Mit einer 4. Klasse auf Pilzsuche
Wie schon seit vielen Jahren im Herbst war ich auch am 27. September 2016 wieder mit Schülern einer 4. Klasse der Regionalschule am Rietberg in Neuburg, bei Wismar, zu einer Pilzwanderung im Rahmen des Unterrichtes verabredet. Trotz der Trockenheit durchstreiften die Schüler voller Begeisterung das Dickicht des Waldes und konnten so manch interessantes entdecken. Hier einige Impressionen:
Kurz nach 08.00 Uhr starteten wir von der Regionalschule am Rietberg aus zu einer Runde durch den Forst Farpen bei Neuburg.
Bevor es den bewaldeten Wallberg hinauf ging, noch schnell ein Erinnerungsfoto.
Ein liegender Kiefernstamm war übersät von kleinen, zähen, stiellosen Pilzkonsolen mit violetten Poren auf der Unterseite. Der Gemeine Violettporling gehört zu den Müllwerkern des Waldes und versucht im laufe der Zeit im Zusammenspiel mit vielen weiteren Pilzarten und Organismen den Holzstamm zu beseitigen. Er ernährt sich von ihm.
Kurz danach entdeckten die Kinder einen ganz besonderen und vor allem wichtigen Pilz mit grünem Hut, weißlichem Stiel, mit einer lappigen Knolle am Grund. Den Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Jeder Pilzsucher und am besten schon jedes Kind sollte diesen Pilz kennen. Er ist der schlimmste Giftpilz Europas und kann schon in kleinen Mengen gegessen, töten. Grüner, manchmal auch weißer Hut, weiße Lamellen, weißlicher, oft grünlich genatterter Stiel mit einer Knolle am Grund, die mit Hautlappen einer früheren „Eihülle“, aus der er schlüpfte, versehen ist und Honiggeruch sind die wichtigsten Merkmale! Für die Bäume des Waldes, meist Eichen, Buchen und Fichten, ist er aber sehr wichtig. Er lebt mit ihnen in einer Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Vorteil.
Dieser kleine, gebrechliche Blätterpilz mit dunklen Lamellen benötigt gedüngte Böden für sein Gedeihen. Das drückt sich unmissverständlich in seinem Gattungsnamen aus. Es ist ein Düngerling (Panaeolus spec.). Düngerlinge sind schwach giftig!
Der Erlen – Krempling (Paxillus filamentosus) ist mit Erlen, die wir meist auf feuchten und sumpfigen Böden finden, verheiratet. Er lebt also nur mit diesem Laubbaum in einer für beide vorteilhaften Beziehung. Den Gattungsnamen Krempling hat er wegen seinem eingerollten Hutrand bekommen und er sollte lieber nicht gegessen werden, weil er im Verdacht steht, allergische Erkrankungen auslösen zu können.
Vorsichtig werden die ersten Funde in den Korb gelegt und ein Bestimmungsbüchlein ist gleich mit dabei.
Ebenfalls mit bedacht und Vorsicht pflückt das Mädchen die leckeren Stockschwämmchen vom Laubholzstubben ab.
Die gelb- bis zimtbräunlichen Hüte sind zur Hutmitte heller und zum Rand meist dunkler gefärbt. Die Lamellen sind ebenfalls bräunlich und auch der Stiel besitzt die gleiche Farbe, muss aber unterhalb der Ringzone immer kleine, braune Schüppchen aufweisen. Sind diese nicht vorhanden, kann es der sehr giftige Nadelholzhäubling, der auch an Laubholz wächst, sein. Nur wer das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) gut kennt, darf es zum essen sammeln, denn kaum ein anderer Pilz schmeckt so lecker wie dieser.
Ein zähfleischiger Blätterpilz an Kiefernholz, besonders dort, wo es sehr trocken ist. Der sahneweißliche Fruchtkörper besitzt einen mit hellbräunlichen Schuppen ausgestatteten Hut und gesägte Lamellenschneiden. Sie wirken von der Seite betrachtet wie die Zähne eines Sägeblattes, was auch auf diesem Foto zu erkennen ist. Der Pilz ist nicht nur zäh, sondern schmeckt auch nicht. Pilze mit solchen Eigenschaften bezeichnet man als ungenießbar, sie müssen aber nicht giftig sein.
Hier haben die Tiere des Waldes schon genascht. Der Pilz ist zwar etwas zäh aber nicht giftig. Manche Menschen glauben, wenn Pilze von Tieren angeknabbert sind, müssten sie auch für Menschen ungefährlich sein. Das ist ein großer Irrtum, auch der tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz schmeckt gerade einigen Schnecken ganz besonders gut.
Der selbe Pilz von unten. Es ist ein Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster), der ganz jung auch gegessen werden kann.
Zu den Schlauchpilzen gehören die markanten Vielgestaltigen Holzkeulen (Xylaria polymorpha). Sie bilden ihre Sporen in sogenannten Schläuchen aus, die unter dem Mikroskop gut zu sehen sind. Zu ihnen gehören beispielsweise auch die leckeren Morcheln, die wir im Frühling finden. Holzkeulen können aber nicht gegessen werden, schon alleine weil sie nicht nur an Holz wachsen, sondern selber holzig sind.
Die Schülerin zeigt uns einen Kartoffelbovist. Er ist ein Bauchpilz und produziert seine für die Vermehrung der Art zuständigen Sporen im inneren. Wenn wir auf reife Boviste und Stäublinge treten, so stauben oder „rauchen“ sie. Das sind unzählige Sporen, die der Wind nun weit weg weht, bis sie irgendwo landen und wenn es ihnen dort gefällt, entsteht ein neuer Pilz. Der Kartoffelbovist ist giftig, viele andere Boviste und Stäublinge können jung gegessen werden, solange sie innen weiß sind.
Es brennt wie Zunder, den Spruch hat wohl jeder schon einmal gehört. Und hier sehen wir ihn, den echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) aus dem der Zunder gewonnen wird. Es ist ein großer Porling der besonders an alten Buchen, oder so wie hier, an Birken vorkommt.
Ein toller Fund, der schon fast liebevoll in den Arm genommen wird. Der geht mit nach hause.
Und auch das sind Pilze, nämlich eine Untergattung der Schlauchpilze, die Kernpilze oder Pyrenomyceten. Die Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) besiedelt mit Vorliebe tote Knüppel vom Haselnussstrauch.
Gar nicht so einfach, die holzig – zähen Konsolen der Buckeltrameten vom noch harten Buchenstubben zu lösen.
Und weiter geht es an diesem warmen und sonnigen Frühherbsttag langsam wieder in Richtung Schule, denn das Mittagessen ruft.
Mit diesem schönen Stimmungsfoto von einer Kieferngruppe am Waldrand möchte ich den kleinen, bebilderten Rückblick auf unsere Pilzwanderung im Schulunterricht beenden. 27. September 2016.
Übrigens bin ich im Oktober nochmals mit Schülern der Schule am Rietberg unterwegs. Hoffen wir, dass es bis dahin feuchter wird und die Pilze dann nur so sprießen!