Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter / Pilze im September 2015/1
Dienstag, 01. September – Der in der Regel pilzreichste Monat des Jahres beginnt. In den nächsten Wochen und Monaten wird es wieder richtig bunt in Wald und Flur. Da es bisher außergewöhnlich pilzarm war, ist mit einem guten Pilzherbst zu rechnen, falls die meteorologischen Rahmenbedingungen es ermöglichen. Die Ausgangsituation ist jedenfalls gut. Die Hitze hat wohl endgültig ein Ende und die Temperaturen werden herbstlicher. Das sollte Animation genug sein. Die Anzeichen des Aufbruchs mehren sich inzwischen immer deutlicher. Besonders in den westlichen Regionen. Erste Fichten – Reizker und Steinpilze wurden im Haushalt Forst gefunden. In die Pilzberatung werden auch wieder frische Parkpilze gebracht und in einigen Wäldern im Westen füllen Rotfüßchen und Perlpilze die Körbe der Sammler. Riesenschirmpilze tauchen an lichten Stellen auf, genauso wie die kürbisgroßen Riesenboviste an nährstoffreichen Standorten. Herbsttrompeten wurden gesichtet und in wenigen Tagen werden auch viele andere Arten regelrecht explodieren. Ganz besonders heftig könnte der Pilzherbst aber in den Regionen Deutschlands werden, wo bisher Hitze und enorme Trockenheit herrschten. Sollten dort reichlich Niederschläge fallen, wird man sich wahrscheinlich vor Steinpilzen kaum retten können. Meine Arbeitszeit heute: 12.30 Uhr – 21.00 Uhr.
Mittwoch, 02. September – Exkursionstag. Am letzten Mittwoch bin ich eine große Runde bis in die Schwinzer Heide und die Pfifferlingstannen in südlicher bis südöstlicher Richtung gefahren, um festzustellen, dass so gut wie nichts los ist. Heute habe ich in die westlichen bis südwestlichen Regionen eine Info – Tour unternommen. Hier soll es im allgemeinen schon etwas besser sein. Die erste Station war der Forst Jamel zwischen Wismar und Grevesmühlen – Fichtenforst. Bis auf Kartoffelboviste am Wegrand, tote Hose. Das Gleiche, bis auf einige verschimmelte Filzröhrlinge und einen frischen Karbol – Champignon, in der Everstorfer Forst bei Grevesmühlen. Eine etwas größere Runde drehte ich im sandigen Börzower Wald. Nichts von einem Wachstumsschub zu sehen! Ganz vereinzelt ein frischer Perlpilz oder Täubling. Schließlich stattete ich einem unserer Edel – Wälder, dem Staatsforst Rehna, einen Besuch ab. Hier gab es nun endlich Pilze. Das erste mal in diesem Jahr, wo ich in einem Wald relativ gut fündig wurde. Von Aufbruchstimmung aber auch hier wenig zu merken. Der Wald war sehr nass und das wohl schon seit längerer Zeit, da wuchsen eben einige Pilze. Es gab sowohl frische, als auch deutlich überständige, wie beispielsweise Dickblättrige Schwarztäublinge, die im wesentlichen schon mit durch waren. Dieser Wald hat also auch noch lange nicht seine Klasse erreicht, die ihn auszeichnet. Der herkömmliche Pilzsucher hätte gesagt, es lohnt nicht, zumindest wenn er nicht besonders ortskundig gewesen wäre. Es gab zwar auch Steinpilze, aber nur selten können die sich so entfalten, wie es sich gehört. Die Schnecken sind meist schneller. Dazu kamen einige Laubwald – Pfifferlinge und sehr schöne Semmelstoppelpilze. Insgesamt habe ich 50 Frischpilzarten aufgeschrieben, so viel, wie bisher in keinem Wald in diesem Jahr. Am Abend fuhr ich dann noch mit Irena und Jonas in ein Waldgebiet bei Demen. In offenem und parkartigen Gelände teils kapitale und ganz frische Anis – Champignons, es war eine Pracht!. Im Wald nichts los und sehr trocken. Fünf Pfifferlinge, zwei Zwerg – Champignons und einen Speisetäubling konnten wir dennoch ergattern. Meine Dienstzeit heute: 7.30 Uhr – 22.00 Uhr.
Donnerstag, 03. September – Es ist schon ganz schön heftig, der Temperatursturz vom Hochsommer in den gefühlten Oktober. Die große Hitze war dem Pilzwachstum natürlich nicht sonderlich zuträglich, die sehr kühle, nordische Luft, aber auch nicht. Am Wochenende soll es noch kälter werden. Bei starkem Wind kann es dann Aprilwetter mit Oktoberfeeling geben und wiederholt zu Schauern und Gewittern kommen. Hoffen wir, dass die Regenmengen noch mal recht ordentlich ausfallen werden, denn zumindest regional ist immer noch Regen nötig. Nennenswert Regen fiel heute an der Seenplatte und Richtung Vorpommern. Meistens sind aber ausreichende Mengen gefallen, um das Pilzaufkommen endlich anzukurbeln. So wie es aussieht, könnte im laufe der kommenden Woche wieder wärmeres Wetter, aber keine Hitze, aufkommen. Das sollte dann zusätzlich treiben. Heute habe ich unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 108 Arten auf den Flächen. Erstmalig in diesem Jahr dabei: Winziger Bovist, Grauer Dachpilz, Ziegelroter Täubling, Rosascheckiger Milchling, Flatter – Milchling, Blutroter Röhrling, Krönchen – Träuschling, Brandiger Ritterling, Heftel – Nabeling, Rosa – Helmling, Schwarzgezähnelter Helmling, Weinrötlicher Zwerg – Champignon, Stinkschirmling, Rotschuppiger Rauhkopf, Gefleckter Rißpilz, Knopfstieliger Rübling, Ansehnlicher Scheidling, Wohlriechender Gürtelfuß, Kampfer – Milchling, Semmelstoppelpilz und Fichten – Reizker. Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 21.00 Uhr.
Freitag, 04. September – Heute unternahm ich ein weiteres Stück meiner Waldumrundung am Wariner See. So wie schon seit dem Frühjahr war es auch heute äußerst bescheiden. Der durchaus sehr interessante Teilbereich der Neukloster Forst war nahezu pilzleer. Nur wenige Mürblinge, zwei Helmlinge und jeweils ein Weichritterling, Täubling und ein Hexenei, das war alles. Im Anschluss fuhr ich in den Raum Perniek bei Neukloster. Im großen und ganzen ebenfalls sehr bescheiden, aber es tut sich allmählich etwas. In einem Zitterpappelbestand erscheinen klein und winzig jede Menge seltener Schütterzähne. Zu unserer großen Pilzausstellung Ende September werden die soweit sein. Dazu gesellten sich jeweils zwei Täublinge und wunderbar frische Espen – Rotkappen. Dort wo Birken standen, einige sehr schöne Birkenpilze und an lichten grasigen Stellen bei Jungkiefern schieben erste Körnchen – Röhrlinge. Anschließend machte ich an einer Wiese halt, die nicht beweidet wird, aber gelegentlich gemäht, so dass das Gras hier relativ kurz ist. Da ich wusste, das es hier Wiesen – Champignons gibt, schaute ich mich um. Nach wenigen Schritten das erste Nest dieser edlen und zartfleischigen Speisepilze, leider waren viele schon auf geschirmt und die Lamellen schokoladenbraun bis schwärzlich. Zwei Tage früher, und ich hätte einen ganzen Korb voll einsammeln können, denn sie wuchsen hier in Massen. Wie in guten, alten Zeiten! Das Eis ist nun gebrochen. Auch anderswo in Deutschland scheint es los zu gehen. So schrieb mir gestern ein Pilzfreund aus Aachen, dass er wunderschöne, frische Steinpilze einsammeln konnte. – Am Wochenende soll es nun nochmals in sehr kühler Polarluft bei uns ordentlich Schauern und in der nächsten Woche kündigt sich der Altweibersommer an. Bei steigenden Temperaturen, im weiteren Verlauf zwischen 20 und 25 Grad am Tage, sollte das die Pilze verstärkt aus dem Boden treiben. Es wird aber auch mit einem auffrischendem, böigen Ostwind gerechnet. Sollte sich das bestätigen und eine trockenwarme Ostwindlage aufkommen, wäre dieses allerdings das reinste Gift für die sich entwickelnde Pilzflora. Hoffen wir, das es nicht so kommt. Meine Arbeitszeit: 10.30 Uhr – 21.00 Uhr.
Sonnabend, 05. September – Heute führte uns eine öffentliche Pilzwanderung in die Schwinzer Heide bei Jellen und Alt Schwinz. Sandige Kiefern- und Fichtenwälder überwogen hier. Eine gute Adresse für Kochtopfmykologen. Wie nahezu überall in unserem Einzugsgebiet sah es noch recht bescheiden aus. Im Waldesinneren, dort wo zu guter Zeit die Maronen wie die Soldaten stehen, war praktisch kein Frischpilz zu finden. Nur an den Weg- und Straßenrändern b. z. w. an lichten Stellen gab es erste Signale der beginnenden Hochsaison. Scharenweise erschienen ganz junge Körnchen – Röhrlinge und stellenweise gab es unter Kiefern Kupferrote Gelbfüße. Wo Lärchen eingestreut waren, ganz junge Gold – Röhrlinge, Unter Fichten erste Kuhmäuler. Außerdem Anis – Champignons und einige schöne Riesen – Schirmpilze. Ganz vereinzelt ein Steinpilz oder Birkenpilz oder eine Handvoll Pfifferlinge. Kleinarten wie Rüblinge, Trichterlinge, Mürblinge, Ackerlinge, Düngerlinge, Schwindlinge und einige Stäublinge waren recht häufig. Vereinzelt Täublinge und Milchlinge. Hier herrschte also eindeutig Aufbruchstimmung. Siehe unter „In den Lüschower Tannen“. Im weiteren Verlauf dürfte es dann auch im Waldesinneren besser werden und bald sollten auch die beliebten Maronen – Röhrlinge durchstarten. Dabei könnte die Wetterentwicklung, entgegengesetzt der gestrigen Andeutung, hilfreich sein. Nach den kühlen Regenschauern des Wochenendes soll es nächste Woche mit den Temperaturen bergauf gehen und im weiteren Verlauf sollen sich diese auf Werte um 20 Grad einpegeln. Danach könnte ab dem nächsten Wochenende von Südwesten her der Tiefdruckeinfluss wieder zunehmen und in feuchtwarmer Luft auch Regenfälle aufziehen. Also wahrscheinlich doch keine trockene Ostwindlage. Sollte es so kommen, steht der weiteren Entwicklung an der Pilzfront nichts im Wege. Meine Arbeitszeit heute: 07.30 Uhr – 21.30 Uhr.
Sonntag, 06. September – Heute stand eine individuelle Pilzwanderung mit Menschen aus dem Wismarer Stadtteil Dargetzow auf dem Programm. Ich durfte das Ziel der Wanderung bestimmen, was mir etwas Kopfzerbrechen bereitete. Ich war im laufe der Jahre schon in vielen Gebieten mit dieser Truppe unterwegs und es soll abwechslungsreich sein und auch gute Ergebnisse versprechen. Zunächst schlug ich das Radebachtal vor, aber während der Fahrt änderte ich meine Meinung und plädierte eher für die offene Landschaft mit Wäldern und Wiesen am Großen Stedersee bei Warin. Das es hier an den Waldkannten Speisepilze geben könnte, schien mir relativ realistisch. Zumindest weiß ich, dass es dort stellenweise Körnchen – Röhrlinge gibt, und diese sind aktuell kräftig am kommen. Und so war es auch. An einigen Stellen schoben sie wirklich massiv aus dem Boden. Nun scheint es allmählich mit Druck vorwärts zu gehen. Ansonsten war die Artenvielfalt immer noch sehr bescheiden und im Waldesinneren gab es kaum Frischpilze. Aber auch das dürfte sich bald nachhaltig ändern. Der zusätzliche Regen wird sein übriges tun und auch der Sturm soll sich ab morgen wieder legen. Aus jetziger Sicht ist dann in der nächsten Woche mit ruhigem Frühherbstwetter zu rechnen. Angenehme Temperaturen tagsüber und frische, möglicherweise taureiche Nächte. Ab dem nächsten Wochenende könnte es von Südwesten mit der Zufuhr deutlich wärmerer Luft aber auch wieder unbeständiger mit gelegentlichen Regenfällen werden. In der übernächsten Woche deutet sich dann sogar spätsommerlich warmes Wetter, mit sehr lauen Nächten an. Kommt es so, geradezu ideal um das Pilzaufkommen voran zu treiben – wenn es so kommt! Meine Arbeitszeit heute: 07.00 – 20.15 Uhr.
Montag, 07. September – Am Wochenende hat uns ein ein erster Herbststurm mit sehr kühler Luft richtig durchgepustet, da er aber auch kräftige Regenfälle im Gepäck hatte, können wir ihm dennoch positives abgewinnen. Nun soll sich die Wetterlage beruhigen und ein kräftiges Hochdruckgebiet siedelt sich über Skandinavien an. Diese Druckgebilde sind besonders im Frühjahr sowie im Spätsommer und Frühherbst oft sehr beständig und sorgen für trockenes und sonniges Wetter. Tiefdruckgebiete aus Westen haben es dann meist sehr schwer dagegen anzukommen. Mitunter erreichen dann die zugehörigen Regenfronten maximal die Elbe und bei uns bleibt es bei einem stark auffrischenden Ostwind trocken. Zunächst sieht es aber so aus, dass am Wochenende doch ein Tief mit Schauern und Gewittern sowie warmer Luft im Gepäck auch unsere Regionen beehren könnte. Das wäre Super! Danach kann das Hoch möglicherweise wieder erstarken und sonniges Wetter bringen. Es ist aber auch möglich, dass die Tiefs stärker werden und weiterhin Regenfälle auf dem Plan stehen. Zunächst jedenfalls herrschen verbreitet beste Bedingungen, nur regional sind die Niederschläge eher dürftig gewesen. Dem entsprechend wird das nun verstärkt beginnende Pilzwachstum auch noch recht unterschiedlich ausfallen. Stellenweise geht es ab sofort jedoch schon richtig zur Sache. Pilzfreund Andreas Herchenbach war heute im Raum Neukloster unterwegs und konnte kräftig ernten. Körnchen – Röhrlinge in 1a Qualität, ohne Maden. Inselweise, so sein Bericht, schieben sie sehr stark und in großen Massen. Insbesondere an Lichtungen, Wald- und Wegrändern und es sind noch sehr viele, winzig kleine im kommen! Ein Zeichen, dass es in kürze auch reichlich Steinpilze und andere beliebte Speisepilze geben wird. Schöne Fichtensteinpilze wurden mir heute auch in der Pilzberatung vorgelegt, allerdings überwogen im Sammelsurium noch die Gallen – Röhrlinge. Eine treue Tagebuchleserin aus dem Süden der Republik berichtete mir, dass sich dort noch nichts tut. Zu lange hielt die große Hitze mit Temperaturen um 35 Grad im August an. Sollten aber gerade in diesen Regionen starke Niederschläge fallen, könnte es besonders in Bezug auf Steinpilzen noch eine ganz große Schwämme geben und wenn es erst im laufe des Oktobers sein wird. Schwache bis mittelmäßige Niederschläge werden dies aber wohl nicht bewirken können. Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 21.00 Uhr.
Dienstag, 08. September – Den heutigen Vormittag nutzte ich für eine kleine Info – Tour nach Jesendorf und in das Revier Weiße Krug. Im Kiefernforst Jesendorf war für mich nach 2 Minuten Schluss. Ich schaute nur an einer der hier möglichen Zeigerstellen für Körnchen – Röhrlinge nach. Kein einziger Fruchtkörper! Danach ging es gleich weiter in Richtung Warin. Ich kontrollierte zwei Sommersteinpilz – Standorte. Auch hier Fehlanzeige! Die werden aber in den nächsten Tagen nochmals erscheinen. Schließlich war noch das Radebachtal dran. Ich suchte den Standort der Dreifarbenen Koralle auf. Es sind noch weitere, frische Exemplare erschienen und es ist ganz einfach eine Pracht, diese wunderschönen Pilze an den steilen Hangterrassen des Radebachs stehen zu sehen und fotografieren zu können. Einen von etwa 10 Fruchtkörpern nahm ich für meine Ausstellung mit. Ein Stückchen weiter der nächste tolle Fund. Vier, teils faustgroße, junge Kiefern – Steinpilze durchbrachen den Waldboden des Buchenwaldes mit eingestreuten Altkiefern. Ansonsten war es hier weiterhin äußerst pilzarm. Von der hier oft üblichen Artenvielfalt nichts zu sehen. Danach ging es noch in einen relativ jungen Douglasien – Fichtenbestand, der für sein Steinpilzvorkommen weithin bekannt ist. Nach etwa 10 Minuten im Waldesinneren kein einziger Frischpilz. Erst als ich an den Rand dieses Nadelwaldes gelangte, standen sie vor mir wie die Soldaten, 9 bildschöne Fichten – Steinpilze in Top Qualität! Es sind zwar immer noch einzelne Inseln, an den man fündig werden kann, aber meine Erfahrung und mein Gefühl sagt mir, es bahnt sich großes an! Für den Sonntagssammler, der nur im September oder Oktober Pilze suchen geht, ist dieses Jahr offensichtlich nichts zu finden. „Es gibt dieses Jahr keine Pilze“. Das höre ich von den Leuten fast täglich. Es kann gut möglich sein, dass diese oder andere Sammler, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, in einigen Wochen von einem guten Pilzjahr wie schon seit langem nicht schwärmen könnten. Wenn erst in der Zeitung steht „Große Pilzschwämme“, ist das Beste meist vorbei. Meine Arbeitszeit heute: 10.00 – 21.00 Uhr.
Mittwoch, 09. September – Meinen heutigen Exkursionstag begann ich im Grenzgebiet der beiden Naturparke Sternberger Seenland und Nossentiner/Schwinzer Heide im Mildenitzgebiet zwischen Borkow und Dobbertin. Ein super Pilzrevier, aber gestern Fehlanzeige. Einzig eine Handvoll Körnchen – Röhrlinge und stellenweise einige Waldfreund – Rüblinge. Das Sturmtief vom Wochenende hat hier aber enormen Regen abgelassen, so dass es hier in den nächsten Wochen ordentlich zur Sache gehen dürfte. Ich zog es schließlich vor in die Schwinzer Heide zu fahren, da ich durch unsere Pilzwanderung vom Wochenende wusste, dass es hier zumindest reichlich Körnchen – Röhrlinge gibt. Ich bin nur geschotterte Straßen – und Wegränder entlang, da diese Röhrlinge kalkhaltige Stellen bevorzugen. Zu den genannten Schmierröhrlingen gesellten sich noch einige Kupferrote Gelbfüße, Birkenpilze, ein Speise – Täubling und wunderbar frische Sommersteinpilze. Ich sammelte bis zur Belastungsgrenze, dass heißt, soviel wie meine Trage- und Transportfähigkeit zuließ. Am späten Nachmittag fuhr ich mit meiner Ladung zwecks Verarbeitung nach Keez. Von dem Anblick meines Erfolges überwältigt beschlossen Irena und Jonas zum Abend hin noch schnell in einen Kiefernforst bei Neukloster zu fahren, der für seine großen Vorkommen an Körnchen – Röhrlingen bekannt ist, denn wir brauchen sie dringend für unsere großen Pilzausstellungen, zu denen es wieder herzhafte Waldpilzgerichte geben soll. Was soll ich sagen, dass nächste mal werden wir wohl mit Sicheln oder Sensen anrücken. Wir sammelten, bis das Tageslicht ausfiel und es schloss sich eine Nachtschicht zur Verarbeitung an. Meine Arbeitszeit heute: 08.00 – 01.00 Uhr.
Donnerstag, 10. September – Die frische und trockene Polarluft, die der Sturm vom Wochenende heran geweht hat, wird jetzt zunehmend durch wärmere und zeitweise feuchtere Luft abgelöst. Bereits heute hat sich von Südosten her ein Höhentief mit Schauern und Gewitter genähert. Es wird uns morgen vermutlich auch einige Regengüsse bringen. Zu Wochenbeginn soll dann aus Südwesten ein neues Tief aufziehen, dass gebietsweise sogar erhebliche Regenmengen bringen könnte. Danach soll der Sommer noch mal ein Gastspiel geben und die Temperaturen können nochmals in die Höhe schnellen, bevor neuer Gewitterregen aufzieht. Auch im weiteren Verlauf soll es dann warm weitergehen. Ich denke, unsere Lieblinge werden zumindest in unserer Region wie die Pilze aus dem Boden schießen. Es herrschen zur Zeit ideale Bedingungen, wie wir sie selten um diese Zeit erleben. Auch Raritätenjäger Andreas Okrent war heute kurz in seinen Steinpilz – Revieren in der Rostocker Heide unterwegs, speziell zu den seltenen Kiefern – Steinpilzen. Es waren nur zwei von ihnen am Standort, aber es bahnt sich nach seinen Worten eine Invasion der Fichtensteinpilze an! Heute habe ich unsere Ausstellung vermutlich ein letztes mal vor unserer Großpilzausstellung am letzten September – Wochenende mit Frischpilzen bestückt. Es liegen 99 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr dabei: Butterpilz, Wollstiel – Schirmling, Falscher Pfifferling und Kiefern – Steinpilz. Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 22.00 Uhr.
Freitag, 11. September – Heute war ich wieder zu meiner Waldumrundung bei Klein Warin unterwegs. Dieses mal ein größeres Stück. Überwiegend Buchenwald, moosreicher Steinpilz- und Maronenverdächtiger Jungfichtenwald mit Birkenpilz- und Rotkappenbiotopen und einigen Kiefernbereichen. Die Artenvielfalt wird hier zaghaft besser. Klassische Speisepilze gab es aber nur sehr wenige. Zu nennen wären hier eine Handvoll Pfifferlinge, jeweils ein Rotfüchen und Birkenpilz sowie zwei Steinpilze und ein Trupp Körnchen – Röhrlinge. Anbei traf ich hier auch einen Pilzsucher aus unserer Vereinsgruppe der Pfifferlingen nachstellte. Er berichtete mir, dass er kürzlich auch in eine Oase von über 40 Fichtensteinpilzen geraten war und sogar die ersten Roten Fliegenpilze dazwischen standen. Im inneren des fündigen Fichtenbereichs schoben auch weitere junge Steinpilze, die stehen blieben. Am Abend geht es jetzt noch nach Neukloster zur Fachtagung Mykologie der AMMV. Heute im Dienst von 08.00 – 23.00 Uhr.
Sonnabend, 12. September – Heute morgen fuhr ich wieder nach Neukloster zur Fachtagung der AMMV. In verschiedenen Gruppen schwärmten die Hobby – Mykologen in mehrere Messtischblätter zu Kartierungsexkursionen aus. Ich fuhr mit einer kleinen Gruppe in das Radebachtal. Hier ist ein leichter Aufwärtstrend bei der Artenvielfalt zu beobachten. Die Gruppe zum Deichselsee fand außer Sommersteinpilzen nicht viel Frischpilzmaterial vor. Auch die Gruppe um Klaus Warning fand auf der Halbinsel des Neuklostersees nur mäßig Frischpilze. Am erfolgreichsten war die Truppe, oder besser gesagt, die zwei Gruppen, die sich ablösend in das Klaasbachtal bei Neukloster aufmachten. Neben Steinpilzen in allen Altersstufen, war hier auch die Artenvielfalt am größten und auch seltene Pilze wie verschiedene Stachelpilze, Eichhasen und spezielle Milchlinge sowie verschiedene Lorchelarten waren darunter. Die Leute um Torsten Richter waren begeistert! Nach dem Mittag fuhr ich noch mit Dr. Oliver Duty in das ehemalige Kiesabbaugebiet bei Perniek. Hier interessierten uns vor allem die Hexenringe des seltenen Gestielten Schütterzahns und es gab in Unmengen Körnchen – Röhrlinge und zunehmend auch Butterpilze. Mein Korb füllte sich aber rasch mit Espen – Rotkappen und Birkenpilzen. Während die Rotkappen, bis auf eine, alle erstklassig frisch waren, konnte ich von den vielen Birkenpilzen nur noch ein Bruchteil mitnehmen. Danach wurde bestimmt und die Funde in spezielle Listen eingetragen. Ganz zum Schluss stellte jede Gruppe ihre Ergebnisse nochmals im Kreise aller vor. Im dienste der Sache heute tätig von 09.00 – 23.00 Uhr.
Sonntag, 13. September – Heute fuhr ich wieder eine weite Strecke bis in die Schwinzer Heide. Mir ging es um Speisepilze, speziell Sommersteinpilze. Zunächst stattete ich aber mehreren Stellen dieser Edelpilze im Sternberger Seenland einen Besuch ab. Von fünf Standorten konnte ich nur an einer Stelle fündig werden, hier füllte sich dafür mein Weidenkorb gleich bis zu Hälfte. Die andere Hälfte fand ich in der Schwinzer Heide. Auch hier war es nur ein Standort unter Eichen, an dem aber die Pilze zahlreich standen. Ansonsten einzelne Steinpilze oder schon geschnittene. Birkenpilze waren recht häufig und sogar eine junge Espen – Rotkappe war dabei. An Straßenrändern oder unter Koniferen immer wieder frische Anis – Champignons. Da ich in der kommenden Woche aufgrund der Vorbereitungen zu unserer großen Pilzausstellung keine weiteren Ausstellungen mache, musste ich mich ganz schön zusammenreißen, an der nun immer bunter werdenden Pilzwelt einfach so vorbei zugehen und sie stehen zu lassen. Darunter wunderschöne Pantherpilze und Erdsterne. In der Schwinzer Heide herrschte heute Hochbetrieb, was an der Vielzahl der geparkten Autos an den Straßenrändern ersichtlich war. Die Sonntagssammler waren unterwegs! Viele wahrscheinlich auf der Suche nach Maronen. Die Betonung dürfte auf Suche liegen, denn diese sind erst im kommen. Im Dienste der Sache heute tätig von 09.30 – 22.30 Uhr.
Montag, 14. September – Feuchtwarm und regnerisch präsentierte sich das Wetter in den letzten Tagen. Auch heute hat es wieder kräftig geschüttet und nun sind auch wieder unsere westlichen Regionen verstärkt dran, die zuletzt etwas stiefmütterlich vom Regen versorgt wurden. Auch in den nächsten Tagen ist noch einiges an Niederschlag zu erwarten und zeitweise kann es auch sehr windig werden. Ich Denke, das der starke Wind bei den Niederschlägen dem Pilzwachstum nicht all zu viel anhaben wird. Ruhiger soll es dann wieder ab dem kommenden Wochenende werden, wo sich ein frühherbstliches Hoch bemerkbar machen könnte. Trockenheit dürfte bis auf weiteres kein Thema mehr sein. Dem Aufblühen des Pilzwachstums steht also nichts im Wege und ich Denke, dass wir zum Monatswechsel das Maximum des diesjährigen Pilzherbstes erreicht haben werden. Meine Arbeitszeit heute: 09.00 – 21.00 Uhr.
Dienstag, 15. September – Heute Abend trafen sich einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wieder in unserem mykologischen Informationszentrum, in der ABC Straße 21, zu einem Themenabend. Die Planung zur Durchführung der 23. Großpilzausstellung vom 25. – 27. September stand im Mittelpunkt. Die nächste Woche steht also voll im Zeichen dieser großen Pilzschau. Das sie in diesem Jahr sicher einiges zu bieten haben wird, steht außer Zweifel. Selten hatten wir um diese Zeit so günstige Wachstumsbedingungen wie in diesem Jahr. Sind es zur Zeit überwiegend Champignons, Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge, Stein- und Birkenpilze, die teils in ergiebigen Mengen die Körbe der Sammler füllen, hoffe ich, dass bis dahin auch die Artenvielfalt deutlich größer sein möge. Unser Pilzfreund Thomas Harm hat z. B. am Wochenende sehr große Mengen an Riesenschirmpilzen, aber auch Stein- und Birkenpilzen, an Weg- und Straßenrändern im Elbegebiet bei Dömitz beobachtet. Ein Zeichen dafür, dass in den dortigen Elbdünen – Kiefernwäldern höchstwahrscheinlich ein massiver Schub von Maronen – Röhrlingen einsetzten dürfte, und sicher nicht nur dort. Regen ist jetzt überall ausreichend gefallen und auch die Temperaturen bewegen sich im idealen Bereich, das heißt, es ist nicht zu warm und auch nicht zu kalt. Meine Arbeitszeit heute: 10.00 – 22.00 Uhr.
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