Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch das Deichelseegebiet
Spätherbstlicher Glanz am Hohlsee bei Brüel am 07. November 2015.
Zu einer spätherbstlichen Pilzwanderung lud das pilzkundliche Informationszentrum Steinpilz – Wismar am Sonnabend, dem 07. November 2015, sehr herzlich ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße. Von hier aus brachen wir in Richtung Brüel auf. Unser Ziel war der Parkplatz am Roten See. Hier erwarteten uns neben Klaus Warning noch zwei weitere Pilzfreunde, teils sogar aus Schleswig – Holstein angereist. Von hier aus wanderten wir zunächst am Hohlsee entlang und im weiteren Verlauf erreichten wir den Deichelsee. Diesen umrundeten wir um uns anschließend durch die abwechslungsreichen Laub- und Nadelwälder wieder in Richtung Roter See bewegen. Das Gebiet ist stark eiszeitlich geprägt und ein wenig Kondition war schon gefragt. Insbesondere die kalkreichen Hangterrassen des Deichelsees warten oft mit einer ganz außergewöhnlichen Pilzflora auf. Im Sommer sind es beispielsweise seltene Satans- Röhrlinge, Goldporige Röhrlinge oder aber auch ebenso seltene Stachelpilze. Natürlich gibt es hier auch die Bandbreite der volkstümlich begehrten Speisepilze, allen voran Steinpilze, Pfifferlinge oder Hexen – Röhrlinge. Da es aber schon spät im Jahr war, wurden genannte Arten leider nicht mehr gefunden. Dafür war die spätherbstliche Pilzflora besonders durch Horngraue Rüblinge, Graukappen oder Hallimasch vertreten. Es herrschte außergewöhnlich mildes Wetter und als sogar die Wolkendecke aufbrach, um der Sonne platz zu machen, wurde uns richtig warm und die Sonne tauchte die spätherbstliche Landschaft obendrein in ein zauberhaftes Licht. Frühling mitten im Spätherbst! Hier einige Bilder:
Zunächst stellten wir einige interessante Pilzarten vor, die uns Pilzberater Klaus Warning mitbrachte. Hier ist es ein Büschel des Frost – Raslings (Lyophyllum fumosum), ein sehr guter Speisepilz!
Der Orangebecherling (Aleuria aurantia) ist eine Augenweide und ein herbstlicher Schmuck unserer Wälder. Er gilt zwar als essbar, es ist aber nicht viel dran und es wäre auch viel zu schade, die wunderschönen Farbtupfen aus diesem schnöden Grunde der Natur zu entreißen. Demnächst wird die Art von dem noch deutlich farbintensiveren Österreichischen Kelchbecherling abgelöst.
Auch die Grünende Fichtenkoralle (Ramaria abietina) ist eine sehr interessante Art. Sie ähnelt entfernt der Steifen Koralle, ist im Nadelwald, unter Fichten und Kiefern zu hause und zeichnet sich durch das charakteristische Grünen am Fruchtkörper aus. Kein Speisepilz.
Dieser frisch aufgeschirmte Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) begrüßte uns gleich am Rande des Parkplatzes am Roten See. Er wird ein vorzügliches Pilzschnitzel abgeben.
Nach wenigen Schritten am Wegesrand eine Reihe von Fuchsigen Rötel – Trichterlingen (Lepista flaccida). Es handelt sich streng genommen nicht um Trichterlinge, sondern Rötelritterlinge. Habituell ähneln sie natürlich den Trichterlingen. Sie können gegessen werden, aber es ist darauf zu achten, dass nicht überalterte Exemplare verzehrt werden, die dann unbekömmlich sein können. Standortfoto.
Am gegenüber liegenden Wegesrand zwei Schwefel – Ritterlinge (Tricholoma sulphureus), Der stechende, leuchtgasartige Geruch, die entfernt stehenden Lamellen und seine schwefelgelbe Färbung, die hier etwas ausgeblasst ist, machen ihn praktisch unverwechselbar. Ungenießbar. Standortfoto.
Ein Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) hat viele Fremdkörper, vor allem Pflanzenteile, beim Wachstum mit eingeschlossen. Auch bei einigen anderen Porlingen ist dieses Verhalten zu beobachten, während viele andere Arten Hindernisse zu Verdrängen versuchen. Ungenießbar.
Etwas ratlos betrachten alle diesen kleinen Riesenschirmpilz, den Klaus Warning hier in der Hand hält.
Ob er wohl rötet?
Er tat es nicht. Es dürfte sich um den Schlanken Riesenschirmpilz (Macrolepiota gracilenta) handeln, natürlich essbar!
Der überaus häufige Brennende Rübling (Collybia peronata) ist ein Streubewohner. Streicht man einmal kräftig mit dem Finger über seine elastischen Lamellen, so entströmt ihm ein saurer, essigartiger Geruch. Neben seinem scharf schmeckendem Fleisch, ein gutes Kennzeichen dieses ungenießbaren Blätterpilzes.
Ein noch relativ frisches Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus).
Ein Laubholz – Knüppel, überzogen von unzähligen Pilzfruchtkörpern.
Es handelt sich um den immer häufiger werdenden Krausen Aderzähling (Plicatura crispas).
Im Bereich älterer Kiefern und Fichten sind frische Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) erschienen. Der Kochtopfmykologe freut sich.
Weiter geht es an den bewaldeten Hängen des Hohlsees.
Hier schoben auch wieder frische Erdschieber (Lactarius vellereus) aus dem Waldboden. In Sibirien ein beliebter Speisepilz, nach unseren herkömmlichen Zubereitungsmethoden jedoch komplett ungenießbar. Standortfoto.
Klaus hat einen interessanten Häubling gefunden und versucht ihn hier fotographisch in Szene zu setzen, gleiches tat ich in diesem Moment mit ihm.
Ein Eichenstamm überzogen mit vielen Striegeligen Schichtpilzen (Stereum hirsutum).
Vier, nicht mehr ganz so frische Seifen – Ritterlinge (Tricholoma saponaceum) an den Hangterrassen des Hohlsees. Die schwach giftige Art ist sehr variabel im Erscheinungsbild, neigt zum röten und weist einen charakteristischen Waschküchengeruch auf, also nach Seife.
Ein Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) zwängt sich aus einem modrigem Baumstamm heraus.
Plötzlich verschwanden die grauen Wolken und die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Sie tauchte die Landschaft am Hohlsee in ein traumhaftes Licht. Dazu eine wohlige Wärme wie im Frühling. Der heutige Tag, an diesem Ort, war ein wahres Geschenk.
Ein phantastisches Farbenspiel und eine wohltuende Stille.
Einfach traumhaft!
Eine Reihe von Judasohren (Hirneola auricula – judae) hoch oben am alten Holunderstamm. Besonders in den Wintermonaten lässt sich der beliebte Pilz reichlich einsammeln.
Etwas ungewöhnlich an Holunder sind diese zähfleischigen Berindeten Seitlinge (Pleurotus dryinus). Im Gegensatz zu Austernseitlingen sind sie von Anfang an sehr zäh und knorpelig und somit von der Konsistenz her ungenießbar, obwohl ihr Fleisch angenehm nussartig schmecken soll.
An den oberen, besonders trockenen Hanglagen des Deichelsees, sind frische Nebelkappen (Clitocybe nebularis) erschienen. Bedingt essbar.
Der Süßriechende Rettich Helmling (Mycena diosma) ist wie alle Vertreter der Rettich – Helmlings – Gruppe leicht giftig!
Zum Glück haben Angler vor einiger Zeit an den Steilen Abhängen zum Deichelsee einige Aufstiege gebaut, ansonsten wäre es für Menschen, die nicht ganz so gut zu Fuß unterwegs sind, kaum möglich, bis direkt zum Ufer dieses glasklaren Gewässers mit seinem festen, sandigen Untergrund zu gelangen.
Blick oberhalb des Deichelsees auf eine hügelige Wald – und Wiesenlandschaft. Unser Weg führt nun weiter über diese Wiese.
Früher gab es auf dieser hügeligen Wiese neben Wiesenchampignons auch Saftlinge und Ellerlinge. Heute fanden wir nur diese Braunschneidigen Helmlinge (Mycena olivaceomarginata), eine offensichtlich häufige Helmlingsart außerhalb der Wälder in Grasland.
Blick von der Wiese zum Deichelsee hinunter.
Auf dem Weg zum Deichelsee erfreuten uns unter einer Birkengruppe diese farbenfreudigen Glücksbringer. Rote Fliegenpilze (Amanita muscaria). Giftig. Standortfoto.
In unmittelbarer Nachbarschaft ein Büschel jung essbarer Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum). Standortfoto.
Noch einmal ein stimmungsvoller Blick auf den Deichelsee von den mit Buchen bestandenen Hangterrassen hinunter.
Unser Abschlussfoto. Wir waren heute nur eine kleine Truppe, wobei sich bereits ein Pilzfreund früher verabschiedet hatte. Dafür genossen wir diesen ausgesprochen schönen und warmem Tag um so mehr, auch wenn es für unsere älteren Teilnehmer eine recht anstrengende Tour war. 07. November 2015 am Roten See.
Wann starten wir zur nächsten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!