Tage der Pilze in Rehna
Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V.
17. Tage der Pilze im Kloster Rehna
Die altehrwürdige Klosteranlage zu Rehna war am 22. und 23. Oktober wieder Schauplatz einer der größten Frischpilzausstellungen im Norddeutschen Raum und unbedingt einen Besuch wert.
Die Mitglieder des einzigen Pilzvereins Mecklenburg – Vorpommerns, Heinrich Sternberg Rehna e.V., luden zum 17. mal zu ihren traditionellen Tagen der Pilze ein. Sicherlich eine der wichtigsten Veranstaltungen eines jeden Jahres im beschaulichen Städtchen Rehna, ganz im Westen Mecklenburgs, am Rande der Schaalseeregion gelegen. Am Freitag, dem 21. Oktober, waren der Vereinsvorsitzende und Bio – Lehrer Torsten Richter und viele fleißige Helfer in den Wäldern der Umgebung unterwegs, um eine möglichst große Artenvielfalt an heimischen Großpilzen zu organisieren. Natürlich sind auch die Schüler der dortigen Regionalschule mit Eifer und Elan dabei gewesen, denn so ein Biologie – Unterricht macht einfach Spaß! Einige halfen auch am Nachmittag in Zusammenarbeit mit den Pilzfreunden des Vereins die umfangreiche Ausstellung in den Kreuzgängen des Klosters aufzubauen, damit am Sonnabend, pünktlich um 10.00 Uhr, die Pforten öffnen konnten.
Am Ortseingang zu Rehna waren große Hinweistafeln aufgestellt, die auf die große Pilzschau aufmerksam machten.
Die Öffnungszeiten:
Sonnabend, der 22. Oktober von 10.00 – 18.00 Uhr
Sonntag, der 23. Oktober von 10.00 – 16.00 Uhr
Eintritt: 2.00 €.
Nachdem die Besucher ihre 2 € Eintritt entrichtet hatten, wurden sie von einem wahren Meehr von Glückspilzen begrüßt.
Bevor aber die Tage der Pilze so richtig durchstarteten, wurde zunächst am Sonnabend, dem 22. Oktober, zu geführten Pilzwanderungen in die umliegenden Wälder eingeladen. Treff war gegen 10.00 Uhr auf dem Parkplatz an der Klosteranlage. Hier fand durch Torsten Richter auch die offizielle Eröffnung der diesjährigen Tage der Pilze statt. Wer also Lust hatte, eine Pilzlehrwanderung mit dem Fachmann zu bester Pilzzeit zu unternehmen, konnte sich hier rechtzeitig einfinden.
Eröffnung der 17. Tage der Pilze und Begrüßung der Teilnehmer zu den Pilzwanderungen auf dem Parkplatz neben der Klosteranlage durch den Vereinsvorsitzenden Torsten Richter (Mitte rechts). Es wurden drei Gruppen gebildet. Ich übernahm die Leute, die mit mir in den Woitendorfer Wald in der Nähe des Röggeliner See fahren wollten.
Zur Einstimmung begrüßte uns gleich eine Gruppe Specht – Tintlinge (Coprinus picaceus).
Aus Baumwurzeln heraus wuchsen diese Ansehnlichen- oder Beringten Flämmlinge (Gymnopilus junonius). Die Gattung der Flämmlinge enthält keine Speisepilze, da alle Vertreter sehr bitter schmecken. So bleiben diese wunderschönen Pilze nur ein Genuss für die Augen.
Gleich daneben brachen aus den Wurzelausläufern von Eichen unzählige Erlen – Schüpplinge (Pholiota alnicola) heraus. Diese ebenfalls ungenießbaren Pilze finden sich also nicht nur an Erlenholz. An Eiche soll auch der sehr ähnliche Aromatische Schüppling wachsen, mit auffälligem, aromatischen Duft und kleinen Schüppchen auf dem Hut.
Der Oktober ist auch die Zeit vieler Helmlinge. Kleine Blätterpilze mit oft konischen Hüten und hellem Sporenpulver. Sie wachsen an Holz oder zwischen Laub- und Nadelstreu. Hier sehen wir den an Eichen – Stubben häufigen Gefleckten Helmling (Mycena maculata). Ohne Speisewert.
Zwei holzbewohnende Dachpilze in der Draufsicht. Links der essbare Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) und rechts der giftige Blaugraue Dachpilz (Pluteus salicinus). Letzterer kann auch mehr bläulich schimmern und soll halluzinogene Giftstoffe enthalten. Er gehört also zu den Zauberpilzen.
Ein Massenpilz und oft in großen Büscheln an Laub- und Nadelholz ist der Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Der Giftpilz zeichnet sich durch bitteren Geschmack aus und ist so schon recht gut vom vorzüglichen und mild schmeckenden Graublättrigen Schwefelkopf zu unterscheiden.
Der größere Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium) kann sowohl gräuliche oder grünliche Lamellen besitzen, unterscheidet sich aber schon durch seinen kräftigeren Wuchs und den ziegelroten Farben. Er gilt als ungenießbar.
Der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) findet sich zunehmend häufig an altem, starken Buchenholz. Obwohl der einjährige Porling im Vergleich zu vielen anderen Vertretern relativ weichfleischig ist, kann er getrost am Stamm bleiben, denn er ist kein Speisepilz.
Das Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) ist ein Mürbling, der in großen Büscheln Laubholz – Stubben überziehen kann, ähnlich wie das Stockschwämmchen auch. Er besitzt zartes, brüchiges Fleisch und die Stiele sind weißseidig, ohne bräunliche Schüppchen. Von Kennern kann er trotzdem zum Essen mitgenommen werden, ist aber im Vergleich zum echten Stockschwämmchen minderwertiger.
Die violette Form des an sich weißen Seidigen Rißpilzes (Inocybe geophylla var. lilacina) ist ein hübscher kleiner Blätterpilz an kalkreicheren Standorten des Laubwaldes. Giftig und daher Vorsicht beim Sammeln anderer, lila gefärbter Lamellenpilze!
In dichten Gruppen auf altem, modrigem Holz oder Wurzelausläufern erscheinen im Herbst die Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme). Da sie etwas zäh und gummiartig in der Konsistenz sind, können sie nicht zu kulinarischen Zwecken empfohlen werden.
Dieser prächtige und gesunde Steinpilz (Boletus edulis) war wirklich ein Glückgriff, wuchs er doch zusammen mit den eigentlichen Glücksbringern, den Fliegenpilzen. Vielleicht haben die schönen Giftpilze deshalb ihren Ruf als Glückspilze erhalten, weil man in ihrer Nähe oft das Glück hat, Steinpilze finden zu können, wer weiß!
Auch eine Handvoll Derber Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) dürfen zu den Speisepilzen im Sammelkorb gelegt werden.
Gegen 13.00 Uhr waren wir dann wieder zurück und es konnte die Ausstellung in Augenschein genommen werden.
Zunächst war bei vielen aber eine Stärkung am Imbissstand von Irena angesagt. Es gab Kartoffelpüree mit Pilzpfanne, frische Waffeln, Kaffee und Tee.
Die Großpilzschau zeigte einen repräsentativen Querschnitt der heimischen Pilzflora. Als Großpilze bezeichnet man übrigens alle Pilzarten, die mit dem bloßen Auge als solches zu erkennen sind. Während der Öffnungszeiten waren natürlich auch Experten und Pilzberater vor Ort, die ihre gesammelten Werke auf Genießbarkeit prüften. Gerne wurden auch interessante Exponate beigesteuert und damit die Ausstellung bereichert.
So wie dieser Korb mit Maronen – Röhrlingen.
Oder diese Steinpilze von Angelika Boniakowski aus Hagebök. Links sehen wir einen seltenen Kiefernsteinpilz (Boletus pinophilus).
Bevor es zur eigentlichen Ausstellung in den Kreuzgängen geht, sind hier reichlich Info – Tafeln zur Klostergeschichte und vor allem zu den Aktivitäten des hiesigen Pilzvereins zu besichtigen.
Hier durften die 2 Euro Eintritt entrichtet werden. Dazu war auch reichlich Fachliteratur im Angebot, die die Gadebuscher Buchhandlung Schnürl & Müller zur Verfügung stellte.
Nun noch einige Stufen hinunter und links halten. Vor den Stufen geht es auch links herum, zum Imbiss vom Steinpilz – Wismar.
Trotz der schlechten Saison waren die Ausstellungsflächen nicht nur mit Fliegenpilzen reich bestückt.
Wie immer eröffnen die dicken Steinpilze den Reigen der heimischen Hutträger.
Wahre Giganten sind bei den Holzbewohnern zu sehen.
So wie die jung essbaren Schuppigen Porlinge im Hintergrund.
Schopftintlinge sind eine Delikatesse solange sie nicht in Autolyse übergehen.
Frische und getrocknete Erdsterne teils in Schaukästen.
Hier sind es frische Fruchtkörper des häufigen Wimpern – Erdsterns (Geastrum fimbriatum).
Christopher Engelhardt (sitzend) hatte sein Mikroskop und zugehörige Ausrüstung mitgebracht und nebenbei konnten kritische Funde gleich untersucht werden bzw. wer Lust hatte, konnte sich Sporen und Zellstrukturen, die bei vielen Arten zur sicheren Bestimmung unerlässlich sind, anschauen.
Der Chef beim Mikroskopieren. Torsten Richter beschäftigt sich vor allem mit kleinen Schlauchpilzen, ein riesiges und bisher wenig untersuchtes Gebiet der Mykologie. Ein Mikroskop ist hier unerlässlich, denn eine sichere Bestimmung ist nur in den wenigsten Fällen makroskopisch möglich.
Auch in diesem Jahr waren besonders schöne Zeichnungen und Bilder von Rehnaer Schülern in einer Staffelei ausgestellt und konnten unter Abgabe von Stimmzetteln bewertet werden.
Die Nummer 15 – ein Favorit meinerseits.
Auch diese nette Ecke mit Pilzmotiven haben die Schüler gestaltet und im Unterricht hergestellt.
Die beeindruckenden Ausstellungsschienen von hinten aus betrachtet. In der Mitte sehen wir Pilzberater Alexander Glomb, der bereits als Schulkind von Torsten Richter (Lehrer) dabei war und an den Pilzen hängen geblieben ist. Heute ist er einer der tragenden Säulen der Rehnaer Pilztage.
Unterstützt wurde die Großveranstaltung natürlich auch vom Steinpilz – Wismar und vielen weiteren Sponsoren aus Rehna und Umgebung.
Weitere Informationen unter: www.pilzverein-rehna.de