Weitere Röhrlinge
Hier wollen wir in loser Folge weitere Röhrlingsarten vorstellen. Vielleicht kommen im laufe der Zeit auch einige Arten mit in die Auswahl, die wir hier in Mecklenburg noch nicht feststellen konnten. In der Regel werden es aber Röhrlinge aus heimischen Gefilden sein.
Hasen – Röhrling (Gyroporus castaneus). Der Zimt – Röhrling, wie er auch genannt wird, kommt bei uns sehr zerstreut vor und wächst im Laub- und Nadelwald, besonders gerne unter Eichen. Er tritt dann einzeln, aber durchaus auch mal gesellig auf. Die zimtbraune Färbung auf Hut und Stiel steht oft im deutlichen Kontrast zu den weißlichen Röhren. Der Hut wirkt flaumig samtig, der Stiel oft glatt und glänzend, besonders bei älteren Pilzen. Er besitzt kein Netz oder Schüppchen. Von außen ist er knorpelig fest, innen aber zellig hohl und daher etwas brüchig. Das weißliche Fleisch ist im Schnitt unverändert, also nicht blauend. Man findet ihn im Sommer und Herbst sowohl auf sandigen, als auch auf besseren Böden. Er soll ein guter Speisepilz sein, der aber aufgrund seiner relativen Seltenheit lieber geschont werden sollte. Das Foto stammt von Andreas Okrent.
Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens). Er gehört zur selben Gattung wie der obige Hasen – Röhrling. Sein Fleisch läuft kornblumenblau an, wobei es auch eine seltene Form von ihm gibt, die nicht blaut! Der strohgelbe Pilz mit seiner haarig – faserigen Hutoberfläche wächst im Sommer und Herbst in Laub- und Nadelwäldern auf sandigen Böden. Oft direkt an oder auf sandigen Waldwegen. Einzeln oder gesellig. Der fleischige Hut erreicht 6 – 12 cm im Durchmesser. Die Röhren sind weißlich und Druckempfindlich. Der Stiel ist feinflockig filzig, bis 10 cm lang und bis 3,5 cm dick. Innen oft schwammig und markig mit derber, brüchiger Rinde. Kreisel schreibt: „Speisepilz von vorzüglichem Geschmack. Beim Schmoren wird das Fleisch schön hellgelb“.
Der Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus) wächst vom Frühsommer bis in den Herbst in Laub- und Nadelwäldern. Besonders gern ist er unter Fichten anzutreffen. Der recht einheitlich hell bis lederbräunlich gefärbte Hut besitz auf der Unterseite zunächst ein weißliches Röhrenfutter, das mit zunehmender Reife rosa bis fleischfarben wird. Besonders an Druckstellen. Am gelbbräunlichen Stiel befindet sich eine kräftige, bräunliche Netzzeichnung. Sein Fleisch ist wie bei Steinpilzen weiß gefärbt und schmeckt gallebitter. Es ist sogut wie niemals madig. Oft wird er mit ähnlichen Speisepilzen, besonders mit Steinpilzen und Birkenpilzen, verwechselt und verdirbt Jahr ein, Jahr aus so manches Pilzgericht. Standortfoto im Juli 2013 im Sültener Forst.
Strubbelkopf (Strobilomyces floccopus). „Old Man of the Woods“, alter Mann des Waldes nennen ihn die Engländer. Ein durchaus passender Begriff, denn seine düstere Erscheinung wirkt auch als junger Pilz schon irgendwie alt. Dieser Röhrling, mit den schwarzbraunen, abstehenden Schuppen, ist eine außerordentlich markannte Gestalt und kaum zu verwechseln. Wir finden ihn von Juli bis Oktober in schattigen Wäldern, einzeln oder in Gruppen. Anscheinend braucht er nicht unbedingt Kalkböden, ist aber in unseren besseren, zumindest teilweise kalkhaltigen Buchenwäldern nicht all zu selten. Allerdings braucht er nährstoffreiche Böden. Über seinen Speisewert lässt sich streiten. Ich möchte ihn zumindest als minderwertig bezeichnen. Es gibt Pilzbuchautoren, die ihn gleich als ungenießbar bewerten, andere sogar als guter Speisepilz. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden! Diese wunderbare Aufnahme stammt von Andreas Okrent aus dem Haushalt Forst.
Blasshütiger- oder Blutrotfleckender Purpurröhrling (Boletus rhodoxanthus). Dieser wunderschöne, farbenfrohe Dickröhrling gilt allgemein als selten. In Mecklenburg ist er sehr selten. Er wächst im Hoch- und Spätsommer an wärmebegünstigten, kalkhaltigen Standorten unter Rotbuchen. Gern an südexponierten Hanglagen, so wie hier am Schweriner See bei Wiligrad. Sein hell graurosa Hut ist, wie auf dem Foto gut zu erkennen, gegen Berührung sehr empfindlich. Er bekommt blutrote Druckstellen. Die Poren auf der Hutunterseite sind anfangs gelblich, werden bei der weiteren Entwicklung purpurorange. Sein dickbauchiger, gelber Stiel ist mit einem deutlich purpurroten Netz überzogen. Das Fleisch blaut im Schnitt und riecht schwach fruchtig und angenehm, keinesfalls unangenehm oder aasartig wie beim ähnlichen und giftigen Satans – Röhrling. Über den Speisewert liegen keine Angaben vor. Vermutlich ist er essbar, sollte aber wegen seiner Seltenheit unbedingt geschont werden. Der Fotograf ist Andreas Okrent.
Sehr ähnlich der oben dargestellten Art ist der Weinrote Purpur – Röhrling (Boletus rubrosanguineus). Er dürfte in Mecklenburg bisher wohl noch nicht nachgewiesen sein. Die Art ist im wesentlichen im süddeutschen Raum in den Hügel- und Mittelgebirgslagen von Baden – Württemberg und Bayern zu hause, aber auch dort meist sehr selten! Hier wächst dieser schöne Dickröhrling unter Buchen und im Eichen/Hainbuchenwald auf neutralen bis basischen, lehmigen bis frischen Böden. Im Vergleich zum Blasshütigen Purpur – Röhrling ist sein Hut deutlich stärker gefärbt. Er wird mitunter auch als Falscher Satans – Röhrling bezeichnet, der allerdings ein grauen Hut besitzt, ohne Rotanteile. Gerne würden wir diesen farbenprächtigen Röhrling auch bei uns finden, aber vielleicht klappt es ja irgendwann im Zuge der möglichen Klimaerwärmung. Hügellige Landschaftstypen sind jedenfalls auch in M-V vorhanden. Das Foto hat mir Wilhelm Schulz aus Duisburg zugesandt. Es entstand am 11.08.2012 auf der Windischen Höhe in Kärnten/Österreich.
Erlengrübling (Gyrodon lividus). Für diesen, von oben einem Krempling ähnelnden Röhrling, musste eigens eine eigene Gattung aufgestellt werden, da er nirgendwo so richtig hinein zu passen schien. Seine jung leuchtend gelben Röhren laufen weit am Stiel herab und auch der Standort unter Erlen ist nicht gerade typisch für einen Röhrling. Das Fleisch und besonders die Poren des Pilzes blauen bei Berührung, was er dann wieder mit vielen anderen Röhrlingen gemeinsam hat. Der elfenbeinblasse bis strohgelbliche Hut ist bei feuchten Wetter schmierig klebrig. Er kommt in und am Rande von Erlenbrüchen, oft sehr gesellig, teils sogar büschellig vor. In Mecklenburg konnten wir ihn bereits des öffteren Nachweisen. Er gilt allgemein als zerstreut vorkommend, ich Denke aber, wenn man gezielt geeignete Biotope. z. B. auch feuchte Seeuferbereiche, die mit Erlen bestanden sind, im August und September nach ihm absucht, dürfte man früher oder später ohne weiteres fündig werden. Er ist essbar, sollte aber nur bei reichlichem Vorkommen als solches genutzt werden. Das Foto hat Wilhelm Schulz am 22.08.2012 bei Mühlen in der Steiermark/Österreich aufgenommen.
Kiefern- oder Fuchsbraune Rotkappe (Leccinum vulpinum). Diese Rotkappenart habe ich 1993 während eines Urlaubs im südlichen Norwegen, etwas nördlich von Oslo, reichlich im Kiefernwald, zusammen mit Kiefern – Steinpilzen, gefunden. Interessant war, dass die Fuchsrotkappe weniger von Insektenlarven befallen war, als die dort massenhaft vorkommenden Birken – Rotkappen. Im Gegensatz zu Mecklenburg sind Rotkappen in Norwegen häufig vermadet. Jedenfalls war es damals so. Die hier gezeigte Art habe ich in unserem Einzugsgebiet, obwohl reichlich Kiefernwälder vorhanden, noch nicht gefunden. Das Foto hat Wilhelm Schulz am 15.08.2012 in Teuchl, bei Penk im Mölltal (Österreich) aufgenommen. Essbar.
Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis). Diesen schönen und häufigen Dickröhrling des Laub- und Nadelwaldes finden wir von Mai – November vorwiegend unter Buchen, Eichen und Fichten. Sein dunkel- bis schwarzbrauner, feinsamtiger Hut und sein oft dickbauchiger, dicht rot beflockter Stiel und das intensiv blauende Fleisch bei Berührung und im Schnitt, kennzeichnen diesen ausgezeichneten Speisepilz recht gut. Roh ist er allerdings leicht giftig, so dass er 15 bis 20 Minuten durchgegart werden muss. Standortfoto am 24. Mai 2013 in den Rohlstorfer Tannen.
Der Goldgelbe Hohlfußröhrling (Boletinus cavipes var. aureus) ist eine gelbe Variante des herkömmlichen Hohlfuß – Röhrlings, die überall selten sein soll. Ich habe beide Formen 2013 am Ufer des Naturschutzgebietes Schwarzer See im Schlemminer Forst gefunden. Dieses Bild stammt allerdings von Wilhelm Schulz aus Duisburg. Er hat den Fruchtkörper am 17.10.2014 bei Pöllan in Österreich fotografiert. Charakteristisch ist der hohle Stiel, die länglichen Röhren und sein Vorkommen unter Lärchen, meist im Bergland. In Mecklenburg ist auch der normale Hohlfuß – Röhrling mit den braunen Hüten selten. In Richtung Nordseeküste, nach Schleswig – Holstein und Niedersachsen zu, ist der Pilz stellenweise häufiger anzutreffen. Essbar.
Gelber Hohlfußröhrling (Boletinus cavipes var. aureus) am 10.11.2013 im Naturschutzgebiet Schwarzer See im Schlemminer Staatsforst, in Mecklenburg – Vorpommern fotografiert. Es war gleichzeitig der Erstnachweis dieser wohl überall seltenen Form des Hohlfuß – Röhrlings für unser Bundesland.
Schönfuß – Röhrling (Boletus calopus). Dieser schöne, aber leider bitter schmeckende Dickröhrling ist vorwiegend ein Pilz der Bergländer, kommt aber zerstreut bis selten auch in Mecklenburg vor. Wir finden ihn bei uns in Buchenwäldern auf sauren Böden, während er im Gebirge meist unter Fichte und Tanne vorkommen soll. Wegen des bitteren Fleisches ist er ungenießbar. Seine Röhrenmündungen sind gelb, ohne Rotanteile. Diese finden wir im Stielbereich durch ein auffallendes, rotes Netz. Wilhelm Schulz hat dieses reife Exemplar am 10.10.2014 bei Penk in Österreich fotografiert. Ungenießbar.
Nadelwald – Anhängselröhrling (Boletus subappendiculatus). Gefunden im Juli 2013 am Hohlsee bei Brüel im Mischwald von Buche und Kiefer. Im Gegensatz zum herkömmlichen Anhängsel – Röhrling des Eichen/Buchenwaldes wirkt der Pilz etwas gedrungener mit bauchigerem Stiel, der eine deutliche, gelbe Netzzeichnung trägt. Der Hut ist heller bräunlich und der Pilz ist auch nicht so schwer und massig. Das gelbliche Fleisch zeigt auf Druck oder Schnitt keine Farbveränderung. Der Geruch ist unbedeutend. In Mecklenburg äußerst selten. In den Nadelwäldern der Gebirgsgegenden befindet sich sein eigentliches Zuhause. Standortfoto. Vermutlich essbar, aber schonenswert.
Der Kiefern – Steinpilz (Boletus pinophilus) mit seinem rotbraunen Hut und dem ebenfalls rotbräunlich getöntem, gedrungenem Stiel ist trotz des hohen Kiefernanteils mecklenburgischer Wälder bei uns eine Rarität. Nur sehr zerstreut können wir diesen schönen Steinpilz in meist wenigen Exemplaren finden. Er erscheint häufig zweimal im Jahr. Zunächst in der Regel im Mai/Juni und dann nochmal im September/Oktober. Dieses Prachtstück fand Andreas Okrent bei Graal – Müritz.
Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron). Das Rotfüßchen ist wohl der häufigste Röhrling in unseren Wäldern. Wir finden ihn im Sommer und Herbst in Laub- und Nadelwäldern. Sein zunächst dunkelbrauner Hut reißt bei der weiteren Entwicklung stark auf und wird rissig – felderig. Der schlanke Stiel ist besonders in der unteren Hälfte mehr oder weniger intensiv rot gefärbt. Sein gelbes, schnell schwammig werdendes Fleisch, riecht fruchtig und geht schnell in Fäulnis über oder die Pilze werden vom parasitischen Goldschimmel befallen und verfärben sich über grauschimmelig zunächst weiß und bei Sporenreife des Goldschimmels intensiv gelb. Es sollte beim Sammeln der essbaren Rotfüßchen stets auf Schimmelbefall geachtet werden. Solche Exemplare sind nicht einzusammeln, denn der Goldschimmel macht sie ungenießbar oder sogar giftig.
Trügerischer Hexen – Röhrling (Boletus mendax). Dieser Dickröhrling wurde erst im Jahre 2013 neu beschrieben und vom ähnlichen Netzstieligen Hexen – Röhrling unterschieden. Tatsächlich habe ich die Art auch vormals immer mal wieder in Ufernähe des kalkhaltigen Radebachs bei Blankenberg gefunden und konnte sie nie richtig einordnen. Ein Netz ist bei meinen Kollektionen nicht auszumachen. Eher erscheint der Stiel sehr dicht purpurrot beflockt, aber ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling ist definitiv auszuschließen. Das Fleisch ist im Schnitt weinrötlich durchzogen, besonders im Stiel. Die Pilze sind meist relativ schlank für einen Dickröhrling und auch der Hut ist ziemlich stark purpurot überlaufen. Über die Genießbarkeit gibt es keine Angaben.
Boletus mendax im Schnitt.
Goldporiger Röhrling (Aureoboletus gentilis). Der kleine Röhrling mit dem rosabraunen, schleimigem Hut und den leuchtend goldgelben Poren sowie dem schlanken, zur Basis zugespitztem Stiel ist auf den ersten Blick allenfalls mit einer Ziegenlippe verwechselbar. Diese hat bekanntlich auch leuchten gelbe Poren, aber einen oliv – ledergelblichen, filzigen Hut. Der Braune Filzröhrling ist ebenfalls trockenfilzig auf dem Hut. Das Fleisch des Goldporigen Röhrlings blaut nicht. Wir finden die Art meist einzeln in kalkreichen Laubwäldern und Parks bevorzugt unter Eichen, Buchen und Hainbuchen. Der Pilz ist sehr selten und steht auf den Roten Listen als vom Aussterben bedroht. Das abgebildete Exemplar fand Andreas Okrtent in südexponierter Hanglage des Deichelsees bei Brüel in Gesellschaft mit dem Satans – Röhrling. Kein Speisepilz.
Brauner Filzröhrling (Xerocomus subtomentosus var. ferruginosus). Eine dunkelhütigere Form der Ziegenlippe. Der Hut ist schön rotbraun und natürlich auch wildlederartig filzig. Die Röhren ziemlich weit und ebenfalls satt gelb gefärbt. Wir finden diese Form der Ziegenlippe in der Regel in moosreichen Nadelwäldern unter Kiefern und Fichten. Essbar.
Kuh – Röhrling (Suillus bovinus). Blassgelber bis kuhrötlichbrauner Hut, gelblichgrüne, rasch sehr weite und eckige Röhren und wie der Hut gefärbter Stiel. Besonders im Herbst in nährstoffarmen, sauren, sandigen Kiefernwäldern und in Mooren. Meist inselweise und mitunter Massenhaft. In den letzten Jahrzehnten durch Eutrophierung der Landschaft vielfach rückläufig. Oft mit dem Rosaroten Schmierling zusammen. Essbar, aber minderwertig. Der ganze Pilz ist gummiartig – zäh. Standortfoto.
Glattstieliger Hexen – Röhrling (Boletus queletii). Die Pilze hat Wilhelm Schulz am 02.09.2015 im Forstgarten Kleeve fotografiert. Dieser Hexen – Röhrling ist im Vergleich zu seinen Verwandten, Flockenstieliger- und Netzstieliger Hexen – Röhrling, wesentlich seltener. Wir finden ihn vom Sommer bis zum Spätherbst unter Laubbäumen (Buche, Eiche, Linde) auf kalkhaltigen Böden. Sein Stiel ist gelblich und ohne nennenswerte Struktur. Weinrötliche Farbtöne sind im Fleisch und auf dem Hut zu finden. Mal dominieren Brauntöne den Hut, mal treten die rötlichen Farbpigmente stärker hervor, wie auch bei dieser Kollektion. Die Hutoberfläche ist zudem oft runzelig, was bei seinen häufigeren Verwandten kaum zu beobachten ist. Auch dieser Hexenpilz dürfte nach ausreichender Garzeit essbar sein, sollte aber wegen seines viel selteneren Auftretens geschont werden.