Öffentliche Pilzlehrwanderung
Wir wanderten heute durch das Sophienholz zwischen Nevern und Goldebee
Unser heutiges Pilzrevier. Überwiegend Buchenwälder auf besseren Böden im Sophienholz.
Am Sonnabend, dem 15. November 2014, lud der Steinpilz – Wismar zu seiner letzten Pilzwanderung des Jahres ein. Noch einmal wollten wir zum Saisonabschluss durch den spätherbstlichen Wald auf die Pilzpirsch gehen. Treff war gegen 09.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Nach einer kurzen Begrüßung starteten wir mit mehreren Autos zum Zielgebiet, ein Waldgebiet fast vor den Toren der Hansestadt Wismar. Hier erwarteten uns noch weitere Pilzfreunde. Sie kamen z. B. aus Bützow, Schwerin, Lübeck und Heidekaten. Auch Klaus Warning konnten wir Begrüßen, der wie immer für mich eine willkommene Unterstützung war, da er selbst die Pilzberatung in Bützow absichert und Auskunft geben kann, wenn ich nicht in der Nähe bin. Mitte November dürfte sich das frisch gefallene Laub der Buchenwälder schon ein wenig gesetzt haben und die noch wachsenden Frischpilze versuchen sich nun durch ihre Abdeckung ans Licht zu arbeiten. Daher kommt es, dass um diese Zeit einige Pilzarten ganz besonders groß und üppig werden, sie wollen ihre Sporen dem Wind anvertrauen. Ganz besonders auffällig ist dieses bei den Herbsttrompeten. Sie können zwar schon ab Ende Juli wachsen und im August mitunter schon Massenbestände ausbilden, bleiben aber mit einer Höhe von 5 – 10 cm eher kleinwüchsig. Im November sind sie nun gezwungen, sich durch die dicke, frische Laubschicht empor zu arbeiten und können mehr als doppelt so groß werden, was sich natürlich auf ihre Ergiebigkeit sehr positiv auswirkt. Dieser wertvolle Pilz wächst auch in unserem heutigen Pilzrevier, mit seinen teils mächtigen Buchenwäldern auf besseren Böden. Es waren aber nur wenige Exemplare von ihnen heute zu finden. Sie sind sehr launisch. In manchen Jahren treten sie in derartigen Massen auf, dass sie, wie ein Pilzfreund vor einigen Jahren sagte, zu einer regelrechten Landplage werden können, und in den Folgejahren sucht man den Pilz vergeblich. Wie dem auch sei, die Herbsttrompete ist nicht das non plus Ultra und wir fanden dafür einige andere interessante Arten. Das allgemeine Pilzaufkommen war hier heute allerdings schon recht bescheiden. Kein Vergleich mit der pilzreichen Kartierungsexkursion vor einer Woche am Neumühler See. Hier wie immer einige Bilder:
Dieses Büschel Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutablis) begrüßte uns gleich zu Beginn am Waldwegrand, wo wir unsere Autos parkten. Standortfoto.
Klaus hatte uns vom Vortag gleich drei verschiedene Seitlinge mitgebracht. Die Unterlage bildet hier ein typisch blaugrau gefärbter Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus). Darauf schneeweiße, unbekannte Seitlinge und daneben der Gelbstielige Muschel – Seitling (Sarcomyxa serotina). Letzterer schmeckt mehr oder weniger bitter und ist deshalb als Speisepilz nicht zu empfehlen.
Im Buchenlaub, scheinbar aus dem Boden hervorwachsend, eine Gruppe Rehbrauner Dachpilze (Pluteus atricapillus). Tatsächlich benötigen sie aber eine Holzunterlage. Die zunächst weißen Lamellen verfärben sich im Reifeprozess der Sporen rosa bis fleischrötlich. Essbar und am Standort fotografiert.
Der Kampfer – Milchling (Lactarius camphoratus) wächst nicht nur im Buchenwald, auch im Fichtenforst kann er mitunter scharenweise angetroffen werden. Ihm entströmt ein markanter Kampfergeruch, ähnlich dem Bruchreizker. In geringen Mengen kann er als Würzpilz Verwendung finden.
Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) sind fast die gesamte Vegetationsperiode zu finden. Sie wachsen bis Dezember und können im März schon wieder den Reigen der ersten Frühlingspilze eröffnen. Sie geben immer wieder ein schönes Fotomotiv. Die weißlichen, feinen, namensgebenden Glimmerschüppchen sind zumindest noch zu erahnen. Soll ganz jung essbar sein, aber nicht in Verbindung mit Alkohol!
Der Langstielige Knoblauchschwindling ist bestens an seinem starken Knoblauchgeruch zu erkennen.
Pilzfreunde umlagern Klaus Warning, der sicher einen interessanten Pilz erläutert.
Ulrich Klein und Klaus Warning (Bildmitte) bei der Fundbesprechung.
Dieser Derbe Rotfuß – Röhrling (Xerocomus pruinatus) ist bereits grauweißlich belegt. Ein Zeichen dafür, das er bereits vom giftigen Goldschimmelpilz befallen ist und nicht mehr gegessen werden darf.
Am Fuße dieses alten, bemoosten Buchenstumpfes, gab es interessante Pilze zum fotografieren.
Der Schwarzflockige Dachpilz (Pluteus umbrosus) ist kein häufiger, dafür aber ein um so schönerer und beeindruckender Holzbewohner. Seine schwärzlichen, netzartig auf dem Hut angeordneten Härchen b. z. w. Flöckchen auf warmbraunem Untergrund und die ebenfalls bräunlichen Lamellenschneiden machen ihn zu einer markanten, kaum verwechselbaren Erscheinung. Kein Speisepilz.
Strohblasse Ritterlinge fast als Bodendecker unter einer Birkengruppe. Die Pilze leben in Symbiose mit Birken, sind aber für den Kochtopf aufgrund ihres unangenehmen Geruchs und Geschmacks nicht geeignet und blieben daher stehen.
Strohblasser Ritterling (Tricholoma stiparophyllum). Ungenießbar.
Pilz auf Pilz. Diese watteartigen, strahligen Pilzhyphen fanden wir auf der Unterseite eines großen Flachen Lackporlings.
Von links: Jochen, Ulrich und Klaus beim Fachsimpeln.
Ein junger Steinpilz (Boletus edulis) schiebt sich aus dem Waldboden.
Daneben ein schwach giftiger Gelber Knollenblätterpilz (Amanita citrina).
Natürlich durfte in diesem Buchenwald der Krause Aderzähling (Plicatura crispa) nicht fehlen. Noch vor 10 Jahren eine absolute Rarität, heute praktisch in jedem Buchenwald zu hause. Auch an Birkenholz. Kein Speisepilz.
Einen wunderschönen Kontrast bilden hier die Fruchtkörperrasen des Fleischroten Gallertbechers (Ascocoryne sarcoides) und die Blätter auf dem Buchenstubben. Diese recht häufigen Schlauchpilze müssen in der Regel mikroskopiert werden, um die Artzugehörigkeit eindeutig festzustellen. Es gibt den Fleischroten Gallertbecher und den Großsporigen Gallertbecher. Ohne Speisewert.
Auch bei diesem scheinbar eindeutigen Becherling, sollte lieber das Mikroskop gefragt werden. Er gehört zur Gattung Chlorosplemium = Grünspanbecherling. Hier gibt es ebenfalls zwei Arten, bei denen die Sporengröße unterschiedlich ist. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Chlorosplemium aeruginascens, denn die großsporige Art soll sehr selten sein.
Diese Eichenwirrlinge (Daedalea quercina) wanderten in meinen Korb. Sie eignen sich hervorragend zum Basteln für unsere Adventsgestecke.
Man kann sie nicht oft genug gegenüber stellen. Das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) mit seinen bräunlichen Schüppchen unterhalb der Ringzone, die hier noch als Häutchen die Lamellen bedeckt und der glatte Stiel des tödlich giftigen Gift – Häublings (Galerina marginata).
Der Graue Scheidenstreifling (Amanita vaginata) ist im Verhältnis zum Fuchsigen Scheidenstreifling erheblich seltener zu finden. Er darf in den Speisepilzkorb wandern. Auf den Hüten sind noch große Hautfetzen der ehemaligen, den gesamten jungen Fruchtkörper umschließenden Volva zu sehen. Standortfoto.
Zwei knackige Steinpilze und ein kapitaler Frauentäubling ergeben schon eine kleine, leckere Pilzmahlzeit. Guten Appetit!
Bei diesen Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides) sind die farblichen Variationen innerhalb der Art gut präsentiert. Von grauweißlich über braun bis hin zu schwarz.
Trotz der intensiven Gelbverfärbung an Druckstellen auf dem Hut, handelt es sich hier nicht um giftige Karbol – Champignons, sondern um essbare Vertreter aus der Gruppe der Anis – Champignons (Agarucus spec.) Essbar.
Alle 17 Pilzfreunde versammelten sich zum Schluss nochmal zum gemeinsamen Erinnerungsfoto. Wie schnell doch die Zeit vergeht, es war schon die letzte öffentliche Wanderung des Jahres. Wer Lust hat, ist noch am 23. November zu einer Vereinsexkursion eingeladen. 15.11.2014 im Sophienholz.
Die nächste öffentliche Pilzwanderung startet voraussichtlich Anfang April 2015. Siehe unter Termine!