Stachelpilze = verschiedene Gattungen
Als Stachelpilze bezeichnet man Großpilzarten, deren sporenbildente Fruchtschicht nicht aus Lamellen, Poren, Röhren oder Leisten besteht, sondern stachelartig bzw. zapfenförmig auf der Hutunterseite in Erscheinung tritt. Es handelt sich um Bodenbewohner oder auch an Holz wachsende Arten, die teils kaum miteinander verwandt sind.
Habichtspilz (Sarcodon imbricatus). Der Habichtspilz zählt zu den bekanntesten Vertretern dieser Gruppe und kommt als Erdbewohner unter Kiefern und Fichten vor. Er wächst besonders auf armen Sandböden und ist in Mecklenburg im Großen und Ganzen selten. Nur lokal kann er in den ärmsten Sandgebieten etwas häufiger beobachtet werden. Er gilt als Speisepilz, sollte aber in den Gegenden, wo er selten ist, lieber geschont werden. Charakteristisch ist der schuppige Hut (Name), die graubraune Färbung und die ziemlich langen Stacheln auf der Hutunterseite. Dieses Foto schickte mir Andreas Okrent aus den sandigen Kiefernwäldern bei Graal – Müritz im Herbst 2011.
Dorniger Stachelseitling (Creolophus cirratus). Die weißlichen, muschel- bis halbkreisförmigen Fruchtkörper, werden 10 – 15 cm im Durchmesser und wachsen im Sommer und Herbst sehr zerstreut in Wäldern und Parkanlagen an abgestorbenen, dicken und noch festen Ästen und Stämmen von Laubbäumen, gern an Rotbuche. Er verursacht im Holz eine Weißfäule. Die Hutoberfläche ist höckerig warzig und auf der Unterseite ist er mit bis zu 1 cm langen, crem weißen Stacheln ausgestattet. Da er recht zähfleischig ist, kommt er als Speisepilz kaum in Betracht. Dieses Foto schickte mir Andreas Okrent im Herbst 2011.
Der Igel – Stachelbart (Hericium erinaceus) ist in Mecklenburg sehr selten an alten Eichen oder Buchen, teils auch an toten, liegenden Stämmen zu finden und ist eine Augenweide. Die mitunter ziemlich großen, rundlich – knolligen Fruchtkörper sind weißlich gefärbt und erinnern mit ihren langen Stacheln tatsächlich etwas an einen Igel. Er wird auch gezüchtet und soll neben zahlreichen Aromastoffen, die ihn zum schmackhaften Speisepilz machen, auch in der asiatischen Naturheilkunde geschätzt werden. Es gibt ihn diesbezüglich auch in Pulver und Tablettenform von bestimmten Anbietern zu kaufen. Dieses Standortfoto machte wieder Andreas Okrent im Herbst 2011 in der Nähe von Grall – Müritz.
Äußerst filigran gestaltet ist der oft aufsehenerregende Korallen – Stachelbart (Hericium coralloides). Seine zahlreichen Verästelungen sind mit unzähligen, kleinen, nach unten gerichteten „Stacheln“ ausgestattet. Er kommt besonders an alten, abgestorbenen Buchenstämmen vor, wo er oft in spektakulärer Erscheinungsweise auftritt. Seine weißen, oft sehr großen Fruchtkörpertrauben leuchten dann schon von weitem. Sie werden von Unkundigen oft für Krause Glucken gehalten. Eine Verwechslung schadet aber nichts, zumindest in gesundheitlicher Hinsicht, denn er ist ebenfalls essbar und von gutem Geschmack. Er sollte aber nur bei Massenvorkommen als Speisepilz genutzt werden, da er durch das starke Ausholzen unserer Wälder kaum noch, außer in Naturschutzgebieten, eine Chance zum Überleben hat. Vereinzelt kann er außer an Rotbuche auch noch an anderen Laubhölzern gefunden werden, so fand ich vor einiger Zeit einen Fruchtkörper an Birke. Das Foto stammt von Andreas Okrent.
Der Gestielte Schütterzahn (Cystotrema confluens) wächst auf sandig – kiesigen Böden und gilt allgemein als sehr selten. Er bildet gern Individuen reichen Reihen, Halbkreise oder sogar Hexenringe. Die weißlichen, kleinen Einzelfruchtkörper, sind oft mit einanderen verwachsen und sehr brüchig. Als Speisepilz spielt er in keiner Hinsicht eine Rolle. Standortfoto unter Espen, Weiden und Kiefern zusammen mit Espen – Rotkappen und Laubwaldgrünlingen am 22.09.2010 bei Perniek an einem ehemaligen Kiestagebau.
Rotgelber Stoppelpilz (Hydnum rufescens). Etwas kleiner, dünnstieliger und schmächtiger im Vergleich zum Semmelstoppelpilz. Er wächst vom Sommer bis in den Spätherbst in Buchenwäldern, gern an bemoosten Böschungen oder Hängen, aber auch in der Laubstreu. Oft gesellig und manchmal sogar in Begleitung der auf den ersten Blick ähnlichen Pfifferlinge. Essbar und schmackhaft.
Semmelstoppelpilz (Hydnum repandum). Semmelgelbe, besonders im Spätherbst aber auch nur blassgelblich bis weißlich gefärbte Hutoberfläche, weiße bis gelbliche Stacheln auf der Unterseite. Der Stiel ist meist etwas heller gefärbt und recht kräftig, nicht immer in der Mitte stehend und teils verbogen. Der Pilz ist ziemlich dickfleischig. Dieses ist weißlich bis gelblich gefärbt und bräunt bei Verletzung nach einige Zeit und besitzt einen angenehmen Geruch. Der Geschmack ist ähnlich dem Pfifferling beim frischen Pilz pfeffrig – scharf. Jung gebraten recht wohlschmeckend. Ältere Exemplare, besonders solche aus den Buchenwäldern, werden aber bald bitter. Nach Gröger sind Nadelwaldformen geschmacklich viel besser. Liefert getrocknet ein vorzügliches Würzpulver.
Orangeroter Korkstacheling (Hydnellum aurantiacum). Dieser Korkstacheling ist im Nordosten Deutschlands sehr selten. Er soll in Nadel- und Laubwäldern vorkommen. Jung ist der Fruchtkörper sahneweißlich bis orange gefärbt. Mit zunehmenden Alter schlägt die Färbung in fleischbräunlich um. Der kurze Stiel ist gedrungen und gelborangebraun. Die Konsistenz des Fruchtfleisches ist korkig. Er fruktifiziert im Sommer und Herbst. Ungenießbar. Das Foto stammt von Wilhelm Schulz. Er hat die Pilze am 11.08.2012 bei Pöllan in Kärnten/Österreich fotografiert.
Bläulicher Korkstacheling (Hydnellum caeruleum) Auch diese Art ist sehr selten und in Mecklenburg bisher wohl kaum nachgewiesen. Dieses Foto stammt von Wilhelm Schulz. Er fotografierte die Pilze am 13.08.2012 bei Flattach Schattseite. Die Hüte sollen bis zu 11 cm breit werden, sind verschieden intensiv bläulich grau bis blau oder lila gefärbt mit hellerem Rand und werden im Alter bräunlich. Der Stiel ist eher kurz und dunkelbraun filzig. Die Stacheln sind graublau gefärbt. Sein Geruch soll mehlig sein und der Geschmack bitterlich. Er wird in Laub- und Nadelwäldern auf Kalk gefunden. Ungenießbar.
Scharfer Korkstacheling (Hydnellum peckii). Dieser sehr seltene Korkstacheling wirkt durch seine, in der Jugend blutroten Guttationströpfchen, mitunter recht spektakulär. Sein bis zu 8 cm breiter Hut ist zunächst rosaweißlich gefärbt und dunkelt später zu rostbräunlich nach. Der Stiel ist ebenfalls weißlich und dann bräunlich. Die Stacheln unterliegen einer ähnlichen Farbveränderung. Er soll sehr scharf schmecken! Eine Kostprobe sollte zur genauen Bestimmung unerläßlich sein, da der sehr ähnliche und mild schmeckende Rotbraune Korkstacheling, zumindest makroskopisch, nicht von ihm zu unterscheiden sein soll. Vieleicht ist es aber auch nur eine mild schmeckende Variante!? Der Pilz wird in Nadelwäldern, speziell unter Fichten, angetroffen und soll laut Kreisel, zumindest in den östlichen Bundesländer, nur im Flachland vorkommen bzw. gefunden worden sein. Hier ist in der Pilzflora der DDR von 1987 Mecklenburg erwähnt. Er ist demnach von Walter Dahnke bei Parchim, in den Chausseetannen und oberes Wockertal gefunden worden. Ungenießbar. Das Foto verdanken wir wiederum Wilhelm Schulz. Es wurde am 30.08.2012 auf der Windischen Höhe in Kärnten/Österreich aufgenommen.
Grubiger Korkstacheling (Hydnellum scrobiculatum). Dieser ebenfalls seltene Stachelpilz wächst in Nadelwäldern wie Flechten – Kiefernwäldern oder Fichtenforste. Zunächst sind die Fruchtkörper weißlich und verfärben dann zunehmend bräunlich. Im Zentrum des Hutes ist der Pilz grubig – runzelig und sein Geruch erinnert an Maggiwürze, der Geschmack soll mehlig schärflich sein. Ungenießbar. Das Foto hat uns Wilhelm Schulz aus Duisburg zugesandt. Er hat den Pilz am 15.08.2012 bei Penk im Mölltal fotografiert.
Wohlriechender Korkstacheling (Hydnellum suaveolens). Diese sehr seltene Rote Liste Art hat wieder Wilhelm Schulz fotografiert. Und zwar am 4.08.2012 bei Pöllan im Drautal in Österreich. Der Pilz soll im Nadelwald wachsen, hier scheint es unter Fichten zu sein. Die Art ist anfänglich besonders auf der stacheligen Unterseite violett gefärbt, blasst im weiteren Verlauf aber wohl zu weißlich aus. Weißlich ist ebenfalls die Außenseite der Hüte, die Mitte ist dunkler graubräunlich und sehr runzelig. Am auffallendsten ist allerdings sein angenehmer Geruch nach Anis oder Fenchel, besonders in der Jugend. Ob die Art auch schon in Mecklenburg – Vorpommern gefunden wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ungenießbar.