Vereinsexkursion der Pilzfreunde
Kartierungsexkursion durch das Beketal mit dem Grünen Rad
Das alte Wasserschloss in Gnemern im morgentlichen Dunst des anbrechenden Novembertages. Von hier aus starteten wir zu unserer Kartierungsexkursion.
Zum letzten mal in diesem Jahr brachen die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zu einer Vereins- und Kartierungsexkursion auf. Treff war am Sonntag, dem 01. November 2015, um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am Zeughaus in Wismar, Ulmenstraße. Mit den vorhandenen Fahrzeugen fuhren wir von hier aus zum Zielgebiet. Am dortigen Wasserschloss in Gnemern trafen wir gegen 08.45 Uhr ein. Drei Pilzfreunde aus Bützow, so auch Pilzberater Klaus Warning, erwarteten uns bereits. Im Jahre 2011 waren wir schon einmal hier auf Achse, damals allerdings im Frühjahr. Das Gebiet genießt seit 1996 einen Schutzstatus. Das Flüsschen Beke, ein Seitenzufluss zur Warnow, meandert hier eindrucksvoll durch das von ihr selbst geschaffene Tal und Laubwälder säumen ihre Strecke. Nicht nur für Pilzfreunde ein kleines Juwel unserer mecklenburgischen Heimat. Nach dem noch einige Fahrzeuge zum Endpunkt der Tour gefahren wurden, starteten wir bei sehr freundlichem und für die Jahreszeit ungewöhnlich mildem Wetter zu einer sehr schönen Abschlussexkursion. Das Frischpilzaufkommen war zwar nicht mehr berauschend, aber mit dem Ergebnis dieser Kartierungsaktion können wir dennoch sehr zufrieden sein. Hier wie immer einige Bilder:
Die Beke schlängelt sich bei mildem Sonnenlicht durch das naturnahe Tal.
Wir hatten das Exkursionsgebiet kaum erreicht, so begrüßten uns schon einige dichte Büschel von kleinen Blätterpilzen am Wegesrand. Jonas beim Fotografieren.
Es handelt sich um Büschelige Mürblinge (Psathyrella multipedata).
Lang, schlank und elegant schieben unzählige, weißlich gefärbte, gebrechliche Stiele die warmbräunlichen Hüte des Büschelligen Mürblings (Psathyrella multipedata) empor. Ohne Speisewert.
Wenige Schritte weiter eine Gruppe größerer und fleischigerer Blätterpilze. Es handelt sich um Veilchen – Rötel – Ritterlinge (Lepista irina). Die Fruchtkörper sind schmutzig weißlich – isabellfarbig getönt und der Geruch ist auffallend süßlich, nach Veilchenwurzel der Apotheke, wie Kreisel schreibt. Der Rötelritterling kann große, auffällige Hexenringe bilden, wie ein Maipilz im Herbst. Zum Speisewert ist in Michael – Hennig – Kreisel, Handbuch für Pilzfreunde zu lesen: „Ausgezeichneter Speisepilz, der gern gesammelt wird und recht ergiebig ist. Ebenso wohlschmeckend wie ein Champignon, doch mit einem starken, süßlichen Aroma, dass nicht jerdem zusagt“.
An einer alten, vom Sturm gefällten Buche, finden wir verschiedene Pilzarten. So auch diese Gallertartigen Fältlinge (Merulius tremellosus). Der häufige, gallertartig weiche, saprophytisch lebende Holzpilz ist ebenfalls ein typischer und häufiger Herbstpilz. Seine Unterseite ist charakteristisch faltig grunzelt. Ungenießbar.
Dieser resupinat wachsende Porling überzog in großer Ausdehnung den Fuß des noch stehenden Baumstumpfes der gebrochenen Buche.
Weiter hoch die Fruchtkörperkonsolen des Echten Zunderschwamms (Fomes fomentarius).
Ebenfalls dort unzählige, kleine Blätterpilzchen, an den modrigen Holzststrünken im Boden. Augenscheinlich handelt es sich um Gesäte Tintlinge (Coprinus disseminatus). Mikroskopieren ist aber mitunter angebracht, da es auch einen sehr ähnlichen Mürbling gibt – Psathyrella pygmaea.
Ausgereifte, weiß besporte Hallimasch. Es handelt sich um ältere Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea).
Noch junge, dachziegelig übereinander wachsende Fruchtkörperkonsolen des Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola) mit Gutattionströpfchen auf der Unterseite.
Teils altgolden erstrahlt die spätherbstliche Laubfärbung der Rotbuchen an den Hangterrassen des Beketals im warmen Sonnenlicht eines wunderschönen Novembertages.
An einem weiteren, umgestürzten Buchenstamm, der schon stärker vermorscht war, ein wunderschöner Ästiger Stachelbart (Hericium clathroides). Wir finden ihn mit abnehmender Tendenz fast nur noch in naturnahen Waldgesellschaften und in Naturschutzgebieten.
An einem nassen Buchenknüppel eine Reihe Geweiförmiger Holzkeulen (Xylaria hypoxylon). Die Schlauchpilzart ist ausgesprochen häufig, vor allem im Spätherbst, besonders an Buchenstümpfen.
Ein alter, mumifizierter Röhrling, befallen vom parasitischen Goldschimmel (Sepedonium microspermum). Goldschimmel, weil sich der Schimmelpilz bei Sporenreife goldgelb verfärbt, wie gut an der Stielbasis zu erkennen ist.
Frische Täublinge waren heute die Ausnahme. Hier sehen wir den unter Buchen ausgesprochen häufigen Dickblättrigen Schwarztäubling (Russula nigricans), mit seinen dicklichen, sehr spröden und entfernt stehenden Lamellen, die bei Verletzung zunächst röten und dann, wie der ganze Fruchtkörper, allmählich schwärzen. Seine mumifizierten Überreste sind noch im nächsten Jahr zu finden.
Mehrfach bildet hier der urtümliche Winter – Schachtelhalm (Equisetum hyemale) große, binsenartige Bestände.
Pilzberater Klaus Warning (Mitte) gibt einem wissbegierigen Mädchen Auskunft. Rechts Irena Dombrowa, auch sie ist pilzsachverständig und steht gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Dicht büschellig an Eichenstubben finden wir den im Spätherbst recht häufigen Gefleckten Helmling (Mycena maculata). Er ist ungenießbar.
Jonas hat einen großen, alten Riesen – Champignon (Agaricus augustus) entdeckt. Den hatten wir hier noch nicht kartiert, wie einiges mehr, was wir heute fanden.
Beeindruckend der Geruch des hier recht verbreiteten Mottenkugel – Lederrindenpilzes (Scytinostroma hemidichophyticum). Er wächst resupinat und großflächig auf der Unterseite liegender Laubholzstämme oder an Stümpfen. Mitunter riecht man den Pilz schon, bevor man ihn zu Gesicht bekommt. Hier habe ich die Art auch das erste mal gefunden und kennengelernt, auf einer Kartierungsexkursion mit dem Porlingsexperten Jürgen Schwik in den 1990er Jahren.
An dieser Stelle erweitert sich das schmale Bachtal zu einem größeren, kompakten Waldgebiet, dem Grünen Rad, das heute allerdings altgolden im Sonnenlicht erstrahlte.
Hier sehen wir die violettliche Form des giftigen Seidigen Rißpilzes (Inocybe geophylla var. lilacina).
Sehr dekorativ, das sogenannte Giraffenholz. Die Entstehung dieser Strukturen unter der Rinde von toten Laubholzästen ist noch nicht geklärt. Es wird vermutet, dass eventuell Holzkeulen dafür verantwortlich zeichnen könnten.
Für diese weißlichen, watteartigen Kokons, die wir heute in Massen an vielen, abgefallenen Ahornblättern sahen, dürften Insekten oder Schmetterlinge verantwortlich zeichnen.
Der Horngraue Rübling (Collybia asema) ist im Spätherbst ein Massenpilz in fast allen Wäldern. Er ist zwar essbar, aber als Speisepilz minderwertig.
Der Kegelschuppige Schirmpilz (Lepiota aspera) ist ein Riese unter den meist kleinen, echten Schirmpilzen. Er darf nicht mit essbaren Riesenschirmpilzen verwechselt werden, die keine häutig hängende Manschette am Stiel tragen, sondern einen dicken, verschiebbaren Ring. Der hier ist zwar nur ungenießbar, aber die Gattung enthält einige lebensbedrohlich giftige Arten!
Ausgesprochen giftig, ähnlich dem Grünen Knollenblätterpilz, ist der Gift – Häubling (Galerina marginata). Er ist ein gefährlicher Doppelgänger des köstlichen Stockschwämmchens.
Nicht giftig, aber dennoch kein Speisepilz ist der Specht – Tintling (Coprinus picaceus). Er ist ein Schmuck basenreicher Buchenwälder.
Wenige Schritte von den Specht – Tintlingen entfernt macht ein anderer, breithütiger und ebenfalls dekorativer Pilz auf sich aufmerksam.
Es handelt sich um den Breitschuppigen Waldchampignon (Agaricus lanipes). Ein guter Speisepilz, der gerne im Laubwald auf Geschiebemergel und Aulehm zu finden ist.
Das hat sich aber gelohnt! Zwar große, aber noch verwertbare Hallimasch, die unsere jüngste Pilzfreundin hier in den Händen hält. Schön ist auf den Hüten auch der weiße Sporenstaub des Hallimasch zu sehen, es ist kein Schimmel!
Am selben Stubben, an dem die großen Hallimasch wuchsen, auch noch ganz junge Fruchtkörper. Hier zeigt sich wieder einmal, wie veränderlich die Sammelgattung der Hallimasch – Arten sein kann. Sehr dunkle Hüte, mit gelblichen Schüppchen und Stielen, möglicherweise ist es der Gelbschuppige Hallimasch (Armillaria bulbosa). Essbar, roh giftig!
Neben zahlreichen Hallimasch am selben Laubholzstubben ein frischer Korallenpilz, offensichtlich eine Steife Koralle (Ramaria stricta). Ungenießbar.
Damit nicht genug. Obendrauf, sozusagen als Zugabe und Einstimmung auf den bevorstehenden Winter, ein frisches Büschel Samtfuß – Winterrüblinge (Flammulina velutipes). Wie unschwer zu erkennen, auch ein Weißsporer. Köstlicher Speisepilz.
An einer, direkt am Ufer der Beke stehenden Erle, wunderschöne Erlen – Schillerporlinge (Inonotus radiatus). Die Poren der Schillerporlinge, schimmern und schillern insbesondere von seitlicher Ansicht. Sie sind einjährig und sterben im laufe des Winters allmählich ab.
Wo das Tal abflacht und die sich Beke etwas breiter machen kann, ist zu dieser Jahreszeit Vorsicht angezeigt. Das frisch gefallene Laub verdeckt Feuchtstellen und man kann leicht und unverhofft nasse Füße bekommen.
Am Waldrand, in südlich exponierter Lage, bekommen die Schlehen (Prunus spinosa) ihre letzte Reife, dann braucht es Frost und wer Schlehenwein ansetzen möchte, kann sie dann ernten.
Auch das Pfaffenhütchen (Eunymus europaeus) genießt die letzten, warmen Sonnenstrahlen des Spätherbstes. Die Pflanze ist in allen Teile giftig!
Dann ist es geschafft, wir haben die Autos erreicht. Im warmen Sonnenlicht gibt es nun noch Kaffee und Kuchen.
Unsere gute Seele Irena hat extra für uns einen Apfelkuchen aus eigener Ernte gebacken. Wir sagen Danke! Es hat vortrefflich gemundet, denn frische Waldluft macht bekanntlich hungrig.
Unser Abschluss- und Erinnerungsfoto der letzten Vereinsexkursion des Jahres im Beketal und dem Grünen Rad am 01.November 2015.
Wann startet die nächste Kartierungsexkursion? – Siehe unter Termine!