Ein Pilzwochenende in Mecklenburg
Frühlingsseminar 2016 in Keez, bei Brüel
Von Mitte April bis Mitte Mai haben diese teuer gehandelten Delikatessen ihren großen Auftritt bei uns in Mecklenburg. Hier sehen wir prachtvolle Dickfuß – Morcheln (Morchella esculenta var. crassipes), die Riesenform der beliebten Speise – Morcheln. Neben Maipilzen die herausragenden Speisepilze des Frühjahrs.
Nachdem wir im vergangenen Jahr Ende April gerade den Anfang des Morchel Schubes erwischten, haben wir den Termin unseres frühlingshaften Pilzwochenendes in diesem Jahr auf Anfang Mai gelegt. Es ist immer ein kleines Lotteriespiel, den optimalen Termin in punkto Morcheln zu erwischen. Er lag in diesem Jahr eine Woche früher, so dass wir uns schwerpunktmäßig den Maipilzen widmeten. Einige dieser beliebten Schlauchpilze gab es aber auch dennoch.
Das 1. Grundstück, rechts zur B 104, Dorfstraße 1, ca. 3 Km aus Brüel kommend, in Richtung Schwerin, war wieder Austragungsort unseres diesjährigen Frühlingsseminars.
Der Aufbau auf der Grundstücksgrenze weist auf die Außenstelle des Steinpilz – Wismar in Keez hin.
Zusätzlich auch unser Steinpilz – Aufsteller.
Zur Einstimmung auf unser Pilzwochenende hatten wir schon eine kleine Pilzausstellung vorbereitet.
Das Programm
Freitag, der 06. Mai 2016 – Theorietag
Ab 12.00 Uhr Anreise
Gegen 14.00 Uhr Begann der Theorieteil in unserem Schulungsraum. Referent war in bewährter Form Ulrich Klein. Er bot in seinem Power – Point – Vortrag allgemeine Pilzkunde und eine Heranführung an den Frühlingsaspekt. Nach dem Abendbrot ging Reinhold Krakow in gemütlicher und ungezwungener Runde spezieller auf die Pilzflora des Frühlings ein. Neben der Bandbreite der zu dieser Jahreszeit auftretenden Frischpilze wurde auch auf deren wichtigste Biotope hingewiesen.
Unser kleines Seminar stand ganz im Zeichen des Pilzfrühlings.
Gut gelaunt startete Ulrich Klein seinen fundierten Power – Point – Vortrag.
In der Pause wurde gefachsimpelt und die Pilzausstellung etwas näher unter die Lupe genommen.
Zusehen waren in Gegenüberstellung die gesuchten und wertvollen Morcheln…
mit den zumindest potenziell gefährlichen Frühjahrslorcheln.
Und weiter ging es mit unserem Theorieteil im gräumigen Schulungsraum in Keez, der durchaus noch für weitere Teilnehmer Kapazitäten gehabt hätte.
Zum opulenten Abendbrot servierte uns unsere gute Seele Irena u. a. eine sehr schmackhafte Möhren/Maipilzsuppe. Die zugehörigen Maipilze hatte tags zuvor Jonas für uns geerntet.
Für die hervorragende Bewirtung zu allen Mahlzeiten möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Liebe Irena (Mitte), was wäre der Steinpilz – Wismar ohne dich?!
Sonnabend, 07. Mai 2016 – Exkursionstag
Nach dem Frühstück um 08.00 Uhr starteten wir gegen 09.00 Uhr zu unserer 1. Exkursion.
Aufbruch in das Warnow – Durchbruchstal bei Groß Görnow, wo sich Mildenitz und Warnow vereinen.
An Schlehenbüschen fanden wir hier den Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus). Er wächst an holzigen Rosengewächsen und verursacht in deren Holz eine Weißfäule.
Durch den Zufluss der Mildenitz erreicht die Warnow hier bereits eine ansehnliche Breite.
An trockenen, stark besonnten Stellen, finden wir an noch relativ frischem, aber toten Buchenholz, die Striegeligen Trameten (Trametes hirsuta). Durch die striegelige Behaarung schützt sich dieser Porling vor zu starker Austrocknung und kann dadurch auch leichter Feuchtigkeit, wie Tau, binden und für sich nutzbar machen.
Der Schwarzrote Stielporling (Polyporus badius) wächst vom Frühling bis zum Herbst an liegendem Laubholz. Er ist zäh und kann nicht zu Speisezwecken genutzt werden. Seine sehr feinen, weißlichen bis gelblichen Poren stehen im starken Kontrast zur dunklen Hut Farbe. Der Fuß des Stieles ist schwarz gefärbt (Schwarzfußporling).
Nah verwandt mit obigem ist der Maistielporling (Polyporus lepideus). Er löst jetzt den sehr ähnlichen Winterstielporling ab. Auch der Maiporling ist ein Bewohner toten Laubholzes. Ungenießbar.
Der Getigerte Sägeblättling (Lentinus tigrinus) besitzt zwar Lamellen, ist aber eher mit den Porlingen, als mit den Blätterpilzen verwandt. Er bevorzugt totes Laubholz, welches entweder direkt im Wasser liegt oder zumindest in Gewässernähe, mit hoher Luftfeuchtigkeit, lagert. Ungenießbar.
Mumifizierte Schwarztäublinge aus dem letzten Jahr. Es handelt sich um den Dickblättrigen Kohlen – Täubling (Russula nigricans). Die alten Überbleibsel sind noch oft im Folgejahr in trockenen Buchenwäldern anzutreffen.
Direkt am Wanderweg unter Laubbäumen fanden wir ein einziges Exemplar der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum). Die häufige Art kann gegessen werden.
An einer geschützten Stelle im Buchenlaub eine Gruppe von Buchenwald – Wasserfüßen. Das sie zu den Weißsporern gehören, ist unverkennbar. Ohne Speisewert.
Ebenfalls an einer vor Wind und Sonneneinstrahlung geschützten Stelle traut sich ein Büschel Glimmertintlinge (Corprinus micaceus) an`s Tageslicht. Gut sind die namensgebenden Glimmerschüppchen auf den Hüten zu erkennen. Die Pilze sollen mit Alkohol genossen giftig wirken.
Ein junger Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) befindet sich in einer starken Wachstumsphase, was auch die gelbbräunlichen Gutationströpfchen an dessen Rand belegen.
Wir überquerten diese Warnow Brücke und wanderten am gegenüber liegenden Ufer zurück zum Ausgangspunkt des Warnow – Rundwanderweges.
Mittag gab es gegen 13.00 Uhr in Keez.
Irena hatte wieder reichlich im Angebot, so dass wahrlich niemand hungern brauchte. Ganz herzlichen Dank für Speis und Trank!
Auf Papptellern wurden die Funde der ersten Exkursion ausgelegt und sortiert.
Danach brachen wir zu unserer 2. Tour auf.
Ankunft in Schwerin. Wir suchten das Umfeld des Faulen Sees als Ziel aus. Parkartiges Gelände mit Wiesenflächen, aber auch bewaldeten Bereichen.
Es dauerte nicht lange und die ersten Maipilze wurden entdeckt.
Hier handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Haustintling (Coprinus domesticus). Am Stielgrund ist das typische, braunfilzige Ozonium zu erkennen.
Immer wieder wurden wir in punkto Maipilze fündig und sogar eine Speisemorchel war dabei.
Im hohen Gras waren die zahlreichen Maipilze vor Sonne und Wind einigermaßen geschützt und dadurch, trotzt des trockenwarmen Wetters, recht gut in der Qualität.
Mit vereinten Kräften konnte auch hier ein riesiger Hexenring von Maipilzen bezwungen werden. Foto: Ulrich Klein.
Maipilz (Calocybe gambosa). Auch Mai – Ritterling oder Mai – Schönkopf genannt. Sein cremeweißliches, gelbliches bis ockerbräunliches Erscheinungsbild mit dem kräftigen Ritterlings Habitus, den dicht stehenden Lamellen und dem aufdringlichen Mehlgeruch mit Anflug an frische Gurken, machen diesen Frühlingspilz kaum verwechselbar.
Nach erfolgreicher Ernte servierte uns Irena an frischer Frühlingsluft Kaffee und frisch gebackenen Rhabarberkuchen.
Abendbrot war um 19.00 Uhr wiederum in Keez und danach ließen wir in gemütlicher Runde bei kühlem Pils den Tag ausklingen.
Sonntag, der 08. Mai 2016.
Nach dem Frühstück um 08.00 Uhr starteten wir gegen 09.00 Uhr zu einer weiteren Exkursion.
Beginnend an dieser wunderschönen Parkanlage in Raben Steinfeld, bei Schwerin, wanderten wir ein Stück am Ostufer des Schweriner Sees entlang bis nach Görslow.
An einem alten Weidenstamm, der direkt über dem Wasser des Schweriner Sees auslegte, wuchsen diese jungen Gemeinen Feuerschwämme (Phellinus igniarius) heraus.
Dieses Schadensbild an dem alten Baumstamm dürfte dem Schwefelporling zuzuschreiben sein. Er zerstört das Kernholz, das dann würfelförmig zerfällt = Braunfläule.
In luftiger Höhe, an einer alten Buche, ein Büschel Hochthronender Schüpplinge (Pholiota aurivella). Dieser Herbstpilz ist im Frühling gar nicht so selten. Im Gegensatz zum ähnlichen Sparrigen Schüppling, liegen hier die bräunlichen Schuppen eingebettet in eine Schleimschicht direkt am Hut an. Ungenießbar.
Ebenfalls in luftiger Höhe, an einem ausladenden Buchenast, weitere Pilzfruchtkörper einer anderen Art. Wehe dem, der zur Artbestimmung kein Fernglas dabei hat!
Der Zoom meiner Kamera bestätigte unsere Vermutung. Es handelt sich um alte Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus).
Gewaltig wirkt diese urtümliche Landschaft auf den Wanderer. Ein überwältigendes Stück nahezu unberührter Natur mitten in Mecklenburg.
Interessantes scheint Pilzfreund Stefan in seinem Korb zu haben.
Er konnte mit seinen pilzgeschärften Augen noch einige Maipilze und Morcheln zwischen den bereits üppigen Kräutern entdecken.
Nach dem Mittagessen brachen wir zu unserer Abschluss Exkursion auf, die bis etwa 16.00 Uhr andauerte. Sie führte uns an den Holzendorfer See bei Dabel.
Hier wurden vor einigen Jahren viele alte Birken am Wegesrand gefällt und an deren Stubben pilzte es gewaltig. Stockschwämmchen hätten wir hier Körbeweise ernten können, wären sie nicht von Sonne und Ostwind größtenteils vertrocknet.
Von der typischen, hygrophanen Randzone war kaum noch etwas zu sehen. Statt dessen Sonnenbrand und Bissigkeit auf den Hüten.
Für eine kleine Stockschwämmchen – Mahlzeit, mit etwas Verschnitt, hat es aber doch noch gereicht.
Wo keine Stockschwämmchen an den alten Stubben zu sehen waren, wurden diese von mächtigen Flachen Lackporlingen (Ganoderma lipsiense) besiedelt. In wenigen Jahren werden die Stubben wohl aufgebraucht und verschwunden sein.
Echter Zunderschwamm und Flacher Lackporling werden miteinander verglichen.
An den auf der rechten Seite des Waldweges noch stehenden, alten Birken, erregten ganz besondere Pilze das Interesse der Teilnehmer.
Es waren die sagenhaften Chaga – Pilze, die Könige der Heilpilze! Der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus) ist ein recht häufiger Porling an alten Birken und wird seit Jahrhunderten als Heilpilz genutzt. Sie sind nicht leicht zu ernten und entsprechendes Werkzeug sollte bei sich geführt werden, möchte man dieser wertvollen Pilze habhaft werden. Wir suchten uns Holzstangen, um die Fruchtkörper abzustoßen.
Genutzt wird die braune, korkig zähe Innenmaße. Sie wird zerkleinert und als Teeaufguss verwendet. Ähnlich gefärbt wie schwarzer Tee und sogar recht angenehm schmeckend, soll der Chaga, regelmäßig genossen, u. a. Krebsvorbeugend wirken.
Zum Abschied servierte uns Irena noch einmal Kaffee und Kuchen im Freien. Im Hintergrund der Holzendorfer See.
Nach Kaffee und Kuchen war unser kleines Pilzwochenende in Mecklenburg nun schon wieder Geschichte.
Hier unser Gruppenfoto mit allen Teilnehmern unseres diesjährigen Frühlingsseminars. Es entstand tags zuvor am Faulen See in Schwerin.
Die Teilnahmegebühr betrug 50.00 € pro Person.
Es standen in begrenzter Zahl Doppelstockbetten zur Übernachtung zur Verfügung. Wer es etwas komfortabler wünscht, suchte sich eine Übernachtungsmöglichkeit in der Region.
Kosten pro Bett und Nacht bei uns: 15.00 €.
Unsere Komplettverpflegung wurde von allen Teilnehmern in Anspruch genommen (2 mal Frühstück, 2 mal Mittag und 3 mal Kaffee mit Kuchen zu 35.00 €.
Anmeldung zu weiteren Seminaren per E – Mail unter www.steinpilz-wismar@t-online.de
Schriftlich unter folgenden Adressen: Mykologisches Informationszentrum Steinpilz – Wismar, ABC Straße 21, 23966 Wismar
oder Irena Dombrowa, 19412 Keez, Dorfstraße 1.
Ich denke und hoffe, es hat allen wieder viel Spaß gemacht und jeder konnte auch wieder etwas dazu lernen, einschließlich den Veranstaltern! Ganz besonderen Dank gebührt unserem Referenten Ulrich Klein und seiner Lebensgefährtin Anke Weselow, die auch unser diesjähriges Frühlingspilzwochende in Mecklenburg mit ihrer uneigennützigen Unterstützung zum Erfolg werden ließen. Da es keine hochwissenschaftliche Veranstaltung ist, brauchte niemand Berührungsängste zu haben. Es sind sowohl fortgeschrittene Hobbymykologen, wie auch Anfänger immer herzlich willkommen, in nahezu familiärer Atmosphäre etwas mehr aus dem geheimnisvollen Reich unserer Großpilze zu erfahren.
Über diese kleine Aufmerksamkeit in Form eines Glückspilzes und eine zusätzliche Spende haben wir uns sehr gefreut. Vielen herzlichen Dank an Jana aus Pampow!
Immerhin lässt sich mit diesem Glückspilzchen jedes Fläschchen Pils problemlos öffnen!
Das nächste Pilzwochenende in Mecklenburg ist für den Oktober geplant. Siehe unter Termine!