Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch die Schwinzer Heide bei Neu Sammit
An der Waldschaul Klaabusteruhl in Neu Sammit war heute Treff- und Ausgangspunkt zu einer Pilzwanderung durch die Nossentiner/Schwinzer Heide.
Eine öffentliche Pilzlehrwanderung stand wieder am Sonnabend, dem 20. August 2016, auf dem Programm. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße. Mit den vorhandenen Fahrzeugen fuhren wir zunächst bis Sternberg und von dort weiter in Richtung Goldberg. Kurz hinter Dobbertin bogen wir nach links in den Abzweig zum Standortübungsplatz ein und fuhren über Alt Schwinz weiter in Richtung Krakow am See, bis wir auf die dorthin führende Bundesstraße trafen. Wir bogen des weiteren links ab und nach kurzer Fahrstrecke erreichten wir wiederum linker Hand einen Abzweig nach Neu Sammit. Wir fuhren durch den Ort durch, bis wir an eine Wendeschleife, ganz in der Nähe der dortigen Kinder- und Jugendbegegnungsstätte, gelangten. Hier bestanden Parkmöglichkeiten und in Sichtweite war auch schon unser Ausgangspunkt der heutigen Wanderung zu sehen, die Waldschaul Klaabusteruhl. Interessenten aus der näheren und weiteren Region, die sich uns anschließen wollten, konnten sich gegen 09.30 Uhr hier einfinden. Begrüßen durften wir auch wieder Klaus Warning aus Bützow, der Irena und mir seinerseits als Pilzberater unterstützend zur Seite stand. Inzwischen ist der Sommer weit fortgeschritten und es geht langsam, aber sicher, in Richtung Herbst. Es war zwar schon wieder recht trocken geworden, aber für eine Lehrwanderung konnten wir doch einiges finden und erläutern, was für diese sandigen Nadelwälder mit Heidecharakter typisch ist, allen voran einige Täublinge, Gallen – Röhrlinge, Maronen oder Krause Glucken. Immerhin befinden wir uns in einem hochkarätigen Pilzgebiet, dass das Herz vieler Sammler jedes Jahr auf` s neue höher schlagen lässt. Allerdings geht es bei einer Lehrwanderung nicht nur um den Kochtopf, sondern auch darum, seinen Horizont etwas zu erweitern und sein Pilzwissen zu festigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist praktisch jede Wanderung ein Erfolg. Die heutige Tour leistete dazu natürlich auch wieder ihren Beitrag. Hier einige Impressionen:
Wie so oft, hatte uns Klaus auch dieses mal einige Pilze zur Einstimmung mitgebracht. Es wächst also etwas und die Motivation erhöhte sich sogleich.
Dazu zählten auch diese beiden Arten. Essbare Schmarotzer – Röhrlinge (Xerocomus parasiticus) wachsen aus giftigen Kartoffelbovisten (Scleroderma citrinum) heraus.
Die ersten Pilze standen gleich am Ausgangspunkt am Waldwegrand. Weichritterlinge (Melanoleuca spec.). Ob es der Bereifte Weichritterling sein kann? Auf jeden Fall ist er essbar.
Dann folgten schon bald die ersten Leckerbissen. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis).
Auch dieser nur unter Kiefern wachsende Jodoform – Täubling (Russula turci) darf zu den Speisepilzen in den Korb gelegt werden. Typisch ist sein Jodoform – Geruch, der besonders an der Stielbasis wahrgenommen werden kann.
Freude auch beim Pilzsucher – Nachwuchs über einen essbaren Sandpilz und einen ebenfalls schmackhaften Orangeroten Graustiel – Täubling.
Hände weg vom Kahlen Krempling (Paxillus involutus). Roh ist er giftig, gut erhitzt kann er seltene, aber heftige allergische Reaktionen auslösen. Ungeachtet dessen, hat er in Hungerzeiten vielen Menschen einen guten Dienst erwiesen und ihnen den knurrenden Magen gefüllt.
Bitter schmeckt der Rotbraune Flämmling (Gymnopilus picreus), den wir an Fichtenholz finden können.
Moosreiche Kiefern- und Fichtenforste sind immer gute Adressen für Pilzsammler.
Nur unter Kiefern wächst der Sand – Röhrling (Suillus variegatus). Obwohl zu den Schmierröhrlingen gehörig, ist seine Hutoberhaut nie schmierig. Sie wirkt feinkörnig, wie mit Sand bestreut. Die Röhrenmündungen sind olivgrünlichbraun und das gelbe Fleisch blaut, was bei den übrigen Schmierröhrlingen nicht zu beobachten ist. Essbar.
Weiter führt uns der Weg durch die sandigen Heidewälder.
Hier ist der vielerorts schon selten gewordene Reifpilz (Rozites caperatus) noch häufig zu finden. Ein sehr schmackhafter Speisepilz, der aber schädliche Schwermetale anreichern kann.
Eine besondere Freude ist es, eine Krause Glucke (Sparassis crispa) am Fuße einer alten Kiefer zu entdecken. Der sehr würzige Speisepilz muss allerdings oft aufwändig gesäubert werden.
Unter Fichten und Birken wächst der weißmilchende Olivgrüne Milchling (Lactarius turpis). Früher wurde er auch Mordschwamm genannt, obwohl er sicher noch nie jemanden getötet hat, denn er ist nicht giftig, schmeckt aber ekelhaft terpentinartig!
Knallroter Hut, weißer, oft rötlich überlaufener Stiel und milder, allenfalls leicht schärflicher Geschmack, kennzeichnen den essbaren Apfel – Täubling (Russula paludosa) Er wächst gerne mit Maronen zusammen im Kiefern – Hochwald.
Zum Vergleich: links ein ungenießbarer Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus) und rechts ein Steinpilz (Boletus edulis).
Unverkennbar ist der leuchtend schwefelgelbe Feuer – Schüppling (Pholiota flammans). Wir finden den kleinen Schüppling an stark vermorschtem Fichtenholz. Ungenießbar.
Der Butterpilz (Suillus luteus) ist besonders unter Jungkiefern oder an Waldwegen anzutreffen. Kiefern sind aber Bedingung für sein erscheinen. Er ist die Typusart der Schmierröhrlinge. Essbar, aber mitunter unverträglich.
Unter Birken und Fichten ist der essbare Grasgrüne Täubling (Russula aeruginea) zu hause. Tödliche Grüne Knollenblätterpilze sind nicht spröde und brüchig, haben an der Stielbasis eine bescheidete Knolle und eine hängende Manschette am Stiel.
Noch fast embryonale Kupferrote Gelbfüße (Chroogomphus rutilus). Der strenge Kiefernbegleiter ist kaum verwechselbar, schmeckt gut und gibt der Speise zusätzlich noch einen interessanten Farbaspekt.
Nach dem Klaus die erste Glucke fand, war Jonas ganz besonders stolz, die zweite Henne gefunden zu haben. Fette Henne ist eine weitere, volkstümliche Bezeichnung für diesen leckeren Speisepilz.
Die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) gehört zu den Filzröhrlingen. Ihr Hut ist niemals rissig und der Stiel nie rötlich. Die weiten, eckigen Poren sind besonders jung leuchtend gelb. Ihr bräunlich – gelber Stiel kann mitunter langmaschig genetzt sein und ist oft sehr fest. Essbar.
Als saprophytisch lebende Art bevorzugt der essbare Safran – Schirmpilz (Chlorophyllum rhacodes) Fichtennadelstreu. Der weiße bis graue Stiel ist ungenattert und sein Fleisch rötet bei Verletzung.
Hier nochmal drei Apfel – Täublinge (Russula paludosa). Von fast weißstielig gibt es auch Kollektionen mit stark rötlich überlaufenen Stielen. Aber Vorsicht, im Kiefernwald sind ähnliche Täublinge mit rötlich oder violettlich überlaufenen Stielen zuhause, die sehr scharf schmecken können und daher ungenießbar sind!
Schließlich schloss sich der Kreis unserer Wanderung und wir nutzten den überdachten Pavilion der Waldschule zu einem kleinen Picknick in gemütlicher Runde.
Für den einen oder anderen Pilzfreund war das Abendbrot gesichert.
Direkt unter den Sitzbänken des Pavilions wuchsen diese Wald – Champignons (Agaricus silvaticus), ein guter Speisepilz, dessen Fleisch im Schnitt rötet.
Unser Gruppenfoto zum Abschluss. Leider waren einige schon aufgebrochen, so dass die ursprüngliche Gruppe noch etwas größer war.
Wann und wo findet die nächste Wanderung statt? – Siehe unter Termine!