Rißpilze – Inocybe
Die artenreiche Gattung enthält sehr viele Giftpilze. In den meisten ist das Toxin Muskarin in unterschiedlicher Konzentration enthalten, so dass einige Vertreter sogar zu den gefährlichsten Giftpilzen gehören. Vor allem der Mairßpilz ist diesbezüglich von Bedeutung, da er schon mit dem essbaren Maipilz verwechselt wurde und lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen kann. Auch die wenigen Arten, in denen kein Muskarin festgestellt wurde, sind unbedingt zu meiden! Rißpilze haben oft mehr oder weniger kegelige Hüte und neigen in unterschiedlicher stärke dazu, von den Huträndern her einzureißen. Die Lamellen verfärben sich erdgrau bis bräunlich. Viele riechen charakteristisch spermatisch, einige sehr aromatisch nach Früchten oder Honig. Sie sind Mykorrhizapilze und leben daher immer mit Baumwurzeln in Symbiose. In Europa kommen über 140 Arten vor.
Der Mairißpilz (Inocybe patouilardii) soll schon mit dem Maipilz verwechselt worden sein. Er wächst bei uns aber meist später und löst praktisch den Maipilz ab Mitte Juni ab. Deshalb sollte man ihn doch lieber als Ziegelroten Rißpilz bezeichnen. Kegeliger, anfangs weißer, später ziegelrötlicher Hut, erdgraue Lamellen und honigartiger Geruch kennzeichnen ihn sehr gut. Er bevorzugt kalkhaltige Standorte in Parkanlagen, unter Alleebäumen und in Laubwäldern. Sehr giftig!
Der Mairißpilz (Inocybe patouilardii) auf der Moosfläche unserer Pilzausstellung. Durch besprühen mit Wasser zum frischhalten der Ausstellungsexponate verstärkt sich das röten am Fruchtkörper zusätzlich.
Grüngebuckelter Rißpilz (Inocybe corydalina). Dieser recht charakteristische Rißpilz mit seinem grünlich gescheiteltem Hut und einem eigenartig süßlichen Geruch wächst relativ selten auf kalkhaltigen Standorten in Laub- und Auenwäldern unter Eichen und Buchen. Soll auch unter Haselnuss vorkommen. Er gilt zwar nicht als giftig, sollte aber auf jeden Fall als Speisepilz gemieden werden und ist ungenießbar. Standortfoto am 09.10.2010 im Radebachtal bei Blankenberg. MTB: 2236/1.
Anhängsel – Rißpilz (Inocybe appendiculata). Dieser Rißpilz soll schon makroskopisch gut bestimmbar sein und ist mit seinem zipfelig behangenen Hutrand und dem aasartigen Geruch in Mecklenburg wohl noch nicht beobachtet worden. Auch in der Pilzflora der DDR von Hanns Kreisel ist kein Fundort vermerkt. Die Art scheint auf alpine Regionen spezialisiert zu sein, wo er in Mischwäldern vom Frühsommer bis in den Herbst fruktifizieren soll. Gilt aber wohl auch dort als selten. Diese Aufnahme stammt von Wilhelm Schulz. Er hat die Pilze am 13.08.2014 bei Flattach/Schattseite in Österreich fotografiert. Giftig!
Olivgelber Rißpilz (Inocybe dulcamara). Dieser überaus häufige Rißpilz wächst die gesamte Saison über, also von April – November, oft an hageren Standorten auf kiesigem Untergrund. In Mengen zum Beispiel auch in unseren aufgeforsteten Kiestagebauen unter Kiefern und Weiden, aber auch in anderen Waldgesellschaften. Sein olivbräunlicher Hut reißt im Gegensatz zu den meisten anderen Rißpilzen kaum vom Rand her auf. Zerdrückt und zerreibt man ihn mit den Fingern, so duftet er meist etwas nach Honig. Schwach giftig! Dieses Foto stammt von Wilhelm Schulz.
Der Lilastielige Rißpilz (Inocybe cincinnata var. major) wurde von der Rißpilz – Spezialistin Frau Dr. Bandini im nachhinein bestimmt. Er wächst in Laub- und Nadelwäldern und ist häufig. Dieses Foto hat Wilhelm Schulz am 02.08.2012 im Pilzmuseum Äußere Einöde bei Villach/Österreich aufgenommen. Es sollte ursprünglich Inocybe calamistra darstellen. Giftig!
Hier sehen wir nicht, wie von Wilhelm Schulz vermutet, den Lilastieligen Rißpilz (Inocybe cincinnata), sondern nach Frau Dr. Bandini vermutlich den Radialrissigen Rißpilz (Inocybe pusio). Er wächst nicht selten in Laubwäldern und Parkanlagen. Das Foto hat Wilhelm Schulz am 31.10.2013 in Ravenvennen bei Arcen in den Niederlanden aufgenommen. Giftig!
Gefleckter Rißpilz (Inocybe maculata). Recht großer Rißpilz im Habitus des Kegeligen Rißpilzes. Charakteristisch sind die weißen Velumreste zum Scheitel hin auf rehbraunem Hut. Die Lamellen sind beigebraun und auch im Alter noch recht hell. Stiel bis 10 cm hoch und weißlich, oft bräunlich überlaufen. Geruch nach Bon aromatisch nach Trüffeln oder Jasmin. Besonders im Spätsommer und Frühherbst in Laubwäldern unter Buchen und Eichen. Meist entlang von Waldwegen. Giftig! Das Foto entstand 08. September 2013 im Buchenwald bei Sterley in Schleswig – Holstein.
Sternsporiger Rißpilz (Inocybe asterospora). Hut 4 – 6 cm breit. Fuchsig- bis kastanienbraun und kaum Velumreste auf dem Hut. Mit zunehmender Entwicklung stark radialstreifig bis rißig. Stiel weiß bis ockerlich, mit gerandeter, bereifter Knolle. Geruch spermatisch. Sporen mit sternförmig ausgerichteten Höckern. Unter Laubbäumen auf Kalkböden. Giftig! Foto: Wilhelm Schulz am 21.09.2014 bei Waldziegelhütte.
Rübenstieliger Rißpilz (Inocybe napipes). Eher ein schönes Stimmungsfoto von Wilhelm Schulz, als ein aussagekräftiges Bestimmungsbild dieser Art. Gut ist aber die satt bräunliche Hutoberfläche zu erkennen, die zunehmend feinfaserig bis rißig wird. Die zunächst fast weißen Lamellen färben schließlich zu weißgraulich bis hellbräunlich um. Stiel ähnlich gefärbt, aber mitunter etwas heller als der Hut, mit weißbereifter Spitze und an der Stielbasis mit einer namensgebenden, ungerandeten, flachen Knolle versehen. Geruch schwach. Das weißliche Fleisch soll sich mit Eisenvitriol grün verfärben. Giftig. 31.10.2014
Lilastieliger Rißpilz (Inocybe griseolilacina). Hut lilagrau bis ockerbräunlich, faserschuppig bis striegelig, kegelig gewölbt bis scheibenförmig, mitunter mit leichtem Buckel. Blätter weißlich bis ockerbräunlich, teils mit lila Schein. Gedrängt und ausgebuchtet. Schneiden weißlich bis lila bewimpert. Stiel kräftig lilagrau, später ockerlichgrau, anliegend haarig – faserig, zylindrisch und gekrümmt, Fleisch holzfarben, im Stiel zart lila. Geruch erdig. Sommer und Herbst im Laub- und Mischwald unter Rotbuchen. Ziemlich selten. Zumindest giftverdächtig. Foto: Wilhelm Schulz am 21.08.2016 bei Gerolstein.
Fliederweißer Rißpilz (Inocybe sambucina). Kräftige, stämmige Art sandiger Nadelwälder. Hut silbrigweiß und später gilbend. An weißen Flieder erinnernd. Wird nicht längsrissig. Schön gewölbt bis ausgebreitet. Blätter blass bis cremefarbig mit graulichem Schimmer. Ziemlich dick, aber nicht sehr dicht stehend und bauchig. Stiel weißlich mit undeutlich bereifter Spitze, recht stämmig. Derb- und weißfleischig, mit widerlichem Geruch. August bis Oktober unter Kiefern auf sandigen, trockenen Böden. Giftig. Foto am 30.10.2019 in der Ueckermünder Heide.
Strohgelber Rißpilz (Inocybe cookei). Strohgelblicher, später ausblassender Hut, seidig – faserig bis feinrissig und mit flachem Buckel. Lamellen weißlich bis lehmfarben, mit weißlich gefranster Schneide. Hell strohgelblich, schwach faserig und oben etwas weißflockig. Oft mit weißlich gerandeter Knolle. Fleisch ebenfalls weißlich bis strohgelblich und mit zunächst obstartigem, später etwas spermatischem Geruch. Im Herbst in Laub- und Nadelwäldern. Soll kein Muskarin enthalten und wäre somit ungiftig. Foto am 11.09.2016 in der Ueckermünder Heide.
Seidiger Rißpilz (Inocybe geophylla). Kleiner, weißlicher Rißpilz mit seidigem Hut, erdgrauen Lamellen und spitz gebuckelten Hut. Die Schneiden der Lamellen sind weiß bewimpert. Widerlicher Geruch und Geschmack. Einer der häufigsten Rißpilze in Laub- und Nadelwäldern. Wächst auf verschiedenen Böden, scheint aber kalkhaltige Standorte wie Straßen- und Wegränder zu bevorzugen. Oft sehr gesellig. Er kommt auch in einer schön violetten Form vor. Giftig! 11.09.2016 im Vorgelsanger Forst.
Bittermandel – Rißpilz (Inocybe hirtella). Hut bis 5 cm breit und kegelig, gelb- bis fuchsig – bräunlich, etwas faserig – schuppig. Lamellen blass bis ockerfarbig. Weißer Stiel. Geruch nach Bittermandeln. Vor allem im Herbst in Wäldern und Parkanlagen an kalkhaltigen Standorten. Recht häufig und wie die meisten Rißpilze giftig! 11.09.2016 im Vogelsanger Forst bei Ueckermünde.
Blaustieliger Rißpilz (Inocybe calamistrata). Wilhelm Schulz hat die Pilze am 16.09.2017 in Stadtkyll fotografiert. Dieser auffällige Rißpilz ist in weiten Teilen Deutschlands bisher nur selten belegt worden. In M-V ist mit Stand 2020 erst ein Fundpunkt in der Verbreitungskarte eingetragen. Hingegen scheint die Art im Schwarzwald recht verbreitet zu sein. Der Schuppige Hut und der bläuliche Stiel sind recht markante Merkmale. Der Pilz soll in Mischwäldern vorkommen, hier scheint er im Fichtenforst gefunden worden zu sein.