Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch den Tarnewitzer Urwald
Der markante Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica) ist über weite Strecken in Mecklenburg ein seltener Vertreter der Schlauchpilze. Im Tarnewitzer Urwald ist er aber zuhause und keine Seltenheit. Dieses Foto entstand hier auf einer Pilzwanderung am 01. Mai 2010. Er war auch heute wieder an verschiedenen Stellen zu bewundern.
Zu einer frühlingshaften Wanderung lud die Pilzberatungsstelle Steinpilz – Wismar am Sonnabend, dem 16. April 2016, sehr herzlich ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB in der Wismarer Wasserstraße/Ecke Kopenhagener Straße. Wie immer fuhren wir von hier aus mit den vorhandenen Autos zum Zielgebiet, wobei auch Fahrgemeinschaften gebildet wurden. Heute ging es in den Klützer Winkel zwischen Tarnewitz, dem Ostseebad Boltenhagen und Klütz, in den sogenannten Tarnewitzer Urwald. Interessenten aus der Region, die sich uns anschließen wollten, haben sich gegen 08.30 Uhr gut sichtbar an der Landstraße nach Klütz/Boltenhagen, in der Ortslage Chistinenfeld, eingefunden. Unweit des Ortes führt ein Feldweg in Richtung Urwald. Von hier aus wanderten wir eine Runde durch dieses Waldgebiet nahe Klütz/Boltenhagen. Es handelt sich überwiegend um Laubholzbestände mit alten Buchen, Eichen, Erlen und vielen Eschen, daher auch ein viel versprechendes Waldgebiet, in dem mit Morcheln zu rechnen sein könnte. Diese zu finden gelang uns heute zwar nicht, dafür gab es aber eine ergiebige Stelle mit großen Morchelbecherlingen! So reichte es am Ende sogar für einige Pilzfreunde zu einer ausgiebigen Pilzmahlzeit. Hier einige Bilder von heute:
Der Wald war noch lichtdurchlässig und das nutzten nicht nur die Anemonen zur vollen Blüte. Auch Wald – Schlüsselblumen, Sumpfdotterblumen, Scharbockskraut und weitere Frühblüher erfreuten unsere Augen.
An der Unterseite eines alten Eichenstubbens unzählige Schneeweiße Haarbecherchen (Dasyscyphus niveus). Foto: Ulrich Klein.
Bereits nach wenigen Schritten waren sie wieder da, die Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica). In vielen anderen Laubwäldern Mecklenburgs sucht man sie vergebens.
An einem alten, bemoosten Eschenstamm alte Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme) aus dem letzten Herbst.
Und dann brach das Sammelfieber los. Große und korbfüllende Morchelbecherlinge immer wieder in dem frischen Grün versteckt. Man musste schon Obacht geben, um nicht noch welche zu zertreten.
Wie große Ohren des Waldbodens muteten diese Köstlichkeiten an. Sie sind nah mit den Morcheln verwandt, riechen frisch charakteristisch nach Chlor und sind zubereitet sehr schmackhaft und vor allem zartfleischiger als Morcheln. Übrigens ist der heutige Fund dieser Art ein sehr sicheres Indiz dafür, dass es hier auch Morcheln geben muss, denn sie teilen sich oft das Biotop.
Jürgen aus Schleswig – Holstein hat allen Grund zur Freude. Er hat diese Oase entdeckt und sein mitgebrachter Korb kann längst nicht mehr alle Pilze fassen. Da hat sich der etwas längere Anfahrtsweg auf jeden Fall gelohnt. In wenigen Tagen will er den Düsseldorfer Bereich auf der Suche nach Morcheln unsicher machen.
Aderbecherling ist eine weitere Bezeichnung dieses großen Schlauchpilzes, was auch in seiner wissenschaftlichen Namensgebung zum Ausdruck kommt – Disciotis venosa.
Unweit der großen Apothezien entdeckten wir weitere Becherlinge, die mit ihren gut 3 cm Durchmesser Winzlinge gegenüber den Morchelbecherlingen darstellten, aber innerhalb ihrer Art schon wahre Riesen waren. Es handelt sich um Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa). Wegen ihrer Kleinheit sind sie für die Küchen ohne Bedeutung.
Der gelatinöse Warzige Drüsling (Exidia plana) ist ein typischer Winterpilz. Er braucht hohe Luftfeuchtigkeit. Bei Trockenheit schnurrt er zu einer dünnen, papierartigen Kruste zusammen. Ohne Speisewert.
Judas seine Ohren (Hirneola auricula – judae) waren auch heute wieder an vielen Holunderbüschen zu sehen. Auch sie bevorzugen die feuchteren Wintermonate. Sie gelten als Heilpilze und werden von vielen Pilzfreunden gerne eingesammelt.
Und weiter führt uns der Weg durch den Tarnewitzer Urwald.
Am Fuße einer alten Buche wurde dieser Kupferrote Lackporling (Ganoderma pfeifferi) entdeckt. Einer der besten Funde des Tages, da er alles andere als häufig vorkommt.
Hin und wieder zwischen den frischen Kräutern einige essbare Frühlingsmürblinge (Psathyrella spadiceogrisea).
Der erste Steinpilz der Saison, könnte man auf den ersten Blick vermuten. Es ist natürlich kein Steinpilz, sondern ein junger Maiporling (Polyporus lepideus), der nun den sehr ähnlichen Winterporling ablöst. Wir finden beide auf Laubholz. Ungenießbar.
Sehr dekorativ sind die häufigen Samtigen Schichtpilze (Stereum subtomentosum) an alten Laubholz – Ästen. Schichtpilze besitzen auf der Unterseite keine ausgeprägte Fruchtschicht, sondern sind völlig glatt.
An einem feucht liegenden Laubholzstamm wuchs auch dieser Tintling. Es könnte sich um den zu dieser Jahreszeit häufigen Haus – Tintling (Coprinus domesticus) handeln. Kein Speisepilz.
Unser Abschluss Foto. Insgesamt waren wir heute 14. Zwei Kleinkinder waren allerdings schon geschafft und ruhten sich im Auto aus. 16.April 2016 im Tarnewitzer Urwald.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!