Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch die Settiner Tannen
Saure und sandige, meist Nadelwälder, finden wir zwischen Zapel und Ruthenbeck. Für Liebhaber von Maronen, Steinpilzen und Pfifferlingen eine gute Adresse. Von genannten Arten waren heute aber nur Maronen in nennenswerten Mengen vertreten.
Am Sonnabend, dem 11. Oktober 2014, starteten wir wieder zu einer geführten Pilzwanderung in den herbstlichen Wald. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Nach einer kurzen Begrüßung fuhren wir mit den vorhandenen Autos in Richtung Crivitz. Unser Zielwald befand sich zwischen den beiden Ortschaften Zapel und Ruthenbeck, unweit der mecklenburgischen Kleinstadt Crivitz. Bei schönem und recht warmen Wetter kamen vor allem die Speisepilzfreunde auf ihre Kosten. Insbesondere Maronen – Röhrlinge gab es immer wieder, wenn auch nicht in Massen. Auch mal ein Birkenpilz, eine Rotkappe, ein Steinpilz oder die eine oder andere Krause Glucke war mit dabei. Die Tour endete gegen 13.00 Uhr. Hier einige Bilder:
Zu Beginn reichte Irena für alle eine Tasse Kaffee zur Einstimmung.
Ob dieser flockenlose Fliegenpilz (Amanita muscaria) uns wohl Glück bringt? Warum ist sein Hut hier eigentlich nackt? Er hat beim Wachstum durch die Gräser wohl seine weißen Hüllreste abgestreift, die nun noch gut sichtbar auf dem Waldboden liegen. Auch ein stärkerer Regen könnte dafür verantwortlich zeichnen.
Bald schon tauchten die ersten Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) auf und das Pilzfieber wurde entfacht.
Im moosreichen Fichtenforst können beispielsweise diese von oben ebenfalls schön braunen Blaustiel – Schleimfüße (Cortinarius collinitus) Maronen – Röhrlinge vortäuschen. Endtäuschung aber beim Umdrehen der Pilze. Der Stiel ist mit einem dicken, blauen Schleim überzogen und auf der Hutunterseite befinden sich Lamellen. Gleichwohl ist auch dieser leicht kenntliche Fichtenbegleiter essbar und darf in den Sammelkorb gelegt werden.
Ein Fichtensteinpilz (Boletus edulis) wie aus dem Bilderbuch. Der Fichtensteinpilz ist auch unter Kiefern, Eichen und vor allem Buchen zu finden.
Im sauren, moosreichen Fichtenwald, ist der Blutblättrige Hautkopf (Cortinarius semisanguineus) mitunter ein Massenpilz. Er ist giftverdächtig. Die Farbstoffe der Hautköpfe sind leicht löslich und die Pilze sind dadurch sehr beliebt bei Menschen, die sich mit dem färben von Wolle beschäftigen.
Noch ein Glücksbringer ohne Hüllreste. Allenfalls am Rande sind noch welche zu erkennen. Hier sehen wir auch, dass Fliegenpilze (Amanita muscaria) nicht immer knallrot gefärbt sein müssen. Es gibt auch eine orangegelbe Form, die wir hier sehen. Standortfoto.
Auch dieser essbare Perlpilz (Amanita rubescens) besitz keine „Perlen“ mehr auf dem Hut. Die kräftigen Regengüsse der letzten Tage können diese abgespült haben.
Während der Perlpilz (Amanita rubescens), links, noch graue Hüllreste erkennen lässt, sind die weißen Flocken beim giftigen Pantherpilz (Amanita pantherina), rechts, fast komplett abgespült. Der Perlpilz ist aber dennoch an seinen weinrötlichen Tönungen gut zu erkennen und für den Pantherpilz ist der deutlich geriefte Hutrand sehr charakteristisch.
Noch eine Gegenüberstellung: der Echte Pfifferling (Cantharellus cibarius), links, besitzt keine echten Lamellen, sondern diese sind durch Leisten nur angedeutet. Der rechte Falsche Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca) hat deutlich ausgeprägte Lamellen, ist weichfleischiger, ohne pfefferigem Geschmack und besitz meist Orangetönungen am Fruchtkörper.
Noch nicht einmal Halbzeit der Wanderung und schon drohen die ersten Körbe überzuquellen.
Auch dieser Korb stößt an seine Kapazitätsgrenze, aber hier kann und muss noch Platz geschaffen werden, denn so mancher Giftpilz hat es sich in ihm gemütlich gemacht.
Das der ungenießbare Brennende Rübling (Collybia peronata) an der Stielbasis striegelig – filzig behaart sein kann, ist bekannt. Das nun aber der gesamte Stiel davon bekleidet ist, mutet schon etwas kurios an.
Ob diese große Birkenrotkappe wohl in die Pfanne passt?
Von innen ist sie jedenfalls noch gesund. Leider bleibt ihr weißes Fleisch bei der Zubereitung nicht erhalten. Es verfärbt sich schwarz!
Der Gallertfleischige Fältling (Merulius tremellosus) wächst an Holz und ist als Speisepilz nicht geeignet.
Der Porphyrbraune Wulstling (Amanita porphyria) ist nah mit dem Gelben Knollenblätterpilz verwandt. So wie dieser ist auch er nicht schmackhaft und enthält das Krötengift Bufotenin sowie Indol – Verbindungen, die leichte Verdauungsstörungen hervor rufen können.
Diese jungen Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum) grieseln vor sich hin. Anscheinend haben Regentropfen dazu beigetragen. Jung und innen weiß sowie druckfest sind sie sehr brauchbare, leicht verdauliche Speisepilze, die von manchen Pilzfreunden hoch geschätzt werden.
Der Muschelkrempling (Tapinella panuoides) wächst einzeln oder dachziegelartig übereinander an Nadelholz. Seine muschelförmigen, dünnfleischigen Fruchtkörper sind fast Stiellos. Kein Speisepilz.
Der Violette Lacktrichterling (Laccaria ametystina) wird immer wieder als auffälliger Farbtupfen in die Sammelkörbe gelegt. Er ist essbar, aber besonders im Stiel etwas zäh. Außerdem besitzt er die Eigenschaft radioaktives Cäsium besonders stark anzureichern. Aus den immer noch stärker belasteten Gebieten, wie dem Bayrischen Wald, sollte er nicht zu reichlich verwendet werden.
Der Weißflockige Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus) wächst mitunter sehr zahlreich unter Birken und ist geruchlos. Unter Buchen und Nadelbäumen finden wir den sehr ähnlichen Duftenden Gürtelfuß. Er riecht nach Pelargonien. Beide sind ungenießbar.
Inzwischen hat sich auch der letzte Korb gut gefüllt und die Wanderung neigt sich dem Ende zu.
Das Wetter war bestens und die meisten Körbe mehr oder weniger voll. Ich denke, heute konnte jeder zufrieden gewesen sein. 11. Oktober 2014 in den Settiner Tannen.
Regionalinformationen auch unter: www.amt-crivitz.de
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!