Öffentliche Pilzlehrwanderung
Wir wanderten heute durch das Schlower Forstrevier
Durch dieses umfangreiche Laub- und Nadelwaldgebiet führen noch die Gleise der ehemaligen Bahnverbindung zwischen Wismar und Karow. Von dort aus kann man nun mit einer Draisine bis nach Borkow fahren und die wunderbare mecklenburgische Landschaft genießen und mit etwas Glück sogar eine Pilzmahlzeit einsammeln.
Am Sonnabend, dem 08. August 1015, ging es von Wismar aus wieder in die Pilze. Es stand eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Plan. Treff war gegen 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB in Wismar. Nach kurzer Begrüßung und Besprechung der Fahrtroute, die heute von Wismar über Sternberg bis nach Borkow verlief, starteten wir von hier aus mit zwei Fahrzeugen. Den Ausgangspunkt der heutigen Wanderung erreichten wir gegen 08.55 Uhr. Hier erwarteten uns am ehemaligen Bahnhof Borkow weitere Pilzfreunde aus Bad Kleinen, Schwerin, Bad Köstritz, Albstadt, Hamburg und Bützow. Da wir heute wieder einmal von A nach B wandern wollten, mussten zunächst noch einige Autos zum Endpunkt der Tour nach Dinnies umgesetzt werden. Es handelte sich bei unserem Pilzrevier um ausgedehnte Laub- und Nadelwälder auf sandigen Böden, wobei Nadelbäume wie Kiefern und Fichten überwogen. Das Gebiet dürfte bei vielen Pilzfreunden der Inbegriff eines Pilzwaldes sein. Hier geht man im Sommer auf Pfifferlingssuche und im Herbst stehen die Maronen im Mittelpunkt. Beide konnten wir heute finden. Natürlich gab es weitere Arten zu entdecken und kennen zu lernen. Nach kräftigen Gewittern in der Nacht und am morgen hatten wir nun Glück mit dem Wetter. Es tröpfelte mitunter nur ein wenig, dafür war es allerdings recht schwül. Das allgemeine Pilzaufkommen war zwar relativ dürftig, aber für eine Lehrwanderung gab es trotzdem einiges zu Erläutern und kennen zu lernen und für die meisten Teilnehmer war auch eine kleine Pilzmahlzeit mit dabei. Die Tour zog sich bis zum frühen Nachmittag hin. Hier einige Bilder der heutigen Pilzwanderung:
Nach dem die Autos umgesetzt waren starteten wir von Borkow aus zu unserer Wanderung. Das Gebiet gehört noch zum Naturpark Sternberger Seenland, grenzt aber im weiteren Verlauf an den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide und gehört zu dem auch noch zum Dobbertiner Seengebiet.
Bereits nach wenigen Schritten wurden wir fündig. Pilzberater Klaus Warning aus Bützow stellt den Fund vor.
Es handelt sich um einen essbaren Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).
Durch das Gebiet fließt die Mildenitz, die bei Groß Görnow schließlich in die Warnow mündet.
Bei Waldbrandwarnstufe II stand dem Betreten der sandigen Wälder heute nichts im Wege.
Von Schlowe aus kann hier auch ein Waldlehrpfad abgewandert werden.
Am Wegesrand unter Buchen einige untersetzte Kerbrandige Trichterlinge (Clitocybe costata). Essbar.
Zum Vergleich ein essbarer Perlpilz (Amanita rubescens) links und sein giftiger Verwechslungspartner, der Pantherpilz (Amanita pantherina) rechts.
Ausschließlich unter Kiefern finden wir den Schmerling oder Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus). Er gehört zu den Schmierröhrlingen und steht dem Butterpilz nahe. Typisch sind die milchigen Tröpfchen auf der Röhrenschicht bei jungen Exemplaren. Essbar.
Allmählich wird auch das farbenfrohe Heer der Täublinge in den Wäldern größer. Hier sehen wir den unter Birken, Eichen und Kiefern häufigen Ziegelroten Täubling (Russula velenovskyi). Er schmeckt mild und darf ein Mischpilzgericht bereichern.
Vorwiegend unter Birken und ab dem Frühsommer oft sehr zahlreich finden wir den Rotbraunen Scheidenstreifling (Amanita fulva). Man achte auf die Hüllreste an der Stielbasis und den stark gerieften Hutrand. Auch er ist als Mischpilz in den Sammelkorb zu legen, muss aber zügig verarbeitet werden. Roh ist er giftig!
Zu heftigen Irritationen des Magen – Darmtraktes kann der Genuss des Dickschaligen Kartoffel – Hartbovistes (Scleroderma citrinum) führen.
Unseren beiden Urlauberkindern, die heute mit ihren Eltern an unserer Wanderung teilnahmen, hat es riesigen Spaß gemacht im Dickicht des Waldes nach Pilzen zu schauen. Dass sie dabei durchaus erfolgreich waren zeigt dieses Foto. Voller Freude präsentiert uns das Mädchen einen prächtigen Riesenschirmpilz und einen Papagei – Täubling, beides Speisepilze.
Gut ist der dicke, doppelrandige und am Stiel verschiebbare Ring des Parasol (Macrolepiota procera) zu erkennen. Die Hüte schmecken gebraten vorzüglich.
Beim herausdrehen dieser Traube Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus) haben wir leider die unten links gut getarnt sichtbare Erdkröte obdachlos gemacht. Aber sie wusste sich zu behelfen und grub sich schließlich in den lockeren und humosen Waldboden neben dem modrigen Fichtenstubben, an dem die Pilze wuchsen, ein. Samtfußkremplinge können theoretisch gegessen werden, sollen aber muffig schmecken und das Kochwasser verfärbt sich lilabläulich.
Einer der schmackhaftesten Pilze unserer Wälder ist der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca). Die Huthaut reicht meist nicht bis an den Hutrand heran. Der Pilz schmeckt auch roh wunderbar nussig. Wir finden ihn gerne auf und an sandigen Waldwegen unter Laub- und Nadelbäumen.
Der Gallenröhrling (Tylopilus felleus) schmeckt eigentlich extrem bitter, dennoch hatten wir heute einen Pilzfreund dabei, der die Bitterkeit nicht wahrnehmen konnte. Da wir einige Kostproben nahmen, ist der Hut des Bitterlings schon recht beschnitten.
Der erste Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) der Saison. Es sollte der Einzige bleiben und das in einem Top – Maronengebiet. Ihnen ist es wahrscheinlich noch viel zu warm. Erst wenn es kühler wird, kann der beliebte Speisepilz zum Massenpilz werden.
Voller Freude und stolz präsentieren die beiden Urlauberkinder aus Thüringen ihre Pilzfunde. Das wird ein wirklich tolles Mischpilzgericht mit reichlich großen Pfifferlingen, Riesenschirmpilz, Täublingen, Scheidenstreiflingen, Perlpilzen und Körnchen – Röhrlingen.
Auch dieser wunderschöne Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) dürfte ganz vorzüglich munden, zählt er doch zu unseren besten Speisepilzen, die wir von Mai – November unter Eichen, Buchen und Fichten finden können.
Gute Speisepilze in unseren klassischen Maronen – Wäldern im sauren Kiefernwald sind auch diese Täublinge. In der Mitte sehen wir zwei Orangerote Graustieltäublinge (Russula decolorans), die jeweils von einem Apfel – Täubling (Russula paludosa) flankiert werden.
In den dichten Moospolstern haben wir hin und wieder schöne Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) gefunden.
Kurz vor Schluss noch eine kleine Rast an der Draisine – Strecke. Die Wanderung war lang und bei der Schwüle auch etwas anstrengend.
Die Kinder haben heute wirklich die schönsten Pilze gefunden und die Freude über ihre Fundstücke ist ihnen anzusehen.
Unser Abschluss- und Erinnerungsfoto. 15 Pilzfreunde waren am 08. August 2015 in den Wäldern zwischen Borkow und Dinnies auf Pilzsuche mit fachmännischer Begleitung.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!