Mit Neuburger Schülern im Wald
Es ist zu einer guten Tradition geworden. Seit Jahren werde ich im Oktober an die Schule am Rietberg in Neuburg gerufen, wenn das Thema Pilze auf dem Stundenplan der 4. Klasse erscheint. Heute war es wieder soweit.
Am Dienstag, dem 14. Oktober 2014, war ich mit Schülern der Klasse 4a der Schule am Rietberg in Neuburg, bei Wismar, verabredet. Obwohl es zeitweise regnete, hatten die Schüler und ihr Lehrer Lust dazu, mit mir in den nahen und nassen Wald zu gehen. Als ich den Klassenraum betrat, waren alle schon vorbereitet und das Klassenzimmer hatten sie ausgeschmückt mit vielen Pilzbildern. Ich erläuterte zusammen mit den Schülern die große Bedeutung, die unsere Großpilze im Gefüge der Natur haben und stimmte auf die bevorstehende Waldexkursion ein. Dann brachen wir auf. Hier einige Bilder:
Gleich am Ortsrand beginnt der Wald und kaum einer der Schüler und Schülerinnen konnte es abwarten, den ersten Pilz in den Händen zu halten.
Der erste Pilz war gleich ein schöner und essbarer Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes).
Der nächste, ein Blaugrauer Dachpilz (Pluteus salicinus), war leider giftig!
Die Kinder waren nun aus dem Häuschen und immer imposantere Pilze wurden entdeckt, so auch diese essbare und wohlschmeckende Krause Glucke (Sparassis crispa) und ein junger und noch geschlossener Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes).
„Ich habe einen Fliegenpilz gefunden“, tönte es aus dem Dickicht des Waldes. „Aber nein, dass ist doch kein Fliegenpilz“, entgegnete ich, als ich den Sprödblättler in den Händen hielt. Er sieht zwar leuchtend rot aus, ihm fehlt aber die für Fliegenpilze zu typische Stielknolle und die Manschette am oberen Stielbereich. Es handelt sich um den essbaren Roten Heringstäubling (Russula xerampelina), der auch an seinem Geruch nach Heringslake gut zu erkennen ist.
Eine schicke Farbe haben auch diese Violetten Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda). Sie sind ebenfalls essbar und da sie gute Speisepilze sind, habe ich sie bereits als Schulkind, nach der Kontrolle durch die damalige Pilzberaterin Annalotte Heinrich, auf dem Wismarer Markt verkaufen dürfen und konnte mir dadurch ein kleines Taschengeld verdienen.
Etwas schönes hat auch diese Schülerin gefunden. Es ist ein Weißer Anis – Champignon (Agaricus arvensis). Anis – Champignons dürfen ebenfalls gegessen werden und sind sehr schmackhaft.
Pilze gab es heute wirklich auf Schritt und Tritt, so dass die Kinder ständig welche in den Händen hielten und auf eine positive Antwort meinerseits warteten, was ihre Essbarkeit anbelangte.
Und dann wurde eine große Stelle mit Hallimasch entdeckt. Es gab kein halten mehr und alle stürmten zum ergiebigen Fundort.
Schnell füllten sich nun die mehr oder weniger großen Sammelbehältnisse. Aber liebe Kinder, denkt daran und vergesst nicht euren Eltern zu sagen, dass der Hallimasch roh giftig ist und gut durchgegart werden muss. Am besten kurz aufkochen und das Kochwasser wegschütten. Es bleibt trotzdem noch genügend Pilzgeschmack übrig.
Auch dieser Stubbenbewohner ist essbar und ganz vorzüglich. Es handelt sich um den Graublättrigen Schwefelkopf (Hypholoma capnoides). Aber Vorsicht, der bittere Grünblättrige Schwefelkopf ist sein giftiger Verwechslungspartner. Man sollte sich schon gut auskennen, wenn Schwefelköpfe zum Essen gesammelt werden sollen!
Lustig sieht die junge Graukappe (Clitocybe nebularis) mit ihren keulig verdickten Stiel aus. Wir nehmen sie lieber nicht zum Essen mit, da ihr Speisewert umstritten ist. Der untere Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) ist hingegen ein allgemein anerkannter und guter Speisepilz.
Der oft wunderbar anisartig riechende Anis – Zähling (Lentinellus cochleatus) ist kein empfehlenswerter Speisepilz. Er kommt büschelig am Fuße alter Bäume oder deren Stubben heraus.
Der Dickblättriger Täubling (Russula nigricans) ist zwar essbar, aber minderwertig.
Die Freude am Pilze Suchen nahm kein Ende, daran konnte auch das regnerische Wetter nichts ändern.
Auch die kleinsten und unscheinbarsten Pilze fanden reichlich Beachtung. So auch dieser schwarze und elegante Weißmilchende Helmling (Mycena galopus). Bei Verletzung sondert er einen weißlichen Milchsaft ab. Ohne Speisewert.
Oder diese Gelbmilchenden Helmlinge (Mycena crocata), die einen reichlich fließenden, orangegelben Milchsaft absondern. Ebenfalls ohne Speisewert.
Ein sehr dankbares Fotomotiv ist auch immer wieder der glasig – weiße Buchen – Schleimrübling (Odemansiella mucida). Theoretisch wäre er essbar, aber durch seine wässrige Konsistenz kaum brauchbar.
Zurück im Klassenzimmer, halten die Schüler nochmal ihre Lieblingspilze hoch.
Dann wurden die gesammelten Werke auf den jeweiligen Sitzplätzen der Kinder nochmals auf den Tischen ausgebreitet und ich schaute durch, ob sich nicht doch noch ein „Giftzwerg“ unter ihnen versteckt hat.
Zum Abschluss noch schnell ein Gruppenfoto zur Erinnerung an den 14. Oktober 2014. Der Tag, an dem ihr mit dem Pilzberater im Wald unterwegs gewesen seit.
Termine zu individuellen Pilzwanderungen oder Schülerexkursionen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.