Ein Pilzwochenende in Mecklenburg
Herbstseminar in Keez, bei Brüel
Der Steinpilz – Wismar ludt in seiner Aussenstelle in Keez, bei Brüel, wieder zu einem herbstlichen Pilzwochenende ein.
Vom 14. – 16. Oktober 2016 war es wieder soweit. Wir luden zum wiederholten male in das mecklenburgische Keez, bei Brüel, zu einem herbstlichen Pilzseminar ein. Die waldreiche Umgebung war dafür wie geschaffen. Unterschiedliche Böden, Laub- wie Nadelwälder, Bachtäler und Seeuferbereiche, Trockenrasen und Heideflächen, Parkanlagen, Wiesen und Moore, praktisch alles, was des Pilzliebhabers Herz höher schlagen läßt und interessante Funde verspricht, ist in erreichbarer Nähe zu finden. Das Grundstück liegt genau an der B 104, ca. 3 Km von Brüel aus in Richtung Schwerin. Eigentlich nennen sich die wenigen Häuser an der Bundesstraße Keezer Schmiede. Leider ist hier kein Ortseingangsschild vorhanden. Es ist aus Brüel kommend gleich das erste Grundstück rechts zur Straße, aus Richtung Schwerin kommend das letzte linker Hand. Also nicht in den dortigen Abzweig nach Keez hinein fahren! Hier können allerdings, genau wie am gegenüber liegenden Abzweig nach Golchen, einige Fahrzeuge geparkt werden, da auf unserem Grundstück nur in begrenzter Zahl Parkmöglichkeiten vorhanden sind.
Auf dem Grundstückzaun macht dieser kleine Aufbau auf die richtige Lokalität aufmerksam. Hier waren Sie richtig!
Das Programm:
Freitag, der 14.10. – ab 12.00 Uhr Anreise. Gegen 14.00 Uhr Einführung in die allgemeine Pilzkunde mit Berücksichtigung des herbstlichen Aspektes. Referent war unser Pilzexperte Ulrich Klein.
Bevor wir starteten und das kleine Herbstseminar eröffneten, wurde zu Kaffee und frisch gebackenem Kuchen geladen.
Gleich zu Beginn verdeutlicht Ulrich Klein anhand einer Graphik, warum die Pilze ein eigenes Reich beanspruchen, allerdings strecken sie ihre Fühler zum Pflanzen- und Tierreich aus.
Gespannt Lauschen die Teilnehmer den Ausführungen unseres Referenten Ulrich Klein, ganz rechts.
Im Außenbereich hatten wir bereits eine kleine Pilzausstellung aufgebaut.
An dieser konnte in den Seminar – Pausen reichlich gefachsimpelt und markante Gerüche einiger Arten geprüft werden.
Der Lederbraune Mürbling (Psathyrella conopilus) wurde bereits auf der Anreise entdeckt.
Auch das Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) ist ein häufiger Mürbling und in großen Büscheln an Laubholz – Stubben zu finden. Die essbaren Pilze hatte uns Vereinsmitglied Egon Schmeißer aus Berlin mitgebracht.
Doch den bedeutsamsten Fund steuerten Anke Weselow und Ulrich Klein bei. Den sehr seltenen Harzigen Lackporling (Ganoderma resinaceum). Sie fanden ihn vor wenigen Tagen am Fuße einer alten Eiche.
Am Ende des kurzweiligen und wie immer sehr interessanten Theorieteils verabschiedete sich Ulrich mit dieser Graphik. Ich Denke, gemeint wird wohl das kommende Jahr sein, denn in diesem dürfte im großen und ganzen bereits „Hopfen und Malz“ verloren sein. Nicht nur das Glücksschweinchen kam größtenteils ohne wasserundurchlässiges Schuhwerk aus.
Zum Schluss ein kleines Dankeschön – Präsent meinerseits an unseren Referenten Ulrich Klein, dass hier Lebensgefährtin Anke Weselow aus meinen Händen sogleich weiterreichen wird. Hinzu kam noch ein Weihnachtsbraten, frisch geschlachtet von Irena.
Hier sehen wir bei der Vorbereitung der Abendbrot – Tafel. Im Namen aller ein ganz großes Lob und Dankeschön für Speis und Trank!
Sonnabend, der 15.10. – Exkursionen. Zwischen 08.00 und 09.00 Uhr Frühstück in Keez. Danach starten wir zu unserer 1. Exkursion. Ziel waren die Jülchendorfer Buchen und die Kobander Tannen.
Aufbruch bei regnerischem und kühlem Wetter in die Jülchendorfer Buchen.
Der Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) ist essbar und gehört zu den Freiblättlern. Er besitzt trotz der anfangs weißen Lamellen fleischfarbenen Sporenstaub. Wir finden ihn an Laubholz die gesamte Saison über, mitunter sogar im Winter.
Ganz frische Fruchtkörper des überaus häufigen Waldfreund – Rüblings (Collybia dryophila). Von Mai bis November in Laub- und Nadelwälder verschiedenen Typs. Der zwar minderwertige, aber essbare Rübling verströmt einen angenehm pilzigen Duft.
Die recht umfängliche Gattung der Helmlinge zählt zu den Hellsporern.
Der fast ganzjährig vorkommende Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata) besiedelt Laubholz – Stubben mit Vorliebe für Eichenholz. Wir finden ihn meist in kleinen, lockeren Büscheln. Die zunächst weißlichen Lamellen verfärben sich später rosa. Er ist der einzige Speisepilz unter den Helmlingen und soll vorzüglich schmecken.
Dieser besonders hübsche und sehr leicht kenntliche Gelbmilchende Helmling (Mycena crocata) zeichnet sie durch seine orangerote Milch aus, die bei Verletzung besonders aus der haarig – zottigen Stielbasis austritt. Er besitzt keinen Speisewert. Zu hause ist er im Reisig des Buchenwaldes.
Eine große Namensähnlichkeit besteht zwischen diesen beiden Helmlingen. Links sehen wir den giftigen Rosa – Helmling (Mycena rosea) und rechts den Rosablättrigen Helmling (Mycena galericulata). Ersterer ist Bodenbewohner längst der Waldwege und letzterer besiedelt Laubholz und ist dazu auch noch essbar.
Der dunkelrotbraunmilchende Große Bluthelmling (Mycena haematopus) ist ein Laubholz – Bewohner. Übersetzt man die wissenschaftliche Bezeichnung ins deutsche, so müsste er eigentlich Blutfuß – Helmling heißen. Bei Verletzung entsrömt ihm ein dunkelroter Milchsaft, besonders an der Stielbasis. Ungenießbar.
Samthäubchen (Conocybe) sind in der Regel makroskopisch kaum ansprechbar. Die meisten sind klein und gebrechlich. Schön und elegant sind sie dennoch und durchaus wert, sie sich einmal etwas näher zu betrachten. Hier können wir eine deutliche Riefung des oberen Stieles erkennen.
Der Schiefknollige Anis – Champignon (Agaricus abruptibulbus) ist ein typischer Waldbewohner. Auf Reibung gilbt er und riecht anisartig.
Pilzfreund Egon aus Berlin rief mich im Wald zu sich, um mir einen Pilz zu zeigen, der ähnlich einer Hand aus einer Baumspalte eines lebenden Baumes heraus wuchs. Es dürfte sich um einen Porling handeln. Möglich könnte ein Laubholz – Harzporling sein. In jungen Stadien sind einige Porlinge zunächst kaum zu identifizieren.
Röhrlinge waren hier Mangelware, um so größer die Freude, doch mal einen zu entdecken. Es ist ein Schwarzblauender Röhrling (Boletus pulverulentus). Ein eher seltenerer Vertreter dieser beliebten Gruppe. Der von oben oft gut getarnte, düstere Hut lässt ihn leicht übersehen. Auf der Unterseite schön gelbe Röhren und ebenso gefärbter Stiel, der zur Basis hin dunkelbraun wird. Das markanteste Merkmal ist aber das extrem starke blauen, dass schnell in fast schwarz übergeht. Der Pilz ist essbar.
Ein Glückspilz steht einsam und allein im Buchenwald und erfreute uns ganz besonders. Auch der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist bisher in diesem Herbst ein seltener Anblick.
Fein säuberlich wurden diese schönen und jungen Pilzköpfchen als Hallimasch eingesammelt. In der Tat ähneln sie dem Gelbschuppigen Hallimasch auf den ersten Blick sehr. Schaut man sich die dunkelblaugrauen Lamellen an, dürfte rasch klar werden, das es sich nicht um den beliebten Hallimasch handelt. Beim genauen Hinsehen erkennt man auf den Lamellenschneiden kleine Wassertröpfchen (Tränen) und der Hutrand ist faserig – schuppig umsäumt. Es handelt sich um die seltene orangebraune Form des Tränenden Saumpilzes, dem Feuerfaserling (Lacrymaria lacrymabunda var pyrotricha). Er kann gegessen werden.
Der Feuerfaserling (Lacrymaria lacrymabunda var. pyrotricha) in voller Schönheit. Während der Hallimasch zwar auch scheinbar auf der Erde wachsen kann, braucht er aber immer eine Holzunterlage. Der Feuerfaserling wächst auf gehaltvollerer Erde.
Sogar das ansonsten fast allgegenwärtige Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) ist in diesem Herbst fast schon eine Rarität.
Auf den ersten Blick meint man Stockschwämmchen vor sich zu haben. Betrachtet man sich aber die Pilze genauer, fällt der weiße, brüchige Stiel auf und der zumindest jung umsäumte Hutrand. Ring und Schüppchen fehlen am Stiel. Nicht umsonst wird der Wässrige Mürbling (Psathyrella hydrophila) im Volksmund als Weißstieliges Stockschwämmchen bezeichnet. Eine Verwechslung ist in diesem Fall ungefährlich, denn auch die hier gezeigte Art ist essbar, wenngleich sie die Qualitäten des echten Stockschwämmchens nicht erreicht.
Der Parasol oder Riesenschirmpilz ist als sehr guter Speisepilz weithin bekannt. Man achte auf den doppelt gerandeten, verschiebbaren Ring und den genatterten Stiel.
Der recht fleischige und kompakte Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium) steht in der Wertigkeit zwischen dem giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf und dem vorzüglichen Graublattrigen Schwefelkopf. Sein ziegelroter Hut und die Größe sind ein gutes Unterscheidungsmerkmal. Als Speisepilz ist er nicht zu empfehlen.
Der an Nadelholz fruktifizierende Rauch- oder Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) ist hingegen ein Edelpilz. Nur wenige Arten erreichen seinen Wohlgeschmack und die feste Konsistenz dieses Stubbenpilzes, den wir von Oktober bis April an Kiefern- und Fichtenstümpfen finden. Man achte auf die grauen Lamellen, dem weißlichen, zur Basis bräunlichen Stiel und dem milden, nicht bitteren Geschmack.
Der ungenießbare, aber dekorative Specht – Tintling (Coprinus picaceus) ist eine Augenweide im herbstlichen Buchenwald.
Zum Schluss konnte Pilzfreund Jürgen Horn aus Bargteheide noch einen ganz besonderen Fund präsentieren. Einen Mooshäubling mit besonders holzigem Stiel.
Auf der Heimfahrt nach Keez legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Schönlage ein. Hier werden am Ortsrand immer wieder große Mengen an organischem Pflanzenmaterial, insbesondere Zweige und Pflanzenschnitt, in einem Kiefernwald abgelagert, ein gefundenes Fressen für viele saprophytische Pilzarten und immer einen Blick wert. So entdeckte Jürgen Horn hier auch die seltenen Rotbrauen Erdsterne (Geastrum rufescens).
Vier weitere Arten von dieser Lokalität: von links nach rechts sehen wir auf Kiefernzapfen den Ohrlöffel – Stacheling und das Mäuseschwänzchen. Des weiteren junge Fahlgelbe Rötel – Trichterlinge und einen Lederbraunen Mürbling.
Frische fuchsige Rötel – Trichterlinge (Lepista flaccida) für eine kulinarische Kostprobe.
Gegen 13.00 Uhr Mittag in Keez und danach Aufbruch zur 2. Exkursion. Dazu hatte ich den Schlemminer Staatsforst bei Bützow ausgesucht.
In Warin legten wir noch einmal einen kurzen Zwischenstopp in einer kleinen, an sich pilzreichen Parkanlage ein. Vom Pilzreichtum kaum eine Spur, dafür wurden Maronen eingesammelt.
Die Fruchtschalen der Esskastanie oder Marone (Castanea sativa) ist wirklich sehr wehrhaft bestachelt und mit bloßen Händen kaum anzufassen. Dafür ist der Inhalt um so beliebter und wird besonders auf Weihnachtsmärkten in gerösteter Form angeboten. Zugleich ist die warmbraune Farbe der Frucht Namensgeber für einen ebenso beliebten Speisepilz, dem Maronen – Röhrling.
Aber vereinzelt zeigten sich in der bisher viel zu trockenen Rasenfläche der Parkanlagen in Gehölznähe die ersten Anzeichen eines beginnenden Wachstumsschubes. In den nächsten Wochen wird es hier noch richtig zur Sache gehen. Wir sehen den in Laub- und Nadelwäldern recht häufigen Gilbenden Erdritterling (Tricholoma sculpturatum). Essbar.
Im Schlemminer Forst angelangt, begrüßten uns sogleich Schopf – Tintlinge und kapitale, an Laubholz wachsende Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus). Wir können die häufige Art praktisch die gesamte Saison über finden und mitunter auch im milden Winter.
An Laubholz sind jetzt wieder recht häufig die frischen Konsolen der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa) zu finden. Die einjährigen Porlinge besitzen länglich, lamellenartiges Hymenophor, dass sich bei Berührung rotbräunlich verfärbt. Ungenießbar.
Der weiße Milchsaft des Süßlichen- oder Buchenmilchlings (Lactarius subdulcis) schmeckt mild. Da bei Täublingen und Milchlingen die Faustregel gilt, alles was nicht unangenehm scharf oder bitter schmeckt ist essbar, kann dieser überaus häufige Sprödblättler als Mischpilz in den Sammelkorb wandern.
Als dann der erste Steinpilz (Boletus edulis) im Laub des Buchenwaldes entdeckt wurde, war die Freude groß, denn damit hatten wir nicht gerechnet.
Und dort steht bereits der nächste, den Pilzfreund Egon aus Berlin vorsichtig erntet.
Weitere sollten folgen. Sie waren zum Teil noch fast weißhütig und nur das Buchenlaub war etwas angehäufelt, aber der Kennerblick konnte sie doch schon entdecken. Die bräunliche Hutfarbe entwickelt sich meist erst, wenn die Fruchtkörper an das Tageslicht gelangt sind. Junge Steinpilze sind grundsätzlich fast weißhütig.
Der Buntstielige Helmling (Mycena inclinata) ist ein klassischer Herbstpilz. Wir finden ihn in dichten Büscheln an Laubholz, insbesondere von Eichen. Der graubraune Hut ist am Rand gezähnelt und stark gereift. Der glänzende Stiel ist zunächst grauweißlich und verfärbt sich später gelb bis gelbrötlichbräunlich. Die Spitze bleibt weiß, so dass er mitunter recht bunt erscheint. Der Geruch ist eigentümlich talgig und stark ausgeprägt. Daran erkennt man ihn auch, wenn die Stiele nicht typisch farbenfroh erscheinen. Er besitzt keinen Speisewert.
Der Birkenblättling (Lenzites betulinus) fruktifiziert keinesfalls immer an Birke. Häufig ist er auch, so wie hier, an Buchenholz zu finden. Von oben könnte er leicht für eine große Schmetterlingstramete oder eine Striegelige Tramete gehalten werden. Betrachtet man die Unterseite mit ihrer Lamellenstruktur, ist der Pilz sogleich erkannt.
Der Kahle Krempling (Paxillus involutus) ist eine sehr häufige und gut bekannte Art, die trotz ihrer Lamellen zu den Röhrlingen gehört. Der in der Jugend eingerollte Hutrand, die gleichmäßig braune Färbung und die Druckempfindlichkeit lassen diesen säuerlich schmeckenden Pilz leicht erkennen. Da er seit Jahrzehnten als Giftpilz eingestuft wird, sollte er nicht mehr zum Essen gesammelt werden.
Die Stiele des kompakteren und größeren Derben Rotfüßchens (Xerocomus pruinatus) sind häufig gänzlich gelb gefärbt, ohne Rotanteil. Qualitativ ist diese, vor allem im Herbst oft als Massenpilz in Erscheinung tretende Art, dem gemeinen Rötfüßchen in jeder Hinsicht überlegen.
Eine ganz besondere Strategie vor Austrocknung hat der Spaltblättling (Schiziphyllum comune) entwickelt. Er besiedelt totes Laubholz, vor allem Buche, das an exponierten, besonnten Stellen lagert. Die Oberseite ist haarig – zottig und die einzelnen Lamellen können sich je nach Witterung öffnen oder schließen.
Zwei charakteristische Mykorrhiza – Arten des Buchenwaldes, der Buchen – Speitäubling (Russula mairei) und der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis). Beide gehören zu den Sprödblättlern und können als Massenpilz bis weit in den Spätherbst die entsprechenden Wälder bevölkern.
Eine überaus wichtige Art hatte Egon für uns entdeckt. Der Gift – Häubling (Galerina marginata). Die Verwechslungsart des Stockschwämmchens. Gut zu sehen ist der kahle, ungeschuppte, glänzende Stiel unterhalb der Ringzone. Das beste Unterscheidungsmerkmal zum Stockschwämmchen, das kleine, bräunliche Schüppchen am Stiel aufweisen muss.
Egon aus Berlin freut sich über einen schönen Frauen – Täubling.
Aus dem Buchenwald in den Fichtenforst.
An alten Fichtenstümpfen ist hier der Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus) zu hause. Er gilt nicht als gesundheitsschädlich, kann aber muffig schmecken. Das Kochwasser soll sich blau färben. Mit seinem samtigen, wildlederartigen Stielüberzug ist er kaum zu verwechseln.
In mitunter größeren und weit hin sichtbaren Trupps ist auch der bitter schmeckende Gefleckte Rübling (Collybia maculata) gern im Fichtenwald anzutreffen. Mit zunehmenden Alter bekommen die weißlichen Fruchtkörper braunrötliche Flecken. Die Lamellen stehen besonders dicht. Ungenießbar.
Gegen 19.00 Uhr Abendbrot und anschließend in gemütlicher Runde bei einem Glas Wein oder Pils Beginn der Auswertung unserer Exkursionsergebnisse b.z.w. Pilzbestimmungen.
Nach dem Abendbrot wurden unsere Pilzfunde auf Pappteller artenrein sortiert.
Im Anschluss wurden beim Pils Pilze bestimmt, vorgestellt und besprochen. An die 80 Arten hatten wir zusammen getragen.
Sonntag, 19.10. – Ab 08.00 Uhr gab es Frühstück und danach fuhren wir kurz in die kleine Parkanlage in Schönlage. Hier kann es im Herbst sehr pilzreich zugehen, heute war allerdings flaute angesagt.
Aber unter einer Fichtenreihe gab es einige Dunkelscheibige Fälblinge (Hebeloma mesophaeum) im Hexenring. Nicht zu verwechseln mit Nelkenschwindlingen, die keine graubraunen Lamellen besitzen und insgesamt auch zähfleischiger sind.
Frische Champignons waren auch vertreten, aber nicht wie sonst üblich Anis – Champignons, sondern die schwach giftigen Karbol – Egerlinge (Agaricus xanthodermus). Die auffällig gelbe Farbreaktion ist nach einigen Minuten wieder verschwunden, während sie bei einigen Anis – Champignon Arten erst nach einer weile sichtbar wird und stehen bleibt bzw. nachdunkelt.
Inzwischen hatte Irena bereits Mittag vorbereitet, dass sie in Frischhaltebehälter füllte und wir fuhren alle gemeinsam in ein Gebiet, in dem es in den zurückliegenden Wochen ergiebiger geregnet hatte. In die Elde – Region bei Neu Kaliß. Hier soll sich inzwischen ein deutlich besseres Pilzaufkommen entwickelt haben. Am Ende unserer Abschlussexkursion gab es dann noch Kaffee und Kuchen zum Abschied.
Kaum das wir unser Zielgebiet erreicht hatten, entdeckte Jürgen aus Schleswig – Holstein bereits aus dem Auto heraus den ersten Pilz, ein Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).
Wir waren kaum dem Auto entstiegen, stellten wir fest, dass wir bereits Edel – Reizker und Täublinge überrollt hatten. Nun gab es kein halten mehr. Schnell die Stiefel an und dann ging es los. Hier war es unverkennbar pilzreicher als bei uns und wir machten eine Uhrzeit ab (15.00 Uhr), an der wir uns wieder am Auto treffen wollten. Wer Maronen schneiden wollte, brauchte nur in die Kiefern zu gehen und das Messer gewetzt, wer etwas lernen wollte, konnte mir folgen.
Ein typischer Kiefernbegleiter ist der Braune Ledertäubling (Russula integra), ein guter Speisepilz.
Auf dem kurzgrasigen Streifen entlang der Straße war die größte Vielseitigkeit vorhanden. Unter anderem auch diese Schwärzenden Saftlinge (Hygrocybe nigrescens). Seine rotgelben, konischen Fruchtkörper schwärzen mit zunehmendem Alter. Giftverdächtig.
Der Butterpilz (Suillus luteus) gehört in die Gattung der Schmierröhrlinge und ist, wenn man so will, die Typus – Art seiner Gattung. Wir finden ihn von August – November ausschließlich unter Kiefern, besonders in jungen Schonungen oder an Weg und Straßenrändern. An Sonderstandorten wie ehemaligen Kies – Tagebauen ist er gelegentlich auch im April und Mai anzutreffen. Die schleimige Huthaut sollte abgezogen werden.
Ein eher kleinerer Täubling, der ausschließlich unter Kiefern auf Sandböden wächst, ist der ockerblättrige Kiefern – Täubling (Russula cessans). Er kann in der Hutfarbe wie viele andere Täublinge erheblich variieren. Unsere Kollektionen waren alle sehr farbfreudig mit kräftig weinroten Hüten und dunklerer Mitte. Er schmeckt mild und kann als Mischpilz Verwertung finden.
Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) schoben ganz frisch am Rasenstreifen der wenig befahrenen Landstraße. Sie brauchen etwas Kalk und sind in den sauren Bereichen mit ihrem reichlichen Maronen – Vorkommen nicht zu finden.
Der Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) ist streng an die Kiefer gebunden. Der vorzügliche Speisepilz eignet sich am besten zum Braten. Frieder Gröger schreibt außerdem „Auch für kräftige Pilzsuppen mit dunkler Mehlschwitze, Speck und Kümmel sehr gut“.
Ein eindeutiger Perlpilz (Amanita rubescens). Gut ist die Riefung der Manschette zu erkennen und auch die weinrote Färbung ist deutlich ausgeprägt. Hier ist eine Verwechslung mit dem Pantherpilz auszuschließen.
Der essbare Rote Heringstäubling (Russula xerampelina) gehört zu unseren schönsten und farbenprächtigsten Pilzen überhaupt. Er wächst immer unter Kiefern und ist an seinem milden Geschmack, dem Fischgeruch und dem bräunen seines Fleisches gut vom sehr ähnlichen und extrem scharfen Zedernholz – Täubling zu unterscheiden. Dieser kommt an gleicher Stelle vor und kann nahezu genauso aussehen.
Der Olivgrüne Milchling (Lactarius turpis) ist eigentlich mit der Birke und der Fichte assoziiert, wuchs hier aber reichlich im reinen Kiefernforst. Seine weiße Milch schmeckt scharf und der Pilz kann aufgrund seines widerwertigen Geschmacks in keiner Form genießbar gemacht werden. Einige Pilzfreunde haben ihn aufgrund seiner grünlichen Hutoberflächen auf den ersten Blick für einen Grünling gehalten.
Der Kuh – Röhrling (Suillus bovinus) ist ein strenger Kiefernbegleiter. Er lebt nicht nur mit dieser in Symbiose, sondern auch mit dem rechts im Bild zu erkennenden Rosenroten Schmierling (Gomphidius roseus). Beide sind essbar, aber der Kuhpilz ist recht gummiartig zäh und wenig wertvoll, am Schmierling ist wenig dran.
Der Orangerote Nabeling (Loreleia postii) ist ein recht seltener und besonders schöner und eleganter Blätterpilz. Über ihn habe ich mich ganz besonders gefreut, denn ich habe die Art noch nicht oft zu Gesicht bekommen. Kein Speisepilz.
Noch seltener finden wir den Habichtspilz (Sarcodon imbricatus) in Mecklenburg. Er ist in den ärmsten Sandergebieten zu hause und wächst bei uns unter Kiefern, im Bergland unter Fichten. Der dunkel geschuppte, grauschwarze Stachelpilz, ist jung essbar, wird später aber bitter. Als Würzpilz soll er getrocknet und pulverisiert eine hervorragende Pilzwürze ergeben.
Den Steinpilz (Boletus edulis) finden wir zwar meist unter Fichten und Buchen, aber besonders dort wo die Kiefer dominant ist, können wir ihn auch unter diesen Nadelbäumen antreffen. Insbesondere an Weg- und Waldrändern oder unter locker stehenden Kiefern mit Rentierflechten, also Stellen, wo wir auch den Grünling finden können.
Ähnliches kann auch bei der Krausen Glucke (Sparassus crispa) beobachtet werden. Sie ist in der Regel am Fuße älterer Kiefern und deren Stubben zu finden. Wo Kiefern Mangelware sind, wächst sie auch an Fichte oder sogar Lärche.
Richtig zuhause in den monotonen Kiefernforsten ist aber der beliebte Maronen – Röhrling (Xerocomus badius). Er wächst allerdings genauso gut in vielen Fichtenwäldern. Heute bildete er flächendeckende Massenbestände aus. Bei diesem Exemplar dachte ich zunächst an Trockenschäden, die den Stiel bei der weiteren Streckung aufspringen ließen.
Als ich mich aber am Standort umsah, fand ich noch etwa 50 bis 60 Exemplare, die alle gleichartig aufgesprungene Stiele besaßen. Und das, obwohl sie im tiefen Moos und Gras standen, wo Wind oder trockene Luft ihnen nichts anhaben konnten. Außerdem war die Wetterlage nicht dem entsprechend. Es muss also eine andere Ursache für dieses ungewöhnliche Verhalten geben.
Gegen 15.00 Uhr trafen sich alle wieder an den Autos und es wurden die Pilzfunde ausgewertet. Hier sehen wir einen typischen Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis). Er wuchs am Straßenrand außerhalb der Stadt.
Es sah teils recht bunt in der Körben aus. Bei diesem Sammelsurium handelt es sich durchweg um essbare Arten.
Edel – Reizker vom feinsten. Delikater geht es kaum noch!
Die Masse bildeten allerdings gut gefüllte Körbe mit Maronen – Röhrlingen. Ein wirklich beeindruckender und würdiger Abschluss unseres herbstlichen Pilzseminars 2016.
Die Grundgebühr für unser Pilzseminar betrug 50.00 €.
In begrenzter Zahl standen Doppelstockbetten zur Übernachtung zur Verfügung. Kosten pro Nacht: 15.00 €. Wer es etwas gehobener wünschte, konnte sich nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten, die es reichlich in der Umgebung gibt, umschauen.
Wir boten Vollverpflegung an, das heißt, jeweils 2 mal Kaffee und Kuchen, 2 mal Mittag sowie 2 mal Frühstück und Abendbrot. Kostenpunkt: 35.00 €.
Anmeldungen zu weiteren Seminaren können sowohl schriftlich als auch per E- Mail unter folgenden Adressen erfolgen: Mykologisches Informationszentrum Steinpilz – Wismar, ABC Straße 21, 23966 Wismar oder an Irena Dombrowa, 19412 Keez, Dorfstraße 1. E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de
Anfragen unter folgenden Telefon b.z.w. Handy – Nummern: 03841/228917, 0173/6977219 oder 0172/7339226.
Wir waren zwar nur eine kleine Gruppe, da aufgrund der schlechten Saison kein großes Interesse an einem Pilzwochenende bestand, aber mit dem was wir letztendlich geboten bekamen, können alle mehr als nur zufrieden sein. Es war ein tolles und pilzreiches Herbstseminar. Leider fehlt unsere gute Seele Irena auf dem Foto, sie hatte es noch nicht geschafft, sich von den Maronen los zu sagen.
In diesem Sinne vielleicht bis zum nächsten Jahr wenn es wieder heißt, der Steinpilz – Wismar lädt ein zu einem Pilzwochenende in Mecklenburg.