Vereins- und Kartierungsexkursion
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Es ging durch die Wälder bei Beidendorf
Fichtenforste dominierten heute unsere Vereinsexkursion bei Beidendorf.
Zu einer weiteren Kartierungsexkursion waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste am Sonntag, dem 19. Juli 2015, ganz herzlich eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Ulmenstraße. Unser Exkursionsgebiet befand sich bei Beidendorf, unweit der Hansestadt Wismar. Hier angelangt wurden wir bereits von Pilzfreund Christopher aus Lübeck erwartet. Nach kurzer Begrüßung startete die sechsköpfige Gruppe sogleich durch die Fichtenforste. Unser Hauptaugenmerk sollte wieder der Pilzkartierung dienen. Das Pilzwachstum scheint nun zwar langsam etwas in Fahrt zu kommen, aber auf Grund der Monotonie des Gebietes hielt sich die Anzahl der Frischpilzarten immer noch sehr in Grenzen. Angesichts der chronischen Pilzarmut der letzten Wochen und Monate waren wir aber Kummer gewohnt und erfreuten uns an den ersten Signalen eines nun besser werdenden Frischpilzaufkommens. Hier einige Impressionen von heute:
Gleich zu Beginn begrüßten uns einige Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). Teils wuchsen sie in der reinen Fichtenstreu, was etwas ungewöhnlich ist, finden wir sie doch sonst eher auf Rasenflächen. Diese Fruchtkörper waren aber nicht frisch gewachsen, was die bräunlichen Ränder belegen, sondern lebten nach Regenfällen erneut auf, typisch für Schwindlinge! Sehr guter Speise- und Trockenpilz.
Sehr ähnlich aussehend, aber als Streubewohner typischerweise in der Fichtennadelstreu zu hause, ist der Brennende Rübling (Collybia peronata). Er besitzt einen etwas dünnfleischigeren und dunkler bräunlich gefärbten Hut. Die Lamellen stehen ähnlich entfernt wie beim Nelkenschwindling. Der Geschmack ist brennend scharf und der Geruch säuerrlich. Auch er besitzt die Eigenschaft bei Trockenheit einzuschrumpfen (Schwinden) und bei Feuchtigkeit wieder aufzuleben, obwohl er nicht in der Gattung der Schwindlinge angesiedelt ist. Ungenießbar. Standortfoto.
Christopher aus Lübeck hat ein Fotomotiv entdeckt.
Es ist ein Schleimpilz. Die Weiße Lohblüte (Fuligo septica var. candida). Foto: Christopher Engelhardt.
Immer an modrigem Nadelholz und zu 90 % an Fichte finden wir den sehr dekorativen Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus). Sein Kochwasser soll sich bei der Zubereitung bläulich färben, sein Geschmack aber unbefriedigend muffig sein. Also lieber im Wald stehen lassen und sich an seinem Anblick satt sehen!. Standortfoto.
Dieser dunkelviolette Täubling ähnelt sehr dem Frauen – Täubling. Er ist aber kleiner und ist anspruchsloser, was die Bodenqualität und den Standort anbelangt. Wir finden ihn im Laub- und Nadelwald und er ist einer der gemeinsten Täublinge in unseren Breiten. Der Papagei – Täubling (Russula ionochlora). Essbar und am Standort fotografiert.
Inzwischen hat Regen eingesetzt. Gut bedient ist, wer an wetterfeste Kleidung gedacht hat oder zumindest einen Regenschirm zur Hand hat.
Am Wegesrand einige Filzröhrlinge. Es handelt sich um das im Laub- und Nadelwald sehr häufige Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). Jung essbar. Standortfoto.
Leider wird das Waldgebiet teilweise von der A 20 durchtrennt. Die Autobahn wurde erst in den Jahren nach der Wende gebaut und viele, kleinere Waldwege, werden deshalb nicht mehr genutzt und wachsen zu. So mussten wir uns heute teils wie die Pfadfinder einen Weg durch den Unterwuchs bahnen, denn dieser Weg führt aus dem Wald hinaus.
An der Waldkante unter Eichen zwei Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). Geringwertig.
Peter und Christopher vergleichen zwei habituell ähnliche, aber dennoch verschiedene Blätterpilze. Einen Nelkenschwindling und einen Rissigen Ackerling, die sich häufig ihren Lebensraum teilen.
Der Rissige Ackerling (Agrocybe dura) ist heller im Hut, die Lamellen verfärben sich graubräunlich und der ganze Fruchtkörper ist recht gebrechlich im Vergleich zum zähen Nelkenschwindling. Essbar.
Immer wieder eine Augenweide und ein beliebtes Fotomotiv für den Naturfotografen ist der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).
Zwischen den Überresten eines alten Fichtenstubbens schiebt sich das Hexenei einer gemeinen Stinkmorchel aus dem Substrat. Die Außenhülle war aus welchen Grünen auch immer bereits entfernt worden und die galatinöse Schutzschicht, die die innere Anlage der späteren Stinkmorchel möglicherweise vor Austrocknung schützen soll, liegt frei. Standortfoto.
Hier ein Foto unter starker Vergrößerung von Christopher Engelhardt. Es handelt sich um Apothezien des Dunkelgrauen Filzbecherchens (Mollisia fusca).
Auf Fichtenholzresten, scheinbar aus dem Moos heraus, streckt ein Klebriger Hörnling (Calocera viscosa) seine orangeroten, klebrig – schlüpfrigen Hörner b. z. w. Hände (Klebriger Händling) empor. Wird im Volksmund oft als Ziegenbart bezeichnet und als dekorativer Würzpilz mit eingesammelt. Dekorativ ist er unstrittig, aber ob er wirklich Würzkraft besitzt, sei dahin gestellt. Standortfoto.
Da es sich eingeregnet hatte und uns ohnehin nur der monotone Fichtenwald zur Verfügung stand, war die Tour bereits am späten Vormittag beendet. Hier unser Gruppenfoto am Waldrand bei Beidendorf. 19. Juli 2015. Foto: Christopher Engelhardt.
Wann geht es wieder auf Kartierungstour? – Siehe unter Termine!