Öffentliche Pilzlehrwanderung
Sie führte durch das Revier Weiße Krug
In das auch das wild romantische Radebachtal integriert ist.
Pilz-, Natur-, und Wanderfreunde, die Lust zu einer frühherbstlichen Pilzlehrwanderung hatten, konnten sich am Sonnabend, dem 17. September 2016, um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB in Wismar, Wasserstraße, Ecke Kopenhagener Straße, einfinden. Nach kurzer Begrüßung starteten wir von hier aus mit den vorhandenen Fahrzeugen nach Warin. Gegen 08.30 Uhr kamen wir am Ortsausgang Warin in Richtung Weiße Krug, am dortigen Denkmal, an. Hier erwartete uns schon Klaus Warning aus Bützow und komplettierte die kleine Gruppe von sieben Leuten. Wir wanderten ein stattliches Stück durch das umfangreiche Revier Weiße Krug, nämlich von Warin, über Graupenmühle, bis nach Blankenberg. Pilzreiche Laub- und Nadelwälder garantieren um diese Jahreszeit ein vielfältiges Pilzaufkommen, wenn es nur nicht so trocken gewesen wäre. Eine längere Hitzewelle hatte den Waldboden austrocknen lassen, so dass sich das Angebot an Frischpilzen sehr in Grenzen hielt. Einiges konnten wir aber dennoch entdecken. Der kalendarische Zeitpunkt jedenfalls konnte kaum besser gewählt sein, denn der September ist im allgemeinen der pilz- und artenreichste Monat des Jahres. Da wir heute mal wieder von A nach B wanderten, mussten zuvor noch Fahrzeuge zum Endpunkt der Tour, nach Blankenberg, gefahren werden. Wie immer an dieser Stelle noch einige Bilder unserer heutigen Tour.
Kaum das wir die Autotür hinter uns zuklappten, wurden bereits die ersten Speisepilze entdeckt und eingesammelt. Unter Kiefern wuchsen die hier im Bild zu sehenden Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus).
und Kupferrote Gelbfüße (Chroogomphus rutilus), die beides gute Speisepilze sind.
Auf alten, im Waldboden eingesenkten Kieferzapfen, finden wir die essbaren Zapfenrüblinge (Strobilurus spec). Hier gibt es zwei sehr ähnliche Arten. Der Bittere Zapfenrübling, der als Würzpilz verwendet werden kann und der Milde Kiefern – Zapfenrübling, die entweder am Geschmack oder sonst nur unter dem Mikroskop auseinander gehalten werden können.
Am Rande von Jungfichten quält sich ein einzelner Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum) aus einem dichten Moosteppich ans Tageslicht. Jung essbar.
Auch eines der momentan überaus häufigen und essbaren Kuhmäuler (Gomphidius glutinosus) war dabei.
Erika und Helga lassen es gemütlich angehen.
Wo es die Verhältnisse ermöglichen, sprießen nun auch wieder einige Egerlinge. Hier sehen wir den Dünnfleischigen Anis – Champignon (Agaricus silvicola). Er darf in den Speisepilz – Korb gelegt werden.
Der ebenfalls essbare Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis) zeichnet sich durch den doppelten Ring am Stiel aus.
Unter einer alten Eiche sind es gleich büschelig wachsende Riesen – Champignons (Agarucus augustus).
Die Trockenheit hat auch an ihnen ihre Spuren hinterlassen. Der Wuchs ist weniger riesenhaft und die Ränder sind zackig aufgerissen. Mit seinem wunderbaren Anis – Duft zählt er zu den leckersten Speisepilzen überhaupt. Eine Suppe mit diesen Pilzen, die wir vor Jahren aufgrund eines Massenvorkommens im Steinpilz – Wismar, während einer unserer Imbiss – Tage servieren konnten, war mit das beste, was wir bisher an herzhaften Pilzspeisen anbieten konnten.
Der Dickschalige Kartoffel – Bovist (Scleroderma citrinum) ist auch dann noch zu finden, wenn fast alle anderen Pilze ihr Wachstum wegen Trockenheit eingestellt haben. Giftig!
Freude über einen kleinen Schwefel – Porling.
Jung und saftig ist dieser Holzbewohner nach kurzem Blanchieren und gebraten wie ein Schnitzel eine beliebte Delikatesse – das Hähnchenschnitzel für Vegetarier.
Der Radebach bei Graupenmühle, kurz bevor er in sein tief eingeschnittenes Bachtal hinein läuft.
Eine etwas verunglückte Krause Glucke (Sparassis crispa).
Hier und da einige, nicht empfehlenswerte Breitblätter (Megacollybia platyphylla).
An Laub- und Nadelholz – Stubben und deren Wurzelausläufern gibt es momentan recht viele giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Ab Oktober erscheint an Nadelholz dann wieder sein überaus leckerer Bruder, der Graublättrige Schwefelkopf.
Gewaltig ist die Pfahlwurzel des essbaren Wurzel – Schleimrüblings (Xerula radicata).
Besonders Fruchtkörper der Gattung Xerocomus werden sehr häufig vom giftigen Goldschimmel befallen, so auch diese Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus). Beim Sammeln von Maronen, Rotfüßchen, Ziegenlippen u.s.w. sollte jedes Exemplar, bevor es in den Korb gelegt wird, kritisch auf möglichen Schimmelbefall geprüft werden. Es fängt immer mit einem zarten grauen Reif auf den Pilzen an oder manchmal deuten graue Flecken auf Schimmelbefall hin. Im Anschluss wird der ganze Pilz vom zunächst weißen Goldschimmel überzogen, bis dieser sein Reifestadium erreicht und das ganze sich leuchten gelb verfärbt.
Der Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) ist der Liebling des Goldschimmels.
Auch das derbere Herbstrotfüßchen (Xerocomus pruinatus) ist oft befallen.
Die Schmierröhrlinge, so wie diese Goldgelben Lärchen – Röhrlinge (Suillus flavus) werden nach meinen Beobachtungen vom Goldschimmel verschmäht.
Der Top – Fund der heutige Wanderung war dieser Nadelholz – Stubben, der vollkommen überzogen war von der Gelblichen Resupinattramete (Antrodia xantha), einer recht seltenen Porlingsart. Dank intensiver Kartierungen ist die Pilzart in Mecklenburg schon recht gut nachgewiesen, zählt aber dennoch nicht zu den alltäglichen Funden.
Resupinat bedeutet eigentlich flächig dem Substrat anliegend. Das trifft für diese Art nur bedingt zu, denn ganz typisch sind die kleinen, spitzdachförmigen Hutkannten, die sich zahlreich aus der resupinaten Schicht heraus entwickeln. So können sich durch die auf der Unterseite befindliche Fruchtschicht Sporen leichter dem Wind anvertrauen und durch die Schwerkraft auch besser ausfallen. Charakteristisch ist auch die Gelbverfärbung, insbesondere des Fruchtlagers.
Ein stolzer, eleganter Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera). Die Hüte sind gebraten sehr schmackhaft.
Kurze Pause oberhalb der Hangterrassen des Radebachs.
Taufrische Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) wuchsen aus Laubholzstümpfen heraus. Die Hüte sind essbar, allerdings nicht gerade eine Delikatesse.
Der Grauweiße Weichporling (Oligoporus tephroleucus) treibt jetzt ganz frisch aus totem Laubholz aus. Er ist ungenießbar.
Ganz zum Schluss noch ein alter Buchenstubben übersäht mit ganz frischen Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis). Trotz der Trockenheit sind die Randzonen der Hüte noch ganz charakteristisch durchwässert. Das wird eine wirklich leckere Pilzpfanne – Stockschwämmchen sind Edel – Klasse!
Ausgezeichnet ist natürlich auch der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus erythropus). Er wurde allerdings für unsere Pilzausstellung sicher gestellt.
Dem geringen Pilzaufkommen angepast, waren wir heute auch nur eine kleine Truppe. Das Gruppenfoto mal ohne mich. Es sollte eigentlich nur ein Probebild werden, ist aber besser ausgefallen, als die Fotos mit meiner Wenigkeit. 17.09.2016 im Revier Weiße Krug.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!