Vereinsexkursion zum Jahresabschluss
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Kartierungsexkursion im Forst Raben – Steinfeld
Forst Raben – Steinfeld am 23. November 2014. Von hier aus starteten wir heute zu unserer letzten Kartierungsexkursion des Jahres 2014. Es ist nun ruhig in den Wäldern geworden. Die letzten Blätter erreichen bald den Waldboden und die Natur bereitet sich auf die Winterruhe vor. Melancholische Stimmung breitet sich aus und ich liebe diese spätherbstliche Stille in unseren Wäldern sehr.
Am heutigen Totensonntag, dem 23. November 2013, waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste ein letztes mal in diesem Jahr zu einer pilzkundlichen Kartierungsexkursion in den Forst Raben – Steinfeld bei Schwerin eingeladen. Gegen 09.00 Uhr starteten wir vom schmalen Parkplatz gegenüber dem Wismarer Zeughaus, in der Ulmenstraße. Am Zielgebiet angelangt erwarteten uns weitere Pilzfreunde u.a. auch Pilzberater Klaus Warning aus Bützow. Wir wanderten heute einen Rundkurs in etwa bis zur Höhe des Pinnower Berges. Im Jahr 2009 waren wir im Sommer schon einmal hier auf Tour, aber die damalige Trockenheit ließ nicht all zu viele frische Pilze sprießen. Heute sah das schon ganz anders aus. Für Ende November war noch ein artenreiches Pilzaufkommen vorhanden, so dass es reichlich zu notieren gab. Auch die Kochtopfmykologen kamen noch einmal auf ihre Kosten. Stockschwämmchen, Trompeten – Pfifferlinge und Hallimasch waren neben anderen essbaren Arten reichlich vertreten. Hier wie immer einige Bilder:
Die ersten Pilze entdeckten Irena und Jonas schon beim Aussteigen aus dem Auto. Essbare Kaffeebraune Scheintrichterlinge (Pseudoclitocybe cyathiformis).
An einem Holzstapel am Wegesrand, oben rechts im Bild, waren zahlreiche Schmutzbecherlinge (Bulgaria inquinans) zu sehen. Sie besiedeln mit Vorliebe noch sehr frisches Eichenholz. Wenn die Pilze in die Hand genommen werden, wird diese schmutzig (schwarz), was ihren Namen bestens erklärt.
An einem dicken Buchenstubben diese Porlinge. Trotz der Buche sind es Birken – Blättlinge (Lenzites betulinus). Auf der Hutoberseite zoniert und haarig – striegelig, einer Striegeligen Tramete ähnelnd, aber auf der Unterseite keine feinen, rundlichen Poren, sondern lamellenartige Strukturen. Sehr markant und kaum zu verwechseln!
An liegenden Buchen – Knüppeln wie gesät und rasenartig Unmengen an Zitronengelben Reisigbecherchen (Bisporella citrina).
Vereinzelt noch schöne Perlpilze (Amanita rubescens). Obwohl zur Gattung Amanita = Knollenblätterpilz gehörig, ein guter, beliebter, schmackhafter und meist leicht kenntlicher Speisepilz. Man beachte die einfache Stielknolle, weinrote Tönungen und eine oberseits geriefte Manschette, die hier noch zwischen Hutrand und Stiel als Häutchen gespannt ist.
Im Bericht von unserer letzten Kartierungsexkursion am Neumühler See hatte ich die graue Variante des Graugrünen Milchlings (Lactarius blennius) vorgestellt. Hier sehen wir die sehr schmierige grünliche Form. Ungenießbar und immer unter Buchen zu finden. Oft ein Massenpilz.
An trocken liegendem Laubholz, meist Buche, finden wir häufig und zahlreich den Spaltblättling (Schizophyllum comune). Er nimmt eine Sonderstellung ein, weil sich jede einzelne Lamelle aufspalten oder schließen kann. Je nach Wetterlage. Ohne Speisewert.
Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) gab es an einer Stelle im Buchenwald massenhaft, so dass sich unsere Kochtopffreunde reichlich eindecken konnten.
Der Stiel des Zitronen- , Gelbweißen- oder Ockertäublings (Russula ochroleuca) kann sich mit zunehmenden Alter grau verfärben, ohne das er der Gruppe der Graustieltäublinge angehört. Essbar, manchmal aber etwas schärflich.
Hallimasch gab es heute immer wieder in sehr guter Qualität. Es handelt sich um den meist an Nadelholz, besonders Fichte, vorkommenden Dunklen Hallimasch (Armillaria obscura). Guter, schmackhafter Speisepilz, aber roh giftig!
Diese beiden Ritterlinge fand Klaus Warning am Waldwegrand unter Fichten und Buchen. Wir vermuteten den Orangeroten Ritterling (Tricholoma aurantium). Eine in Norddeutschland seltene Art, die ich im vergangenen Jahr schon einmal an einer Kalkstelle im Sültener Forst fand. Klaus hat die Pilze der Expertin Margitta Schönfeld zur mikroskopischen Untersuchung übergeben, die unsere Vermutung allerdings nicht bestätigen konnte. Um welchen Ritterling es sich also handeln könnte, wird wohl im dunklen bleiben.
Ständige Begleiter der heutigen Kartierungsexkursion waren links der essbare Horngraue Rübling (Collybia asema), mitte der giftige Rosa – Helmling (Mycena rosea) und rechts der ungenießbare Graugrüne Milchling (Lactarius blennius).
Der Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) gehört zu unseren besten Speisepilzen. Wir können ihn bis weit in den Winter hinein finden, auch wenn es zwischenzeitlich schon gefroren hat.
Der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) ist alljährlich, besonders im Herbst, ein Massenpilz in unseren Buchenwäldern. Er schmeckt mild und darf daher als Mischpilz in den Sammelkorb wandern. Standortfoto.
Der Derbe Rotfuß – Röhrling (Xerocomus pruinatus) kann in der Hutfärbung sehr variabel sein. Meist finden wir dunkelbraune bis dunkel weinrote Exemplare. Heute war diese hellrötliche Form am häufigsten zu sehen. Guter, säuerlich schmeckender Speisepilz.
Zwei essbare Arten aus der Gattung Macrolepiota = Riesenschirmpilze. Oben, abgeschnitten, der Rötende- oder Safran – Schirmpilz (M. rhacodes) und unten ein ebenfalls noch geschlossener Grobscholliger Riesenschirmpilz (M. konradii).
Ein wahrhaft gigantisches Mäuseschwänzchen (Baeospora myosura)! Die Art wächst aus Kieferzapfen heraus und ist in der Regel wesentlich kleiner, meist nicht viel größer als der kleine Bruder der oberhalb des Zapfens heraus wächst.
Zwischen den massenhaft vorkommenden Süßlichen Milchlingen standen hier und da auch diese etwas abweichenden Vertreter. Der Hut ist glatt und glänzend und neigt dazu mehr oder weniger orangerote Färbungen anzunehmen. Es dürfte sich um den Milden Milchling (Lactarius mitissimus) handeln. Essbar.
Und weiter führt uns der Weg durch den stillen Spätherbstwald. Wir hatten außerdem Glück, das keine Treibjagd im Gange war, wie sie öfters zu dieser Jahreszeit stattfindet.
Fliegenpilze (Amanita muscaria) im spätherbstlichen Buchenwald. Sie gelten als Glücksbringer. Manche Leute verschaffen sich durch ihren Genuss Glücksgefühle, aber die Schnecke am linken Pilz oben hat wohl einfach nur Hunger, wer weiß, vielleicht aber auch mit berauschender Nebenwirkung?! Dennoch ist er ein Giftpilz und darf nicht mit dem ähnlichen Kaiserling, einem der aller feinsten Speisepilze überhaupt, verwechselt werden. Letzterer kommt wie der Grüne Knollenblätterpilz aus einer Eihülle geschlüpft, die als Hauttasche am Stielende zurück bleibt. Sein Fleisch und der Stiel sind schön gelb gefärbt, ähnlich dem rechten Exemplar der Fliegenpilzgruppe. Der Kaiserling besitz aber eine deutlich südlichere Verbreitung, aber vielleicht taucht er im Zuge der Klimaerwärmung irgendwann auch bei uns auf. Wir würden uns riesig freuen!
Manche Leute halten beim oberflächlichen betrachten die häufigen Buchen – Spei – Täublinge (Russula marie) für Fliegenpilze. Insbesondere wenn durch Schneckenfraß das weiße Hutfleisch zum Vorschein kommt. Ungenießbar.
Romantische Herbststimmung im Forst Raben – Steinfeld.
Unzählige, giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) überziehen große Teile des von Blättern weitgehend zugedeckten Buchenstumpfes. Standortfoto.
„Papa, ich habe einen Boletus edulis“ tönte Jonas schon von weitem. „Du kannst ihn aufschreiben“. Tatsächlich fand er heute den einzigen Steinpilz der Exkursion. Der taugt auch wirklich nur noch zum Aufschreiben. Beim Foto konnte Jonas er aber nicht mehr ganz an sich halten, wie unschwer zu sehen ist.
Wunderschön geschwungene Konturen beim häufigen Herben Zwergknäueling (Panellus stypticus).
Der an sich eher kompakt und gedrungen wirkende Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius) muss sich nun durch dicke Laubstreu kämpfen und wirkt nun ungewöhnlich schlank und elegant. Essbar, aber soll wenig schmackhaft sein.
Nebelkappen (Clitocybe nebularis) haben wir heute keine frischen mehr gesehen. Auch diese sind schon alt und überständig. Sie standen in einem großen Hexenring.
Der Braunfleckende Saftporling (Oligoporus fragilis) kommt zerstreut an Nadelholz vor. Ich habe ihn hier untypisch auf Eichenholz fotografiert, da er mir zum Schluss der Kartierung von einem unserer Pilzfreunde vorgelegt wurde.
Die Gemeine Hundsrute (Mutinus caninus).
Klaus freut sich riesig über diesen Riesen – Champignon (Agaricus augustus) und muss sich erst einmal die Brille zurecht rücken, da er diese Art in unseren Breiten bisher noch nicht gefunden hat. Dennoch ist der Pilz aber nicht selten.
Der große Champignon wächst im Laub- und Nadelwald, gerne unter Eichen oder Fichten, hat zahlreiche, ziemlich gleichmäßig angeordnete, bräunliche Schüppchen auf dem Hut und neigt besonders zur Stielbasis hin verstärkt zu gilben, wie auf dem Foto gut zu erkennen ist. Er riecht intensiv nach Anis oder Bittermandel. Ein köstlicher Speisepilz!
11 Pilzfreunde waren zum letzten mal in diesem Jahr gemeinsam auf Pilzpirsch. Nun ist erst einmal Winterpause und wir hoffen, dass wir im nächsten Frühjahr alle wieder gesund und munter in die neue Saison starten können. Bis dahin allen eine gute, erholsame Zeit!
Die nächste Vereins- und Kartierungsexkursion startet voraussichtlich im Frühjahr.
Siehe dazu auch unter „Termine“.