Schirmpilze – verschiedene Gattungen
Riesenschirmpilze = Macrolepiota
Mittelgroße bis sehr große, regenschirmähnliche Blätterpilze mit knollig verdickter Stiebasis und meist dickem, verschiebarem Ring am Stiel. Die Huthaut reißt beim Wachstum meist charakteristisch schuppig auf. Weißsporer mit freistehenden Lamellen. Saprophytische Lebensweise in Wäldern, Grasland, Gärten, Äckern u. s. w. In Mitteleuropa etwa 17 Arten, die meisten sind essbar. Die Gattung der echten
Schirmlinge = Lepiota
ist in Mitteleuropa mit etwa 41 Arten vertreten. Es handelt sich meist um kleine bis mittelgroße Blätterpilze mit ähnlichem Habitus. Ihre Hutoberhaut ist ebenfalls oft flockig oder schuppig. Die Lamellen stehen frei. Am Stiel tragen sie aber nur einen einfachen, häutigen, oft sogar recht flüchtigen Ring, der nicht beweglich ist. Ihre Lebensweise ist ebenfalls saprophytisch. Sie gedeihen auf nährstoffreicher, humoser Erde unter Laub- und Nadelbäumen, auf Holz und deren Rinde, in der Nadel- und Laubstreu und anderen Pflanzenresten. Es gibt keine empfehlenswerten Speisepilze unter ihnen. Die meisten sind ungenießbar, einige sogar erheblich giftig!
Körnchenschirmlinge = Cystoderma
Vom Habitus wie etwa die echten Schirmlinge, allerdings mit kleiigen, körnigen oder schuppigen Velumresten. Die Lamellen stehen nicht frei, sondern sind angeheftet. Die Lebensweise ist saprophytisch auf Erde, Rinde, Holz und Streu. In Mitteleuropa etwa 13 Arten.
Mehlschirmlinge = Cystolepiota
Fruchtkörper ähnlich den echten Schirmlingen, aber meist sehr klein und zierlich, mit abwischbaren, pulverig, körnigen Flöckchen. Velumreste an Hut und Stiel oft flüchtig. Auf Humus- und nährstoffreichen Böden. In Europa etwa 8 Arten. Ohne Speisewert.
Schleimschirmlinge = Limacella
Schirmlingshabitus, Hut und teilweise auch der Stiel schleimig und häutig beringt. Lamellen frei stehend. Sporenpulver weiß. In Laub- und Nadelstreu mit saprophytischer Lebensweise. In Mitteleuropa 6 Arten, die zumindest in Mecklenburg – Vorpommern alle selten bis maximal zerstreut sind.
Acker – Riesenschirmpilz (Macrolepiota excoriata). Etwas kleiner als die meisten anderen Arten der Gattung und stets außerhalb des Waldes auf Wiesen, Weiden und Äckern sowie auch in Trockenrasen wachsende und recht häufige Art. Der hellbräunliche Hut wird bei der Streckung des selben zunehmend schuppig, aber meist nicht so deutlich und zahlreich wie bei seinen größeren Verwandten. Jung sind die Hüte essbar.
Der Riesen – Schirmpilz oder Parasol (Macrolepiota procera) ist der größte und bekannteste Vertreter seiner Gattung und zugleich auch einer unserer größten Pilze überhaupt. Im Sommer und Herbst sind seine großen Schirme an Wald- und Straßenrändern, Waldlichtungen und auf Wiesen kaum zu übersehen. Sein genatterter Stiel und der dicke verschiebbare Ring sind zusammen mit seiner Hutbeschuppung und der Größe die besten Kennzeichen. Die Hüte sind gebraten eine Delikatesse. Standortfoto am Straßenrand bei Wendorf (zwischen Brüel und Crivitz) im Sommer 2009.
Garten – Riesenschirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. hortensis). Diese kräftige Form des Safran – Schirmpilzes findet sich im Herbst häufig auf Wiesen- und Weideflächen sowie an nährstoffreichen Laubwaldstandorten und hier besonders an deren Rändern. Er bildet teils üppige „Hexenringe“ und ist auch durch gröbere, braune Schupppen auf dem Hut mit auffallend weißlichem Untergrund, vom normalen Safran – Schirmpilz verschieden. Sein weißliches Fleisch läuft ebenfalls safranrötlich an. Er gilt zwar als essbar, sollte aber wegen der oft unklaren Abgrenzung zum Gift – Riesenschirmpilz (Macrolepiota venenata) gemieden werden. Standortfoto am 07.11.2011 am Waldrand bei Passee.
Gift – Riesenschirmpilz (Macrolepiota venenata). Die Abgrenzung zu dem Garten – Riesenschirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. hortensis) ist nicht ganz einfach. Ich stufe Exemplare mit dicker, humusbehafteter und abgesetzter Knolle zum Gift – Riesenschirmpilz gehörig ein. Die sehr ähnliche Garten- und Wiesenform (siehe oben) hat eine eher zwiebelförmige, saubere Übergangsknolle. Die dunkel graubraune Hutbeschuppung ist bei beiden meist sehr grobschollig auf weißlichen Untergrund. Der normale Safran Schirmpilz des Waldes ist sehr dicht beschuppt, so dass kaum weißliches Hutfleisch zum Vorschein kommt. Ich habe den Gift – Riesenschirmpilz bisher nur selten gefunden. So einmal neben einem Komposthaufen eines Friedhofes. Er wird aber ab und an aus Gärten oder Gewächshäusern zur Pilzberatung gebracht, so auch die hier fotografierten Pilze. Giftig, kann heftige Erkrankungen auslösen! Auch diese Art rötet im Anschnitt!
Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes). Hier sehen wir die Normalform des Safran – Schirmpilzes. Er ist fast immer Waldbewohner und kommt sowohl unter Laubbäumen als auch im Nadelwald vor. Er bevorzugt aber eindeutig die Nadelstreu von Fichten. Hier wächst er besonders im Herbst sehr zahlreich. Die Hüte sind jung recht schmackhaft, sollten aber gut durch gegart werden, da er roh giftig ist. Standortfoto am 08.11.2009 im Wald bei Nisbill.
Olivbrauner Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. oliveri). Diese seltenere und besonders schöne Form des Safran – Schirmpilzes hat Wilhelm Schulz am 23.11.2014 bei Graefental fotografiert. Essbar.
Kastanienbrauner Schirmpilz (Lepiota castanea). Der kleine Blätterpilz gehört zu den echten Schirmlingen. Sein Hut erreicht in der Regel einen Durchmesser von 2 – 5 cm. Die kastanienbraune Huthaut platzt bei der Streckung in Schüppchen auf. Sein dünner Stiel ist teils braun, teils blasser, ähnlich den Farben des Hutes. Lamellen weiß. Wir finden ihn längst der Wegränder in Wäldern und Parkanlagen, ist aber relativ selten. Er gilt als Giftverdächtig, obwohl in ihm keine gefährlichen Knollenblätterpilz – Gifte nachgewiesen sein sollen, dafür in einigen anderen, ähnlichen und nah Verwandten Schirmlingen.
Rauher Körnchenschirmling (Cystoderma carcharias). Kleiner, feinkörniger, schmutzig – weißlicher Blätterpilz mit starkem, stechenden Geruch. Weiße Lamellenfarbe und weißes Sporenpulver sowie beringter Stiel. Im Herbst recht häufig in Nadelwäldern. Nicht empfehlenswert. Standortfoto am 25.11.2009 im Kiefernforst bei Jesendorf.
Amiant – Körnchenschirmling (Cystoderma amianthinum). Kleiner, zarter und recht gebrechlicher Pilz von ockergelber Färbung und flockig körniger Beschuppen auf Hut und Stiel. Hut bis 5 cm breit und Stiel bis etwa 6 cm lang, mit körnig – schuppiger, vergänglicher Ringzone. Lamellen weiß bis gelblich. Fleisch fast unangenehm nach Scheunenstaub riechend. Im Herbst häufig und oft gesellig im Moos der Kiefern- und Fichtenwälder. Nicht empfehlenswert. Das schöne Stimmungsfoto hat mir Wilhelm Schulz aus Duisburg zugesandt.
Zinnoberroter Körnchen – Schirmling (Cystolepiota terrei). Recht kräftige Art. Hut bis 10 cm im Durchmesser, dichtfeinkörnig, zinnoberrot bis orangebraun. Rand heruntergebogen. Lamellen dicht stehend und zum Stiel ausgebuchtet, cremeweiß. Stiel bis 7 cm lang und bis 1 cm stark, orange und unter der flüchtigen Ringzone mit orangefarbenen Schüppchen. Im Herbst in Laub- und Nadelwälder. Ziemlich selten. Kein Speisepilz.
Weit verbreitet und relativ häufig ist dieser Vertreter der echten Schirmpilze, der Gelbgestiefelte Schirmpilz (Lepiota ventriosospora). Man findet ihn einzeln oder in kleinen Gruppen im Sommer und Herbst in Laub- und Nadelwäldern. In Mecklenburg meist im Buchenwald. Sehr ähnlich ist der heller gefärbte Wolliggestiefelte Schirmpilz. Beide sind unterhalb einer ringartigen Zone wollig gestiefelt. Ungenießbar. Einige ähnliche Schirmpilze können sehr giftig sein! Das Foto hat Wilhelm Schulz bei Teuchel in Österreich am 14.08.2012 aufgenommen.
Behangener Mehlschirmling (Cystolepiota seminuda). Diese Mini – Schirmlinge würden als Einzelfruchtkörper kaum Beachtung finden. Meist stehen sie aber in einer Vielzahl und schaarenweise längst nährstoff- und humusreicher Laubwaldwege. Der Hutrand der weißlichen Pilze ist typisch gefranst behangen und der Hut wirkt wie bepudert. Er wächst besonders im Spätsommer und Herbst. In Mecklenburg sehr häufig. Das Foto stammt von Wilhelm Schulz. Er hat die Pilze am 08.09.2012 fotografiert. Ohne Speisewert.
Großer Schleimschirmling (Limacella guttata). Weißlicher bis beigefarbener, schleimiger Hut der bis 12 cm breit werden kann. Stiel gleichfarbig, trocken, aber mitunter mit Gutationströpfchen besetzt und bis 15 cm lang sowie an der Basis leicht knollig verdickt. Unter dem Ring flockig. In Laub- und Nadelstreu und meist erst im Oktober oder sogar bis November. Seltener schon im August und September. Gerne auch truppweise. Sehr zerstreut in Mecklenburg. Essbar.
Kegelschuppiger Schirmpilz (Lepiota aspera). Rostbräunlicher, großer Schirmpilz mit spitzkegeligen Schuppen auf dem Hut, weißen, dicht- und freistehenden Lamellen. Stiel weißlich bis bräunlich, teils mit Schuppengürteln versehen. In der Jugend geschlossen mit dickem, weißseidigem Schleier zwischen Hutrand und Stiel, der nach dem Aufschirmen noch lange als deutliche Ringzone am Stiel vorhanden ist. Allerdings ist dieser nicht verschiebbar wie bei den Riesenschirmpilzen. Geruch unangenehm stechend, widerlich leuchtgasartig. Spätsommer und Herbst in Wäldern, Parkanlagen, Friedhöfen u. s. w., auf humosen Böden und oft Gruppenweise. Ungenießbar.
Fleischrosa Schirmpilz (Lepiota subincarnata). In Wäldern und Parkanlagen im Sommer und Herbst. Die Art soll erheblich giftig sein und ähnlich gefährlich wie die tödlich wirkenden Knollenblätterpilze. Das Foto hat Wilhelm Schulz auf dem Lohmansheider Friedhof bei Moers aufgenommen.
Glitzernder Egerlings – Schirmpilz (Leucoagaricus georginae). Hut laut Horak 1-2 cm breit, faserig bis samtig, weißlich bis beige, alt rotbraun bis dunkelbraun. Lamellen weißlich bis rosa. Stiel zylindrisch, weißlich bis rötlichbraun, 3 – 4 cm lang. Der flüchtige Ring steht trichterförmig. In Laub- und Nadelstreu. Foto: Wilhelm Schulz im Reichswald bei Frasselt.