Vereinsexkursion bei Alt Schlagsdorf
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Der Neuschlagsdorfer See bei Alt Schlagsdorf war heute Ausgangs- und Endpunkt der ersten Vereinsexkursion in diesem Jahr.
Am Sonntag, dem 12. April 2015, brachen wir zu unserer ersten Vereins- und Kartierungsexkursion von Wismar aus in die Wälder zwischen Alt Schlagsdorf, Flessenow und Ventschow auf. Treff war um 09.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Wismarer Ulmen – Straße. Von hier aus starteten wir mit zwei Autos unter Bildung von Fahrgemeinschaften zu unserem Zielgebiet. Am Ziel angelangt, erwarteten uns bereits weitere Pilzfreunde aus Lübeck, Klütz, Bützow und Maßlow um sich uns anzuschließen. Es handelte sich hier überwiegend um sandige Nadelwälder mit Kiefern und Fichten. Ein gutes Areal um beispielsweise der legendären Frühjahrslorchel und den an Nadelholz – Stubben wachsenden und essbaren Scheibenlorcheln zu begegnen. Dieses blieb hier allerdings ein Wunschtraum, der aber im Anschluss bei einer Nachexkursion im Kiefernforst bei Jesendorf doch noch in Erfüllung gehen sollte. Hier unser Rückblick in Form einiger Fotos:
Gleich auf den ersten Schritten wurden wir fündig. Allerdings keine Pilze, sondern Kräuter weckten hier das Interesse der Naturfreunde.
Nur wenig weiter gab es dann aber richtige Pilze mit Hut und Stiel, direkt und unübersehbar am Wegesrand. Christopher Engelhardt aus Lübeck bringt seine Kamera in Stellung.
Es handelte sich um Weichritterlinge (Melanonleuca spec.). Da es keine giftigen Vertreter dieser zwar relativ leicht erkennbaren Gattung mit allerdings oft um so schwerer bestimmbaren Arten gibt, dürfen sie in den Speisepilzkorb wandern.
Hier sehen wir einen resupinat, an der Unterseite eines liegenden Baumstammes wachsenden Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Resupinat bezeichnet man Pilzfruchtkörper, die flächig dem Substrat anliegen.
Weiter führte uns unser Weg durch den noch lichtdurchfluteten Frühlingswald.
Jonas trottet ein bisschen Selbstverliebt vor sich hin und im Hintergrund wurden Fischpilze entdeckt.
Es waren Helmlinge. Dank Christopher Engelhardt` seiner mikroskopischen Untersuchung sind wir auf Büschelige Nitrat – Helmlinge (Mycena stipitata) gestoßen. Der Geruch war eindeutig nitrös.
Auch diese interessante Aufnahme in starker Vergrößerung haben wir Christopher Engelhardt zu verdanken. Sie zeigt die monentan an fast jedem trockenen Brennnessel – Stängel zu hunderten vorkommenden Orangefarbenen Brennnesselbecherchen (Calorina fusarioides).
Teils resupinat, teils Hutkannten bildend, sehen wir hier die an Fichtenholz recht häufige Reihige Tramete (Antrodia serialis).
Diese kleinen Blätterpilze wachsen häufig aus Kiefernzapfen heraus. Es gibt einen milden und einen bitteren Nagelschwamm, wie sie genannt werden. Neben einer Geschmacksprobe sind vor allem mikroskopische Unterschiede entscheidend für die Artzugehörigkeit.
Christopher Engelhardt hat sie unter` sein Mikroskop gelegt. Heraus kam die Erkenntnis, dass es sich um den Bitteren Nagelschwamm (Strobilurus tenacellus) handelt. Der milde Nagelschwamm hätte Kristall gekrönte Zystiden. Zystiden sind die aufrecht herausragenden „Zapfen“ auf dieser Aufnahme. Der Bittere Nagelschwamm ist ein Pilz von wirtschaftlicher Bedeutung, denn aus Inhaltsstoffen von ihm wurde ein biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel gegen einen ganz bestimmten Getreidepilz entwickelt.
Hier sind es wieder Pflanzen, die das Interesse der Pilzfreunde weckten. Es könnte sich um Königskerzen handeln.
An diesem alten Holunderstubben hat niemand seine alten Farbreste gepinselt, sondern es handelt sich um den Holunderrindenschichtpilz (Lyomyces sambuci).
Zum Schluss gab es noch Kaffee und Tee mit frischen Brennnesseln.
Unser Abschlussfoto. 12 Pilzfreunde waren heute auf Tour im Wald bei Alt Schlagsdorf.
Da es insgesamt eher schwach war, was uns hier pilztechnisch geboten wurde, machte ich den Vorschlag, noch zu einer kleinen Abschlussexkursion in einen nahen Kiefernwald bei Jesendorf zu fahren. Hierfür konnte sich etwa die Hälfte der Truppe begeistern und was uns dort geboten wurde, übertraf alle unsere Erwartungen.
Schildförmige Scheibenlorcheln (Gyromitra ancilis) in ungekannten Ausmaßen.
„Hoppla, man kann ja kaum Treten vor Pilzen!“. Teils in großen, individuen reichen Büscheln konnten wir die Art hier bewundern.
Weit hin zu sehen und original so gewachsen. Durchschnittsgröße der einzelnen Fruchtkörper 8 – 10 cm. Das hier ist bereits ein vollwertiges Pilzgericht, denn nach gründlichem Erhitzen können die Pilze gegessen werden.
Und hier die Scheibenlorcheln nochmals von einer anderen Position. Hier kann man auch die Unterseite besser erkennen. Die Pilze sind recht fleischig und schwer.
Auch die giftigen Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) konnten ausreichend studiert werden. Aufgeschnitten sind gut ihre inneren, zellig – hohlen Strukturen zu erkennen.
Wer wollte, konnte am Schluss doch noch mit gefülltem Korb den heutigen Exkursionstag beschließen. Natürlich werden die sich im Korb befindlichen Frühjahrslorcheln nicht gegessen, sondern sollen unsere Ausstellung bereichern.
Damit endete dann ein doch noch erfolgreicher und schöner Exkursionstag.
Wann geht es wieder auf Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!