Öffentliche Pilzlehrwanderung
Wir wanderten durch das Radebachtal
Das Radebachtal bei Blankenberg. Es führt ein naturnaher Wanderweg durch dieses wildromantische Gebiet. Auf Schautafeln längst des Weges ist viel über diese interessante Landschaft zu erfahren.
In schöner Regelmäßigkeit lädt das mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar in der Zeit von April bis November alle 14 Tage zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung ein. Am Sonnabend, dem 25. Juli 2015, war es wieder so weit. Von Wismar aus starteten wir in Richtung Sternberg. Auf etwa halber Strecke hatten wir unser Zielgebiet, das Revier Weiße Krug bei Blankenberg, erreicht. Kurz vor dem dortigen Bahnübergang bogen wir links in die Wendeschleife zum Radebachtal ein und parkten hier unsere Fahrzeuge. Außerdem erwarteten uns bereits zwei weitere Pilzfreunde aus der Bützower Region. Wir hatten ausgedehnte Laub- und Nadelwälder zur Verfügung, wobei das integrierte Radebachtal mit Abstand das interessanteste Gebiet ist. An den teils steilen Hangterrassen befinden sich abwechselnd saure und kalkhaltige Bodenschichten, was eine vielfältige und interessante Pilzflora zur Folge hat. Allerlei Raritäten sind hier zu hause, von denen wir heute auch einige fanden. Aber es ist auch ein Eldorado für Kochtopfmykologen. Diese kamen heute leider etwas zu kurz, aber wer neues dazu lernen wollte, konnte seinen Horizont durchaus erweitern. Hier einige Bilder:
Gleich zu Beginn fanden wir diese jungen Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha). Geschmeidige Lamellen und wechselfarbiger, meist blauvioletter bis grünlicher Hut sowie milder Geschmack zeichnen diesen Weißsporer aus. Wertvoller Speisepilz.
Sehr ähnlich und auch essbar ist der Papagei – Täubling (Russula ionochlora). Er besitzt aber brüchige, spröde Lamellen.
Der Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) wächst an Laubholz, gehört zu den Faserblätterpilzen und Freiblättlern. Sein Stiel fasert im Gegensatz zu den Täublingen und Milchlingen auf, die Lamellen sind weich und stehen frei, sie erreichen also nicht den Stiel. Die anfangs weißen Lamellen verfärben durch zunehmende Sporenproduktion fleischfarben. In seinen feuchtkühlen Lamellen fühlen sich die kleinen, schwärzlichen Springschwänze, sichtlich wohl. Essbar.
Dieser junge „Paukenschlegel“ = Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) besitz einen sehr stabil – faserigen Stiel, der innen hohl ist. Der recht dünne Stiel braucht Stabilität um später den großen, aufgeschirmten Hut zu tragen. Diese gelten im ganzen gebraten als Delikatesse.
Pilzfreundin Erika ist begeistert von diesem sehr ansehnlichen Breitblättrigen Großrübling (Megacollybia platyphylla). Als Speisepilz allerdings nicht zu empfehlen.
Ein Überraschungsfund sind diese jungen Fruchtkörper des relativ seltenen Kornblumen – Röhrlings (Gyroporus cyanescens). Sein Fleisch verfärbt sich bei geringster Berührung und im Schnitt kornblumenblau und der Stiel ist von einer knorpeligen Rinde umgeben und im inneren meist zellig – hohl. Essbar.
Mitten in der Grasnarbe des Waldweges eine weitere Überraschung. Eine kleine Gruppe von Blutroten Röhrlingen (Xerocomus rubellus). Sie gehören zusammen mit Rotfüßchen und Ziegenlippen zur Gattung der Filzröhrlinge. Essbar.
Nur wenige Schritte weiter, auf dem grasigen Mittelstreifen des Waldweges, eine Gruppe Pilze aus der gleichen Gattung. Es handelt sich um Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus). Sie ähneln den Blutroten Röhrlingen, besitzen aber gelbbräunliche, allenfalls orangefarbene Hutfarben. Ebenfalls essbar und sicher oft als Ziegenlippe oder Rotfüßchen eingesammelt.
Der Perlpilz (Amanita rubescens) ist ein guter Speisepilz, obwohl er der Gattung der Wulstlinge oder Knollenblätterpilze angehört. Zu den Knollenblätterpilzen zählen sowohl unsere gefährlichsten Giftpilze als auch einige der vorzüglichsten Speisepilze!
Der Brennende Rübling (Collybia peronata) ist, wie unschwer zu erkennen, ein Streubewohner. In diesem Fall ist es Fichtennadelstreu, die mit der Stielbasis regelrecht verfilzt ist. Der brennend scharfe Geschmack macht ihn ungenießbar.
Der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca) zählt hingegen zu den schmackhaftesten Speisepilzen. Auch roh schmeckt er wunderbar nussig.
Bevor es aber ans Verspeisen geht, noch schnell mit dem Pinsel des Pilzmessers säubern.
Der Längsschnitt zeigt das appetitlich weiße Fleisch und die Pilze wurden von uns sogleich an Ort und Stelle verzehrt.
Ein junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).
Zwei junge Gold – Röhrlinge (Suillus grevillei) Wir finden sie ausschließlich unter Lärchen. Sie gehören der Gattung der Schmierröhrlinge an.
Der Gemeine Weißtäubling (Russula delica) gehört zu den größten Täublingen. Er ähnelt dem Wolligen Milchling, dieser sondert bei Verletzung aber einen reichlich fließenden, weißen Milchsaft ab und schmeckt brennend scharf. Schärflich kann auch dieser Täubling sein und er gilt daher als minderwertig. Standortfoto.
Hier sehen wir vier junge Steinpilze. In der Mitte zwei Echte oder Fichtensteinpilze (Boletus edulis), die flankiert werden von je einem Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).
Zu den besseren Funden der heutigen Wanderung zählt dieser Anhängsel – Röhring (Boletus appendiculatus). Gut zu Erkennen ist das namensgebende Anhängsel an der Stielbasis. Dieser recht seltene Dickröhrling besitzt des weiteren ein gelbliches Netzmuster auf dem Stiel. Essbar.
Unser Abschlussfoto. Da es heute morgen in Strömen regnete und außerdem überhaupt sehr schlechtes Wetter mit Sturm und Gewittern vorhergesagt war, hat es wohl einige Interessenten davon abgehalten, heute mit uns in die Pilze zu gehen. Tatsächlich hatten wir sonniges, windschwaches, warmes, aber etwas schwüles Wetter. Von Unwettern keine Spur!
Wann startet die nächste Lehrwanderung? – Siehe unter Termine!