Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte uns heute durch die Barniner Tannen
Ein recht weitläufiges, vielfach mit Nadelforste bestandenes Gebiet auf leichten Sandböden. Eigentlich eine ideale Adresse für alle Speisepilz – Jäger, aber heute war diesbezüglich kaum etwas zu machen.
Am Sonnabend, dem 27. Juni 2015, starteten wir von Wismar aus wieder zu einer geführten Lehrwanderung. Dazu fuhren wir zunächst nach Brüel und dann weiter auf der B 104 bis zum Abzweig nach Golchen und von dort weiter über Schönlage, Jülchendorf, Venzkow, Demen, Buerbeck, Prestin bis nach Bülow. Hier erwartete uns schon Klaus Warning aus Bützow. Da wir durch dieses ausgedehnte Nadelwaldgebiet bis zum Ort Barnin wandern wollten, musste noch ein Auto dorthin umgesetzt werden. Unter dem Motto wenig Pilze, wenig Leute, waren wir heute nur vier Natur- und Pilzbegeisterte, die sich auf den Weg durch dieses schöne Revier machten. Leider war auch dieser Forst in den letzten Jahren stark von Ausholzung betroffen, so dass es stellenweise wüst aussah. Wollen wir hoffen, dass sich die Barniner Tannen davon wieder erholen werden. Übrigens gibt es hier kaum Tannen. Wird ein Waldgebiet bei uns in Mecklenburg „Tannen“ genannt, so ist es in der Regel ein überwiegend mit Nadelbäumen bestandenes Waldgebiet – De Dannen up Platt! Da es an den Vortagen hier offensichtlich immer mal geregnet hatte, war es gut durchfeuchtet und es hat richtig Spaß gemacht durch den frischen Wald zu laufen. Das Wetter war bewölkt mit einigen Regentropen und schwülwarm. Bestes Pilzwetter!
Kaum gestartet, schon die ersten Pilze am Wegesrand unter Kiefern und Fichten. Trichterlinge aus dem Verwandtschaftskreis von Clitocybe gibba. Dieser ist es aber nicht, ich vermute den Feinschuppigen Trichterling (Clitocybe squamulosa). Im Gegensatz zu weißlichen und grauen Arten dieser Gattung, sind gelbbraun gefärbte Vertreter in der Regel nicht giftig und können gegessen werden. Aber bitte nur von Kennern! Standortfoto.
An den Wegrändern erfreute uns immer wieder der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea). Giftig, wird aber auch als Heil- und Zierpflanze genutzt.
Eine von Forstleuten frisch aufgestellte Bank animierte Jochen und Klaus zu einer kurzen Verschnaufpause.
Klaus Warning ist bekanntlich Pilzberater in Bützow. Ihn interessieren aber nicht nur Speisepilze und ihre giftigen Doppelgänger, sondern alles was irgendwie nach Pilz aussieht. Hier ist es ein Knüppel von einer Kiefer, der überzogen ist vom Gemeinen Violettporling. Zu Beachten sind auch die standesgemäßen Hosenträger!
Gemeiner Violettporling (Trichaptum abietinum). Erzeugt eine Weißfäule im Nadelholz.
Schleimpilze an modrigem Nadelholz. Es dürfte der Geweihförmige Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa) sein. Die Art ist weit verbreitet und soll der häufigste Vertreter der Schleimpilz überhaupt sein.
Eine vom Sturm entwurzelte Fichte bietet sich als Sitzgelegenheit zum zweiten Frühstück an.
Eine Gruppe Mürblinge (Psathyrella spec.) mitten auf dem grasigen Waldweg.
Helga und Jochen haben schon wieder etwas in der Grasnarbe entdeckt und Klaus eilt sogleich zu ihnen.
Es ist ein Grauer Wulstling (Amanita excelsa). Gut zu erkennen ist die geriefte Manschette und die einfache, ungerandete Stielbasis. Wichtige Kennzeichen zur Abgrenzung zum stark giftigen Pantherpilz. Dieser darf in den Sammelkorb gelegt werden. Natürlich auch nur von Kennern!
Den Pantherpilz zum Vergleich fanden wir heute leider nicht, aber einen weiteren Grauen Wulstling und einen Perlpilz (Amanita rubescens), links. Seine Artabgrenzung zum Pantherpilz wird noch zusätzlich durch weinrote Tönungen irgendwo am Fruchtkörper erleichtert. Auch der Perlpilz ist essbar und soll geschmacklich dem Grauen Wulstling überlegen sein.
Tau- b. z. w. regenfrisch diese Waldfreund Rüblinge (Collybia dryophila). Sehr häufige, essbare Art der Laub- und Nadelwälder unterschiedlichen Typs. Er ist eben ein Freund des Waldes!
Ein essbarer Papagei – Täubling (Russula ionochlora) schiebt sich aus dem sandigen Waldboden direkt neben dem Forstweg.
Die Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) ist wohl der auffälligste und bekannteste Schleimpilz. Gut zu erkennen auch die schleimige Kriechspur, denn ähnlich einer Schnecke kriecht er von Nahrungsquelle zu Nahrungsquelle.
Auf einem vorjährigen Stoppelfeld von Mais am Waldrand, das noch nicht umgepflügt war, immer wieder kleine Blätterpilze. Es dürfte sich um den Halbkugeligen Ackerling (Agrocybe semiorbicularis) handeln. Ohne Speisewert.
Mitten zwischen ihnen aber auch ein deutlich größerer Fruchtkörper mit violett – schwärzlichen Lamellen und einem dicken, gezacktem Ring um den Stiel – ein Riesenträuschling (Stropharia rugosoannulata). Guter Speisepilz. Er wird im Handel unter der Bezeichnung Braunkappe auch als Kulturpilz angeboten.
Hier nochmal beide Arten zum direktem Vergleich am Standort fotografiert.
Gleich daneben ein landwirtschaftlicher Tierzuchtbetrieb mit reichlich Stroh und Mist drum herum. Ein gefundenes Fressen für diese dekorativen Goldmistpilze (Bolbitius vitellinus). Ohne Speisewert.
Und das soll es auch schon gewesen sein. Hier unser Abschlussfoto, heute leider nur ein kleines Grüppchen. Dafür war es um so gemütlicher.
Wann starten wir wieder zu einer geführten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!