auf der Unterseite keine Röhren, sondern Lamellen zu sehen sind. Giftig ist er nicht aber auch kein guter Speisepilz. Er gilt als minderwertig und darf im Wald bleiben.
Giftig ist allerdings der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum). Wenn man genau hinschaut, entdeckt man auf der hier gezeigten Unterseite kleine Fruchtkörperanlagen eines nun wieder essbaren Pilzes. Es entwickeln sich aus ihm heraus gerade zahlreiche Schmarotzer – Röhrlinge (Xerocomus parasiticus) die den Wirt langsam auszehren.
Manche Pilze verändern im laufe ihres Wachstums wie ein Chameleon ihre Farbe, insbesondere einige Haarschleierlinge wie dieser Verfärbende Schleimkopf (Cortinarius nemorensis). Anfänglich schön blau, bleibt beim älteren Pilz kaum noch etwas davon übrig und die Farbe schlägt in braun um. Er gilt zwar als essbar, doch können die meisten Schleierlinge nicht zum Verzehr empfohlen werden, da sich unter ihnen auch gefährliche Giftpilze befinden.
Die Hüte des sehr stark knoblauchartig riechenden Langstieligen Knoblauch – Schwindlings (Marasmius alliaceus) können als Würze eine Pilzsuppe bereichern, obwohl sie an Wert den echten Küchenschwindlingen nachstehen.
Der Graublaue Dachpilz (Pluteus salicinus) wurde vor einiger Zeit zu den Giftpilzen gestellt, da in ihm psychoaktive Substanzen vermutet werden oder bereits festgestellt wurden. Gleichzeitig fand er dadurch Aufnahme in die Liste der sogenannten „Zauberpilze“.
Hier sehen wir keine weinrote Form des Derben Rotfüßchens, sondern sehr dunkel gefärbte Blutrote Röhrlinge (Xerocomus rubellus). Sie sind essbar, womit ein weiteres Beispiel dafür gegeben wird, das rote Farbtöne an Pilzen nichts über Essbarkeit oder Giftigkeit aussagen.
Besonders weit auseinander stehende Lamellen sind typisch für den unter Eichen häufigen Erdigriechenden Gürtelfuß (Cortinarius hinnuleus). Ungenießnar.
Diese Weißstieligen Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) gehören zu den Mürblingen. Manche Arten von ihnen, so auch diese, zeichnen sich in der Jugend durch einen behangenen Hutrand, einem sogenannten Saum aus. Daher wird mitunter auch die Gattungsbezeichnung Saumpilz verwendet. Essbar.
Hier sehen wir zwei markante Schlauchpilze. Rechts die etwas zu hell geratene Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) mit dem gerippten Stiel und die übrigen Exemplare gehören zur Sattel – Lorchel (Helvella ephippium). Ihr Stiel ist glatt und der graubraune Hut ist typisch sattelförmig gestaltet. Beide sind essbar, können aber hitzeunbeständiges Lorchelgift enthalten.
Beim Sammeln von Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) ist unbedingt auf die Schüppchen am Stiel zu achten. Bei diesen jungen Pilzen sind sie nicht zu übersehen.
Die Öffnungszeiten:
Sonnabend, den 04. Oktober – ab 09.45 Uhr ging es in die Pilze.
Die Ausstellung war am Sonnabend von 10.00 – 18.00 Uhr geöffnet.
Sonntag, den 05. Oktober von 10.00 – 16.00 Uhr.
Eintritt 2.00 €.
Das Logo des Rehnaer Pilzvereins mit den in dieser Region mitunter massenhaft vorkommenden Herbsttrompeten und Schautafeln mit vielen Bildern von Aktivitäten vergangener Jahre begrüßten die Besucher am Eingang zur Ausstellung.
Am Empfangstisch durften die Besucher ihre 2 € Eintritt entrichten und es wurde auch eine ansehnliche Auswahl an Fachbüchern und Kalendern zum käuflichen Erwerb bereit gehalten, die zum Teil die Gadebuscher und Grevesmühlener Buchhandlung Schnürl & Müller GdR zu Verfügung stellte.
Nach den Pilzwanderungen ging es in die Ausstellung. Mit 360 Großpilzarten war es den Rehnaer Pilzfreunden wieder gelungen, eine Pilzschau der Superlative aufzubauen.
Natürlich waren auch die dicken Steinpilze dabei.
Oder auch die nah verwandten und wohlschmeckenden Hexenröhrlinge, die so gerne von Unkundigen für giftige Satans – Röhrlinge gehalten werden.
Dank Irena und Jonas hatten wir den Satan aber auch zum direkten Vergleich dabei. Ihre grauen Hüte und der unangenehme Aasgeruch sind auf Anhieb markante Unterschiede, die diesen sehr seltenen und leicht giftigen Pilz von den Hexen – Röhrlingen unterscheiden. Der Satans – Röhrling soll zwar heftige Verdauungsprobleme bereiten, ernst zu nehmende Giftstoffe konnten in ihm aber bisher nicht entdeckt werden.
Noch hübscher und seltener ist der Blasshütige Purpurröhrling (Boletus rhodoxanthus), den uns Andreas Okrent mitbrachte. Er zählt zu den farbenfreudigsten Großpilzen überhaupt. Auch er wird teils als leicht giftig eingestuft. Wenn überhaupt, dürfte dieses allenfalls bei Rohgenuss der Fall sein. Natürlich verbietet es sich von selbst, bei solchen Raritäten, an den Speisewert zu denken, aber den meisten Menschen scheint leider nur ein Gesichtspunkt bei der Bewertung von Pilzen wichtig zu sein: essbar oder giftig?
Während beim Satans – Röhrling das schlimmste wohl seine Name sein dürfte, zeichnet dieser Pilz für 90 % aller tödlichen Vergiftungen verantwortlich. Jeder, der in freier Wildbahn Pilze zu speisezwecken sammelt, muss den Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) in allen seinen Erscheinungsformen kennen.
Eine Augenweide der Ausstellung war auch dieser prachtvolle Lackporling. Selbst bei diesen holzig – harten Exemplaren kommen einige Zeitgenossen nicht um hin, nach der Essbarkeit zu fragen.
Pilze so weit das Auge blickt auch in diesem Jahr in den Kreuzgängen der alten Klosteranlage.
Ein Blick in die Gegenrichtung.
Für den liebevoll ausgestalteten Porlingstisch zeichnete wieder Katrin Richter verantwortlich.
Torsten Richter (rechts) beim Fachsimpeln mit Anke Weselow und Ulrich Klein von den Wismarer Pilzfreunden.
Wie in jedem Jahr konnten die Besucher zu einem Schülerwettbewerb mit Gemälden und Zeichnungen zum Thema Pilze ihre Bewertung abgeben. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Es waren wieder wunderschöne sowie eigenwillig – originelle Arbeiten darunter.
Stellvertretend für alle Schülerarbeiten möchte ich dieses Bild hier präsentieren. Leider habe ich versäumt, mir den Namen des Künstlers oder der Künstlerin aufzuschreiben. Falls Er oder Sie sich bei mir meldet, können wir das gerne nachholen.
Am Sonnabend ab 13.00 Uhr und den Rest der Ausstellung standen die anwesenden Pilzberater und natürlich auch Torsten Richter mit Rat und Tat zur Seite. Mit anderen Worten, es wurden nicht nur ihre Fragen beantwortet, sie konnten uns auch ihre gesammelten Werke zur Begutachtung vorlegen, also die Pilzberatung nutzen. Auch freuten wir uns über einige interessante Fundstücke, die uns Pilzsucher zusätzlich vorbei brachten.
So fand Raritätenjäger Andreas Okrent im parkartigen Gelände vor dem Kloster unter Eichen diese frischen Wurzelnden Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) und reichte sie herein.
Auch diese wunderbare Trollhand (Hypocreopsis lichenoides) brachte Andreas mit.
Mathias Krause vom Pilzverein Rehna hat am Sonntag noch eine weitere Rarität herein gereicht. Der Leberbraune Ackerling (Agrocybe erebia) ist wahrlich nicht jeden Tag zu finden.
An beiden Tagen hatte Irena Dombrowa alle Hände voll zu tun, um den Hunger der Besucher zu stillen. Es gab unter anderem wieder unsere beliebte Waldpilzpfanne und Wildpilzsuppe.
Die Möhren – Pilzpfanne mit reichlich frischen Kräutern fand wieder großen Anklang.
Jonas war für die leckeren Waffeln zuständig. Schwungvoll war er bei der Sache, so dass ein lieblicher Duft durch die Kreuzgänge zog und den Besuchern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
Am späten Sonntag Nachmittag waren die 15. Tage der Pilze in Rehna bereits wieder Geschichte. In gemütlicher Runde dankte Torsten Richter nochmals allen Helfern auf das Herzlichste und bei Pils und Bratwurst klang der alljährliche Höhepunkt im Vereinsleben der Rehnaer Pilzfreunde in gemütlicher Runde aus.
Mit diesem leckeren Anblick eines mit Maronen gefüllten Sammlerkorbes (hoffentlich merkt niemand, dass weiter unten Moos liegt) möchten wir allen Pilzfreunden noch eine gute Restsaison wünschen und vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr in Rehna, wenn es wieder heißt „Der Pilzverein Heinrich Sternberg lädt ein zu den 16. Tagen der Pilze“.
Weitere Informationen auch unter: www.rehna.de