Vereinsexkursion durch den Staatsforst Jamel
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Durch den im Hintergrund ersichtlichen Staatsforst Jamel führte uns unsere heutige Vereins- und Kartierungsexkursion. Das Wetter dazu war leider etwas wolkenverhangener als auf diesem Foto, dass ich tags zuvor am Endpunkt unserer Exkursion vom Dorfteich in Alt Jassewitz aus aufgenommen hatte.
Am Sonntag, dem 21. Juni 2015, brachen wir endlich wieder zu einer Vereinsexkursion auf. Dazu waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. und weitere interessierte Natur – und Pilzfreunde wieder sehr herzlich eingeladen. Gegen 08.00 Uhr fuhren wir von Wismar los. Immerhin brauchten wir heute nicht besonders weit fahren, denn der Zielwald lag noch vor den Toren der Hansestadt Wismar. Wir fuhren zunächst bis Gägelow und dann weiter in Richtung Boltenhagen. In Gramkow bogen wir links ab in Richtung Grevesmühlen. Wir fuhren bis zur Ortschaft Wahrstorf und bogen erneut links ab bis nach Hoikendorf. Von hier aus führt ein Landweg direkt zum Wald. Unser Exkursionsgebiet lag zwischen den Ortschaften Hoikendorf, Jamel und Manderow. Interessenten aus Grevesmühlen, Beckerwitz, Lübeck und Düsseldorf, die nicht erst nach Wismar fahren wollten, erwarteten uns in Hoikendorf. Vor wenigen Jahren haben wir hier eine öffentliche Pilzwanderung Anfang April durchgeführt. Jetzt hatten wir Sommer (kalendarischer Sommeranfang) und es dürften, im Gegensatz zu damals, schon reichlicher Frischpilze zu erwarten sein, vorausgesetzt, es ist nicht zu trocken. Zu trocken war es heute augenscheinlich nicht, denn tags zuvor und in der voran gegangenen Nacht haben kräftige Regengüsse den Wald ordentlich durchfeuchtet, was auch an den teils recht großen Pfützen auf den Waldwegen zu erkennen war. Trotzdem gab es nur wenige Frischpilze. Das zu Ende gegangene Frühjahr war viel zu trocken, zu kalt und auch zu windig. Hier wie immer einige Impressionen der heutigen Kartierungstour:
Zunächst hieß es nach einer kurzen Begrüßung bei Hoikendorf, Autos umsetzen nach Alt Jassewitz. Trotz kalendarischen Sommeranfang und Sonnenhöchststand kamen einige Pilzfreunde bei kühlem, wolkenverhangenen Himmel beim Warten etwas ins frösteln.
Diese beiden jungen Jagdhunde harren ebenfalls der Dinge, die da nun kommen werden. Sie befinden sich in der Ausbildung, allerdings nicht auf Trüffeln und anderer mykologischer Leckerbissen, sondern als Begleithunde zur ganz traditionellen, herkömmlichen Jagd.
Dann ging es aber auf diesem grasigen Feldweg direkt in Richtung Wald.
Der Wald ist gleich erreicht. Wie ein dunkles, geheimnisvolles Gewölbe überdachen die Baumkronen der alten, mächtigen Buchen den Eingang des Waldes.
Echte Zunderschwämme (Fomes fomentarius) haben diesen toten Birkenstamm besiedelt und beschleunigen den Abbauprozess des Holzes. Als Schwächeparasit befällt er die Bäume bereits, wenn sie noch Leben, aber schon alt und/oder geschwächt sind. Er erzeugt im Holz eine Weißfäule. Der häufige Porling befällt vorzugsweise Birken und Buchen, aber auch viele andere Laubhölzer.
Auch die Schnecken hatten es in den letzten Wochen schwer bei dem trockenen Wetter. Sobald es aber regenfeucht in den Wäldern wird, sind auch sie verstärkt auf der Suche nach fressbarem. Mit Vorliebe verspeisen sie allerlei Pilze. Dieses Exemplar hat sich an einen Breitblättrigen Großrübling (Megacollybia platyphylla) heran gemacht. Aus unserer Sicht als Speisepilz nicht empfehlenswert bis schwach giftig! Die Schnecke mag anderer Meinung sein.
Dieser Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) ist schon ziemlich alt, was die fleischfarbenen Lamellen verdeutlichen. Beim jungen Pilz sind sie weiß und verfärben sich in der weiteren Entwicklung durch Sporenproduktion zunächst rosa und schließlich schmutzig fleischfarben. Auch an ihm haben sich die Schnecken bereits gütlich getan. Jung essbar.
Ein sogenanntes Hexenei. Aus ihm entwickelt sich die gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus). Der spätere Stiel ist bereits als weißer Zapfen zu erkennen. Das grüne ist die später Aas – artig stinkende Sporenmasse, die Fliegen anlocken soll. In dieser Form noch essbar, wer es mag!
Der Buchenwald – Wasserfuß (Hydropus subalpinus) wächst auf kleinen, im Waldboden liegenden Buchenästchen. Auf den ersten Blick könnte er für einen kleinen Breitblättrigen Großrübling oder einen Wurzel – Schleimrübling gehalten werden. Ohne Speisewert.
Ein kleines Highlight waren diese Rillstieligen Lorcheln (Helvella solitaria) am feuchten Wegrand des Buchenwaldes. Markant ist der klar abgegrenzte Stiel zum becherförmigen Hut. Das unterscheidet diese Art von der recht ähnlichen und noch etwas größer werdenden Hochgerippten Becherlorchel. Deren mehrfach verzweigt gerippter b. z. w. geaderter Stiel geht pokalförmig in den Hut über. Ohne Speisewert.
Ein sehr dekoratives Motiv boten diese unterhalb eines liegenden Laubholz – Astes teils resupinat wachsenden Fruchtkörper der Zonen – Tramete (Trametes multicolor). Die Art ist nah mit der Schmetterlings – Tramete verwandt, allerdings mit mehr gelb bis ockerbräunlichen Farben und Zonierungen. Ungenießbar.
Relativ selten im Vergleich zum Grauen Faltentintling ist der Schmalsporige Faltentintling (Coprinus acuminatus). Man kann ihn auch ohne Mikroskop recht gut ansprechen. Er ist insgesamt etwas schmächtiger, der Hut ist weniger faltig gerippt, besitzt am Scheitel einen deutlichen Buckel und auch der Stiel ist seltener mit einem, für den Grauen Falten- oder Knoten – Tintling so typischen Knoten versehen. Auch er könnte in Verbindung mit Alkohol giftig sein! Den Schnecken scheint er jedenfalls zu schmecken.
Auch der alte, solide Buchenbestand der Jamelner Forst bleibt nicht vom Holzeinschlag verschont. Es ist eben ein forstwirtschaftlicher Baumbestand!
Ein weiterer schöner Fund, im wahrsten Sinne des Wortes, waren diese Birken- oder Laubholz – Knäulinge (Panus conchatus). Zu unserer intensivsten Kartierungszeit in den 1990er Jahren haben wir die Art nur relativ selten feststellen können. In der letzten Zeit scheint es jedoch, dass dieser Pilz bei uns in Mecklenburg in Ausbreitung begriffen ist. Seine anfänglich schön violetten Fruchtkörper entfärben bei der weiteren Entwicklung ins bräunliche. Der Lamellenpilz könnte mit Seitlingen verwechselt werden. Kein Speisepilz.
Auch Pilzfreund Wolfgang aus Düsseldorf lässt es sich nicht nehmen, diese schönen Pilze im Bild festzuhalten.
Flächiges Eckenscheibchen (Diatrype stigma). Dieser Pyrenomycet breitet sich dicht flächig unter der Rinde von Laubholzästen (hier von Birke) aus und löst diese schließlich ab. Die einzelnen Eckenscheibchen (bis 3 mm im Durchmesser) sind in einem rotbraunen, später schwarzbraunen, krustenförmigem Stroma eingebettet.
Hier hat es zuvor gut geregnet. Mit dem Pilzwachstum sollte es bald bergauf gehen.
Immer wieder schöne, vielversprechende Stellen in diesem hügeligen Waldgebiet. Hier standen dann auch die einzigen Täublinge der heutigen Bestandsaufnahme.
Hier der kleinere, ebenfalls essbare Bruder des Frauen – Täublings, der Papagei – Täubling (Russula ionochlora).
Oder dieser alte, mumifizierte Fruchtkörper eines Dickblättrigen – Kohlentäublings (Russula nigricans) aus dem Vorjahr.
Zwei etwas mitgenommene Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Giftig! Vorsicht, wer den im Winterhalbjahr, ab Oktober wachsenden Rauch- oder Graublättrigen Schwefelkopf zu speisezwecken sammelt. Wie man sieht können die grünen Lamellen dieser Art im Alter auch grauschwärzlich durch das Sporenpulver aussehen. Im Zweifel Geschmacksprobe! Diese Art schmeckt äußerst bitter!
Nun geht es am Waldrand entlang in reizvoller, abwechslungsreicher Landschaft.
Eine gewaltige Holunderhecke stand in voller Blüte und lud zum Ernten ein.
Unser Ziel, die Ortschaft Alt Jassewitz, kommt in Sichtweite.
Eine regelrechte Plantage von Kamille. Es roch wunderbar, gerade so als ob jemand frischen Kamillentee zubereitet hätte.
Und ganz zum Schluss, bereits im Ort, noch ein einzelner Rissiger Ackerling (Agrocybe dura). Essbar.
Und unser Abschlussfoto. Leider sind nicht mehr alle dabei. Zwei hatten sich schon nach Maßlow aufgemacht, um unser anschließendes Grillvergnügen vorzubereiten und eine Pilzfreundin aus Lübeck hatten wir leider verloren, was uns sehr beunruhigte. Aber es ist alles gut gegangen, sie hatte ihr Auto ja noch bei Hoikendorf stehen und ist zurück gewandert. Es tut uns leid, beim nächsten mal wird das hoffentlich nicht mehr passieren. Alt Jassewitz am 21.Juni 2015.
Die Tour endete gegen Mittag.
Im Anschluss waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. noch zu einem Grillnachmittag nach Maßlow ganz herzlich eingeladen. Es war ein wunderbarer Nachmittag und dafür auch an dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches Dankeschön!
Wann brechen wir zur nächsten Vereinsexkursion auf? – Siehe unter Termine!