Gallertpilze = verschiedene Gattungen
Zu den Gallertpilzen, die ihrerseits zu den Ständerpilzen gezählt werden, gehören verschiedene Gattungen von Großpilzarten deren Fruchtkörper eine gallertartig – gelatinöse Konsistenz aufweisen. Sie Leben saprophytisch oder auch als Schwächeparasit auf Lebend- und Totholz sowie auf anderen Pflanzen b. z. w. Pflanzenresten.
Der bekannteste und bedeutsamste Vertreter dieser Pilzgruppe, zumindest für die „Kochtopfmykologen“, dürfte wohl das Judasohr (Hirneola auricula – judae) sein. Man findet es vorwiegend im Winterhalbjahr, zumeist am Schwarzen Holunder. Seine Ohrlappenform und seine fleischbräunliche Färbung sind gute Kennzeichen. Ganz selten tritt es auch in einer schneeweißen, pigmentlosen Form auf. Das Wirtsspektrum des Pilzes ist aber keinesfalls auf Holunder beschränkt. Eine umfassende Verbreitungsstudie dieser Art in Mecklenburg, unter Berücksichtigung seiner Wirtsbäume von Margitta Schönfeld und Brigitte Schurig, ist kürzlich in den Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft West – Mecklenburg, 10 . Jahrgang, Heft 1, 2010, erschienen. Das Judasohr und nah verwandte Arten sind aus der asiatischen Küche nicht weg zu denken. Sie sind im Handel in getrockneter Form unter der Bezeichnung „Mu-Err“ oder „Black Fungus“ erhältlich. Standortfoto am 21.11.2009 im Haushalt Forst an Rotbuche.
Nah Verwandt mit dem Judasohr ist der Gezonte Ohrlappenpilz (Auricula mesenterica). Die gelatinösen Konsolen wachsen teils resupinat oder stehen ohrenförmig vom Substrat ab. Die Oberseite ist haarig filzig, olivbräunlich bis grünlich zoniert (Algen) und recht fleischig. Die hellere Unterseite oft wellig kraus. Wir finden den Pilz in wärmebegünstigten Lagen an Laubholz. Meist von Pappel, Esche oder Buche. An Holunder soll er nocht nicht nachgewiesen sein. Außerdem ist der Pilz viel seltener als das Judasohr. In Mecklenburg-Vorpommern sogar sehr selten! Einer der wenigen Nachweise gelang Jürgen Schwik am 02.09.1992 in Wismar, im Stadtteil Wendorf. MTB: 2034/4 Seeblickwäldchen, nahe des Ostseestrandes. Durch den Bau der Seebrücke wurde die Fundstelle sehr wahrscheinlich zerstört. Diese Exemplare hat Wilhelm Schulz am 20.12.2014 in Heckenhof bei Immerath in der Vulkaneifel fotografiert.
Gallertfleischiger Fältling (Merulius tremellosus). Die Art ist ein saprophytischer Holzbewohner und erzeugt eine Weißfäule. Seine halbresupinaten Fruchtkörper überziehen mehr oder weniger flächig das Substrat mit abstehenden Hutkanten. Auf der Unterseite der Fruchtkörper ist ihre Struktur charakteristisch faltig. Die Färbung ist rosaweißlich. Er wächst recht häufig vom Herbst bis in den Winter hinein. Er wurde u.a. an Buche, Birke, Erle, Pappel, Eiche, Weide und Linde nachgewiesen. Ungenießbar. Standortfoto am Waldhotel bei Neukloster. 29.09.2010.
Gemeiner Buchenkreisling (Neobulgaria pura). Glasig – rosaweißliche, kreiselförmige, oft büschelig verwachsene, gallertartige Fruchtkörper auf altem Laubholz, bevorzugt von Buche. Ohne besonderen Geruch oder Geschmack und gleichfalls ohne Speisewert. Vom Herbst bis in den Winter hinein. Das Foto hat Wilhelm Schulz am 24.12.2011 im Reichswald bei Kleve auf dem englischen Soldatenfriedhof aufgenommen.
Goldgelber Zitterling (Tremella mesenterica). Gekröseartig gewundene, gelatinöse, leichtend goldgelbe Gebilde an Laubholzzweigen. Ein schöner Farbtupfer im tristen Winterhalbjahr. Seltener auch in den restlichen Monaten, bei besonders feuchter Witterung. Ungenießbar. Das Standortfoto entstand am 27. April 2013 im Hellbachtal bei Neubukow/Buschmühlen.
Blattartiger Zitterling (Tremella foliacea). Insbesondere im Spätherbst an verschiedenen Laubbäumen, seltener an Nadelholz. Gerne im November und an Luft feuchten Standorten. Gelb bis rotbräunlich und gallertartig aufgequollen, bei Trockenheit einschnurrend. Weit verbreitet. Ohne nennenswertem Speisewert.
Am 22.02.2014 hat Wilhelm Schulz diese Pilze fotografiert. Es handelt sich um den Stoppligen Drüsling (Exidia glandulosa). Die schwärzliche und gelatinöse Art ist vor allem im Winter an Zweigen von Laubbäumen zu finden. Die vom Substrat abstehenden, oft ineinander übergehenden Einzelfruchtkörper sind auf der Unterseite charakteristisch stopplig aufgeraut. Häufig. Ohne Speisewert.
Kandisfarbener Drüsling (Exidia saccharina). Wie gelatinöser Kandiszucker sitzen diese Pilze dicht zusammenhängend im Winter an Stämmen und Stümpfen von Nadelholz, vorzugsweise an Kiefer. Ohne Speisewert. Das Bild hat Wilhelm Schulz am 07.02.2015 auf dem englischen Soldatenfriedhof im Reichswald bei Kleve aufgenommen.
Alerbaster – Kernling (Tremella encephala). Rundliche bis polsterförmige, hirnartig gewulstete, gallertartige Fruchtkörper mit festem, weißlichem Kern. Äußerlich fleischrosa erscheinend. Geruch und Geschmacklos. Vor allem im Winterhalbjahr parasitisch auf alten Blutenden Schichtpilzen (Stereum sanguinolentum) und daher zwangsläufig immer an Nadelholz. Ungenießbar.
Gallertartiger Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum). Wir finden diesen markanten Pilz im Herbst an alten Fichtenstubben. Die Fruchtkörper sind graubraun gefärbt und die stachelige Fruchtschicht erscheint etwas heller. Der ganze Fruchtkörper ist gallertartig schlüpfrig und in Hut und Stiel gegliedert. Eigentlich ein unverwechselbarer Holzbewohner, der sogar als Salat zum roh essen empfohlen wird.
Grüngelbes Gallertkäppchen (Leotia lubrica). Foto Wilhelm Schulz. Die grünlichgelben, gallertfleischigen Pilze finden wir im Sommer und Herbst an feuchteren Stellen in Wäldern. Der Kopf wird bis zu 3,5 cm breit und ist abgeflacht bis kappenartig. Die Fruchtschicht befindet sich auf der Hutoberseite. Der goldgelbe bis orangefuchsige Stiel ist körnig rau und mitunter etwas zusammengedrückt. Das gallertige Fleisch soll fade bis modrig schmecken. Trotzdem gilt der Pilz als essbar.
Zerfließende Gallertträne (Dacrymyces stilatus). Wässrig – gelbe bis goldgelbe, gallertartige Pusteln oder Tränen auf Holzästen, besonders gern an Fichte. 3 – 6 mm im Durchmesser und oft mit benachbarten Fruchtkörpern zusammenfließend und bei feuchtem Wetter schließlich zerfließend. Ohne Speisewert. Foto am 08.10.2016 im Wald bei Prora/Insel Rügen.