Wetter und Pilzwachstum im Nordwesten Mecklenburgs
Tagebuch zu Wetter und Pilze im Juli 2014/1
Dienstag, 01. Juli – Schauer und Gewitter bestimmten auch heute wieder das Wettergeschehen. Die Temperaturen sind für Juli aber deutlich unterkühlt. Das soll sich in den nächsten Tagen, zumindest vorübergehend, ändern. Es ist eine kleine Hitzewelle im Anmarsch. Wie schon zu Pfingsten, wird sie aber am Wochenende wieder von schweren Gewittern von Westen her verdrängt. Durch Randtiefbildungen an der dafür verantwortlichen Kaltfront, könnte die Wärme bei uns im Nordosten aber möglicherweise noch bis Anfang nächster Woche erhalten bleiben. Diese Entwicklung kann nicht nur zu unwetterartigen Gewittern führen, sondern auch zur Bildung von starken Regengebieten. Es wird also wieder spannend! – Hoffen wir, dass es dadurch auch an der Pilzfront zunehmend spannend wird. Unsere Edelwälder auf besseren, teils kalkhaltigen Böden, sind zur Zeit leider nahezu „tot“. Dort ist kaum ein Frischpilz zu entdecken. In den sandigeren Waldgebieten sieht es hingegen schon etwas besser aus. Hier gibt es neben Pfifferlingen und einzelnen Steinpilzen zunehmend viele Scheidenstreiflinge, Perlpilze und Täublinge. Auch in den Parkanlagen wird das pilzliche Leben immer vielfältiger. Zur Zeit sind auch verschiedene Champignons gut vertreten, leider auch die giftigen Karbol – Champignons! Bereits gestern hatte ich unsere Ausstellung wieder neu bestückt. Es liegen nun 99 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Bleigrauer Bovist, Fichtenkoralle, Zerfließende Gallertträne, Ockerrötlicher Resupinatstacheling, Wässriger Milchling, Flattermilchling, Mehlpilz, Schwärzender Saftling, Kegeliger Rißpilz, Brennender Rübling, Karbol – Champignon, Weinroter Heringstäubling und Olivockerfarbener Heringstäubling.
Mittwoch, 02. Juli – Meinen heutigen Exkursionstag nutzte ich am Vormittag zunächst, um der Parkanlage am Seeblick einen Besuch abzustatten. Im Vergleich zu Sonntag war hier weniger zu finden. Es kommen zwar immer noch einige Täublinge und Perlpilze, aber mit abnehmender Tendenz. Am Nachmittag setzte ich mit Sohn Jonas meine Waldumrundung bei Warin fort. Sandige Böden mit überwiegendem Fichten- und Kiefernbestand, teils durchsetzt mit einigen Buchen, Eichen und Birken. Zumindest stellenweise sah es sehr vielversprechend aus, aber es gab so gut wie keine Frischpilze. Einzig am Waldrand zu einer Wiese wenige Heu – Düngerlinge oder Halbkugelige Ackerlinge. Hier herrschte Flaute. Ich möchte damit allerdings keinen Pessimismus verbreiten, denn diese Schwächephase zwischen den Pfingstgewittern und den neuerlichen, ergiebigen Niederschlägen ist durchaus normal. Zwischen diesen beiden Ereignissen gab es keine nennenswerten Regenfälle und der kurzzeitige Rückgang ist diesem Umstand geschuldet. Allerdings gibt es nach wie vor Bereiche, wo es deutlich besser aussieht. Der weitere Trend zeigt aber eindeutig nach oben. Immerhin sind in den letzten drei Tagen bei den Schauern in Keez nochmals 16 Liter zusammen gekommen!
Donnerstag, 03. Juli – Heute rief mich unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski aus Hagebök an und konnte meine gestrigen Beobachtungen bestätigen. Es war nichts los an ihren, ebenfalls gestern aufgesuchten Stellen. Andere Pilzfreunde feierten hingegen tüchtig ab. So hatte unser ehemaliger Vereinsfreund und früherer 1 Euro – Jobber im Steinpilz – Wismar, Wolfgang Gast, an einem allgemein bekannten Standort von Birken – Rotkappen immerhin 12 an der Zahl gefunden. Ich kenne die Stelle auch und muss schon sagen, das ist für diesen Standort rekordverdächtig! Am Nachmittag besuchte mich Pilzfreund Jochen in unserem mykologischen Info – Zentrum zum Kaffee und schwärmte von seinen reichlichen Pfifferlings – Funden in den letzten Tagen. Pilzfreundin Monika Leister aus Lübeck war in einem Wald in Schleswig Holstein unterwegs und konnte drei prächtige Eichhasen finden. Also Augen auf halten! Überraschungen sind nach wie vor möglich und es kann mittelfristig nur besser werden. Dafür spricht auch die weitere Wetterentwicklung. Heute stellte sich die Wetterlage um. Die schauerträchtige Kaltluft wurde von einer schwach ausgeprägten Warmfront verdrängt. Sie leitet einen hochsommerlich warmen bis heißen Witterungsabschnitt ein, der bei uns im Nordosten wohl auch einige Tage anhalten kann, während er in der Südwesthälfte Deutschlands bereits ab morgen Abend schon wieder von Gewittern verdrängt wird. Durch Randtiefbildungen über Deutschland kann dann die sehr warme, schwüle und gewitterträchtige Luft bei uns im Nordosten wohl noch bis Dienstag verweilen. Wir befinden uns aber sehr wahrscheinlich im unmittelbaren Grenzbereich zu der etwas kühleren Luft, was kräftige Regenfälle und Gewitter zur Folge haben dürfte. Ich habe heute auch die Ausstellung erneuert. Es liegen 96 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Heu – Düngerling und Orangeroter Graustiel – Täubling.
Freitag, 04. Juli – Heute gab es einen Hochsommertag wie er im Buche steht. Bei nahezu wolkenlosem Himmel strahlte die Sonne von füh bis spät und heizte die Luft bis nahe 30 Grad auf. Unterdessen nähern sich von Südwesten schon einige Wolkenfelder und im Westen und Süden der Republik ziehen erste Gewitter auf. Diese werden uns morgen erreichen. Zumindest in Mecklenburg ist die Gewittergefahr hoch bei schwül heißen Temperaturen. Dadurch wird eine sehr regenreiche und gewittrige Wetterphase eingeleitet, die uns wahrscheinlich fast die gesamte nächste Woche beschäftigen wird. Grund dafür ist, dass sich die warme Sommerluft nicht von kühlerer Meeresluft aus dem Südwesten verdrängen lassen will und bei uns im Nordosten verweilen dürfte. Dieses wird zu starken Gewittern und teils sehr ergiebigen Regenfällen führen. Das Wetter der nächsten Tage dürfte an die Witterungsbedingungen der tropischen Regenwälder erinnern. Schwüle Wärme und sehr viel Regen, wenn das kein Angebot an unsere Pilzflora ist! Wo genau aber die intensivsten Regengebiete entstehen werden, ist noch nicht ganz sicher. Sicher ist nur, dass unsere Region auf jeden Fall zu den favorisierten Gebieten zählen dürfte.
Sonnabend, 05. Juli – Heute war ich bei dem weiterhin sehr warmen Wetter mit Jonas zum Baden an die Wohlenberger Wieck gefahren. Auf dem dortigen Parkplatz, am Campingplatz Beckerwitz, konnte ich seit langem mal wieder eine kleine Gruppe von Wiesenchampignons bewundern. Sie erinnerten mich an meine Jugendzeit, als wir noch auf den alten und saftigen Weiden viele Pilze sammelten. Heute findet man diese schönen und zarten Champignons bei uns meist nur noch auf Golfplätzen in größerer Zahl, aber hier sollte man vorsichtig mit dem Verspeisen sein, da es von derartigen Standorten schon zu Vergiftungen mit Wiesenchampignons gekommen sein soll. Grund sind Pflanzenbekämpfungsmittel, die dafür sorgen sollen, dass hier nur ganz bestimmte Gräser wachsen. Auch Christian Ehmke aus Wismar hat im Stadtgebiet wieder eine schöne Entdeckung gemacht. Er schickte mir heute Fotos von interessanten Saftlingen. Unterdessen langweilt sich Andreas Okrent in Graal Müritz. Außer jede Menge Echter Steinpilze, die er dauernd für seine Eltern einsammelt, möchte er endlich auch wieder ordentliche Pilze, sprich Raritäten, vor die Fotolinse bekommen. Die Norm dafür ist jedenfalls günstig. Es sollte in den nächsten Wochen auch in dieser Hinsicht deutlich bergauf gehen. Garantie liefert uns die gegenwärtige Wetterlage. Wetter Online titelte heute: „Die Regenzeit beginnt“. Die nächste Woche kann verbreitet mehr als das gesamte Monatsmittel an Regen bringen. Bei uns im Nordosten besteht dabei permanent Unwettergefahr durch intensive Gewitter mit hohen Regenmengen. Der Reigen der Gewitterfronten wurde heute Abend eröffnet. Unser gesamtes Einzugsgebiet ist von einer massiven Gewitterfront überquert worden. Gebietsweise, insbesondere zwischen Wismar und Schwerin, gab es viel Regen zwischen 20 und 30 Liter pro qm. Dabei hat unser Edelwald, der Haushalt Forst bei Lübstorf, wahrscheinlich die volle Dröhnung abbekommen. Vom 18. – 20. Juli haben wir unser diesjähriges Sommerseminar unter dem Motto „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg “ geplant. Beste Voraussetzungen für eine derartige Veranstaltung, leider ist das Interesse, im Gegensatz zum Frühling und Herbst, nur sehr gering. Wir brauchen dringend noch Teilnehmer, sonst müssen wir unser sommerliches Pilzwochenende, wie schon im vergangenen Jahr, ausfallen lassen und das wäre angesichts der guten Wachstumsbedingungen in diesem Jahr sehr schade! Im letzten Jahr gab es durch Trockenheit und Hitze kaum Pilze.
Sonntag, 06. Juli – Hochsommerlich warmes, ja heißes Wetter, prägte den heutigen Wochenendtag an der Küste Mecklenburg – Vorpommerns. Nur ganz vereinzelt gab es am Nachmittag einen Schauer. Zunächst war ich mit Jonas in der Parkanlage am Seeblick. Hier hat sich die Situation gegenüber Mitte der Woche etwas verbessert. Reichlich Täublinge brechen nun wieder aus dem Erdboden hervor. Auch einige Brennreizker, Wiesen – Champignons, Perlpilze und Rotfüßchen waren dabei. In geeigneten Parkanlagen geht ab nun richtig die Post ab, wobei hier nach wie vor die teilsweise unterschiedlichen Niederschlagsmengen der letzten Wochen, genau wie in den Wäldern, zu berücksichtigen sind. Bei der gestrigen Gewitterfront hat Wismar sicherlich um die 20 Liter bekommen. In Keez waren hingegen nur 2 Liter im Messbecher! Am Nachmittag bin ich mit Jonas nach Bad Doberan gefahren. Schon lange habe ich ihm eine Fahrt mit der traditionsreichen Bäderbahn „Molli“ versprochen und heute war es soweit. Natürlich war er besonders von der alten Dampflock beeindruckt. Wir fuhren bis zum Ostseebad Kühlungsborn und genehmigten uns bei 31 Grad im Schatten ein erfrischendes Bad in der Ostsee. Eine sehr schöne Parkanlage in Strandnähe bescherte uns auch einige Frischpilze: Nelkenschwindlinge, Anis – Champignons und Weißstielige Leder – Täublinge. Am Abend stattete ich noch kurz zwei Buchenwald – Kalkstellen im Sternberger Seenland einen Besuch ab. Nahezu Pilz leer, zumindest was die hier gängigen Mykorrhiza – Pilze angeht. Nur viele Lilablättrige Mürblinge deuteten die nächste Wachstumsphase in unseren Wäldern an. Mit etwas Glück startet ab dem kommenden Wochenende der nächste Röhrlingsschub. Neben Sommersteinpilzen, dürfte es zunehmend auch Echte Steinpilze geben, denn in der Rostocker Heide war in den letzten 10 Tagen schon einiges von ihnen zu finden.
Montag, 07. Juli – Seit gestern Abend, in der vergangenen Nacht, bis zum Vormittag, überquerte Deutschland eine Kaltfront von west nach Ost. Sie hat in der Westhälfte Deutschlands gebietsweise und recht verbreitet zu kräftigen Schauern und Gewittern geführt. Als die Front uns am Morgen überquerte, war die Luft raus und es gab nur noch einige schwache Schauer. Im östlichen Vorpommern kam sie zum Erliegen und hier traten gebietsweise den ganzen Tag über einige Schauer und Gewitter auf. Durch Randtiefbildungen südlich und östlich von uns, wird sie nun wieder als Warmfront rückläufig. Dabei führt sie zu uns, in den Nordosten, wieder die schwülheiße Gewitterluft zurück und im Gegenzug fließt in den Süden Deutschlands für den Hochsommer ungewöhnlich kalte Luft ein. Eine ideale Kombination für besonders intensive Wettererscheinungen! Sturm an der Nordsee, ergiebiger Dauerregen in der Mitte des Landes und starke Gewitter im Nordosten sind dadurch vorprogrammiert. Ab morgen 14.00 Uhr bewarnt die Unwetterzentrale unser Einzugsgebiet mit der höchstmöglichen Warnstufe vor Gewitter (violett). Violett in den Vorwarnungen habe ich bisher noch nie bei Gewitterlagen lesen können! In der Regel wird mit Stufe rot vorgewarnt und bei Bedarf violett, kurz vor Ausbruch des Unwetters, ausgegeben. Wir dürfen uns also auf das schlimmste gefasst machen! Und das ließt sich so: „Schwere, blitzintensive Gewitter, Starkregen, großer Hagel, Orkanböen und Tornados möglich“! Also, liebe Pilzfreunde, morgen bitte nicht in den Wald gehen! Im Juni – Tagebuch ist zu sehen, was bei derartigen Wetterlagen geschehen kann. Heute habe ich unsere Ausstellung wieder mit Frischpilzen bestückt. Es liegen nun 91 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Weichlicher Stäubling, Goldgelber Zitterling, Purpurschwarzer Täubling, Brennreizker, Wiesen – Champignon und Mandel – Täubling.
Dienstag, 08. Juli – Am Abend haben die vorhergesagten Gewitter unser gesamtes Bundesland von Südosten her erfasst. Seit etwa 18.00 Uhr (jetzt ist es 20.00 Uhr) gewittert es im Raum Wismar, meist aber in sehr moderater Form. Es regnet vor sich hin und immer wieder rollt der Donner. Aber es gab verbreitet auch sehr heftige Entwicklungen und die Regensummen sind wie üblich höchst unterschiedlich. Der riesige Gewitterkomplex wird nun allmählich zur Ostsee raus ziehen, aber für die Nacht sind weitere Gewitter angekündigt. Anders als bei einer „normalen Gewitterfront“, nach der es in der Regel kühler wird, führt sie für morgen einen neuen Schwall heißer und extrem schwüler Luft heran, in der sich besonders im südlichen Mecklenburg auch wieder heftige Gewitter entladen können. Das Donnerwetter soll bei uns noch bis mindestens Donnerstag anhalten und es bleibt darüber hinaus sommerlich warm, während in der Südhälfte Deutschlands, in sehr kühler Herbstluft, das große bibbern angesagt ist. Am Wochenende soll es dann strahlenden Sonnenschein geben. Das wird die Urlauber freuen. Wir freuen uns aber über das derzeitige Top – Pilzwetter, wie es besser wirklich nicht mehr sein kann. Das allgemeine Pilzaufkommen wird in den nächsten Tagen einen deutlichen Schub bekommen. So rief mich heute ein Tagebuchleser aus Hamburg an und teilte mir mit, dass es in dieser Region nun richtig los geht. Unter anderem sind viele, junge Steinpilze am kommen! Also, zuerst Steinpilze östlich von uns, nun west/südwestlich, dann sollten auch wir bald an der Reihe sein!
Mittwoch, 09. Juli – Gestern rief mich ein Pilzfreund aus Hamburg an und teilte mir mit, wie gestern bereits erwähnt, dass es im Hamburger Raum mit dem Pilzaufkommen bergauf ginge. Gleichzeitig fragte er an, ob ich wüsste, wie es in der Region Nossentiner/Schwinzer Heide bei Krakow am See mit den Pilzen derzeit aussehe. Ich konnte nur vermuten, dass hier sicherlich auch schon etwas zu finden sei. Zwar wohl noch keine Maronen, aber beispielsweise Täublinge, Scheidenstreiflinge und Pfifferlinge dürften im Angebot sein. Aber ich wollte es genauer wissen und nutzte meinen heutigen Exkursionstag zu einer großen Info – Tour an die Grenzen unseres weiteren Einzugsgebietes. Bevor ich aber zu dieser großen Runde, bei ebenfalls großer Hitze, startete, besuchte ich nochmals die Parkanlage am Seeblick. Hier gab es jetzt viele Täublinge! Auch Mehlpilze, Champignons und Hexen – Röhrlinge waren vertreten. Dann ging es los, bei starkem Ostwind, in Richtung Süden. Auf der Strecke lag das Heidenholz. Ein Buchenwald auf besseren Böden. Tote Hose, diese Wälder bringen zur Zeit kaum etwas, einzig ein Gallenröhrling konnte ich für die Ausstellung mitnehmen. Danach waren einige Zeigerstellen im Sternberger Seenland dran. Körnchen – Röhrlinge starten durch! Auch Rotfüßchen, einige Sommersteinpilze und vor allem Täublinge. Weiter ging es in Richtung Parchim. Ziel waren die Pfifferlingstannen. Inzwischen hatte ich auch die Wettergrenze, sprich Gewitterzone erreicht. Der starke Ostwind schlief ein und wie mit dem Lineal gezogen, stand ich nun genau an der Grenze zu heftigen Unwettern und strahlendem Sonnenschein. Kleiner Zwischenstopp in Dargelütz. Das Gewitter war gefährlich nahe und erstmal abwarten. Bei der Gelegenheit entdeckte ich eine Gruppe Riesenschirmpilze. Dann ging es in die Pfifferlingstannen. Lange konnte ich hier nicht bleiben, da die nächste Gewitterzelle bereits nahte. Körnchen – Röhrlinge, Täublinge und natürlich einige Pfifferlinge. Das Donnergrollen kommt nun wieder näher und schnell Schutz gesucht in Parchim. Nun war ich voll in der Gewitterfront angelangt. Wie auf einer Perlenkette zogen nun immer wieder Starkregenschauer und heftige Gewitter von ost nach west durch und ich musste auf der Hut sein. Ich nutzte eine Lücke und machte mich in Richtung Goldberg auf. In der Nossentiner/Schwinzer Heide angelangt, war es bereits kurz vor dem dunkel werden. Auch hier inselweise zahlreiche Körnchen – Röhrlinge, Täublinge, Riesenpfifferlinge und auch eine frische Ziegenlippe. Der beste Fund waren allerdings zwei Safrangelbe Saftlinge! Schnell wurde es nun nicht nur wegen der fortgeschrittenen Tageszeit dunkler, nein, mit wuchtigen Donnerschlägen nahte bereits wieder ein Gewitter! Ab nach hause!
Donnerstag, 10. Juli – Heute besuchten mich Angelika Boniakowski und Christian Ehmke zeitgleich im „Steinpilz“. Angelika berichtete mit gemischten Gefühlen von der Pilzfront unter dem Motto „Mit leerem Korb in den Wald und genau so wieder raus“. Sie ist vom Züsower Forst enttäuscht. „Ein Paar Laubwaldpfifferlinge, sonst nichts“. Der Züsower Forst zählt zu unseren artenreichsten Wäldern auf besseren Böden. Hier ist nach wie vor nichts los, obwohl diese Standorte eigentlich unsere guten Sommerwälder sind. Derartiges haben wir in der Vergangenheit immer wieder erlebt. Wer etwas finden möchte, muss zur Zeit in die Sandwälder gehen. Ganz anders Christian seine Beobachtungen. „Jetzt geht es richtig los“, so seine Worte, wobei er keinesfalls nur unsere guten Speisepilze meint, sondern allgemein wird es besser und immer häufiger sind Pilzarten dabei, die man nicht jeden Tag vor die Fotolinse bekommt. Darauf kommt es ihm an. So hat er an einem alten Eichenstubben auf dem Wismarer Friedhof einen frischen Tropfenden Schillerporling entdeckt. Eine seltene und sehr attraktive Art und ausgewachsen zugleich eines der größten Pilze, die es in Mitteleuropa gibt. – Vom Wetter her haben wir leider nicht die massiven Regenfälle bekommen, wie vor einigen Tagen noch erwartet. Trotzdem haben die Gewitter einiges gebracht. Auf jeden Fall war, ist und soll es bei uns hochsommerlich weitergehen, wobei kein so intensives Regentief bis auf weiteres mehr in Sicht sein soll. Aber auch kein stabiles Sommerhoch! Mittelfristig soll es im großen und ganzen schön bleiben, aber Gewitter werden mal mehr, mal weniger in Deutschland an der Tagesordnung sein, hoffentlich auch in M-V! Unsere Ausstellung habe ich heute mit den gestern gefundenen Pilzen neu bestückt. Es liegen nun 111 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr mit dabei: Safrangelber Saftling, Camembert – Täubling, Blutroter Täubling, Milder Wachs – Täubling, Großer Camembert – Täubling, Riesenschirmpilz, Gelbbrauner Trichterling, Ziegenlippe und Falscher Rotfußröhrling.
Freitag, 11. Juli – Drei Tage starker und zunehmend trockener Ostwind, intensive Sonneneinstrahlung und dazu hohe Temperaturen haben ihre Spuren an der Pilzfront hinterlassen. An wind- und sonnenexponierten Standorten sind die frisch gewachsenen Fruchtkörper dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Oberschicht der Wälder ist stark abgetrocknet, so dass man zur Zeit schon wieder das Gefühl hat, es hätte wochenlang nicht geregnet. Von idealem Pilzwetter innerhalb kürzester Zeit zu einem Trockenaspekt! Nun hat sich das verantwortliche Tief aber Richtung Südosten verzogen und auch die Luftdruckgegensätze dürften ab morgen Geschichte sein. Die bei diesen Turbulenzen angezapfte trockene Luft kann morgen von Nordosten her schon wieder feuchter werden und auch das Schauer und Gewitterrisiko nimmt dadurch wieder etwas zu. – Gestern Abend war ich noch kurz vor dem dunkel werden zu einer kleinen Runde im kalkhaltigen Radebachtal. Hier beginnt sich nun die hochsommerliche Pilzflora zu entwickeln. Ob dieses auch für unsere anderen Kalkstandorte wie dem Haushalt Forst gilt, werden wir sehen, denn das Radebachtal ist trotz seiner guten Kalkstellen ein eher sandiges Gebiet. Unterdessen hat unser Vereinsfreund Andreas Herchenbach auch schon die ersten Maronen geerntet und auch drei Echte Steinpilze waren dabei.
Sonnabend, 12. Juli – Heute morgen starteten wir von Wismar aus wieder zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung. Ziel war der Rupensdofer Wald bei Schönberg. Mit vielen alten Rotbuchen, durchsetzt mit ebenfalls altehrwürdigen Douglasien, einzelnen Fichtenbereichen, Sümpfen und Mooren ein sehr vielversprechendes Gebiet, ähnlich wie der Haushalt Forst, der Züsower Forst und u.a. Standorte. Diese Wälder können mitunter im Hochsommer und Herbst eine wahre Fundgrube an teils sehr schönen und nicht alltäglichen Arten darstellen. Wie in anderen Waldgebieten diesen Typs auch und im Vorfeld schon von mir befürchtet, herrschte hier ebenfalls absolute Flaute. Wir hatten es mit 10 Augenpaaren wirklich schwer, überhaut den einen oder anderen Frischpilz zu erspähen. Ich werde nicht müde, zu erwähnen, wer Pilze finden möchte, muss sich derzeit in die Sandwälder oder Parkanlagen begeben. Siehe unter „Pilzleerer Rupensdorfer Wald“. – Beim Wetter war es heute recht gemischt. Über weite Teile unseres Bundeslandes zogen ab den Frühstunden gebietsweise, teils recht kräftige schauerartige und gewittrige Regenfälle. Nordwestmecklenburg hat davon aber kaum etwas abbekommen. Ein ähnliches Wetter wird auch für morgen erwartet.
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