Ein Pilzwochenende in Mecklenburg
Ein herbstliches Pilzwochenende in Keez, bei Brüel
Zum 3. mal in Folge lud der Steinpilz – Wismar zu einem herbstlichen Pilzwochenende in Mecklenburg ein.
Es fand vom 24. – 26. Oktober 2014 in Keez, bei Brüel, statt. Der Herbst war zwar schon etwas fortgeschritten, aber die Artenvielfalt, angefangen über Sommer-, Herbst- bis hin zu Spätherbstpilzen, war für die Jahreszeit noch recht hoch. Grund dafür ist die lange Trockenheit im Sommer und Frühherbst sowie das überdurchschnittlich warme Herbstwetter gewesen.
Bereits während der Anreise wurden manche Teilnehmer fündig.
Uns standen die unterschiedlichsten Waldtypen, angefangen von guten, kalkreichen Laubwaldstandorten, sandigen, teils sauren Nadelwäldern, tief eingeschnittenen Bachtälern und interessanten Seeuferbereichen, Trockenrasen, Heideflächen, Erlenbrüchen und Mooren bis hin zu aufgeforsteten Kiestagebauen, die mitunter eine ganz eigenständige und außergewöhnliche Pilzflora aufweisen können, zur Verfügung.
Diese zarten Kuhmäuler (Gomphidius glutinosus) wurden uns von den Berliner Pilzfreunden und Vereinsmitgliedern Egon, Thomas und Heinz mitgebracht. Sehr gute Speisepilze, zumindest jung, und nur unter Fichten anzutreffen.
Diese prächtigen Steinpilze aus dem Formenkreis um Boletus edulis brachten uns Pilzfreunde aus Niedersachsen mit. Sie fanden die Pilze bei einem kleinen Zwischenstopp unter einer Baumgruppe außerhalb des Waldes. Vom Erscheinungsbild her ähneln sie Sommersteinpilzen. Die Huthaut ist aber glatt und das Fleisch darunter weinrot durchgefärbt. Bei Sommersteinpilzen wäre es durchgängig weiß.
Auch diese schwach giftigen Seifen – Ritterlinge (Tricholoma saponaceum) brachten uns die Berliner Pilzfreunde mit.
Die ebenfalls leicht giftigen Karbol – Egerlinge (Agaricus xanthodermus) durften natürlich auch nicht fehlen.
Andreas aus Hamburg stolperte während der Anreise über diesen großen Parasol, der ihn vom Straßenrand aus anlachte. Andreas ist Mitglied der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V.
Hier das Programm:
Freitag, der 24. Oktober 2014 – Theorietag. Ab 12.00 Uhr Anreise. Gegen 14.00 Uhr offizielle Eröffnung mit anschließender Einführung in die allgemeine Pilzkunde unter Berücksichtigung des Herbstaspektes. Zwischendurch gab es Kaffee und Kuchen. Dieser Teil des Seminars wurde wieder von unserem Pilzexperten Ulrich Klein in der ihm eigenen, kurzweiligen Vortragsweise übernommen. Im Anschluss gab es Abendbrot und danach gemütliches Beisammensein und Festlegung der Exkursionsgebiete.
Ulrich Klein in dunkelblauer Jacke kurz vor Beginn seiner mehrstündigen Einführung in die Pilzkunde mit einigen Teilnehmern vor unseren vorbereiteten Ausstellungsflächen im überdachten Außenbereich.
Gegen 14.15 Uhr ging es los. Das diesjähriger Herbstseminar startet zu seiner ersten Runde.
Ulrich Klein und interessierte Zuhörer während seiner Ausführungen.
Unterteilung der Basidiomyceten. Der dunkle Fleck im Bild wird durch einen Fehler in meiner Kamera verursacht, die während unserer ersten Exkursion am Folgetag gänzlich den Geist aufgegeben hat. Für weitere Bilder musste meine alte Digitalkamera herhalten.
Nach und nach trafen noch weitere Zuhörer ein, die aus arbeitstechnischen Gründen erst etwas später kommen konnten.
Kurz nach 19.00 Uhr war der Theorie – Marathon geschafft und ich bedankte mich wie immer im Namen aller Zuhörer mit kleinen Aufmerksamkeiten für die umfangreiche Einführung ins geheimnisvolle Reich der Großpilze bei unserem Referenten und Pilzexperten Ulrich Klein.
Sonnabend, der 25. Oktober 2014 – Zwischen 08.00 und 09.00 Uhr gab es Frühstück und danach starteten wir zur ersten Exkursion. Ziel war das Radebachtal bei Blankenberg.
Unsere Ankunft am Eingang zum herbstlichen Radebachtal.
Nach kurzer Absprache über Zeit und Ablauf der Exkursion ging es hinunter in das Bachtal.
Zu den ersten Pilzen, die wir hier fanden, gehörten diese wunderbaren Dunklen Hallimasch (Armillaria obscura). Dieser Hallimasch bevorzugt Nadelholz und soll der Beste aller Hallimasch – Arten sein, was den Speisewert betrifft. Das war zugleich das letzte Foto von meiner Kamera, daher gibt es leider nur wenige Bilder von dieser Exkursion.
Auf den kalkhaltigen Hangterrassen sind unter anderem viele Haarschleierlinge beheimatet. Hier sehen wird zwei von ihnen. Oben ist der Buchen – Klumpfuß (Cortinarius amoenolens) zu sehen. Den unteren, ebenfalls ein Klumpfuß, konnten wir leider nicht exakt bestimmen. Es waren auch einige Grünlings – Klumpfüße vertreten.
Sehr erfreut war ich auch über den Fund eines ansehnlichen Tiger – Ritterlings (Tricholoma pardolatum), der in unseren breiten recht selten vorkommt. Er braucht ebenfalls kalkreiche Standorte unter Buchen. Sein Genuss verursacht heftige Magen/Darmerkrankungen.
Hatte man erst einmal welche entdeckt, konnte man reichlich von ihnen einsammeln. Trompeten – Pfifferling (Cantharellus tubaeformis). Sehr schmackhafter Bruder des allgemein bekannten Echten Pfifferlings.
Zum Mittagstisch konnten wir wieder in Keez einkehren.
Bevor es aber an den Mittagstisch ging, mussten schnell noch die Körbe entleert oder gewechselt werden, damit wir im Anschluss nochmals starten konnten.
Am Nachmittag Aufbruch zur zweiten Exkursion in ein anderes Gebiet. Sandiger Nadelwald und Heideflächen bei Demen (ehemaliger Truppenübungsplatz).
Ankunft im zweiten Zielgebiet bei Demen.
Unter Fichten, im Moos, einige Kuhmäuler (Gomphidius glutinosus). Von oben betrachtet ähnelt der Große Schmierling, wie er auch genannt wird, einem Butterpilz. Öffnet sich der Hut, so legt er die grauen, weit am Stiel herb laufenden Lamellen frei. Sein Stielfleisch ist auffallend gelb gefärbt. Der Fruchtkörper ist von einem schleimigen Überzug umgeben. Dieser gute Speisepilz gehört, obwohl Lamellen, zum Verwandtschaftskreis der Röhrlinge.
Unter Kiefern einige Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Im Gegensatz zum ähnlichen Fichten – Reizker sind bei dieser Art meist Wasserflecken am Stiel zu sehen.
Weitläufig erstreckt sich das heideartige Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes.
In dieser offenen und armen Landschaft begeisterten uns zahlreiche Saftlinge. Hier sehen wir eine Kollektion von höchstwahrscheinlich Mennigroten Saftlingen (Hygrocybe miniata). Daneben wuchsen noch Schwärzende Saftlinge und Glasigweiße Ellerlinge. Ein Schützenswertes Biotop, dass hoffentlich nicht der Aufforstung oder anderen Maßnahmen zum Opfer fallen wird. Standortfoto 25.10.2014
Diese Krüppelfüße (Crepidotus spec.) wuchsen zahlreich auf den holzigen Resten von Ginster.
Zahlreich auf diesem grasig moosigen Gelände auch diese Gelbweißen Helmlinge (Mycena flavoalba). Ohne Speisewert. Soll ziemlich häufig an geeigneten Standorten vorkommen.
Eine weitere, interessante und sehr seltene Art ist der Weiße Schirmpilz (Lepiota alba). Nach Bon Rote Liste 2 = stark gefährdet! Die Art gehört zu den echten Schirmpilzen, die keine Speisepilze, dafür aber einige lebensbedrohlich giftige Arten enthalten.
Trotz des lange Zeit milden Wetters die ersten Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus). Die Art ist streng an Kiefer gebunden und erscheint besonders nach den ersten Nachtfrösten. Sehr guter, zart – aromatischer Speisepilz, besonders für Suppen geeignet.
Der Feinschuppige Ritterling (Tricholoma imbricatum) ist ebenfalls streng an die Kiefer gebunden. Sein trockener Hut ist sehr feinschuppig und sein Geschmack kann bitter sein. Wenn nicht, gilt er als essbar. Standortfoto.
Abendbrot wurde wieder in Keez serviert. Zunächst gab es bei unserer Ankunft aber ein Interview für die Schweriner Volkszeitung mit Gruppenfoto. Der Artikel erschien am 28.10.2014 im Lokalteil Sternberg. Im Anschluss setzten wir uns noch in gemütlicher Runde bei Pils zusammen und begannen schon mit der Auswertung unserer umfangreichen Pilzfunde. Es stand Fachliteratur, Chemie und ein Mikroskop zur Verfügung. Von einigen Arten wurden Sporenbilder vorbereitet.
Bestimmungsübungen am Abend.
Ein junger Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist oft noch weißlich gefärbt und die Hüllreste überdecken noch den gesamten Hut. Beim Längsschnitt des Fruchtkörper ist aber schon die rötliche Zone unter dem Hut zu erkennen.
Der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) war leicht zu bestimmen. Ist er doch eine der farbenprächtigsten Pilzerscheinungen in unseren Wäldern. Der purpurrötliche Hut und Stiel stehen im auffälligen Kontrast zu den leuchtend gelben Lamellen. Wir finden ihn oft büschellig an Nadelholz, meist Kiefer. Geringwertig.
Das der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) fast nur aus breiten Lamellen und kaum Hutfleisch besteht, ist gut beim Durchleuchten mit einer Lichtquelle zu erkennen.
Der seltene Kiefern – Steinpilz (Boletus pinophilus) unterscheidet sich vom Fichten – Steinpilz besonders durch die rotbraunen Farben und dem gedrungenerem Wuchs.
Sonntag, der 26. Oktober 2014 – Zwischen 08.00 und 09.00 Uhr Frühstück. Danach Auswertungs- und Bestimmungsarbeit mit Aufbau einer kleinen Pilzausstellung.
In größerer Runde ging es am Sonntag Vormittag weiter mit der Bestimmungsarbeit.
Sporenbild eines Weißsporers (Täubling).
Während wir drinnen fleißig weiterbestimmten, bauten einige Pilzfreunde mit den schönsten Exemplaren eine recht umfängliche Ausstellung im Außenbereich auf.
Dazu gehört auch das heraussuchen der Namensschildchen.
Unter der Regie von Pilz- und Vereinsfreund Egon aus Berlin entstand eine beeindruckende Frischpilzausstellung.
Weit über hundert Arten haben Platz auf unserer Ausstellungsfläche gefunden.
Zu den sehenswertesten Exemplaren zählte auch dieser außergewöhnlich große und kräftige Wohlriechende Gürtelfuß (Cortinarius torvus).
Auch die beliebten Dickröhrlinge haben ihre Nische erhalten.
Während wir alle voll am Wirbeln waren, ließen sich unsere Katzen davon nicht stören und genossen ihren Mittagsschlaf.
Stichwort Mittag. Wir hatten wieder unsere traditionelle Pilzverkostung vorbereitet. Butterpilze, Rotgelbe Stoppelpilze und Trompeten – Pfifferlinge wurden dafür ausgesucht. Leider wurden letztere in der Küche vergessen, was aber niemanden auffiel, da außerdem allerlei Leckereien zusätzlich aufgetischt wurden. Von Butterpilz und Stoppelpilz ging eindeutig der Rotgelbe Stoppelpilz als Sieger hervor. Sehr empfehlenswerter Speisepilz mit herzhafter, zart bitterlicher Geschmackskomponente.
Unsere gute Seele Irena, rechts, erläutert das Speisenangebot.
Die Pilze zum Verkosten.
Bratkartoffeln mit Möhren und Petersilie.
Götterspeise mit und ohne Vanillesoße.
Es darf zugegriffen werden.
Bevor wir zu unserer Abschlussexkursion aufbrachen noch schnell ein Erinnerungsfoto. Keez, am 26. Oktober 2014.
Es ging in einen Kiefernwald bei Neukloster.
Hier konnte sich jeder reichlich mit Edel – Reizkern eindecken, so wie sich hier auch Jonas zu einem stattlichen Exemplar dieser delikaten Speisepilze freut.
In der Regel sind es die unter Kiefern wachsenden Edel – Reizker (Lactarius deliciosus), rechts, die hier oft in großen Mengen zu finden sind. Am Rande der Ortslage Perniek stehen aber auch Fichten. Hier fanden wir zahlreiche Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus), links. Sie sind dem Edel – Reizker geschmacklich unterlegen.
Auf gehäckseltem Kiefernholz zahlreiche kleine, büschellig wachsende Blätterpilze mit teils hygrophanen Rändern. Dem Stockschwämmchen sehr ähnlich, aber lebensbedrohlich giftig! – Der Nadelholz- oder Gift – Häubling (Galerina marginata). Standortfoto.
Im Gegensatz zum essbaren Stockschwämmchen besitzt der Gift – Häubling (Galerina marginata) unterhalb der Ringzone keine bräunlichen Schüppchen, sondern wirkt grausilberlich genattert. Tödlich giftig!
Nach der Durchforstung des Jungkiefernbestandes vor wenigen Jahren hat sich der Schwarzgebänderte Harzporling (Ischnoderma benzoinum) hier stark ausgebreitet. Durch seine saprophytische Lebensweise gehört er zu den Müllwerkern des Waldes und sorgt für die Beseitigung der Kiefernstubben. Standortfoto. Ungenießbar.
Hier zog während der Pfingstunwetter ein Tornado durch. Inzwischen hat die Forst die meisten Sturmschäden beseitigt.
Der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) besiedelt ausschließlich Nadelholzstubben und ist ein vorzüglicher Speisepilz, der nicht mit dem giftigen und bitter schmeckenden Grünblättrigen Schwefelkopf verwechselt werden darf. Standortfoto.
Die Elastische Lorchel (Leptopodia elastica) war vor einigen Jahren hier zu tausenden Vertreten und auch heute gab es sehr schöne Exemplare. Ohne Speisewert.
Bevor sich schließlich alle verabschiedeten und die Heimfahrt antraten, servierte uns unsere gute Seele Irena nochmals Kaffee und Kuchen an frischer Waldluft.
Die Körbe waren zwar nicht bis zum Überlaufen, aber dennoch reichlich gefüllt. Wir wünschen eine gute Heimfahrt.
Die Seminargebühr belief sich auf 50.00 € pro Teilnehmer.
In begrenzter Zahl standen Doppelstockbetten zur Übernachtung zur Verfügung. Kostenpunkt: 15.00 € die Nacht.
Es wurde Vollverpflegung (2 mal Kaffee/Kuchen, 2 mal Frühstück, 2 mal Abendbrot, 2 mal Mittag) angeboten. Preis 30.00 €.
Schriftliche Anmeldungen zu künftigen Seminaren können unter folgenden Kontaktadressen erfolgen: Irena Dombrowa, 19412 Keez, Dorfstraße 1a oder Der Steinpilz – Mykologisches Informationszentrum Wismar, 23966 Wismar, ABC Straße 21. Einfacher jedoch per E- Mail unter: steinpilz.wismar@t-online.de
Anfragen auch unter Tel.: 03841/228917
Das Grundstück liegt genau an der B 104 zwischen Schwerin und Sternberg, wenige Kilometer von der mecklenburgischen Kleinstadt Brüel entfernt. Aus Richtung Brüel kommend ist es gleich das erste Objekt rechter Hand an der Bundestraße, kurz vor dem Abzweig nach Keez. Also nicht in den Ort Keez hinunter fahren, die Häuser an der Straße sind richtig! Eigentlich Keezer Schmiede, aber leider steht hier kein Ortsschild. Aus Richtung Schwerin kommend ist es natürlich das letzte Objekt linker Hand in Richtung Sternberg, kurz hinter der Kreuzung Keez/Golchen. Auf dem Grundstück stehen in begrenzter Anzahl Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Weiterhin können Fahrzeuge an den Straßen nach Keez oder Golchen abgestellt werden (200 – 300 m vom Objekt entfernt).
Weitere Informationen zur Region und Übernachtungsmöglichkeiten siehe auch unter folgenden Links: www.stadt-brüel.de www.stadt-sternberg.de
www.amt-crivitz.de oder www.rotersee.de