Bauchpilze – verschiedene Gattungen
Bauchpilze sind Großpilze, die ihre Sporen im inneren des Fruchtkörpers bilden, die dann durch mechanische Reize als Staubwolken aus den reifen Fruchtkörpern austreten. Es gibt hier verschiedene Gattungen. Am bekanntesten sind beispielsweise die Stäublinge (Lycoperdon), Boviste (Bovista), Riesenboviste (Langermannia), Stielboviste (Tulostoma), Staubbecher (Vacsellum), Hartboviste (Scleroderma) und Erdsterne (Geastrum).
Riesenbovist (Langermannia gigantea). Der spektakuläre Bauchpilz ist durch seine Größe kaum verwechselbar. Einen halben Meter und mehr kann er im Durchmesser erreichen. Der recht häufige Pilz braucht nährstoffreiche, stickstoffhaltige Böden. So finden wir ihn oft auf Viehweiden, an Feld- und Waldrändern, die durch landwirtschaftliche Düngung beeinflusst sind, zwischen Brennnesseln. Ist er Druckfest, mit praller Spannung beim raufklopfen, und innen noch schneeweiß, kann er in Scheiben geschnitten gebraten werden. Die lederige Außenhaut ist zu entfernen. Wilhelm Schulz hat dieses Exemplar am 27.08.2015 fotografiert. Die Pilze wachsen übrigens von Mai – Oktober frisch. Alte, braune, mit Sporen angereicherte Fruchtkörper sind ganzjährig zu finden.
Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum). Dieser häufige Bauchpilz ist jung ein guter Speisepilz. Wir finden ihn im Sommer und Herbst sehr häufig einzeln oder gesellig im Laub- und Nadelwald. Der umgekehrt flaschenförmige Fruchtkörper ist zunächst weiß bis grauweiß, in der Reife aber bräunlich gefärbt. Charakteristisch sind seine „Grieskörnchen“ auf der Oberfläche, vor allem bei jüngeren Pilzen. Solange er druckfest und innen weiß ist, kann man ihn gut in der Küche verwenden. Der Pilz ist schmackhaft und bekömmlich. Sobald die Sporenreifung einsetzt, wird er weich und die Innenmasse verfärbt sich olivgrünlich. Zum Schluss bleibt nur noch ein mit Staub (Sporen) gefüllter Fruchtkörper, der bis zum nächsten Jahr überdauern kann und der sich über jeden mechanischen Reiz freut, der seine Sporen an die Luft befördert. Er staubt dann wie des Teufels Schnupftabakdose.
Bleigrauer Bovist (Bovista plumbea). Diese Art gehört zu den echten Bovisten. Man findet ihn vom Frühsommer bis in den Herbst, einige Tage nach Regenfällen, innerhalb und außerhalb von Wäldern. Immer auf grasigen Standorten. Gern an Wegrändern und auf Triften. Liebt sandige Böden. Jung ist er essbar und schön weiß. Reif kommt die bleigraue Farbe dann zum Tragen. Standortfoto im Sommer 2009 in der Kiefernaufforstung bei Perniek.
Der Kastanienbraune Stäubling (Lycoperdon lividum) wächst mitunter zahlreich auf kurzgrasigen Wiesen und Trockenrasen. Er ähnelt etwas den Flaschenstäublingen des Waldes, diese besitzen aber eine körnige Hutoberfläche. Auch der Birnenstäubling ist sehr ähnlich. Er wächst allerdings auf Holzunterlage. Der graubräunliche Fruchtkörper nimmt erst voll ausgereift eine Kastanienbraune Färbung an. Jung soll er essbar sein. Standortfoto am 17. Oktober 2009 in Kobrow II bei Sternberg.
Birnen – Stäubling (Lycoperdon pyriforme). Dieser gelbbräunliche, birnenförmige Stäubling wächst besonders im Herbst an alten, modrigen Laubholzstubben und deren auslaufenden Wurzelresten dicht büschellig, daher auch scheinbar auf der Erde. Da er gummiartig zäh ist, gilt dieser Stäubling eher als ungenießbar.
Stink – Stäubling (Lycoperdon foetidum). Bis 6 cm hoch, grauweißlich, mit leicht gebogenen Stacheln, die nach dem abfallen ein Netzmuster auf der Oberfläche hinterlassen. Geruch stechend – metallisch. Im Herbst in Laub- und Nadelwäldern. Jung essbar, solange innen weiß und fest. Foto am 30.10.2016 in der Ueckermünder Heide.
Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum). Dieser schwach giftige Hartbovist ist allgemein häufig in Laub- und Nadelwäldern anzutreffen. Besonders gern in Mooren und auf saurem Untergrund. Zunächst ist er schwer wie eine Kartoffel, innen anfangs cremeweiß und schließlich violettschwärzlich. Bei der Reife wird die dunkle Innenmasse (Sporen) trocken und pulverig. Im Schnitt ist die Dickschaligkeit dieser Art gut zu erkennen. Wir finden die Pilze im Sommer und Herbst. Von Betrügern sollen Kartoffelboviste auch schon für viel Geld an Unkundige als wertvolle Trüffeln verkauft worden sein. Tatsächlich hat man hauchdünne Scheiben dieses Giftpilzes früher zum Würzen verwendet.
Leopardenfell – Hartbovist (Scleroderma areolatum). Zunächst fest und schwer wie eine Kartoffel, später leichter und auf Druck die Sporen freigebend. Typisch ist die recht dünne Außenhülle mit der charakteristischen Leopardenfell – Musterung auf der Außenseite. Im Schnitt rötet das Fleisch, insbesondere bei noch jungen Fruchtkörpern. Giftig.
Beutel – Stäubling (Calvatia excipuliformis). Größer als der Flaschenstäubling, mit deutlich angeschwollenen Kopfteil. Die kleinen pyramidenförmigen „Stacheln“ auf der Oberfläche sind nicht so grieskörnig wie beim ähnlichen Flaschenstäubling. Die Färbung ist auch mehr bräunlich. Er kommt von Juli – November in Laub- und Nadelwäldern, seltener auch auf Wiesen vor. Solange er innen fest und weiß ist, kann er gegessen werden. Standortfoto am 09. September 2009 in der Kiefernaufforstung bei Jesendorf.
Riesen – Erdstern (Geastrum melanocephalum) Dieser, in Mecklenburg seltene Erdstern, unterscheidet sich von seinen Gattungsgenossen vor allem durch eine fehlende Haut, die den Sporenkopf der anderen Erdstern – Arten umgibt. Die Sporen liegen hier frei und berührt man die Sporenkugel, so bleibt gleich eine ganze Menge schwarzes Sporenpulver an den Fingern hängen. Er gehört zu den größten Arten seiner Gattung. Dieses Exemplar fanden wir im Sommer 2005 an einer stark eutrophierten Stelle unter Linden am Waldhotel in Neukloster. Foto: Josef Gast.
Halskrausen – Erdstern (Geastrum triplex). Dieser große Erdstern, dessen Exoperidie beim Aufkrempeln meist halskrausenartig zerbricht ist in Mecklenburg einer der häufigsten Vertreter seiner Gattung. Er kommt in Laub- und Nadelwäldern, aber auch in Parkanlagen oder Gebüschen vor und liebt nährstoffreiche Standorte. Er scheint in den vergangenen Jahrzenten durch zunehmende Düngung und Ausbringen von Gülle durch die Landwirtschaft und die damit verbundene Eutrophierung der Landschaft immer häufiger geworden zu sein. Ungenießbar. Das Foto entstand auf der Moosfläche unserer Pilzausstellung.
Wimpern – Erdstern (Geastrum fimbriatum). Zunächst unterirdisch sich entwickelnd, kugelförmig und schließlich an der Spitze aufplatzend. Die Endoperidie (Außenhülle) in 5 – 8 Lappen aufspaltend, sternförmig sich krümmend, so dass die innere Sporenkugel frei liegt. Frisch marzipanartig wirkend. Spätsommer und Herbst. In Wäldern und Parkanlagen, unter Gebüsch. Auch in der Nadelstreu von Fichten- oder Kiefernwäldern. Wohl die häufigste Erdstern – Art. Ungenießbar.
Der Igelstäubling (Lycoperdon echinatum) ist eine sehr markante Gestalt unter den Bachpilzen. Seine langen „Stacheln“ verleihen ihm ein igelartiges Aussehen. Er wächst im Spätsommer und Herbst in kalkhaltigen Laubwäldern. Auch gerne an geschotterten Waldwegen und in geschützten, schattigen Bachtälern. Der kaum verwechselbare Stäubling soll jung essbar sein, sollte aber lieber geschont werden und man kann sich an seiner eigenartigen Schönheit erfreuen. Die „Stacheln“ fallen bei unsanfter Berührung und im Alter leicht ab, so dass der Pilz dann verkahlt. Standortfoto am 21.08.2010 im Haushalt Forst..
Winter Zitzen – Stielbovist (Tulostoma brumale). Die Stielboviste sind in Europa mit etwa 10 Arten vertreten. Sie sind durch einen oft im Erdreich verborgenen Stiel von anderen Gattungen der Bauchpilz makroskopisch gut zu unterscheiden. Schwieriger wird schon die Artbestimmung ohne Mikroskop. Die hier vorgestellte Spezies ist nach Kreisel bevorzugt auf Trocken- und Halbtrockenrasen, auf nährstoffreichen Sanden und Kiesen, Porphyr – Schotter, Ton, Gips und Kalkstein zu finden. Liebt wärmebegünstigte Standorte, anscheinend aber auch sandige, muschelkalkreiche Stellen entlang der Ostseeküste. Hier hat Andreas Okrent auch diese Pilze fotografiert. Er findet sie bei Graal – Müritz alljährlich im Spätherbst und Winter in recht ansehnlichen Kollektionen. Ungenießbar.
Gestreifter Teuerling (Cyathus striatus). Der bis 1 cm breite, innen gefurchte Tiegel oder Becher enthält harte, linsenförmige Peridiolen, die die Sporen enthalten. Zunächst ist der Fruchtkörper jedoch mit einem weißen Häutchen verschlossen. Bei Reife zerreißt die Abdeckung und legt den Blick auf die glänzenden, bleigrauen Peridiolen frei. Von außen sind die Fruchtkörper braunhaarig, filzig überkleidet. Durch die gestreifte Innenseite ist er gut von ähnlichen Teuerlingen abgrenzbar. Wir finden die Pilze gesellig im Laubwald, gern an Wegrändern auf Holzresten. Ungenießbar. Standortfoto.