Öffentliche Pilzlehrwanderung
Morchelwanderung am Ufer des Schweriner Sees
Die steilen Hangterrassen zum Schweriner See hinunter waren heute seit einigen Jahren mal wieder Ziel einer Frühlingswanderung des Steinpilz – Wismar.
Am Sonnabend, dem 02. Mai 2015, lud der Steinpilz – Wismar zu einer weiteren Pilzwanderung ein. Heute ging es nach längerer Pause mal wieder am Ufer des Schweriner Sees entlang. Hier gibt es bekanntlich zu dieser Zeit die leckeren Morcheln. Treff war um 8.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße in Wismar. Wir fuhren von hier aus nach Bad Kleinen. Unser dortige Parkplatz befindet sich an der Hauptstraße nach Gallentin, gegenüber des Wanderweges durch den Eier – Tunnel. Hier fanden sich weitere Interessenten z. B. aus Schwerin und Schleswig – Holstein ein. Wir wanderten am Ufer des Schweriner Sees entlang bis nach Schloss Wiligrad. Aus diesem Grunde wurden noch Fahrzeuge dort hin umgesetzt. Die heute Route zählte zu unseren traditionsreichsten Strecken, da wir sie im laufe der Jahrzehnte schon oft abgewandert sind. Meist auf der Suche nach Morcheln, mit mehr oder weniger großem Erfolg. Das liegt daran, dass diese beliebten Schlauchpilze zum einen sehr launisch sind und mitunter ihre Standorte im angestammten Revier wechseln, zum anderen auch daran, dass die Erträge in den einzelnen Jahren sehr schwanken können. Ein weiterer Grund ist die Bekanntheit dieses Standortes, so dass viele weitere Morchelfans zu dieser Zeit hier unterwegs sind. So auch gestern. Der Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V. lud seine Mitglieder zur traditionellen Morchel – Wanderung bei Schloss Wiligrad ein. Eigentlich schlechte Karten für uns, aber die Pilzfreunde aus Rehna hatten ein Einsehen und haben uns einige sehr schöne Morcheln stehen gelassen. Dafür ganz herzlichen Dank! Natürlich geht es auch bei einer Lehrwanderung im Mai nicht nur um Morcheln, sondern um unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten ganz allgemein. Morcheln sind aber das non plus Ultra zur Zeit der Löwenzahnblüte und diese hat an diesem Wochenende ihren diesjährigen Höhepunkt erreicht. Gleiches gilt für die beliebten Morcheln. Es war der optimale Zeitpunkt für eine Morchel – Wanderung und die war in diesem Jahr ganz besonders schön, auch weil das Wetter mitspielte und alle gut gelaunt waren. Hier wie immer einige Bilder:
Zunächst ging es die Treppenstufen zum Eiertunnel hinunter.
Durch diese hohle Gasse mussten wir alle hindurch, um an das Ufer des Schweriner Sees zu gelangen.
Zu entdecken gab es für den naturinteressierten Wanderer in der frisch erwachenden Natur vielerlei, dass mussten nicht nur Pilze sein.
Aber diese standen natürlich im Mittelpunkt. Hier zwei riesige Rotrandige Baumschwämme (Fomitopsis pinicola), an denen ich nicht vorbei kam. Sie wurden mitgenommen, werden getrocknet und im November zu Adventsgestecken verarbeitet. Diese Porlingsart eignet sich dafür ganz vorzüglich.
Allmählich schließt sich das Blätterdach unserer Laubwälder.
Nach dem dieser Schweriner Pilzfreund die erste, schöne Morchel entdeckt hatte, gab es kein halten mehr. Das Morchel – Fieber war ausgebrochen!
Nun stürmte alles den Steilhang hinauf, ob jung und alt! Was diese Edelpilze doch für Energien freisetzen können. Freudenrufe über weitere Morchel – Funde gaben zusätzlichen Auftrieb.
Eine Speisemorchel (Morchella esculenta) im relativ frischen, ausgereiften Stadium. So sind sie kaum noch zu übersehen.
Noch weitere dieser herrlichen und teuer gehandelten Frühlingspilze waren an diesem Hang zu finden, so dass sich die Mühen für die meisten Pilzfreunde gelohnt haben.
Blick vom Ufer aus auf den Schweriner Außensee mit der Insel Lieps. Irgendwo dazwischen soll sich mit 60 Metern die tiefste Stelle des viertgrößten deutschen Binnensees befinden.
Etwa 10 cm im Durchmesser und auf den ersten Blick wie ein Schuppiger Porling aussehend handelt es sich hier allerdings um den nah verwandten und kleineren Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster). Hier ist der Geruchssinn gefragt, denn dieser kann zur Artabgrenzung gegenüber dem Schuppigen Porling heran gezogen werden. Letzterer duftet nach frischen Gurken, dieser ist fast geruchlos. Jung essbar sind sie beide.
Sehr dekorativ mit der bunten Zonierung sind diese Ockergelben Trameten (Trametes multicolor). Ungenießbar.
Diese Buche hat inzwischen das zeitliche gesegnet und ist von Zunderschwämmen besetzt. Hier dürfen Bäume noch richtig alt werden und eines natürlichen Todes sterben.
Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) befällt als Schwächeparasit alte Bäume, bevorzugt Buchen und Birken. Aus großen Fruchtkörpern werden beispielsweise in Rumänien immer noch filzartige Stoffe z. B. für Mützen und Hüte hergestellt. Er ist der echte Zunder und wurde zum Feuerentfachen benutzt. Von ihm befallenes Holz wurde früher auch zur Bleistiftherstellung verwendet. Ein Pilz von wirtschaftlicher Bedeutung besonders in früheren Zeiten.
Der Erlen – Schillerporling (Inonotus radiatus) bildet ab Spätsommer seine einjährigen, treppenförmigen Fruchtkörper aus. Diese stammen also aus der letzten Saison und sind noch recht gut erhalten. Er verursacht in den befallenen Bäumen eine Weißfäule und bringt sie schließlich zum Absterben. Ungenießbar.
Sehr dekorativ, diese sich gerade entfaltenden Blätter des Ahorn.
Der Graue Faltentintling (Coprinus atramentarius) zählt, wie eindrucksvoll zu erkennen, zu den Faserblätterpilzen. Der verletzte Stiel fasert nach einer weile auf und spreizt sich auseinander. Essbar, in Verbindung mit Alkohol giftig!
Diese beiden jungen Damen heben gleich abweisend die Hände. Das Gläschen Wein am Abend würde dann ausfallen.
Markant ist die abgesetzte, knotige Zone im unteren Stielteil, dieser streckt sich im laufe der Entwicklung noch deutlich. Unterhalb kann er, so wie hier, dekorativ faserschuppig sein. Grauer Faltentintling (Coprinus atramentarius).
Zur gleichen Gattung gehörig und ebenfalls in Verbindung mit Alkohol giftig ist der Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus).
Schloss Wiligrad kommt oberhalb der Hangterrasse in Sicht. Die Tour neigt sich dem Ende zu.
Schloss Wiligrad wurde zwischen 1896 und 1898 für Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg erbaut. 1945 diente das Schloss als Hauptquartier der 15. Schottischen Division. Hier wurde kurz danach das Gadebuscher Abkommen über den Grenzverlauf zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungszone abgeschlossen. Danach diente es der Roten Armee als Typhuslazarett. Später nutzte es die DDR als Polizeischule. Seit 1991 hat der Kunstverein Wiligrad e.V. in einem Teil der Räumlichkeiten sein Domizil.
Der Schlosspark wurde in den letzten Jahren aufwendig saniert und nach alten Vorbildern neu gestaltet und teils neu bepflanzt.
Wir waren heute eine relativ kleine Truppe, erlebten dafür aber eine überaus schöne Wanderung, nicht zuletzt der herrlichen Morcheln wegen. 02. Mai 2015.
Und weil es so schön war, noch ein Bild von unseren heutigen Speisemorcheln. (Morchella esculenta). Insgesamt waren es zwölf Stück. Für manch einen Pilzfreund die ersten seines Lebens.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!