Öffentliche Pilzlehrwanderung
Wir wanderten durch den Wald zwischen Demen und Buerbeck
Die Autotür aufgemacht, begrüßten unseren Pilzfreund Peter Kofahl gleich die ersten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius). Bevor alle sich begrüßen konnten, hatte er bereits eine Handvoll dieser gesuchten Speiepilze im Korb. Sie sollten uns auf der gesamten Wanderung begleiten.
Zu einer weiteren Pilzwanderung, organisiert vom mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar, wurde am Sonnabend, dem 06. August 2016, ganz herzlich eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße. Heute ging es in die Wälder zwischen Demen und Buerbeck, im Landkreis Ludwigslust – Parchim. Gegen 09.00 Uhr trafen wir in Demen ein. Pilzfreunde aus dem Umland, die an unserer Wanderung teilnehmen wollten hatten sich zu dieser Zeit am Ortsausgang Demen, in Richtung Beuerbeck, am Waldrand postiert (Abzweig nach Barnin). Mit dabei auch wieder Bützows Pilzberater Klaus Warning. Von hier aus starteten wir durch ein sandiges Nadel- und Laubwaldgebiet mit einer ansich abwechslungsreichen Pilzflora, wovon heute allerdings nicht viel zu merken war. Artenarmut kennzeichneten die Lehrwanderung. An klassischen Speisepilzen waren nur Pfifferlinge in überschaubaren Mengen vertreten. Die Tour dauerte bis gegen 13.00 Uhr. Es hätte auch keine Minute länger dauern dürfen, denn genau als wir die Autos erreichten, öffnete eine Gewitterfront ihre Schleusen. Hier einige Bilder:
Zur Einstimmung und zum Vorstellen brachte uns Klaus Warning einen Röhrling mit, den viele als Marone eingesammelt hätten. Tatsächlich achte man auf die gelbliche Netzzeichnung auf dem Stiel, die jeder Marone fremd ist. Es handelt sich um einen Anhängsel – Röhrling (Boletus appendiculatus) aus dem besseren Buchenwald, also eine Art, die wir hier vergeblich suchen würden. Essbar.
Dann ging es aber los.
Und wir wurden auch zugleich fündig.
Dieser Eierbovist (Bovista nigrescens), der gerne grasige. offenere Stellen besiedelt, sah von außen noch weiß und frisch aus. Beim Druck platzte aber die „Eierschale“ auf und im inneren war der Reifeprozeß schon voll im Gange. Essbar sind sie nur, wenn sie noch Druckfest und auch im inneren weiß sind.
Neben Düngerlingen wuchsen auf der Rasenfläche auch diese Halbkugeligen Ackerlinge (Agrocybe semiorbicularis). Für Speisezwecke ohne Bedeutung.
Unmittelbar am Waldrand fanden wir zwei Arten, die sich auf den ersten Blick sehr ähneln. Der Nelkenschwindling (Marasmius oreades), links, mit den dicklichen, entfernt stehenden Lamellen und etwas gebuckeltem Hut und rechts ein Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila) mit dicht stehenden Lamellen und ungebuckeltem Hut. Ersterer ist ein sehr guter Speisepilz, den Rübling kann man essen.
Weiter führt uns der Weg durch Kiefernwald, der heutzutage an dieser Stelle recht verkrautet ist. In meiner Jungend war es hier moosiger und es gab Pfifferlinge, heute war hier diesbezüglich aber nichts mehr zu machen.
Imposant und beeindruckend und für manchen Pilzsammler auch für Speisezwecke attraktiv, stellen sich die an Nadelholzstümpfen wachsenden Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus) dar. Tatsächlich sind sie zwar essbar, sollen aber muffig schmecken und zu dem saugen sie sich bei feuchtem Wetter reichlich mit Wasser voll. Das Kochwasser verfärbt violettlich.
Giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) an einem Nadelholz – Stubben. Hier können wir ab Oktober wieder die leckeren Graublättrigen Schwefelköpfe erwarten.
Perlpilze (Amanita rubescens) zählen im Sommer oft zu unseren häufigsten Speisepilzen in Laub- und Nadelwäldern. Heute waren wir froh, das wir überhaupt ein Exemplar zum vorstellen fanden.
Der Blaugraue Täubling (Russula parazurea) ist ein häufiger Eichenbegleiter. Er schmeckt mild und kann der Nutzung als Speisepilz zugeführt werden.
Der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) ist besonders in der Jugend einer der hübschesten heimischen Großpilze. Hier ist er schon etwas betagter und sein Purpurfilz ist schon etwas verblichen. Zwar essbar, aber muss nicht sein, da muffig im Geschmack.
Stichpunkt muffig, hier sehen wir ein Drilling ganz junger Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus).
Der Fuchsige Scheidenstreifling (Amanita fulva) ist zwar recht dünnfleischig und brüchig, kann aber durchaus einem Mischpilzgericht zugeführt werden.
Und immer wieder neue Fundstücke, die der Beratung bedürfen. Hier sind es Hexeneier von Stinkmorcheln und ein Rehbrauner Dachpilz.
Ein kleines Päuschen. Foto: Irena Dombrowa.
So gleich geht es weiter durch eines unserer Filetstückchen. Hier holen Irena, Jonas und ich gerne Pfifferlinge, Rotkappen und Steinpilze. Auch Zigeuner sind im Herbst vertreten. Sehr sandiger Eichen/Birkenwald.
Zumindest in punkto Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) hat es heute geklappt.
Natürlich dürfen hier die nach Blattwanzen duftenden Eichen – Milchlinge (Lactarius quietus) nicht fehlen. In Mischung verwendbar.
Eine frische Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) mit ihren weiten, goldgelben Röhren und dem schlanken, hellbräunlichen Stiel ohne Rottöne. Essbar.
In diesem Sommer gibt es sie wieder reichlich in unseren sandigen Laubwäldern, meist unter Buchen. Die Rotschuppigen Rauhköpfe (Cortinarius bolaris). Giftverdächtig.
Eine schöne Mischpilzmahlzeit für unsere treue Pilzfreundin Erika Wittenhagen.
Auf Holzresten finden wir den kleinen Flockigen Trompetenschnitzling (Tubaria conspersa). Er wäre praktisch essbar, aber unergiebig und leicht zu verwechseln mit ähnlichen, kleinen Blätterpilzen. Die Hutoberfläche ist charakteristisch mit weißen Velum – Resten behangen.
Unser Erinnerungsfoto entstand heute nicht zum Schluss, sondern mittig der Wanderung. 06.August 2016.
Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!