Vereins – und Kartierungsexkursion
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Sie führte durch den Hütter Wohld bei Bad Doberan
Am Sonntag, dem 17. Juli 2016, um 08.00 Uhr, war für die Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste wieder eine Vereinsexkursion angesagt. Wir trafen uns dazu auf dem schmalen Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Wismarer Ulmenstraße. Nach kurzer Begrüßung starteten wir von hier aus auf der B 105 in Richtung Bad Doberan. Pilzfreunde aus dem dortigen Umland, die sich uns anschließen wollten, haben wir auf dem Parkplatz in Bahnhofsnähe, unmittelbar neben der großen Ampelkreuzung, abgeholt. Ziel war der Hütter Wohld südlich von Bad Doberan. Ausgangspunkt: die Ortschaft Althof. Hier erwartete uns außerdem noch Bützows Pilzberater Klaus Warning. Es handelt sich überwiegend um imposante Buchenbestände, aber auch Fichtenforste. Der Hütter Wohld ist eine Perle unserer anspruchsvolleren Pilzreviere. Hier kommt also nicht nur der gemeine Kochtopfsammler auf seine Kosten, sondern auch der tiefer gehend interessierte Hobby – Mykologe. Überhaupt ist die waldreiche und hügelige Umgebung von Bad Doberan besonders reizvoll. Ein Hauch von Mittelgebirge. Wir wollten heute aber nicht nur die schöne Landschaft bewundern, sondern in erster Linie unsere bereits vorhandenen Fundlisten der Großpilze aus dieser Region ergänzen. Das eine oder andere war zumindest für meine Kartei heute neu. Hier ein kleiner Rückblick:
Ankunft in Althof.
Der Wegweiser wies uns die Richtung.
Vorbei an der schicken Kapelle Althof.
Da staunten sogar die Ziegen und Schafe nicht schlecht, denn wir hatten heute unseren Ziegenpeter mit dabei. Ziegenpeter ist der Spitzname einer unserer Pilzfreunde.
Der Hohlweg zum Hütter Wohld.
Hier wuchsen büschelweise diese Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus). Ganz jung zwar essbar, aber nicht sonderlich empfehlenswert, da in Verbindung mit Alkohol giftig!
Auch mit feinen, glimmerigen Schüppchen bedeckt, aber wesentlich kleiner und in Rasen wie angesät wuchsen diese Gesäten Tintlinge (Coprinus disseminatus). Ohne Speisewert.
Bevor wir endgültig in das Dickicht des Waldes eintauchten noch schnell ein Blick in die offenere Landschaft.
Kaum das wir den Waldrand mit seinen mächtigen Altbuchen erreicht hatten, gab er uns in Form dieses Täublings gleich einen Hinweis auf seine Qualität. Den Rotstieligen Leder – Täubling (Russula olivacea) finden wir nämlich in unseren besseren Laubwäldern. Hervorragender und ergiebiger Speisepilz.
Der Rosa – Täubling (Russula rosea) ist ebenfalls typisch für solche Sommerwälder. Essbar, aber minderwertig.
Der filigrane Geweihförmige Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa) gehört nicht zu den echten Pilzen. Schleimpilze (Pilztiere) bilden den Übergang vom Pilz- zum Tierreich.
Ein weiterer Vertreter der Myxomyceten (Schleimpilze) wäre dieser häufige und auffällige Himbeerrote Schleimpilz (Tubifera ferruginosa).
Zu den Schlauchpilzen (Ascomyceten) gehören diese großen Becherlinge, möglicherweise Buchenwald – Becherlinge, aber um sicher zu gehen, müsste hier das Mikroskop befragt werden.
An morschem Fichtenholz fanden wir diese Purpurschneidigen Blut – Helmlinge (Mycena sanguinolenta). Sie sondern dunkelblutroten Milchsaft ab und die Lamellen sind an der Schneide purpurrot gefärbt.
Diese großen, grauen Tintlinge wuchsen am Waldweg. Ich denke, es dürfte sich um den Schmalsporigen Falten – Tintling (Coprinus acuminatus) handeln. Er ist dem häufigeren Grauen – Falten – Tintling sehr ähnlich, dieser wäre jedoch meist gedrungener. Eine mikroskopische Untersuchung könnte Aufschluss geben. Diese wurde dankenswerterweise über Klaus Warning von Margitta Schönfeld vorgenommen. Ihr ausführlicher Mikroskopie – Bericht bestätigte unsere Vermutung.
Am Fuße alter Nadelbäume, in diesem Falle Fichte, wächst der große und auffällige Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweintzii). Zunächst leuchtend gelb, verfärbt er sich in der weiteren Entwicklung zunehmend dunkelbraun. Beim Wachstum kann er Fremdkörper umwachsen und mit einschließen. Ungenießbar.
Der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) ist ein Massenpilz in unseren Buchenwäldern, insbesondere im Herbst. Die weiße Milch schmeckt mild und er kann deshalb als Mischpilz Verwendung finden. Bei der Bestimmung dieser braunen, mittelgroßen Milchlinge, ist die Baumart wichtig, unter denen sie gefunden werden. Dieser wächst nur unter Buchen.
Ab April, besonders aber im Herbst, ist der Langstielige Knoblauch – Schwindling (Marasmius alliaceus) eine Charakterart unserer basenreichen Buchenwälder. Auch wenn er im Vergleich zum echten Küchenschwindling minderwertig erscheint, können nach unseren Erfahrungen einige Hüte dieses Pilzes einer herzhaften Waldpilzsuppe nicht schaden und einen interessanten Geschmacks – Akzent verleihen.
Der leicht kenntliche Schwarzgezähnelte Helmling (Mycena pelianthina) gehört in die Gruppe der Rettich – Helmlinge und wird daher als schwach giftig eingestuft.
Ein junger Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes). Typisch ist die safranrötliche Verfärbung im Schnitt und bei Berührung sowie Verletzung. Guter Speisepilz.
Besonders am Rande des Hütter Wohldes findet wir imposante Altbuchen und Eichen. Der ausgehagerte Waldboden kann eine sehr interessante Pilzflora hervorbringen. Heute waren vor allem Täublinge, einige Pfifferlinge, Stein- und Sommersteinpilze vertreten.
Aber auch dieser junge Langstielige Schleimfuß (Cortinarius elatior). Aufgrund des bläulich schleimigen Stiels könnte er leicht für einen Blaustiel – Schleimfuß gehalten werden. Dieser kommt aber im sauren Fichtenwald vor. Beide wären essbar.
Auch dieser mastige Heringstäubling gehört in ein solches Biotop. Es handelt sich um den Buchen – Heringstäubling (Russula faginea). Die Gruppe der Heringstäublinge sind gut am fischartigen Geruch und das Bräunen des Fleisches zu erkennen. Die Artabgrenzung unter ihnen gestaltet sich jedoch oft schwierig. Da sie mild schmecken, sind sie essbar und sogar gute Speisepilze. Der Fischgeruch verliert sich bei der Zubereitung.
Natürlich auch eine gute Adresse für Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis), einer unserer wertvollsten Speisepilze.
Der blasse Laubwald – Pfifferling (Cantharellus pallidus) ist ein besonders heller, großer und fleischiger Riesenpfifferling in guten Buchenwäldern.
Die Laubwald – Form des Fichten – Steinpilzes (Boletus edulis). Sie schoben heute ganz jung aus dem hageren Waldboden.
Das ist schon eine kleine, delikate Mahlzeit, die sicherlich heute Abend den Exkursionstag ausklingen lassen wird.
Unser Erinnerungsfoto am 17.07.2016 im Hütter Wohld.
Wann starten wir zu unserer nächsten Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!