Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch die Lüschower Tannen
Die Lüschower Tannen waren heute Ziel einer geführten Pilzwanderung.
Am Sonnabend, dem 05. September 2015, waren alle Pilzfreunde, die Lust auf eine geführte Lehrwanderung zu bester Pilzzeit hatten, wieder ganz herzlich eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wasserstraße/Ecke Kopenhagener Straße in Wismar. Von hier aus brachen wir mit mit den vorhandenen Autos auf. Ziel waren in die Lüschower Tannen, die zur Schwinzer Heide bei Dobbertin/Goldberg gehören. Wir fuhren von Wismar aus zunächst bis nach Sternberg und von hier aus weiter in Richtung Goldberg. Kurz hinter der Ortschaft Dobbertin bogen wir links ein, in Richtung Standortübungsplatz/Krakow am See. Nach kurzer Fahrstrecke erreichten wir die Ortschaft Alt Schwinz, unweit des Goldberger Sees und schon im Wald gelegen. Hier erwarteten uns weitere Pilzfreunde und wir suchten uns eine Parkmöglichkeit. Die Nossentiner/Schwinzer Heide ist gekennzeichnet durch ausgedehnte, sandige Nadelwälder bestehend überwiegend aus Kiefern und Fichten. Es sind aber auch Laubwaldbereiche mit Birken, Buchen und Eichen vorhanden. Besonders um diese Jahreszeit, bei entsprechender Witterung, geradezu ein Paradies für Pilzsucher. Neben Pfifferlingen, Steinpilzen, Butterpilzen und Riesenschirmpilzen, gibt es reichliche Vorkommen von Maronen – Röhrlingen. Aber auch der fortgeschrittene Pilzfreund, der nicht nur für die Küche sammelt, kann hier voll auf seine Kosten kommen. Das Gebiet kann durchaus sehr artenreich und immer wieder für Überraschungen gut sein. Die Nossentiner/Schwinzer Heide ist in jüngerer Zeit für mich ein muss geworden, auch in Vorbereitung unserer in Kürze wieder anstehenden Großpilzausstellung im Steinpilz – Wismar. Heute sah es hier allerdings noch recht bescheiden aus. Noch, weil sich die herbstliche Pilzflora gerade erst zu entwickeln beginnt. Im Waldesinneren gab es kaum Pilze, aber an den Weg- und Straßenrändern begann es zaghaft zu sprießen. Vor allen Körnchen – Röhrlinge und Kupferrote Gelbfüße waren stellenweise schon recht reichlich. In wenigen Tagen wird es hier, wie in den meisten anderen Wäldern auch, verstärkt los gehen. Hier einige Bilder von heute:
Zunächst brachte uns der Bützower Pilzberater Klaus Warning einige interessante Pilze zum Zeigen und Erläutern mit. Dieser schwarze, kissenförmige Pyrenomycet hört auf den Namen Reichsporiger Kugelschwamm (Camarops polysperma) und bricht unter der Rinde von Laubholz hervor.
Hier zeigt er uns den minderwertigen Verblassenden Täubling (Russula pulchella) und den auffälligen Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweintzii), der zerstreut im Wurzelbereich von Nadelbäumen zu finden ist. Er ist ungenießbar.
Nach wenigen Schritten, direkt am Wegesrand, diese Weichritterlinge (Melanoleuca spec.). Von den Weichritterlingen sollen praktisch alle Arten essbar sein. Ob sie schmecken, vermag ich nicht zu beurteilen.
Vom Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus) wird zumindest berichtet, dass er fade und muffig schmecken soll. Sein Kochwasser verfärbt sich außerdem blau.
Der Birken – Blättling (Lenzites betulinus) bevorzugt Birkenholz als Substrat, ist aber auch häufig an Buchenstümpfen zu finden. Obwohl er auf der Unterseite lamellenartige Strukturen aufweist, gehört er dennoch zu den Porlingen. Ungenießbar.
Der recht kleine und zarte Gelbgestiefelte Schirmpilz (Lepiota ventriosospora) kommt im Herbst zerstreut in Laub- und Nadelwäldern vor. Er gehört zu den echten Schirmpilzen, zu denen zahlreiche, meist kleine Arten zählen und von denen einige erheblich giftig sein können.
Zu diesen gefährlich giftigen Schirmpilzen gehört vermutlich diese Art. Auffällig und ein gutes Kennzeichen ist der dunkle, häutige, aufsteigende Ring am Stiel. Es dürfte sich um den Lila – Schirmpilz (Lepiota lilacea) handeln. Eine seltene Rote Liste Art. Bei Bon RL 4 = potentiell gefährdet!
Hier die Draufsicht auf diesen seltenen Schirmling. Klaus Warning hat ihn zur näheren Untersuchung mitgenommen.
Auf Gras, Heu und Stroh finden wir nach Regenfällen oft den Goldmistpilz (Bolbitius vitelinus). Ohne Speisewert.
Champignons haben momentan wieder Hochsaison. Sie sind fast in allen Lebensräumen zu finden, natürlich auch in Wäldern. Dieser wächst praktisch nur im Wald, der Schiefknollige Anis – Champignon (Agaricus abruptibulbus). Guter Speisepilz.
Kaum mehr als 2 cm Hutdurchmesser erreichen diese kleinen Ackerlinge. Vermutlich handelt es sich um den häufigen Halbkugeligen Ackerling (Agrocybe semiorbicularis) Ohne Speisewert.
Unser dienstältester Pilzfreund Jürgen Willsch freut sich über einen schönen Perlpilz (Amanita rubescens). Er darf zu den Speisepilzen gelegt werden.
Eigentlich viel zu schade, diese embryonalen Riesen – Schirmpilze (Macrolepiota procera) aus dem Substrat zu heben, bedenkt man, welch stattliche Größe die Pilze erreichen können.
Will man dieser Tage fündig werden, macht es meist nur Sinn, solch offene Waldschneisen, Waldränder oder Straßenränder abzusuchen, denn hier erscheinen jetzt die ersten Pilze und erst im weiteren Verlauf sind diese auch zunehmend im Waldesinneren zu finden. Auch besitzen Wegränder meist eine viel interessantere und artenreichere Pilzflora.
Hier gibt es auch viele Kleinarten, die, die oft besonderen Bodenverhältnisse entlang von Wegrändern und Straßen lieben. Durch Schotter ist hier oft ein erhöhter Kalkanteil vorhanden, den viele Pilze lieben oder sogar brauchen. Hier sehen wird den Olivgelben Rißpilz (Inocybe dulcamara). Eine schwach giftige Art.
Diese Ansprüche erhebt auch der Körnchen – Röhrling oder Schmerling (Suillus granulatus), der dieser Tage in großen Trupps und oft massenhaft an solchen Standorten erscheint. Dieser gute Speisepilz läutet nun zusammen mit Riesenschirmpilzen und Champignons den Pilzherbst ein. Er ähnelt dem Butterpilz und ist auch eng mit ihm verwandt. Ihm fehlt aber die weißliche Haut, die später am Stiel als bräunliche Ringzone zurückbleibt. Statt dessen sehen wir hier, zumindest bei Jungpilzen, milchige Tröpfchen an den Poren.
Der Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum) besitzt auf der Oberfläche zahlreiche körnige Flöckchen, die Gries ähnlich an den Fingern oder im Sammelkorb an anderen Pilzen hängen bleiben. Jung, fest und weißfleischige kann er durchaus gegessen werden.
Mehrmals erfreuten uns heute diese schönen Farbtupfer auf alten Baumstümpfen. Es handelt sich um den Himbeerroten Schleimpilz (Tubifera ferruginosa).
Scharenweise um alte Holzreste und Stubben herum wächst von Mai – November der Lilablättrige- oder Behangene Mürbling oder Faserling (Psathyrella candolleana). Ein zwar kleiner, zarten und gebrechlicher Blätterpilz, aber für eine Pilzsuppe durchaus brauchbar, denn er soll ganz vorzüglich schmecken.
Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). Diesen säuerlich schmeckenden Speisepilz gab es heute nur ganz vereinzelt.
Dort wo Lärchen standen, gab es einige taufrische Gold – Röhrlinge (Suillus grevillei). Sie gehören zu den Schierröhrlingen, also in die Butterpilz – Gruppe.
Brennende Rüblinge (Collybia peronata) wachsen Truppweise in Laub- und Nadelwäldern. Ihre Stielbasis ist beim herausheben mit Blättern und Nadeln verfilzt. Die Pilze sind einheitlich gelb- bis lederbräunlich, mitunter rotbräunlich gefärbt. Die Lamellen stehen recht entfernt, der Geruch ist säuerlich und der Geschmack scharf. Ungenießbar.
Kaum verwechselbar, beachtet man den Standort unter Kiefern, die kupferbräunliche Färbung, den spitzbuckligen Hut mit den weit herab laufenden Lamellen und das kupferfarbene Fleisch des Pilzes, der zudem beim schmoren noch violett in der Pfanne wird, ist der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilus), ein guter Speisepilz.
Man kann ihn gar nicht oft genug vorstellen, diesen ausgezeichneten Speisepilz aus der großen Gruppe der Sprödblättler, der Fleischrote Speise – Täubling (Russula vesca). Die Huthaut reicht in der Regel nicht bis zum Rand, so dass dieser bis zu mehreren Millimetern nackt und weißlich erscheint. Sparmaßnahmen der Natur?
Immer wieder schön, die Erdsterne! Hier sehen wir den relativ häufigen Bewimperten Erdstern (Geastrum fimbriatum). Erdsterne sind mit den Bovisten und Stäublingen verwandt, gehören also zu den Bauchpilzen. Speisepilze gibt es unter ihnen nicht.
Gern an Weg- und Straßenrändern des Waldes finden wir den häufigen Gelbbraunen Trichterling (Clitocybe gibba). Er ist essbar. Da Trichterlinge aber eine recht artenreiche Gattung, mit teils erheblich giftigen Arten ist, sollten die essbaren Vertreter dieser Blätterpilze nur von Kennern gesammelt werden.
Große Freude auch über einen stattlichen Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera). Er wurde heute mehrfach gefunden und wird so manches Pilzgericht bereichern.
Als Schlusspunkt dann noch eine ganz besondere Entdeckung. Einen Standort mit zahlreichen Küchen – Schwindlingen (Marasmius scorodonius), einem der wertvollsten und in der Gourmet – Küche hochgeschätzten Würzpilze. Sein markanter Knoblauchgeruch ist legendär. Nicht zu verwechseln mit dem hochbeinigen Langstieligen Knoblauch Schwindling des Buchenwaldes. Dieses ist der echte Mousseron!
Unser Abschlussfoto bei herbstlichem, regnerischem Wetter. Nossentiner/Schwinzer Heide am 05. September 2015.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!