Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Lenorenwald bei Klütz
Am steinernen Herzen des Lenorenwaldes bei Klütz und Hohen Schönberg. Hier starteten wir heute mit etwa 30 Pilzbegeisterten zu einer frühherbstlichen Lehrwanderung.
Das Pilzjahr erreicht in der Regel in diesen Tagen und Wochen seinen Höhepunkt. Der September ist im Mittel der artenreichste Pilzmonat des Jahres. Grund genug zu einer weiteren öffentlichen Pilzlehrwanderung einzuladen. Wir starteten wie gewohnt gegen 08.00 Uhr von Wismar aus zu unserem Zielgebiet, dass heute im Klützer Winkel lag. Mit den vorhandenen Autos fuhren wir von hier aus in Richtung Boltenhagen. Kurz vor dem Ostseebad Boltenhagen erreichten wir die Ortschaft Klütz. Weitere Pilzfreunde und Urlauber aus der Region erwarteten uns am dortigen Marktplatz, um sich uns anzuschließen. Von nun an übernahm Pilzfreund Ulrich Klein die Leitung und führte uns durch das ihm vertraute Waldgebiet. Wir waren vor einigen Jahren schon einmal zu einer unserer Pilzwanderung hier. Damals gab es aufgrund von Trockenheit sehr wenige Frischpilze. Dieses mal war es feucht, das Pilzaufkommen ließ aber trotzdem zu wünschen übrig. Das Problem liegt vor allem darin, dass gerade im Sommerhalbjahr intensivere, konvektive Niederschlagsgebiete diese Region häufig meiden und die Starkregenschauer über anderen Gebieten, tiefer im Binnenland, niedergehen. Das ist der Küstennähe zuzuschreiben, da das relativ kühle Ostseewasser derartige Entwicklungen oft auf Distanz hält. Allerdings kann im August und September das Wasser auch recht warm sein und seinerseits eine stärkere Schauerbildung begünstigen, die dann aber auch bis ins Binnenland ausgreifen muss! Zum anderen sind hier schwere und teils kalkreiche Böden vorhanden die reichlich Niederschläge benötigen, sollen sie ausreichend durchfeuchtet werden. Sind aber einmal optimale Bedingungen eingetreten, so kann man sich auch hier vor Pilzen kaum retten, wie aus den Berichten zweier unserer Pilzfreunde zu schließen ist, die in unmittelbarer Nähe zum Lenorenwald wohnen. Wie dem auch sei, dieses mal war es leider sehr bescheiden. Wie immer an dieser Stelle einige Impressionen:
Pilzexperte Ulrich Klein zeigt im Wechsel einen Hexen – Röhrling und einen Steinpilz bei seiner kurzen Einführung, um den Teilnehmern zu verdeutlichen, dass es durchaus Speisepilze gäbe, nur hier sollte nicht all zu viel erwartet werden. Das Gro der Pilzarten dürfte im Lenorenwald erst in den kommenden Wochen durchstarten.
Sogleich ging es los durch dieses vielseitige Waldgebiet. Buchen- und Eichenwälder wechseln mit Fichten und Lärchenbereichen.
Der Dünnschalige Kartoffelbovist (Scleroderma verrucosum) säumte immer wieder die Waldwege. Er gehört zu den giftigen Hartbovisten, die jeder Sammler von den ansonsten jung essbaren Stäublingen und Bovisten abzugrenzen lernen sollte, zumindest wenn er Bauchpilze zu Speisezwecken sammelt.
Diese dürfen natürlich in den Speisepilzkorb gelegt werden. Wir sehen hier zwei Filzröhrlinge: links eine Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) und rechts einen Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).
Wir wechseln vom Buchenbestand in den Nadelwald. Dieser kann im Herbst reich sein an Speisepilzen. Zu nennen wären der Fichten – Steinpilz, Maronen – Röhrling, Safran – Schirmpilz, verschiedene Champignons u.v.m.
Hier sehen wir ein Hexenei im Querschnitt, sozusagen das embryonale Stadium der Stinkmorchel. In diesem Zustand essbar und von manchen auch als Delikatesse gepriesen.
Sobald die Rohhumusauflage in den oft dichten Fichtenforsten im Herbst ausreichend durchfeuchtet sind, bricht die Zeit der Saprophyten oder Streubewohner an. Zu ihnen gehört der teils Hexenringe bildende Fahlgelbe Rötel – Trichterling (Lepista gilva). Er kann ein Mischpilzgericht bereichern.
Immer wieder hübsch anzusehen sind die hochbeinigen und kegelhütigen Lederbraunen Mürblinge (Psathyrella conopila) längst der Waldwege. Als Speisepilze spielen sie keine Rolle.
Büschellig in der Laubstreu und oft in Hexenringen finden wir den Knopfstieligen Rübling (Collybia confluens). Zieht man den dünnfleischigen Hut nach oben ab, bleibt an der Stielspitze ein Druckknöpfchen zurück, siehe unten rechts. Ungenießbar.
Zähfleischig und konsolenartig, mit wirrer Lamellenstruktur auf der Unterseite, finden wir den Eichen – Wirrling (Daedalea quercina). Ein ungenießbarer Porling, der zum Basteln Verwendung finden kann und auch lange haltbar ist. Gelegentlich bekommt man ihn zu diesen Zwecken eingetütet auch in Bastelläden oder Baumärkten zu kaufen.
Der Echte Waldchampignon (Agaricus silvaticus) ist vor allem in der Streu der Fichtenwälder zu hause. Der braunschuppige Pilz rötet im Schnitt und bei Verletzung. Guter Speisepilz.
An Fuße der Mammut – Bäume.
Es gab zwar wenig, aber wenn doch einmal ein schöner Pilz gefunden wurde, strahlten nicht nur die Gesichter dieser netten, jungen Damen.
Ein schönes Stimmungsbild von Glimmer – Tintlingen (Coprinus micaceus), die ganz jung und ohne Alkohol gegessen werden könnten.
Der Top – Fund der heutigen Wanderung, die in Mecklenburg sehr seltenen Lärchen – Ritterlinge (Tricholoma psammopus). Er bildet eine Ektomykorrhiza ausschließlich mit Lärchen und ist mit deren Anbau nach Mecklenburg eingeschleppt worden. Bisher zumindest in Südwestmecklenburg, bei Lübeck (1954) und in Wismar nachgewiesen. Da er bitter schmeckt, zählt er zu den ungenießbaren Ritterlingen.
Ähnlich der giftigen Karbol – Champignons, lief auch dieser essbare Anis – Champignon (Agaricus spec.) beim Reiben sofort gelb an. Der Geruch war aber deutlich nach Anis und somit konnte er in den Sammelkorb gelegt werden.
Viele Leute, wenig Pilze, heute im Lenorenwald. Aber, was soll`s, es war trotzdem eine schöne Wanderung an frischer Waldluft und sicher konnte manch einer auch seinen Horizont zum Thema etwas erweitern. Lenorenwald am 19. September 2015.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!