Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte zum Boitiner Steintanz
Die Sage vom Boitiner Steintanz.
Zu einer hochsommerlichen Pilzwanderung ludt das pilzkundliche Informationszentrum Steinpilz – Wismar am Sonnabend, dem 09. Juli 2016, ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße. Nach kurzer Begrüßung und Festlegung der Fahrtroute starteten wir von hier aus zum Zielgebiet. Wir fuhren zunächst bis Sternberg und dann weiter in Richtung Güstrow und bogen im Verlauf in Richtung Bützow ab bis zur Ortschaft Tarnow. Von hier aus weiter in Richtung Boitin. Kurz hinter Tarnow geht es dann in Richtung Schießplatz und weiter bis zum Waldrand. Hier erwartete uns Pilzberater Klaus Warnow und zwei Pilzfreunde aus dem nahen Rosenow. Der Boitiner Steintanz ist eine bronze- oder jungsteinzeitliche Kultstätte und zählt zu den bedeutensten Großstein- oder Megalith – Bauwerken Mecklenburg – Vorpommerns. Er befindet sich im Staatsforst Tarnow, eines der größten zusammenhängenden Buchenwälder unseres Bundeslandes. Insofern vielleicht nicht nur für Pilzfreunde einen Besuch wert. Unser Hauptaugenmerk galt allerdings der Pilzflora dieses Gebietes. Diese war heute leider, trotz ergiebiger Niederschläge in der letzten Zeit außerordentlich dürftig. Für eine nennenswerte Pilzmahlzeit hat es für niemanden gereicht, aber die Möglichkeit, etwas zum dazu zulernen, war auf jeden Fall gegeben. Auch als wir im Jahr 2011 schon einmal hier unterwegs waren, gab es trotz des vielen Regens im damaligen Sommer, nur wenig Frischpilze, obwohl der wunderbare Wald eigentlich eine Fundgrube sein sollte und zu gewisser Zeit auch ist. Hier ein kleiner, bebilderter Rückblick:
Zunächst stellte uns Klaus Warning die vom ihm aufbereiteten Schiefen Schillerporlinge (Inonotus obliquus) vor, die unter der Bezeichnung Chaga als Gesundheitstee sehr beliebt sind.
Gleich zu Beginn an einem toten Buchenast viele Dezimeter lange, resupinate Überzüge eines Feuerschwamms, vermutlich des Rostbraunen Feuerschwamms (Phellinus ferruginosus).
Auf den feuchten, dünnen Buchenzweigen zahlreiche dieser Winzlinge mit einer Hutspannweite von etwa 1 cm. Die Hüte sehen aus wie geöffnete Fallschirme. Die dicklichen Lamellen erreichen den Stiel nicht, sondern sind durch einen Ring von ihm getrennt, ein sogenanntes Kollar. Es handelt sich um Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula). Ohne Speisewert.
Ebenfalls zahlreich auf dünnen Ästchen von Laub- und Nadelholz wächst eine nah verwandte Art, der Ästchen – Schwindling (Marasmiellus ramealis). Die Hüte sind nicht gewellt wie bei obigem und gleichfalls ohne Speisewert.
Die Lamellen erreichen hier den Stiel und dieser ist auffallend weißlich beflockt.
Der Staatsforst Tarnow ist eines der größten zusammenhängenden Rotbuchenwälder Mecklenburg – Vorpommerns.
Der Nachteil des feuchten Sommerwetters. Die Schnecken schlagen erbarmungslos zu. Diese frischen Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) wollte keiner mehr mitnehmen. Unzählige Schnecken taten sich an ihnen gütlich und die Pilze sowie die weitere Umgebung waren vollkommen überzogen von ihrem Schleim.
Dachziegelige Konsolen des Rotbraunen Borstenscheiblings (Hymenochaete rubiginosa) an einem alten Eichen – Stubben.
Der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) wird frühzeitig im Inneren violett – schwarz. Mit dem schwach giftigen Pilz sollen schon wertvolle Trüffeln gefälscht worden sein.
Der Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense) gehört zu den jung essbaren Bauchpilzen. Die kopfigen Fruchtkörper sind sahneweißlich bis gelblich gefärbt und mehlig bereift. Gerne in Trockenrasen, gasige Wegränder und Triften.
An Röhrlingen gab es heute nur ganz vereinzelte, aber frische Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron.
Klaus Warning (links) stellt das Innenleben eines Hexeneis der Stinkmorchel (Phallus impudicus) vor, mit entsprechenden Erläuterungen zu möglichen amourösen Nebenwirkungen nach reichlichem Genuss.
Gut geschützt im inneren sehen wir hier die poröse Fruchtkörperanlage der späteren Stinkmorchel (Phallus impudicus). Von der zähen Außenhaut befreit, stellt diese im Jungstadium für manche Feinschmecker scharf gebraten eine Delikatesse dar!
Vereinzelt im alten Falllaub einige Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). Essbar.
Der Weißstielige Leder – Täubling (Russulla romellii) gehört zu den Ockersporern und zu den besten Speisepilzen unter den Täublingen.
Genauso wie der Rotstielige Leder – Täubling (Russula olivacea).
Zwei auf den ersten Blick ähnliche Pilzarten am Rande eines angrenzenden Maisfeldes. Links ein Zwerg – Champignon und rechts ein Krönchen – Träuschling (Stropharia coronilla). Beide essbar.
Bei dem Champignon dürfte es sich um den Ockerfarbenen Zwerg – Champignon (Agaricus lutosus) handeln. Die Pilze dufteten stark anisartig und sind selbstverständlich essbar.
Ein idyllischer Waldsee.
Mit der Weißen Seerose (Nymphaea alba). Die schöne Pflanze ist leider giftig!
Der Kerbrandige Trichterling (Clitocybe costata) ist ein typischer Wegrandpilz unserer Wälder. Viel häufiger säumt aber der sehr ähnliche Gelbbräunliche Trichterling die Wege. Beide sind essbar, aber nur von Kennern zu sammeln, da die Gattung eine Reihe teils ziemlich giftiger Arten enthält.
Der sehr schmackhafte Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca) ist durch seine Färbung, der vertieften Hut Mitte und durch die wenige Millimeter vom Rand zurück gezogene Huthaut sowie an dem milden, nussigen Geschmack gut zu erkennen.
Am Boitiner Steintanz angelangt.
Eine alte, germanische Kultstätte.
Unser Erinnerungsfoto am Boitiner Steintanz. Es war zwar sehr wünschenswert, was uns heute in punkto Frischpilze geboten wurde, aber dennoch war es eine recht interessante Wanderung, nicht zuletzt auch wegen der alten, germanischen Kultstätte, dem Boitiner Steintanz. 09. Juli 2016.
Wann gehen wir wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!