Tintlinge = Coprinus
Die Tintlinge nehmen innerhalb der Blätterpilze eine Sonderstellung ein. Nur ein Bruchteil ihrer Sporen werden auf dem üblichen Wege dem Wind anvertraut. Vielmehr lösen sich ihre oft dünnfleischigen bis häutigen Hüte in eine tintenartige Sporen – Flüssigkeit auf (Autolyse), die dann zu Boden tropft. Vor allem Insekten, Schnecken u. a. Lebewesen sorgen nun für ihre Verbreitung. Es handelt sich meist um kleinere Pilze. Als Speisepilz ist lediglich der große und nicht zu übersehende Schopf – Tintling empfehlenswert. Einige Arten enthalten den Giftstoff Coprin, der in Verbindung mit Alkohol zu unangenehmen Vergiftungserscheinungen führen kann. Die saprophytisch lebenden Tintlinge besiedeln gedüngte, nährstoffreiche Standorte. Gern zwischen Mist und Dung, aber auch auf Holz- und Pflanzenresten. Die essbaren Schopftintlinge sind auf Wiesen, in Parkanlagen, Laubwäldern und auf Schuttplätzen zu finden. Aus Mitteleuropa sind etwa 100 Arten beschrieben worden.
Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus). Einer der häufigsten und auffälligsten Vertreter seiner Gattung. In oft großen Büscheln wächst er von März bis Dezember um alte, mulmige Baumstümpfe herum. Seine gelbbräunlichen Hüte sind besonders in der Jugend mit zahlreichen glimmerig weißen Schüppchen besetzt, die vom Regen abgespült werden können. Durch sein oft massenhaftes Auftreten erregt er das Interesse einiger „Kochtopfmykologen“. Tatsächlich könnte er ganz jung als Suppenpilz Verwendung finden. Zu Bedenken wäre allerdings, dass er Coprin enthalten soll und bei Genuss von Alkohol Vergiftungen auslösen könnte! Standortfoto am 27.04.2013 im ehemaligen Staatsforst Turloff bei Kobrow.
Schopftintling (Coprinus comatus). Er ist der einzige, empfehlenswerte Vertreter dieser Gattung, der als guter Speisepilz empfohlen werden kann. Der Pilz ist leicht kenntlich, von stattlicher Größe und kaum mit anderen Pilzen zu verwechseln. Man findet ihn vorzugsweise im Herbst (wächst aber schon ab Mai) auf grasigen Standorten, Müllplätzen, Parkanlagen, an Straßenrändern, aber auch im Laub- und Nadelwald. Zum Essen werden nur junge, geschlossene Exemplare eingesammelt. Der Fruchtkörper sollte im Schnitt noch komplett weiß sein. Er ist nicht lagerfähig und muss schnellst möglich verarbeitet werden, bevor die Autolyse einsetzt und er sich in eine schwarze Sporen – Flüssigkeit auflöst.
Der Specht – Tintling (Coprinus picaceus) ist eine auffallende Pilzgestalt des gehaltvollen, herbstlichen Buchenwaldes. Er erreicht die Größe des Schopf – Tintlings, ist aber kein Speisepilz. Auf grauschwarzem Untergrund ist der ovale Hut von teils konzentrisch angeordneten, weißlichen Schuppen geschmückt. In geeigneten Wäldern ist er nicht selten und kann streckenweise Aspekt bildend sein. Standortfoto.
Haus – Tintling (Coprinus domesticus). Er ähnelt sehr dem Glimmertintling, ist aber in der Regel etwas größer und kommt nicht in so großen Büscheln vor, sondern eher einzeln oder zu wenigen Exemplaren. Seine Fruchtkörper entwickeln sich oft aus einem sogenannten Ozonium, eines rostbraunen Myzel Filzes heraus. Er wächst ab April bis in den Hochsommer um und an Laubholzstubben (Ahorn, Linde, Robinie). Ohne Speisewert. Es gibt noch weitere, sehr ähnliche Arten. Sichere Bestimmung ist oft nur mit dem Mikroskop möglich. Standortfoto.
Spitzgebuckelter Faltentintling (Coprinus acuminatus). Sehr ähnlich dem Grauen Faltentintling, aber etwas schlanker und eleganter mit deutlich gebuckeltem Hut und weniger deutlichen Längsfalten auf demselben. Wächst ebenfalls oft büschelig auf lehmigen, kalkhaltigen Böden. Genauso essbar und wohlschmeckend wie der Graue Faltentintling oder der Schopftintling, aber unbedingt Alkohol meiden! Dieses Foto haben wir Wilhelm Schulz zu verdanken. Er hat es am 15.10.2013 in Mallnitz/Seebachtal aufgenommen.
Gesäter Tintling (Coprinus disseminatus). Kleine, zerbrechliche, graugelbliche, fast häutige Blätterpilze mit furchig gerieften Hüten. Oft wie gesät zu hunderten oder gar tausenden auf und um Baumstümpfen von Laubbäumen. Zum Beispiel von Ahorn, Rosskastanie, Erle, Birke, Rotbuche, Esche, Pappel, Eiche, Robinie, Weide, Linde, Ulme u.a. In Wäldern, Parkanlagen, Gärten und an Straßenrändern, wo Bäume abgenommen wurden. Vom Frühling bis in den Herbst nach Regenfällen. Ohne Speisewert.
Scheibchen – Tintling (Coprinus plicatillis). Dieser sehr häufige, kleine und filigrane Tintling wächst vom Frühling bis in den Herbst gern an grasigen Stellen wie Wiesen und Wegränder. Charakteristisch ist die starke Radial Streifung des häutigen Hutes und das deutlich abgesetzte, ockerliche Scheibchen in der Hut Mitte. Die sich grauschwärzlich verfärbenden Lamellen stehen nicht sehr dicht und sind zum Stielansatz in einem Kollar zusammengefast. Der weißlich bis ockergraue Stiel ist bis 5 cm lang, sehr dünn und gebrechlich. Es gibt ähnliche Arten und zur sicheren Bestimmung sollte ein Mikroskop heran gezogen werden. Ohne Speisewert. Standortfoto im Sommer 2013 im Neukloster Forst.
Braunhaariger Scheibchentintling (Coprinus auricomus). Den Pilz hat Wilhelm Schulz am 08.05.2015 fotografiert. Hut orange – graubraun. In der Mitte mit dunkler brauner Scheibe. Die Oberfläche der deutlichen Riefen sollen dunkelbraun behaart sein (Lupe!). Stiel weißlich und zerbrechlich, leicht bereift. Lamellen zunächst weißlich, später grauschwärzlich. In Wäldern und Parkanlagen, gerne auf Holzhäcksel. An feuchten Wegen und schattigen Stellen. Ohne Speisewert.