Maronen – Schwämme am Reuterstein
Der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) ist einer der bekanntesten und beliebtesten Speisepilze. In sauren Kiefern- und Fichten Monokulturen kann er oft Massenbestände ausbilden. So geschehen im Oktober 2016 nach Septemberhitze und darauf folgenden, ergiebigen Niederschlägen in den Kiefernforsten am Elde – Kanal um Neu Kaliß herum.
Am Sonntag, dem 23. Oktober 2016, war ich mit Freunden und Bekannten des Wismarer Rechtsanwaltes Hartmut Perlebach zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Wir trafen uns gegen 08.00 Uhr auf dem Parkplatz am Wismarer ZOB. Nach kurzer Abstimmung zum Zielgebiet entschlossen wir uns in die Maronengegend am Elde – Kanal bei Neu Kaliß zu fahren. Konzipiert eigentlich auch als Lehrwanderung, wird es heute wohl eher eine Pilzsammlung im klassischen Sinne werden. Maronen im Überfluss, da wird vieles andere zur Nebensache. Mir sollte es recht sein, konnte ich doch bei der Gelegenheit auch reichlich Nachschub für unsere Dörrgeräte einsammeln. Hier einige Impressionen:
Ankunft am Reuterstein, in der Heimat der Maronen – Röhrlinge.
Doch bevor das Maronen – Fieber so richtig ausbrach, tauchten dann doch einige Fragen zu den ersten Pilzen auf, die uns begegneten. Hier sind es essbare Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus). Bei dem Überangebot an schmackhaften Maronen kann man auf diesen eher gewöhnungsbedürftig schmeckenden Holzbewohner getrost verzichten.
Der Leberbraune Milchling (Lactarius hepaticus) ist ein strenger Kiefernbegleiter. Er wird auch Später Milchling genannt, da er einer der letzten Vertreter seiner Gattung im Jahreszyklus ist. Seine weiße Milch gilbt nach einiger Zeit, besonders auf einem weißen Taschentuch getropft. Geringwertiger Speisepilz, genau wie die Falschen Pfifferlinge im Hintergrund.
Der Heimtückische oder Zedernholz – Täubling (Russula badia) ähnelt sehr dem essbaren Roten Heringstäubling, der sich auch den Standort unter Kiefern mit ihm teilt. Ist kein Geruch nach Heringslake feststellbar, empfiehlt sich eine Kostprobe der Lamellen. Nach einer kleinen Weile verspürt man die nahezu unerträgliche Schärfe dieses schönen Sprödblättlers, daher ungenießbar.
Fliegenpilze (Amanita muscaria) müssen nicht immer knallig rot gefärbt sein. Im Gebirge und in Skandinavien wächst der braune Königsfliegenpilz und hier sehen wir die orange Form des Roten Fliegenpilzes. Auch die weißen Flocken können fehlen. Regen hat sie abgespült.
Etwa zwei Stunden nach dem Ausschwärmen waren die meisten Körbe gefüllt und es ging sogar schon an`s Putzen.
Die Ernte kann sich sehen lassen. Maronen – Röhrlinge bis zum Abwinken!
Aber es gab nicht nur leckere Maronen – Röhrlinge, sondern auch echte Delikatessen. Wir waren hier heute nicht die einzigen Pilzsucher aus Wismar. Ganz zufällig trafen wir unser Vereinsmitglied Thomas Harm, der mit seiner Freundin die Weg- und Straßenränder nach Edel – Reizkern (Lactarius deliciosus) absuchte, mit Erfolg, wie man sieht.
Ja, das ist doch mal ein zünftiges Abschlussfoto einer Pilzwanderung. Die Körbe sind voll, die Stimmung ist entsprechend gut und im Hintergrund noch ein denkwürdiges Motiv, der Reuterstein. Er ist dem Mecklenburger Heimat – Dichter Fritz Reuter gewidmet, der im nahen Dömitz unfreiwillig einige Jahre in Festungshaft zubringen musste und an dieser Wegkreuzung über den rechten Weg, den es nach neu gewonnener Freiheit nun einzuschlagen gilt, sinniert haben soll.
„Ja, aber welcher Weg ist der rechte?“ So könnte man diesen Plattdeutschen Ausspruch von Fritz Reuter sinngemäß in`s Hochdeutsche übersetzen. Veröffentlicht in seinem autobiographischen Roman „Ut mine Festungstid“ = „Aus meiner Festungszeit“, Kapitel 26. – Welcher Weg nun für uns der rechte sein wird, war klar – nach Wismar!
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.