Öffentliche Pilzlehrwanderung
Ziel war der Wald zwischen Grevesmühlen und Börzow
So viele Autos stehen wohl nur selten am Waldweg an der Bahnschranke zwischen Grevesmühlen und Börzow. Viele Menschen nutzten, auch angesichts des schönen Wetters, das Angebot mit dem Fachmann zu einer spätherbstlichen Pilzwanderung aufzubrechen.
Am Sonnabend, dem 24. Oktober 2015, lud das mykologische Informationszentrum in Wismar wieder zu einer geführten Pilzwanderung ein. Ziel waren heute die sandigen Wälder zwischen Grevesmühlen und Börzow. Mit den vorhandenen Autos starteten wir von Wismar aus in Richtung Grevesmühlen. Wir fuhren auf der B 105 durch Grevesmühlen durch und bogen nach etwa 2 Km links ab in Richtung Börzow. Hier ging es dann geradeaus durch den beginnenden Wald, über die folgende Straßenkreuzung hinweg und schließlich erreichten wir einen Bahnübergang. Wir hatten unser Ziel erreicht. Interessenten aus der Region waren reichlich erschienen, um sich uns anzuschließen. Dazu gesellte sich auch noch eine Gruppe von Naturfreunden um Christopher Engelhard, die im Ramen der 1. mecklenburgischen Pilzreise von „birdingtours“ an unserer Wanderung teilnehmen wollten. Es war heute sozusagen eine kombinierte Doppelveranstaltung. Wir wanderten einen Rundkurs durch dieses sandige Laub- und Nadelwaldgebiet. Der Wald ist nicht nur bei den Grevesmühlenern sehr beliebt, ist es doch ein klassisches Speisepilzrevier was Maronen, Birkenpilze, Pfifferlinge, Steinpilze und natürlich auch Butterpilze anbelangt. Aber es ist hier mitunter auch sehr artenreich und für eine pilzkundliche Lehrwanderung bestens geeignet. Das allgemeine Pilzaufkommen war zwar noch recht ordentlich, aber von den klassischen Speisepilzen war außer wenigen, Derben Rotfüßchen, Maronen und Pfifferlingen kaum noch etwas zu finden. Selbst Hallimasch entzog sich unseren Blicken. Dennoch entwickelte es sich zu einer sehr schönen Tour. Hier einige Eindrücke:
Großer Bahnhof im Börzower Wald.
Zunächst streiften wir durch ein Buchenstück, wo es viele dieser Gallen – Täublinge (Russula fellea) gab. Der Name weist schon auf ihre Unschmackhaftigkeit hin und der ungenießbare Sprödblättler sollte lieber nicht in die Speise geraten. Er kann leicht mit dem essbaren Gelbweißen Täubling verwechselt werden.
Auch hier sehen wir einen brüchigen Sprödblättler, der aber bei Verletzung eine milchige Flüssigkeit absondert, also ein Milchling. Schmeckt die Milch mild, so kann ein Milchling gegessen werden, so wie auch dieser Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis). Ein Massenpilz des Buchenwaldes.
Zwei essbare Röhrlinge. Oben ein junges Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus), ohne rotes Füßchen! Unten ein Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).
Ein jung essbarer Bauchpilz – der Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum), besetzt von vielen kleinen, stachelartigen Grieskörnchen. Ist er noch Druckfest und innen weißfleischig, darf er in den Sammelkorb gelegt werden.
Ein auffallendes Kunstwerk der Natur, nicht nur in der Färbung. Der Grünspan – Träuschling (Stropharia aeruginosa) ist wirklich eine ausnehmend schöne und gelungene Kreation der Natur.
Seine spangrüne, schleimig – zähe Huthaut lässt sich wie eine Badekappe abziehen und er kann dann im Mischgericht der Zubereitung zugeführt werden.
In den Buchenwäldern hat nun starker Laubfall eingesetzt, der das Pilze suchen zu einer schwierigen Angelegenheit macht.
Der Zitronenblättrige Täubling oder Tränen – Täubling (Russula sardonia) wird wegen seines violettblau überlaufenen Stieles auch Säufernase genannt. Er wächst im Herbst ausschließlich unter Kiefern und schmeckt brennend scharf, ist also ungenießbar.
Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Fliegenpilz! Er gilt als Glücksymbol und auch als Dekoration wird er bald wieder in vielen Adventsgestecken in künstlicher Form auftauchen. Das er giftig ist, weiß schon jedes Kind. Daran ändern auch Fraßstellen von Tieren nichts! So durfte ich dieses Exemplar für meine Pilzausstellung mitnehmen.
Dafür darf diese ansehnliche Marone zum Essen mit nach hause genommen werden. Auch dir ein herzlichen Glückwunsch, denn die „Braunkappe“ wird gebraten sicherlich gut schmecken!
Wunderschön, diese jungen Gelben Knollenblätterpilze (Amanita citrina). Aber warum gelb?, sie sind doch weiß! Wir sehen hier die weiße Variante der viel häufigeren, zitronengelben Normalform. Die leicht giftigen und muffig, nach rohen Kartoffeln riechenden Wulstlinge, enthalten des Krötengift Bufotenin, das beim Erhitzen zerfällt. Der Pilz wäre theoretisch gut durchgegart essbar, dürfte aber kaum munden und auch die Verwechslungsgefahr zu tödlich giftigen Arten wäre zu hoch.
Wunderschön harmonisch und geschwungen ist die Architektur des Hutes dieses Violetten Lacktrichterlings (Laccaria ametystea). Er erinnert etwas an einen aufgeschirmten Fallschirm. Der Pilz ist essbar.
Unser Abschlussfoto. Wie man sieht, waren wir heute fast 40 Leute. Trotzdem war es auch für mich eine sehr schöne und harmonische Wanderung. Es hat sehr viel Spaß gemacht und auch das Wetter war super! 24. Oktober 2015 im Börzower Wald.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!