Schlauchpilze, Teil 2
Birke mit Nestern des Schlauchpilzes Taphrina betulina, zu deutsch Hexenbesen.
Der Hexenbesen (Taphrina betulina) verursacht stark und dicht verzweigte Verästelungen in den Baumkronen von Birken.
Hexenbesen (Taprina betulina) ganz aus der Nähe.
Ledergelber Öhrling (Otidea alutacea). Dieser recht ansehnliche, bis 6 cm breite Öhrling, wächst in Laubwäldern, teils auf nackter Erde. Die Färbung ist schmutzig graubraun bis ledergelb. Die Apothezien sind seitlich aufgeschlitzt, so dass die für diese Becherlingsgruppe typische Ohrenform entsteht. Ähnliche Arten wie der Kröten – Öhrling, eher dunkelbraun gefärbt und oft sehr dicht büschellig wachsend, oder das essbare Eselsohr mit orangen Farben, können zur Verwechslung Anlass geben. Standortfoto. Ohne Speisewert.
Erlenkätzchen – Becherling (Ciboria amantacea). Im Spätwinter und Vorfrühling häufige Art in Erlenbrüchen. Hier auf den feucht liegenden, männlichen Kätzchen erscheinend. Fruchtkörperschüssel bis max. 15 mm im Durchmesser. Ockerbräunlich gefärbt mit sehr dünnem, unterschiedlich langen Stiel. Der Rand der Becherchen ist weiß bewimpert bis gekerbt. Ohne Speisewert. Das Foto entstand im April 2013 am Roten See bei Brüel.
Flächiges Eckenscheibchen (Diatrype stigma). Dieses schwarze Eckenscheibchen bildet keine einzeln und frei stehenden Perithezien aus, sondern ist flächig ausgebreitet und recht häufig auf Ästen und Stämmen verschiedener Laubhölzer wie Rotbuche, Eiche, Traubenkirsche, Birke Ahorn u. s. w. zu finden. Kein Speisepilz.
Buchen – Eckenscheibchen (Diatrype disciformis). 2 – 3 mm breite und bis 1,5 mm hohe Fruchtkörperwarzen an Buchenholz. Die Pilze sind ganzjährig zu finden. Sie entwickeln sich zunächst unter der Baumrinde und brechen dann aus ihr hervor. Dabei entstehen meist eckige, etwas abstehende Bruchkannten an der Rinde, was den deutschen Namen für diese Gattung zur Folge hatte. Das Foto hat für uns Wilhelm Schulz aufgenommen.
Brandstellenwimperling (Anthracobia melaloma). Dieser Schlauchpilz gehört in die Verwandtschaft der Feuerkissenpilze und ist auf Brandstellen oder an verkohltem Holz zu finden. Seine Apothezien haben einen Durchmesser von 1 – 3 mm und sind mittig vertieft und orange gefärbt. Der Rand ist haarig bewimpert durch angedrückte Haarbüschelchen und erscheint dadurch dunkler punktiert. Dieses Foto stammt von Wilhelm Schulz. Er hat die Pilze am 15.02.2014 im Totenmoor in der Eifel fotografiert. Gefunden und Bestimmt hat die Art Heinz Ebert. Ohne Speisewert.
Milchweise Lorchel (Helvella lactea) – Ich fand den Einzelpilz im Mai auf einem grasigen Waldweg bei Buchen einerseits und Fichten andererseits. Mit etwa 5 cm Höhe war die Lorchel relativ klein und ihre Hutlappen sind bei weitem nicht so zerzaust wie bei der sehr ähnlichen Herbst – Lorchel. Leider habe ich den Fund nicht mikroskopisch untersucht, aber ich denke, es könnte sich durchaus um diese sehr seltene Art handeln. Standortfoto: 27.05.2013 im Revier Weiße Krug. MTBQ: 2236/1.
Zugespitzter Kugelpilz (Leptosphaeria acuta). Sehr häufig, besonders im Frühjahr auf vorjährigen Stängeln der Brennnessel Urtica dioica. Die kaum 1 mm großen Schlauchpilzfruchtkörper sind oft zusammen mit dem Orangfarben Brennnesselbecherchen sehr zahlreich auf den trockenen Stängeln zu finden. Die schwarzen Fruchtkörper sind charakerristisch kegelförmig zugespitzt. Das stark vergrößerte Foto stammt von Christopher Engelhardt.
Knäueliger Haselbecher (Encoelia furfuracea). Das Foto hat Wilhelm Schulz 14.02.2014 im Totenmoor aufgenommen. Die Fruchtkörper sind im Winter an Haselnuss und Erle zu finden. Sie sind meist büschellig gedrängt, 5 – 15 mm groß und zimt- bis dunkelbraun gefärbt. Von außen stark kleiig/schorfig. Zunächst blasenförmig geschlossen, später sternförmig aufplatzend. Ohne Speisewert.
Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa). Ähnlich der Herbst – Lorchel, aber dunkler gefärbt von grau bis schwärzlich. Hut stärker gelappt. Stiel stark rippig und grubig gefurcht sowie meist etwas heller. In Laub- und Nadelwäldern, gern längst der Wege. Manchmal auch auf Brandstellen. Essbar, aber möglicherweise roh giftig.
Grauweißer Rippenbecherling (Paxina costifera). Ähnlich der Hochgerippten Becherlorchel, aber Apothezien grauweißlich und etwas flacher schüsselförmig. Recht brüchig. Im Frühling in Laubwäldern und Gebüschen. Wahrscheinlich kalkliebend und selten. Die Pilze wurden in der Wismarer Parkanlage Lindengarten gefunden. Kein Speisepilz.
Orangebecherling (Aleuria aurantia). Dieser recht große, leuchtend orange gefärbte, stiellose Becherling ist besonders im Herbst oft sehr gesellig und manchmal sogar in großen Mengen in Wäldern auf lehmiger Erde anzutreffen. Gern an Waldwegen und deren zerfahrenen Furchen. Die einzelnen Becher können bis 10 cm im Durchmesser erreichen. Für die schöne Färbung sollen Karotinoide verantwortlich sein. Die zarten, wachsartigen Gebilde sind recht brüchig und auf der Außenseite heller gefärbt. Nimmt man die Pilze in die warme Hand, so können sie plötzlich anfangen zu „dampfen“. Das ist natürlich kein Wasserdampf, sondern die Sporen, die aus ihren Schläuchen (Asci) explosionsartig, wie auch bei anderen Großbecherlingen, heraus geschleudert werden. Die hier dargestellten Pilze sollen zwar essbar sein, aber da sie ein Schmuck unserer Wälder sind, dürften sie für diese, fast schon ordinäre Verwendung, viel zu schade sein. Standortfoto.
Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon). Ab den Spätherbst bis zum Frühling ist dieser Ascomycet an vielen alten Buchenstubben zu sehen. Die geweihförmig verzweigten Keulchen können bis 5 cm hoch werden. Sind im unteren Bereich schwarz und nach oben, zu den Verzweigungen, grauweißlich gefärbt. Ungenießbar.
Schmutzbecherling (Bulgaria inquinans). Frisch gefällte Eichenstämme längst der Waldwege, die nicht sofort abtransportiert werden, können relativ rasch von diesem rotbraunen bis schwarzen, gallertartigen Gesellen in großen Mengen besiedelt werden. Der Name Schmutzbecherling rührt daher, dass er beim anfassen oder beim liegen reichlich Sporenstaub absondert, der uns die Finger oder seine Umgebung verschmutzt. Gelegentlich kann er auch an anderen Laubhölzer, wie beispielsweise Buche, vorkommen. Ungenießbar.
Rillstielige Lorchel (Helvella solitaria). Wir finden diese eher kleine Lorchel nicht selten im Frühling und Sommer längst der Waldwege, insbesondere auf kalkhaltigen Böden. Meist in Laub- und Auenwäldern. Der vom Stiel recht deutlich abgesetzte, graubräunliche Hut wird bis 4 cm breit. Der längsgerippte Stiel ist weißlich gefärbt. Bei der ähnlichen Hochgerippten Becherlorchel gehen Stiel und Längsrippen fleißend in den Hut über. Ohne Speisewert und zumindest wohl roh giftig!
Grauer Langfüßler (Helvella macropus). Der Stiel ist hier nicht gerillt, sondern rundlich. Der ganze Fruchtkörper grau bis graubraun. Bis 5 cm hoch und die Schüssel auf dem Stiel ist bis 3 cm im Durchmesser. Außenseite deutlich haarig – filzig. Sommer bis Herbst in Laub- und Nadelwäldern. Gern auf nacktem Boden. Sehr ähnlich und sicher wohl nur makroskopisch zu trennen ist der Wollig – filzige Langfüßler (Helvella villosa). Die gezeigte Art ist bisher nur recht zerstreut nachgewiesen. Zum Essen nicht lohnend, obwohl der Pilz sehr schmackhaft sein soll.
Schild – Borstling (Scutellinia scutellata). Zunächst kugelig, dann schüsselförmig, ungestielt, leuchtend scharlachrot und am Apothezienrand mit dunkelbraunen Haaren bewimpert. Mai bis Oktober auf nass liegenden Holzresten, Holzhäcksel oder Sägespänen. Häufig. Ohne Speisewert.
Kugelsporiger Brandstellen – Borstling (Sphaerosporella brunnea). Die bis knapp 1 cm im Durchmesser erreichenden Apothezien finden sich vom Frühling bis zum Herbst meist auf Brandstellen mit ihren entsprechenden Moosen. Wie für die artenreichen Borstlinge üblich, befinden sich am Becherrand zahlreiche Wimpern. Wer mir das Foto zugesandt hat, kann ich nicht mehr eindeutig klären. Sehr wahrscheinlich entweder Torsten Richter oder Christian Ehmke. Auch Chistopher Engelhardt könnte noch in Frage kommen.
Brandkrustenpilz (Hypoxylon deustum). Zunächst grauweiße, unebene, poröse Belege, die später kohleschwarz und bröcklig werden. Am Fuße von Laubbäumen und deren Stubben. Besonders an Buchen. Ganzjährig, die frischen, grauen Konidienstadien sind im Frühling zu finden. Ungenießbar.
Sumpfhaubenpilz (Mitrula paludosa). In Sümpfen und an Tümpeln auf verottenden Pflanzenresten im Wasser. Gelbe, rundlich – ovale Käppchen, bis etwa 1,5 cm, auf einem helleren, weißlichen Stiel. Ohne Speisewert. Foto: Wilhelm Schulz bei Gerolstein am 12.04.2014.
Gelbmilchender Becherling (Peziza succosa). Relativ großer Becherling, den wir von Mai bis Oktober auf lehmigen, steinigen Böden in Laub- und Nadelwäldern finden können. Die Apothezien können in Ausnahmefällen bis zu 10 cm im Durchmesser erreichen. Innenseite nussbraun, außen heller und kleiig. Wesentlich bei der Bestimmung ist der an Bruchstellen austretende, gelbe Saft. Gut auch beispielsweise auf einem weißen Papiertaschentuch beim Antupfen zu erkennen. Kein Speisepilz. Das Bild und die Bestimmung stammen von Wilhelm Schulz. Er hat den Pilz am 17.07.2014 bei Walkenried im Harz fotografiert.
Kerbrandiger Napfbecherling (Tarzetta cupularis). Das Bild hat Wilhelm Schulz am 17.04.2014 aufgenommen. Die Art ist also schon sehr zeitig bis in den Herbst auf nackter, lehmiger Erde, unter Laubbäumen und Gebüsch zu finden. Der Becher ist nur zwischen 1 und 2 cm groß, gelblichgrau, kelchförmig und außen kleiig. Der Rand ist typischerweise gekerbt. Nach unten zu stielartig zusammengezogen und in den Boden eingesenkt. Nicht selten vom Flachland bis ins Gebirge. Ohne Speisewert.
Hypocrea strictipilosa – übersetzt etwa „Steifbehaarter Kissenpustelpilz“. Dieser Kernpilz wird bis max. 5 mm im Durchmesser und findet sich auf Holzästen und Stämmen. Die Fruchtkörper sind rundlich, flach kissenförmig, zitronengelb, mit dunkelgrünen Perithecien. Er gehört in eine Gruppe dieser Schlauchpilze mit grünen Sporen. Das Foto hat Wilhelm Schulz am 07.10.2015 bei Markkleeberg aufgenommen. Gefunden und bestimmt wurden die Pilze von Jesko Kleine.
Violetter Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria). Große, bis zu 12 cm breite und bis 5 cm hohe, dickfleischige, fast kugelige Becherlinge, die sich schließlich in 5 – 10 dreieckige Lappen aufspalten, so dass der Fruchtkörper an eine Krone erinnert. Außen weißlich – grauviolett – bräunlich bis rosa, innen zunächst zart bis schön violett. Im Alter eher zu bräunlich umschlagend. Mai bis in den Sommer im Laub- und Nadelwald. Nur auf ausgesprochen kalkhaltigen Böden. In M-V beispielsweise auf den Kreidefelsen der Insel Rügen. Da der Pilz ähnlich giftig wie die Frühjahrslorchel sein soll, ist er lieber zu meiden. Besonders in älterer Literatur wird er noch als essbar nach 5 Minuten Kochen und Wasser wegschütten angegeben. Foto: Wilhelm Schulz in Kärnten/Österreich.
Zitronengelbes Reisigbecherchen (Bisporella citrina). 23.09.2017 in Laasphe von Wilhelm Schulz fotografiert. Besonders im feuchten Herbst auf abgestorbenen und entrindeten Ästen von Buche. Die leuchtend zitronen bis goldgelben Apothezien überziehen das Substrat meist dicht gedrängt zu vielen hunderten und bieten einen durchaus beachtenswerten Blickfang. Ohne Speisewert.
Zipfel – Lorchel (Gyromitra fastigiata). Ein Foto von Andreas Okrent. Die Frühlingsart ist in Mecklenburg sehr selten und wurde bei Feldberg nachgewiesen. Im Gegensatz zur ähnlichen Frühjahrslorchel wächst sie meist in Laubwäldern auf gehaltvolleren Böden mit Kalk. Auch der zipfelmützenartige Hut unterscheidet sie von der Giftlorchel. Zumindest giftverdächtig dürfte die Zipfel – Lorchel jedoch auch sein.
Schlammbecherling (Peziza lamnaea). Das Standortfoto wurde auf feuchtem Untergrund und neben einer Brandstelle am Hohlsee bei Brüel, wahrscheinlich von Torsten Richter aus Rehna aufgenommen. Nähere Beschreibung siehe unter Ostsee – Pilze in den unteren Verlinkungen.
Weißbuchen – Rindenbecherchen (Pezicula carpinea). Die dicht gedrängten, bis etwa 1 cm erreichenden, gelbbräunlichen Becherchen finden sich besonders im Frühling an Hainbuchen. Das Foto hat Klaus Warning im Wald bei Warnkenhagen am 30.06.2012 aufgenommen.
Wurzellorchel (Rhizina undulata). Von Wilhelm Schulz am 14.08.2012 fotografiert. Die seltene Art wächst in Nadelwäldern direkt auf dem Boden und in der Nadelstreu wurzelartig verankert. Gerne auf Brandstellen. Der braune Fruchtkörper liegt wellig dem Substrat auf und die Ränder sind weißlich gefärbt.