Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte heute durch die Wälder am Bibowsee
Schloss Hasenwinkel am 30.Mai 2015. Es war heute Beginn- und Endpunkt einer unserer Pilzwanderungen.
Gegen 08.00 Uhr, am heutigen Sonnabend, dem 30. Mai 2015, war Treff auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wasserstraße/Ecke Kopenhagener Straße in Wismar. Der Pilzberater lud wieder zu einer öffentlichen Lehrwanderung ein. Mit einem Autos fuhren wir unter Bildung einer Fahrgemeinschaft zu unserem Zielgebiet. Es lag heute zwischen Ventschow und Warin im Landkreis Nordwestmecklenburg, genauer gesagt, zwischen den Ortschaften Bibow und Nisbill, am Schloss Hasenwinkel. Hier erwarteten uns weitere Interessenten aus dem Umland, die sich uns anschließen wollten und ein Journalist von der Schweriner Volkszeitung sowie der Bützower Pilzberater Klaus Warning. Der waldreichen Umgebung des Bibowsees und rund um Schloss Hasenwinkel mit seinem eindrucksvollen Schlosspark statteten wir heute einen pilzkundlichen Besuch ab. Damit wäre schon angedeutet, dass es nicht vordergründig nur um Speisepilze geht, sondern uns interessieren auf einer Lehrwanderung alle Arten, die zu den Großpilzen gerechnet werden. Also alle Pilze, die mit dem bloßem Auge zu erkennen sind. Und da gibt es immer etwas zu entdecken, um seinen Horizont zu erweitern. Springt dabei am Ende auch noch eine kleine Pilzmahlzeit heraus, so ist unser Ziel voll und ganz erreicht. Diesbezüglich war es heute leider recht bescheiden, aber immerhin für zwei Pilzfreunde hat es als kleine Beilage oder für ein Pilzsüppchen gereicht. Da wir uns in der Aspekt – Abfolge der Großpilze am Übergang vom Pilzfrühling zum Pilzsommer befinden, können die Erwartungen zur Zeit noch nicht zu hoch angesetzt werden, denn die Frühlingspilze sind am abklingen und erste Sommerarten gehen noch recht zaghaft an den Start. Zudem war es im Vorfeld auch relativ trocken und kühl. Hier einige Impressionen von unserer heutigen Tour:
Zunächst reichte ich wie immer meine Unterschriftenliste herum und sammelte die fünf Euro Teilnahmegebühr ein.
Links der Herr mit dem Buch in den Händen und in der brauner Jacke war von der Schweriner Volkszeitung und stellte zunächst einige wichtige Fragen und es wurde ein Gruppenfoto für die Zeitung geschossen.
Klaus Warning hatte wie immer zu Beginn einige Pilze zum Zeigen und Erläutern mitgebracht, sozusagen als Einstimmung und zum Ansporn für die bevorstehende Pilzwanderung.
Auch ein anderer Pilzfreund hatte etwas zum Bestimmen mitgebracht. Es handelt sich um einen essbaren Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), zumindest solange er noch zartfleischig und saftig ist. Dieses Exemplar war leider schon verhärtet und nicht mehr genießbar.
Dann ging es aber los. Zunächst bei einsetzendem Regen durch einen Buchenwald.
Hier wuchs mitten auf dem Weg ein stattlicher Becherling. Von der Form her ein Blasenförmiger Becherling (Peziza vesiculosa). Um diese Jahreszeit erscheinen allerdings auch die Buchenwald – Becherlinge. Klarheit kann hier nur eine mikroskopische Untersuchung bringen. Ohne Speisewert und am Standort fotografiert.
Und dann ein kleiner Blätterpilz der auf Holzunterlage wächst, nämlich kleinen Buchenästchen, die bereits tiefer in der Rohhumusauflage feucht liegen. Der Buchenwald – Wasserfuß (Hydropus subalpinus). Bricht man den Stiel durch, so tritt eine wässrige Flüssigkeit aus = Wasserfuß. Ebenfalls ohne Speisewert.
Bei diesem Porling, der an einem Laubholz – Ast wächst, dürfte es sich um die Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) handeln, die nah verwandt mit der bekannten Schmetterlingstramete ist. Ungenießbar.
Hier sehen wir zwei nah verwandte Arten. Oben und unten jeweils ein Exemplar des Gelbblättrigen Rüblings (Collybia exculpta) und in der Mitte der klassische Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). Beide essbar.
Auf der Rasenfläche des Schlossparks einige imposante Hasen – Stäublinge (Calvatia utriformis), auch Getäfelter Stäubling genannt. Sind sie druckfest, schnittig und innen weiß, können sie gegessen werden. Die Pilze sind aufgrund ihrer Größe auch recht ergiebig. Standortfoto.
Leider waren sie alle nicht mehr zum Verzehr geeignet. Obwohl noch fast weißfleischig, ist das linke, durchgeschnittene Exemplar schon pappig und wird im unteren Stielbereich zart gelblich. Das kleine, untere Exemplar, ist innen schon olivgrünlich und komplett ungenießbar. Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis).
An einem liegenden Fichtenstamm Unmengen von ungewöhlich üppig entwickelten Reihigen Trameten (Antrodia serialis). Ungenießbar.
Falbgelbliche Hüte, graue, später tabakbraune Lamellen, ein Ring um den Stiel, der auch abfallen kann und Rettich bis kakaoartiger Geruch, so kommt der häufige Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox) daher. Essbar.
Auf den Rasenflächen des Schlossparks Hasenwinkel immer wieder Ringe und Reihen der sehr schmackhaften Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). Sie sind nach den kräftigen Regenschauern der letzten Tage stark am kommen. Standortfoto.
Das animiert zum Einsammeln.
Unweit der Nelkenschwindlinge in einem Gebüsch zahlreiche, ähnlich aussehende Blätterpilze. Die Lamellen stehen viel enger, der Hut ist nicht fleischig gebuckelt, sondern flach und dünnfleischig. Es ist der Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). Auch er ist essbar, erreicht aber bei weitem nicht die Geschmacksqualitäten des Nelkenschwindlings.
An einem Laubholz – Ast zusammen mit Flechten, ein Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster), der kleine Bruder des viel größer werdenden Schuppigen Porlings. Ganz jung soll auch er essbar sein, dieser war aber schon zu zäh!
Alte Erdsterne aus dem Vorjahr. Die Größe und Andeutungen einer ehemaligen Halskrause lassen den Halskrausen – Erdstern (Geastrum triplex) vermuten. Erdsterne gehören zu den Bauchpilzen und sind somit mit den Stäublingen und Bovisten verwandt.
Nahezu minütlich änderte sich heute das Licht. Während es auf dem Bild voraus noch freundlich aussieht, droht von hinten eine düstere Schauerwolke, was auf diesem Foto vom Bibowsee auch zu erahnen ist.
Auf dem weitläufig eingezäunten Gelände der Klinik am Bibowsee begrüßten uns lautstark diese Ziegen oder sind es etwa Schafe?
Schnell hatte sich der Schauer mit seinen dunklen Wolken wieder verzogen und die Sonnen strahlte von einem blauen Himmel als sei nichts gewesen. Aprilwetter vom feinsten!
Am Waldrand dann ein Büschel Grünblättriger Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Grünliche Lamellen, schwefelgelber Stiel und bitterer Geschmack sind die wichtigsten Kennzeichen dieses überaus häufigen Giftpilzes.
Birkenporlinge (Piptoporus betulinus) sind in jüngerer Zeit bei einigen Menschen als sogenannte Heilpilze in Mode gekommen. Selbst Ötzi hat sie schon bei sich gehabt. Aus ihnen wird ein Sud b.z.w. Tee gegen verschiedene Beschwerden hergestellt. Die hier fotografierten Pilze stammen aus dem Vorjahr und dürfen nicht mehr zu solchen Experimenten verwendet werden. Junge Pilze erscheinen im laufe des Sommers, sind gummiartig weichfleischig – biegsam und währen auf der Unterseite schön weiß, nicht so dunkel wie hier zu sehen.
Der Schlosspark zu Hasenwinkel ist auch bekannt für seinen Rhododendron – Bestand.
Er steht jetzt in voller Blüte.
Vor allem Hummeln sorgen für die Bestäubung der Blüten. Ich habe heute aber auch Hornissen an ihnen gesehen.
Tags zuvor fand im Schloss offensichtlich eine Hochzeit statt. Wir wünschen Kathleen & Christian alles Gute!
Breitblättrige Großrüblinge (Megacollybia platyphylla) gibt es eigentlich in feuchteren Wäldern zu dieser Jahreszeit recht häufig und zahlreich. In diesem Jahr sind sie bisher kaum in Erscheinung getreten. Der große Hut besteht fast nur aus den weißlichen, breiten Lamellen. Als Speisepilz ist er nicht empfehlenswert.
Imposant und sehenswert ist auch der alte Baumbestand des Schlossparks, so wie diese Eichen – Familie.
Unser Abschlussfoto. Mit 10 Leuten waren wir heute eine überschaubare und gemütliche Truppe. Hasenwinkel am 30. Mai 2015.
Die Tour emdete am Mittag.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!