Individuelle Wanderung im Schlemminer Forst
Am Rande eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands, dem Schwarzen See im Schlemminer Staatsforst, führte heute ein individuelle Pilzwanderung entlang.
Am Sonntag, dem 11. Oktober 2015, war ich um 08.30 Uhr mit der Gruppe Perlebach zu einer individuellen Pilzwanderung am ZOB in Wismar verabredet. Hartmut Perlebach betreibt in Wismar eine Rechtsanwaltskanzlei und hat mich schon so manches mal in rechtlichen Dingen vertreten, die existenziell für den Steinpilz – Wismar waren. Doppeltes Glück ist auch der Umstand, das er begeisterter Hobby – Pilzjäger ist und deshalb auch eine Reihe seiner Bekannten und Freunde begeistern konnte, mit dem Steinpilz – Wismar in die Pilze zu fahren. Und das schon seit einigen Jahren. Heute war es wieder soweit. Das Wetter spielte mit und die Sonne strahlte von einem wolkenlosem Himmel, allerdings war es etwas frisch mit leichtem Frost in der voran gegangenen Nacht. Die Wahl des Gebietes fiel wieder auf mich und ich suchte den Schlemminer Staatsforst aus. Überwiegend Buchenbestände auf besseren Böden. Das allgemeine Pilzaufkommen war gut und auch die Körbe der meisten Sammler liefen zum Schluss fast über. Es wurden in erster Linie, Rotfüßchen, Maronen, Ziegenlippen, Steinpilze, Birkenpilze, Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, Hallimasch und Stockschwämmchen mitgenommen. Hier einige Bilder von heute:
Gleich bei der Ankunft auf dem Parkplatz am Funkturm begrüßte uns direkt vor den Autos dieser Schopf – Tintling (Coprinus comatus). Jung ein guter Speisepilz. Dieser war allerdings bereits im Begriff in Autolyse überzugehen und blieb stehen.
Eine Besonderheit und Abnormität erwartete uns dann auf den ersten Schritten im Straßengraben. Junge Graukappen (Clitocybe nebularis) ohne Fruchtschicht. Ihnen fehlen also die Lamellen, wahrscheinlich durch einen Gen – Defekt. Sie dürften daher auch steril sein und können ihrer Aufgabe der Sporenproduktion nicht nach kommen.
Einige Schritte weiter und ebenfalls am kalkhaltigen Straßenrand große Trupps und individuenreiche Ansammlungen des nicht sehr häufigen Violettlichen Schwindlings (Marasmius wynnei). Ungenießbar.
Aber dann ging es los mit den beliebten Röhrlingen. Links ein älteres Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) und rechts ein Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).
Die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) besitz keine rötlichen Tönungen auf dem Stiel. Ihre Röhrenmündungen sind recht weit und eckig sowie goldgelb gefärbt.
An einer recht frisch gestürzten Rotbuche wuchsen sehr frische und dekorative Zunderschwämme (Fomes fomentarius). Der allseits bekannte Spruch „Es brennt wie Zunder“ ist auf die in früheren Zeiten gern genutzten Eigenschaften dieses Porlings zurückzuführen.
Junge Fliegenpilze (Amanita muscaria) schieben aus dem Waldboden. Jedes Kind weiß, dass sie giftig sind. Für die Tiere des Waldes gelten andere Maßstäbe. Sie scheinen ihnen zu schmecken und zu bekommen. Ein von Tieren angefressener Pilz sagt nichts über die Essbarkeit oder Giftigkeit für uns Menschen gegenüber aus.
Auch diese Pilze sind etwas von Tieren angeknabbert und gleichzeitig auch für uns Menschen in gut gegartem Zustand eine Delikatesse. In der Mitte sehen wir den rotporigen Hut eines Flockenstieligen Hexen – Röhrlings (Boletus luridiformis), flankiert von zwei Steinpilzen (Boletus edulis) und einer Marone (Xerocomus badius) rechts oben.
Sehr gefreut habe ich mich über ein Wiedersehen dieser in unseren Breiten sehr seltenen Hohlfuß – Röhrlinge (Boletinus cavipes) unter Lärchen am Rande des Schwarzen Sees. In völliger Eintracht am Standort mit der braunschuppigen Normalform auch die überall sehr seltene gelbe Variante (Boletinus cavipes var. aureus). Essbar.
Hier im Vergleich die Oberansicht der beiden Hohlfuß – Röhrlinge. Links die braunschuppige Normalform, rechts die seltene gelbe Variante.
Unweit der Hohlfuß – Röhrlinge dieser Steinpilz (Boletus edulis). Er wurde von unseren Pilzfreunden als solches übergangen und ignoriert, weil sein Erscheinungsbild durch Witterungseinflüsse, speziell Trockenheit, stark verändert wurde und nicht in das herkömmliche Schema passte.
Für viele neu war heute, dass dieser vermeintliche Giftpilz tatsächlich gegessen werden kann. Der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) war heute immer wieder in allen Altersstadien vertreten. Er wächst von Mai – November an Steinpilz – Standorten unter Buchen, Eichen und Fichten und ist wie dieser ein ausgezeichneter und sehr schmackhafter Speisepilz. Roh ist er giftig. Das kann offensichtlich auch der Steinpilz sein, denn dieser hat bei einer Frau nach Rohgenuß in diesem Jahr ebenfalls eine heftige Vergiftung ausgelöst! Also Pilze genau wie manches Gemüse immer gut erhitzen.
Der mit Abstand häufigste Pilz war heute der giftige Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Er überzog viele Stubben mehr oder weniger individuenreich mit seinen schwefelgelben bis giftgrünen Fruchtkörpern. Vorteilhaft für einen Giftpilz – er schmeckt bitter!
Die Körbe füllen sich allmählich.
Bei der Ernte von Stockschwämmchen.
Hier geht nichts mehr! Der Korb hat sein Limit erreicht und das bereits auf halber Strecke!
Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) an Fichtenholz. Da die Stiele meist sehr faserig und zäh sind, empfiehlt es sich bei der Ernte von Hallimasch die Hüte in Höhe der Ringzone abzuschneiden. Das ist ein sauberes und platzsparendes Ernten.
Auch ein professionelles Pilzmesser mit Bürste ist empfehlenswert und die Pilze können gleich vor Ort schonend von Sand, Nadeln und anderen Verschmutzungen gereinigt werden.
Auch dieser Eimer ist gefüllt. Ohne die langen Stiele der Hallimasch wäre hier noch etwas mehr Platz für weitere leckere Pilzfunde.
Hier sehen wir einen Pilz mit Fliege. Natürlich nicht der klassische Fliegenpilz, aber immerhin teilt sich der Steinpilz (Boletus edulis) oft den Standort mit Fliegenpilzen. Ob diese Fliege wohl ihre Larven in diesen bildschönen Herrenpilz, der hier original aus dem Moos heraus wuchs, ablegen wollte?
Ordnung muss sein. Links die Röhrlinge, rechts Hallimasch, Frauen – Täubling und Korallenpilz.
Von Frau zu Frau. Die nette junge Dame bewundert einen schön gewachsenen Frauen – Täubling.
Die Ernte fällt mehr als reichlich aus.
Warum eigentlich Schwarzer See? Bei tiefblauem Himmel und strahlender Mittagssonne schimmert das Wasser tiefblau. Wir erlebten einen traumhaft schönen Oktobertag mit vielen Pilzen im Schlemminer Forst!
Zum Schluss mussten die Körbe nochmals durchgeschaut werden um sicher zu gehen, dass sich nicht doch vielleicht ein Unheil bringender Giftzwerg eingeschlichen hat.
Auch bei den an sich essbaren Röhrlingen heißt es genau hinschauen. Oftmals sind sie vom giftigen Goldschimmel befallen und müssen verworfen werden. Heute kam das allerdings nur selten vor.
Hier sehen wir nochmal die auffallend langen und eckigen Röhrenmündungen des Holhfuß – Röhrlings.
Unser Gruppen- und Erinnerungsfoto. Traumhaft schönes Wetter, viele Pilze und eine zauberhafte Wald- und Seenlandschaft dürfte den heutigen Pilzausflug noch lange nachwirken lassen. Es war eine wunderschöne Tour und vielleicht hat der eine oder andere Lust auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr bekommen. 11.Oktober 2015 im Schlemminer Forst.
Individuelle Pilzwanderung können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.