Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch die Demener Räumde
Der gemeine Pfifferling (Cantharellus cibarius) ist in den weitläufigen Wäldern um die Ortschaft Demen herum ein weit verbreiteter und häufiger Speisepilz. Bei trockenheißem Sommerwetter hielten sich die Funde der Eierschwämme heute allerdings sehr in Grenzen.
Eine öffentliche Pilzwanderung stand am Sonnabend, dem 23. Juli 2016, wieder auf dem Programm. Sie startete wie gewohnt von der Hansestadt Wismar aus. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße. Von hier aus fuhren wir nach kurzer Begrüßung mit den vorhandenen Fahrzeugen zunächst in Richtung Brüel. Dann weiter auf der B 104 in Richtung Schwerin und bogen in den Abzweig Golchen ein. Hier ging es weiter über Schönlage, Jülchendorf, Venzkow bis nach Demen. Pilzfreunde aus der Region erwarteten uns gegen 09.00 Uhr am ehemaligen Wohnkomplex (Plattenbauten) des Militärstandortes Demen um sich uns anzuschließen. Wir wanderten eine Runde durch die sogenannte Demener Räumde. Sandige Laub-, aber überwiegend Nadelwaldstandorte. Hier gibt es die klassischen Speisepilze wie Pfifferlinge, Maronen, Steinpilze, Butterpilze, Krause Glucken u. s. w. mitunter noch reichlich. In meinen Kindheitserinnerungen sehe ich Teppiche von gelben Eierschwämmen vor mir und riesige Apfel – Täublinge, mit denen ich Fußball spielen durfte, weil sie als Giftpilze galten. Es hat Spaß gemacht! Heute betrachte ich das ganze natürlich mit anderen Augen. Die großen, roten Apfeltäublinge sind kleiner geworden und werden geachtet, nicht nur, weil sie ungiftig und gute Speisepilze sind. Auch die gelben Teppiche sind zusammengeschrumpft, aber es gibt sie noch, gerade auch im Hochsommer. Voraussetzung ist allerdings ein möglichst verregneter Sommer. Dieser Umstand war leider nur ansatzweise erfüllt. Inzwischen war es heiß und sonnig in trockener Luft geworden, was dem Pilzwachstum nicht sonderlich zuträglich ist. Die 22 Teilnehmer konnten dennoch einiges finden und kennen lernen, so dass es durchaus eine interessante und lehrreiche Wanderung wurde. Hier ein kleiner Bericht in Form einiger Bilder mit Erläuterungen:
Der Startschuss ist gefallen.
Kaum im Wald, schon die ersten Pilze. Nur unter Euchen wächst der Eichen – Milchling (Lactarius quietus). Der bräunliche Milchling zeigt auf dem Hut oft eine etwas dunklere Zonierung, die weiße Milch schmeckt nicht scharf und er riecht nach Blattwanzen. Verwendung im Mischgericht.
Einen ähnlichen, aber etwas schmächtigeren, braunen Milchling, finden wir oft in großen Mengen unter Birken und Fichten, den Flatter – Milchling (Lactarius tabidus). Er ist ungezont und die weiße Milch schmeckt ebenfalls mild, so dass auch dieser Milchling als Mischpilz gesammelt werden kann.
Noch sehr junge und giftige Dickschaligen Kartoffel – Boviste (Scleroderma citrinum). Die hier noch sahneweißliche Innenmasse verfärbt sich aber rasch violett – schwärzlich. Gut ist die namensgebende, dicke Schale zu erkennen.
Die zukünftige Stinkmorchel (Phallus impudicus) noch als Innenleben eines sogenannten Hexeneis. In diesem Stadium essbar und von einigen Kennern sehr geschätzt!
Und weiter geht es durch den lichtdurchfluteten Sommerwald.
Freude über diesen schönen Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera). Es sollte nicht der einzige bleiben.
Stellvertretend auch für andere Pilze des sonnigen Waldrandes soll dieser Parasol (Macrolepiota procera) das trockene Sommerwetter verdeutlichen. Die Pilze vertrocknen am Standort. Gut ist der dicke, doppelrandige Ring zu sehen, der nur leicht am Stiel angeheftet ist und bei vorsichtiger Lösung verschiebbar ist.
Wie dieser Versuch bestätigte.
Ausschließlich unter Kiefern auf zumindest leicht kalkhaltigem Sandboden finden wir den unverwechselbaren Kupferroten Gelbfuß (Chroogomphus rutilus). Kreiselfförmiger Hut, bräunliche, sichelförmig am Stiel herablaufende Lamellen und kupferfarbenes Fleisch, dass sich beim Schmoren schön violett verfärbt, kennzeichnen ihn gut, diesen schmackhaften Speisepilz.
Dieser reife Weiße Anis – Champignon (Agaricus arvensis) hat sich selber bestäubt. Die dunklen Sporen lagerten sich in seinem windgeschützten Versteck zwischen üppigen Gräsern auf dem Hut ab.
Ein Gedicht von jungen Riesenschirmpilzen.
Kurioses auf dem Hut dieses Eichen – Milchlings (Lactarius quietus). Offensichtlich sollten in frühester Entwicklungsphase zwei Fruchtkörper entstehen. Einer wuchs schneller und nahm den anderen huckepack. Die Ausbildung eines Stieles war nicht mehr erforderlich, Lamellen wurden, auch wenn in dieser Position auch wenig effektiv, trotzdem gebildet.
Diese Zeitgenossen sollten lieber nicht in der Speise landen, es sei denn, man liebt es deftig. Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus) – ungenießbar, da Galle bitter!
Gegen den Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) ist natürlich nichts einzuwenden.
Der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) gehört zu den Freiblättlern.
Scheidenstreiflinge sind recht gute Speisepilze. Hier sehen wir den Grauen Scheidenstreifling (Amanita vaginata) und den viel häufigeren Fuchsigbraunen Scheidenstreifling (Amanita fulva).
Drei typische Täublingsarten aus dem sandigen Kiefernwald: die beiden oberen sind Zedernholz – Täublinge (Russula badia) mit extrem scharfem Geschmack und daher komplett ungenießbar. Der violette ist ein essbarer Buckel – Täubling (Russula caerulea) und der untere ein Blutroter Täubling (Russula sanguinea). Letzterer liebt es etwas kalkhaltiger, daher gern längst der Wege oder Waldstraßen. Sehr scharfer Geschmack = ungenießbar.
Hier noch einmal der Blutrote Täubling (Russula sanguinea). Neben den wund – bis blutroten Farben auf Hut und Stiel, sind auch die bogenförmigen Lamellen ein gutes Kennzeichen, dass ansonsten nur selten bei Täublingen vorkommt.
Ein Stimmungsfoto von Schuppigen Sägeblättlingen (Lentinus lepideus). Sie wuchsen wie zur Präsentation mitten auf einem Kiefernstubben. Ungenießbar.
Die selben Pilze liegend – einfach eine Augenweide!
Die für mich interessantesten Pilze waren diese Schleierlinge, die in Richtung Hautkopf oder gar Rauhkopf gehen. Möglich wäre beispielsweise der Goldgelbe Rauhkopf (Cortinarius gentilis). Hier würde auch das Biotop passen – sandiger, moosiger, saurer Nadelwald. Die Pilze sind auf jeden Fall giftverdächtig, eventuell sogar tödlich giftig!
Unser Abschlussfoto: Leider wollten nicht alle mit rauf, wir waren insgesamt 22 Pilz- und Wanderfreunde. Als 2. von rechts sehen wir unsere Dienst älteste Pilzfreundin Helga Köster, sie feierte heute Geburtstag und hat von mir ein Glückspilz – Kissen bekommen, worauf sie sich gerne nach anstrengender Wanderung ausruhen und Kraft für die nächste Tour schöpfen darf. 23. Juli 2016.
Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!