Individuelle Pilzwanderungen 6/2014
Pilzwanderung mit der Gruppe Perlebach im Sültener Forst
Der Sültener Forst im Naturpark Sternberger Seenland war heute das Ziel einer individuellen Pilzwanderung.
Am Sonntag, dem 12. Oktober 2014, trafen sich 11 Pilzfreunde aus Wismar und Umgebung zu einer individuellen Pilzwanderung. Es war die zweite in diesem Jahr mit der Gruppe Perlebach. Der Wismarer Rechtsanwalt Hartmut Perlebach organisiert seit einigen Jahren mit seinen Freunden Pilzwanderungen mit dem Steinpilz – Wismar. Gegen 08.00 Uhr trafen wir uns am ZOB und beschlossen in den Sültener Forst zu fahren. Ein sandiges, überwiegend mit Nadelwald bestandenes Waldgebiet im Naturpark Sternberger Seenland. Der warme und feuchte Oktober hat nun das Pilzwachstum in den letzten Tagen wieder deutlich angefacht, so dass sich die Sammelkörbe während der dreieinhalbstündigen Wanderung gut füllten. Hier einige Impressionen:
Wunderbar frische Riesenschirmpilze (Macrolepiota procera) begrüßten uns gleich zu Beginn am Waldesrand. Wenn das kein gutes Omen ist!
Ein kapitaler Steinpilz (Boletus edulis) sollte sogleich folgen. Nun gab es kein halten mehr und der Jagdtrieb war entfacht. Also auf zur Vornehmen Jagd! Während in der Ferne die Büchsen knallten, ging es bei uns aber eher still und ruhig zu.
Zwei nahe Verwandte aus der Gattung der Wulstlinge oder Knollenblätterpilze sind der Pantherpilz (Amanita pantherina), oben, und der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria), unten. Beide sind giftig. Sie enthalten die Toxine Ibotensäure und Muscimol und eventuell noch weitere, unbekannte Giftstoffe. Während der Fliegenpilz eher eine gemäßigte Giftwirkung entfaltet, können Pantherpilzvergiftungen heftiger verlaufen, da die Giftdosis höher liegt. Es kommt zu Schläfrigkeit, Unruhe, Gehstörungen, Rauschzuständen, Erregung und Halluzinationen. Nach etwa 15 Stunden klingen die Symptome in der Regel ab. Todesfälle sind sehr selten!
Zur Gruppe der Edel – Reizker gehört der Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus). Im Vergleich zum unter Kiefern wachsenden Edel – Reizker ist er etwas kleiner, dünnfleischiger und neigt stärker zum grünen. Auch geschmacklich unterliegt er seinem Kiefern – Bruder. Scharf braten! Nach Gröger, der die Art übrigens erst vor einigen Jahrzehnten vom Edel – Reizker trennte, ist er besonders gut zum Einlegen in Essig geeignet.
Ebenfalls seit einigen Jahrzehnten gilt der Spruch „Hände weg vom Kahlen Krempling (Paxillus involutus)“. Früher wurde er in großem Stil gegessen. Es kann aber sehr selten zu einer Sensibilisierung auf Pilzantigene kommen, eine Sonderform einer Allergie nach wiederholten Pilzmahlzeiten, so Flammer und Horak. Ähnliches wird auch beim Butterpilz vermutet, wobei es bei letzterem viel häufiger zu Auffälligkeiten kommt, wahrscheinlich durch unverträgliche Pilzeiweiße. Auf jedenfall ist der Kahle Krempling roh giftig.
Der Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) besitzt im Gegensatz zum Riesen – Schirmpilz einen glatten, nicht genatterten Stiel und läuft bei Verletzung safrangelb bis karottenrötlich an. Die Hüte sind gut essbar.
Der Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) ist ein sehr guter Speisepilz, zumindest für diejenigen, die es etwas lieblicher mögen. Gut kenntlich auch an seinem süßlichen Duft, der an Kuchengewürz erinnert. Roh giftig!
Der Rotbraune Milchling (Lactarius rufus) wird aufgrund seines scharfen Milchsaftes auch Paprikapilz genannt. In Osteuropa ist er ein beliebter Speisepilz. Er muss kleingeschnitten und 12 Stunden gewässert werden. Danach 10 Minuten abkochen und Wasser wegschütten, wobei hier die Meinungen auseinander gehen. Es soll nach dem Wässern bereits wie jeder andere Pilz verwendet werden können. Besonders geeignet zum Einlagen in Essig oder zum einsalzen.
Der häufige und auffällige Grünspan – Träuschling (Stropharia aeruginosa) kann als Mischpilz in den Korb gelegt werden. Seine schmierige Huthaut sollte abgezogen werden, was sehr leicht zu bewerkstelligen ist. Der Hut lässt sich abziehen wie eine Badekappe.
Inzwischen sind die ersten Körbe bereits gefüllt.
Fliegenpilze müssen nicht immer knallrot gefärbt sein. Auch dieser ist ein Fliegenpilz, es handelt sich um die orangegelbe Form des Roten Fliegenpilzes (Amanita muscaria).
Die Birken – Rotkappe (Leccinum testaceoscabrum) ist hingegen niemals richtig rot auf dem Hut, sondern immer orangegelb. Ihre Stielschüppchen sind von Anfang an schwärzlich gefärbt. Rotkappen werden in unseren Breiten kaum von Insektenlarven befallen und sind nicht nur deshalb ganz besonders willkommen in unseren Sammelkörben.
Der Blaustiel – Schleimfuß (Cortinarius collinitus) ähnelt etwas dem unter Kiefern vorkommenden Heideschleimfuß oder Brotpilz. Der hier gezeigte Blaustiel – Schleimfuß geht eine Symbiose mit der Fichte ein und ist an seinem Standort kaum zu verwechseln. Recht guter, sehr zarter Speisepilz.
Im flachen Moos des Fichtewaldes wuchsen punktuell zahlreiche Erdwarzenpilze (Thelephora terrestris). Ungenießbar und am Standort fotografiert.
Graukappen (Clitocybe nebularis) sind nach einer schwächeren Vorwelle im September jetzt massiv im kommen. Hier standen sie zwischen einem dichten Reisighaufen mit dicker Nadelstreu. Ein gefundenes Fressen für diesen spätherbstlichen Saprophyten. Als Speisepilz ist die ergiebige Art weiter sehr umstritten und wird allgemein nicht mehr als Esspilz empfohlen. Ich kam dennoch nicht herum, diese in sehr guter Qualität erschienenen Pilze mitzunehmen. Sie werden getrocknet, pulverisiert und ergeben eine gute Pilzwürze für Suppen und Soßen. Ein Teelöffel voll, eventuell gemischt mit anderen Arten, kann sicher kaum schaden.
Das Kuhmaul (Gomphidius glutinosus) lebt in Symbiose mit der Fichte. Es gehört zu den Gelbfüßen und ist ein leicht kenntlicher Speisepilz. Frieder Gröger schreibt in Pilze und Wildfrüchte: „zartfleischiger, schmackhafter Pilz, jedoch wegen seiner schleimigen Haut schwierig zu säubern“.
Von Juli – Oktober wächst auf feuchten, moorigen Böden, gern unter Birken, der Nordische Milchling oder Blaureizker (Lactarius trivialis). Der oft sehr große, schleimige Pilz ist recht wechselfarbig. Insbesondere in der Jugend ist er, so wie hier, schön dunkelblaugrau gefärbt. Nach besonderer Vorbehandlung (siehe oben beim Rotbraunen Milchling) ist er besonders zum Einsalzen geeignet. In Osteuropa ein sehr geschätzter Speisepilz!
Neben zahlreichen Maronen, Rotfüßchen, Butter- und Birkenpilzen auch immer mal einige Steinpilze (Boletus edulis).
Aber wenn diese appetitlich aussehenden Gallen – Röhrlinge (Tylopilus felleus) anstatt von Steinpilzen in der Pfanne landen, wird es sehr unangenehm. Ihre Bitterkeit ist unerträglich. Man achte auf die später rosafarbenen Röhren, dem groben Maschennetz auf dem eher gelblichen bis hellgelblichbräunlichem Stiel. Im Zweifelsfall hilft eine Kostprobe vom rohen Pilz.
Auch Birkenpilze werden häufig mit Gallen – Röhrlingen verwechselt. Beachtet man aber die markanten Unterschiede am Stiel, dürfte dieses allerdings kaum möglich sein. Netzartige Struktur auf dem Stiel der Bitterlinge und schwärzlich punktierte Stiele bei den Birkenpilzen, sind eindeutige Unterschiede.
Gegen Mittag waren nahezu alle Körbe randvoll und am Nachmittag war putzen angesagt.
Das Wetter war gut und die Körbe gefüllt. Da war es nicht schwer, gute Laune auszustrahlen. 12. Oktober 2014 an der Friedrichswalder Weiche.
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.