Champignons = Egerlinge = Agaricus
In Europa gibt es ca. 60 Champignon – Arten. Ein großer Teil von ihnen ist recht selten oder schwierig zu bestimmen. Hier wollen wir einige von ihnen im laufe der Zeit vorstellen. Egerlinge, wie der deutsche Namen lautet, haben eine saprophytische Lebensweise. Sie sind in vielfältigen Biotopen zu hause. Einige bevorzugen Wiesen- und Weideflächen, viele von ihnen leben in Parkanlagen oder Wäldern. Hier insbesondere Fichtenforste. In der Nadelstreu kann man eine ganze Anzahl von Arten finden. So die beliebten Anis – Champignons oder die rot anlaufenden Waldchampignons. Viele sind essbar und gute Speisepilze, einige aber auch ungenießbar oder sogar giftig! Champignons sind Dunkelsporer und ihre Lamellen färben recht schnell von rosa oder grau über schokoladenbraun bis fast schwarz.
Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis). Er wächst von Mai – November meist in Ortschaften und Städten. Hier gern in Parkanlagen, an Straßenrändern und Bordsteinkannten und kann sogar Asphaltdecken sprengen, sollte man seinen Standort versiegeln. Er ist ein ausgezeichneter Speisepilz, der aber oft schadstoffbelastet ist und leider auch oft madig. Standortfoto vom 07. Juni 2009 – Linden und Eichenallee bei Keez im Landkreis Parchim.
Weißer Gift- Champignon oder Karbol – Champignon (Agaricus xanthodermus). Dieser häufige und oft sehr zahlreich auftretende Egerling ist schwach giftig. Er ruft besonders bei empfindlichen Personen heftige Brechdurchfälle hervor. Er wächst von Mai bis Oktober in mehreren Schüben in Parkanlagen und Laubwäldern und tritt dann meist sehr zahlreich am Standort aus. Reibt man seine Stielbasis, oder wie auf dem Foto, die Huthaut, so verfärbt sie sich innerhalb weniger Sekunden kräftig chromegelb und es enströmt der charakteristische Karbol – Geruch. Oft wird er aber trotzdem eingesammelt und sorgt dann alljährlich für zahlreiche Vergiftungsfälle.
Großer Waldchampignon (Agaricus haemorrhoidarius). Dieser, im Fleisch kräftig rötende und braungeschuppte Egerling ist im Sommer und Herbst besonders im Laubwald unter Buchen zu finden. Der etwas kleinere Echte Waldchampignon bevorzugt Fichtennadelstreu. Standortfoto am 20. Juni 2009 im Revier Weiße Krug unter Buchen.
Übelriechender Champignon (Agaricus maleolens). Dieser kompakte Champignon gilt eigentlich als selten. In den letzten Jahren wurde er mir aber zunehmend zur Pilzberatung gebracht. Meist taucht er auf Grundstücken auf, wo Koniferen gepflanzt wurden. Er liebt anscheinend, wie viele andere Champignons, den Nadelhumus. Auch auf dem Wismarer Friedhof habe ich ihn gefunden, in Fichtennadelstreu. Er ist neben seinem Habitus auch gut an seinem seefischartig stinkenden Geruch zu erkennen, den auch der Salzwiesen – Champignon sein eigen nennt. Standortaufnahme auf dem Wismarer Friedhof im Sommer 2009.
Riesen – Champignon (Agaricus augustus). Er ist ein Wald- und Parkbewohner und wächst gern bei Fichten und Eichen. Der oft sehr große Champignon, mit seinem gelbbräunlich geschuppten Hut und dem hellflockigem Stiel mit Anis- oder Bittermandelgeruch, ist ein charakteristischer Sommerpilz. Er wächst von Juli bis September. Seine Lamellen sind auch nach dem Aufschirmen noch länger blass gefärbt. Er ist ein sehr guter, würziger Speisepilz, sollte aber nicht in großen Mengen verzehrt werden, da die Gruppe der Anis – Champignons dazu neigt, giftige Schwermetalle anzureichern. Standortfoto am 11.08.2010 bei Plau am See.
Rissigschuppiger Anis – Champignon (Agaricus fissuratus). Dieser, als recht selten angegebene Anis – Champignon, wuchs in den 1970er Jahren stellenweise in Mengen auf den Salzwiesen der Ostseeinsel Poel, insbesondere zwischen Groß Strömkendorf und Fährdorf. Ich sammelte hier damals als Schulkind große Mengen an Lilastieligen- und Violetten Rötel – Ritterlingen zum Verkauf auf dem Wismarer Markt. Ein schönes Taschengeld war uns sicher, insbesondere wenn auch noch Champignons mit dabei waren. Gezeigte Art trat hier im Oktober und November schubweise und zahlreich auf. Der Pilz ist nicht reinweiß, sondern Art eher sahnegelblich bis hell beige gefärbt und die Hutoberhaut neigt stark dazu, feinrissig – schuppig aufzuspringen. Der Geruch stellt sich eher herb bittermandelartig als anisartig dar. Essbar.
Großsporiger Anis – Champignon (Agaricus macrosporus)? Unter diesem Titel schickte mir Wilhelm Schulz aus Duisburg dieses Foto. Dieser ziemlich seltene Champignon imponiert oft durch seine schiere Größe. Mit bis zu 50 cm Hutdurchmesser ist er einer der größten Hutpilze überhaupt. In der Regel erreicht er aber nur 20 – 30 cm und kann sogar Hexenringe bilden. Unterhalb der Ringzone ist der Stiel zumindest in der Jugend weißflockig, was ihn von ähnlichen, weißen Anis – Champignons, unterscheidet. Leider ist dieses Merkmal auf dem Foto nicht zu erkennen, statt dessen ist der Stiel längsstreifig. Dieser Aspekt und auch die Tatsache, dass der Pilz im Fichtenwald gefunden wurde, deutet möglicherweise auf den ähnlichen Schneeweißen Anis – Champignon (Agaricus excellens) hin!. In jedem Fall aber ist er ein guter Speisepilz! Der Pilz wurde unter Fichten am 09.08.2012 bei Lassach (Österreich) gefunden und sicher auch am Standort fotografiert.
Großsporiger Blut – Champignon (Agaricus langei). Das Foto hat Wilhelm Schulz am 23.11.2013 im Bayerischen Wald aufgenommen. Die hier gezeigte Art wird etwas größer im Vergleich zum Echten Waldchampignon (Agaricus silvaticus) und besitz auch, wie der Name schon sagt, größere Sporen. Beide sind bevorzugt in Nadelwäldern, vor allen unter Fichten zu hause. Der braunschuppige Hut und das bei Berührung, im Bruch oder im Schnitt, intensive röten des Fleisches ist charakteristisch für die Blut – Champignons. Die hier vorgestellte Art kommt auch in Mecklenburg vor, ist aber wesentlich seltener im Vergleich zum Echten Waldchampignon. Guter Speisepilz.
Wiesen – Champignon (Agaricus campestris). Dieser, neben dem Zuchtchampignon, wohl bekannseste Egerling kann auf kurzgrasigen, fetten Wiesen- und Weideflächen mitunter Massenbestände ausbilden. Zu starken Wachstumsschüben kommt es oft nach längeren trockenen und heißen Witterungsphasen nach dem einsetzten kräftiger Niederschläge. Nach wenigen Tagen erscheinen die Fruchtkörper dann fast explosionsartig und in großen Mengen. Der kleine bis mittelgroße Champignon besitzt in der Jugend leuchtend rosa aufblühende Lamellen und ist sehr zartfleischig. Da alte Viehweiden immer seltener werden, ist er neuerdings auch auf Golfplätzen zu hause. Aber Vorsicht, es ist an solchen Standorten schon zu Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel gekommen! Das Foto hat uns wieder Wilhelm Schulz zur Verfügung gestellt. Aufgenommen hat er es am 14.09.2013 in Obervellach (Kernten – Österreich) an einer Straßenböschung.
Gedrungener Champignon (Agaricus spissicaulis). Ähnlich dem Wiesen – Champignon, aber insgesamt kompakter und fleischiger. Hut grauweißlich, mit vergänglichen, angedrückten Schüppchen. Fleisch besonders in der Stielbasis rötend oder bräunend. Geruch schwach angenehm, beim trocknen mandelartig. Überwiegend im Sommer auf Wiesen, Trockenrasen, aber auch in sandigen Kiefernwäldern oder auch in Parkanlagen. Essbar.
Zwerg – Champignon (Agaricus spec). Dieser kleine, gebrechliche Champignon mit max. 5 cm Hutdurchmesser, wuchs am Wegesrand eines Buchenwaldes bei Sterley in Schleswig – Holstein. Er gehört in die Gruppe der purpur gefärbten b. z. w geschuppten Mini – Champignons um A. semotus, A. lutosus, A. purpurellus. Die Lamellen sind zunächst sehr hell grau bis bräunlich und auf Druck gilben die Pilze insbesondere an der Stielbasis deutlich. Sie duften Anis- oder Bittermandelartig. Essbar, aber wenig lohnend.
Echter Waldchampignon (Agaricus silvaticus). Der bis 10 cm breite, recht dünnfleischige Hut, der dicht mit fuchsig – braunen Faserschüppchen bedeckt ist, der weißliche Stiel, der bei Berührung rötet, so wie auch sein Fleisch und das Vorkommen in der Nadelstreu von Fichten kennzeichnen ihn schon recht gut. Die blassrosa Lamellen färben in schokoladenbraun bis schwarz um. Sein Geruch ist schwach angenehm. Guter Speisepilz. Standortfoto.
Perlhuhn – Champignon (Agaricus placomyces). Die Art gehört in die Gruppe der giftigen Karbol – Egerlinge. Sie wächst im Sommer und Herbst an ähnlichen Standorten wie der herkömmliche Gift – Champignon, also in Parkanlagen, Gärten, Gebüschen, Laubwäldern, auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden. Der Hut ist dicht mit kleinen, aschgrauen Schüppchen besetzt, welche an das Gefieder von Rebhühnern erinnern sollen. Auf Druck oder Reibung gibt es auf der Hutoberfläche oder an der Stielbasis eine deutlich gelbe Farbreaktion, die nach kurzer Zeit wieder verschwindet. Der Karbol – Geruch ist meist weniger intensiv als bei der Typus – Art. Zerstreut bis selten.
Schiefknolliger Anis – Champignon (Agaricus abruptibulbus). Hut weiß bis blassgelb, auf Druck kräftiger gelb verfärbend und bis 12 cm breit. Lamellen zunächst grau – rosa und über schokoladenbraun zu fast schwarz umfärbend, dicht stehend. Der schlanke, weiße Stiel ist zur Basis hin meist mehr oder weniger gekrümmt. Geruch anisartig. Sommer und Herbst, recht häufig in Wäldern. Gern in der Nadelstreu von Fichten – Forsten. Sehr guter Speisepilz. Reichert aber wohl auch verstärkt Schwermetalle an, also nicht zu oft und in zu großer Menge essen!